Ein geheimes
Juwel – der Weißenbach
Ein Bericht von Mag. Hans M. Peherstorfer |
Der Weißenbach
entspringt im Höllengebirge und mündet in Weißenbach in
den Attersee. In seinem Verlauf nimmt er zwei weitere Bäche auf, den
Gimbach und den Schwarzenbach.
Diese Strecke, die wahrscheinlich eher Motorradfahrern bekannt sein dürfte, führt durch ein malerisches Tal, das eine Verbindung zwischen der Ischler Traun und dem Attersee bildet, wobei nur der Teil, der von der Wasserscheide auf dem Weißenbacher Sattel in den Attersee fließt, befischt werden kann. Dieser Abschnitt dafür bis zur Mündung in den Attersee. Es ist jedoch in fischereilicher Hinsicht vorweg gleich eines zu bemerken, wer viele und große Fische fangen will, ist hier fehl am Platz. Der Weißenbach wird nämlich kaum bewirtschaftet und es wird eigentlich nur der Pflichtbesatz durchgeführt. Wer allerdings nach einem großteils unberührten Gewässer sucht, das mit kristallklarem, relativ trübungssicheren Wasser besticht, das eine atemberaubende Landschaft bietet, teilweise weit weg von der lärmenden Straße, der ist hier goldrichtig! |
Ein weiterer Punkt, der nicht jedermanns Sache sein dürfte, sei auch noch erwähnt: An schönen Sommertagen wird das Weißenbachtal in weiten Teilen von Badegästen, die der Freikörperkultur anhängen wegen der Abgeschiedenheit als Strand genützt – ein manchmal (oder meistens) eher unerfreulicher Anblick, der jedoch zu allem Überdruß oft noch voll stolz einem fischenden Exoten (=weil angekleidet) präsentiert wird! |
Nun jedoch
zur Fischerei: Ich befische dieses Gewässer nun schon seit mehreren
Jahren regelmäßig und habe schon wahre Sternstunden erlebt.
Die kleinen Bachforellen und seltenen Saiblinge sind fast immer bereit
auf eine in Dead Drift angebotene Trockenfliege zu steigen. Ich habe noch
nie ein anderes Gewässer befischt, an dem ich so konstant mit der
Trockenfliege gefangen hätte. Die Auswahl der Muster stellt hierbei
vor keine größeren Probleme, Standartmuster – Sedges und Eintagsfliegen
– in den Größen 12-18 sind immer gegangen. Manchmal – mit ein
bißchen Glück - kann man jedoch auch einen Steinfliegenschlupf
erleben, und dann gehen natürlich entsprechende Muster besonders gut.
Ich fische dann meist eine Stimulator in der passenden Größe,
die natürlich auch einmal gefurcht gefischt werden kann, was oft zu
besonders heftigen Attacken führt.
Nur in den allerseltensten Situationen ist es notwendig, mal auf eine Nymphe zu wechseln, was ich aber weitgehend zu vermeiden versuche. Einzig, wenn man in einem der tieferen Gumpen einen der (sehr) wenigen Großen erspäht hat, und der dann nicht bereit ist, auf die Trockene nach oben zu kommen, setze ich eine kleine Tungsten - Goldkopfnymphe ein, um den Burschen vielleicht doch noch zu einem Tänzchen überreden zu können. |
Wie bereits
erwähnt, bahnt sich der Fluß/Bach seinen Weg durch ein fast
unverbautes Tal, es wechseln sich tiefe Gumpen und Riesel ab. Wunderschöne,
tief eingegrabene Kurven mit genug Unterständen für Forellen,
laden die Trockenfliege auf eine lange Drift ein.
Von der Mündung aufwärts ist leider nur eine sehr geringe Restwassermenge unterhalb eines Wehres vorhanden – dieser Teil ist daher aus fischereilicher Hinsicht eher uninteressant. |
Die landschaftlich
wundervolle und auch für uns Fliegenfischer interessante Strecke beginnt
oberhalb besagter Wehr: Man kann sein Auto am Parkplatz an der Bundesstraße
nach Bad Ischl, an der Ortsgrenze von Weißenbach abstellen, dort
gleich in den Fluß steigen und einfach fischend flußaufwärts
wandern. Nach meiner Erfahrung hat sich das als die lohnendste Art, den
Weißenbach zu befischen erwiesen.
Werferisch wird man nicht vor allzu große Probleme gestellt, die Breite beträgt im unteren Bereich ca. 5-8 Meter und verringert sich natürlich stromauf entsprechend. |
Worauf man allerdings achten sollte, ist eine weiche Präsentation, ein lautes Aufklatschen der Schnur am Wasser, läßt dessen Bewohner für längere Zeit beleidigt zum Grund sinken. Auch ist meist genug Raum für einen Rückschwung vorhanden, da sich im weitläufigen Kiesbett, das sich nach den Frühjahrshochwässern jedes Jahr völlig neu präsentiert, nicht besonders viel Vegetation halten kann. |
Eine weitere
Besonderheit des Weißenbachs ist noch zu erwähnen: Er fließt
in seinem Kalkstein/Schotterbett in den regenarmen Sommermonaten (heuer
also nicht) in kürzeren Teilen im Kiesbett und scheint völlig
zu versiegen, tritt aber einige hundert Meter später wieder zu Tage.
Generell ist zu sagen, daß die Fischerei bei höherem Wasserstand
besser ist, als bei Niedrigwasser.
Noch einige Worte zum Fischbestand: Es befinden sich hauptsächlich Bachforellen im Weißenbach, vereinzelt kommen aus früherem Besatz Bachsaiblinge vor und Regenbogenforellen fehlen völlig. Die Durchschnittsgröße der Fische beläuft sich auf ca. 20 cm. Ein Fisch mit 30 cm will hart erarbeitet sein und alles was darüber liegt, ist als absoluter Ausnahmefang zu bezeichnen. Ich befische den Weißenbach nun schon über zehn Jahren mehrere Tage im Jahr und habe bis jetzt erst eine Forelle über 40cm gefangen (übrigens natürlich auch auf die Trockene). Es ist also eine Sache für Liebhaber des Trockenfliegenfischens, die nicht unbedingt auf Kapitale aus sind, denn die sind eben eine sehr rare Ausnahme! Die Tageskarten – und das ist vielleicht die beste Nachricht – kosten angemessene € 11,- und sind im Hotel Post in Weißenbach am Attersee erhältlich, das ca. 5 Minuten mit dem Auto vom Wasser entfernt liegt. Bei Bedarf kann man hier auch das oberösterreichische „Fischerbüchl“ erwerben. Die Bestimmungen verbieten nur Lebendköder, es dürfte also theoretisch auch mit dem Spinner gefischt werden, ich habe jedoch noch nie einen Spinnfischer gesehen und halte die Spinnfischerei auch nicht für besonders erfolgversprechend. Ebenso existiert keine Entnahmeregelung und es ist lediglich das gesetzliche Brittelmaß von 22 cm vorgeschrieben, ich hoffe jedoch, daß sich jeder in Selbstmäßigung übt und keinen Raubbau an diesem wunderschönen Bächlein betreibt, das ja ohnehin nicht wirklich dicht besetzt ist. Die Saison erstreckt sich vom 1. Mai bis zum Beginn der Bachforellenschonzeit am 15. September. In diesem Sinne Petri Heil und vielleicht treffen wir uns einmal am Weißenbach! |
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