Fliegenfischen in Italien/Ligurien - Fluss Tanaro

Bericht und Fotos von Holger Schmöe/ 31.07.- 13.08.05

Bereits im Herbst letzten Jahres stand fest, dass der nächste Sommerurlaub mit der Familie diesmal nicht in den Norden geht, sondern in den von mir so ungeliebten Süden. Die Familie (meine 4 Frauen) wollte garantierte Sonne und Meer. 

Italien, Ligurien, stand ganz oben auf der Liste. Das Haus war auch sofort gefunden. In den Bergen, in der Nähe von Imperia. 

Im Urlaub kein Fliegenfischen ? !  Das geht gar nicht und sogleich machte ich mich daran im Interaktiven Forum eine Anfrage zu starten. Ich machte mir kaum Hoffnung. Sonne, Meer, 30 Grad ! Wo soll ich da im Nahbereich fischen können ?

Tatsächlich bekam ich jedoch einen guten Tipp eines Kollegen, der mich auf ein Hotel in der Nähe von Ormea  aufmerksam machte, wo man Karten für den Fluss Tanaro erwerben könnte. Im Fluss sollen angeblich große Forelle mit dem Streamer zu erbeuten sein.

Wenige Tage im Urlaub, die Sonne brannte, juckte es bei mir in den Fingern und ich machte mich auf die Suche nach dem besagten Hotel. Nach ca. 45 Minuten Autofahrt kam ich tatsächlich an dem Hotel an. Ein großes Schild mit einer Forelle am Seiteneingang ließ mich daran nicht zweifeln.

Ich stieg aus und prüfte erst mal die Lage. Eine nette Forellenzuchtanlage hinter dem Hotel verriet: Hier bin ich richtig ! Der zurückliegende Fluss führte nicht besonders viel Wasser, so dass ich zunächst etwas skeptisch war. Ein  paar Meter zu Fuß und ein Blick in den ersten Gumpen verriet jedoch etwas anderes. Der Fluss war voll mit Fisch !

<= Ein Gumpen aus einer Höhe von 3m von oben fotografiert. Die Regenbogenforelle von ca. 70 cm zeigte sich zunächst noch uninteressiert.

Ich blieb ein paar Minuten stehen und beobachtete die Aktivität der Fische.

In regelmäßigen Abständen wurden Nymphen zu sich genommnen und einzelne kleine Eintagsfliegen wurden ebenfalls nicht verschmäht.

Danach war ich kaum noch zu halten. Die Preisfrage war schnell geklärt (sofern man ein wenig englisch  sprechen kann)  und für mich war klar, dass ich in den nächsten Tagen hier fischen muss. Zwei Tage später war es dann endlich soweit. Etwas spärlich ausgerüstet (…war ja Familienurlaub ), dennoch guten Mutes und bei tollem Wetter war ich endlich am Fluss angekommen. Schnell die Karte im Hotel gekauft und nichts wie hin.
Ein typischer Gebirgsbach erstreckte sich vor mir. Die Wasserführung war nicht optimal (für Hochsommertemperaturen und anhaltender Trockenheit immer noch ausreichend ), das Wasser jedoch absolut klarsichtig und  wechselte wiederkehrend zwischen langsamen und schnellen Zügen. Dabei immer wieder Gumpen mit guter/sehr guter Wasserführung und großen Fischen.
<= Glasklares Wasser, viel Steine/Geröll und jede Menge heikle Fische. Hier ist vorsichtiges Anpirschen gefragt. 

In diesem Abschnitt war das Wasser etwas unruhiger, so dass die Nymphe aber auch der Streamer hier erfolgversprechend war.

Oberflächenaktive Fische waren zu diesem Zeitpunkt (so gegen Mittag)
kaum auszumachen.

<= Dann endlich war es soweit. Eine erste schöne gezeichnete Bachforelle konnte dem Streamer nicht widerstehen. 

Ein wahrer Kämpfer in den schnellen Zügen, doch nach wenigen
Minuten war der Bann gebrochen.

Man möge mir verzeihen, dass ich den Fisch für das Foto nicht im Wasser lassen konnte. Dennoch 
konnte er wenige Augenblicke später wieder unversehrt im Tanaro weiter schwimmen.

Die offenkundig gut bewirtschaftete Strecke ist ca. 6 km lang. Sie ist hierbei unterteilt in 
catch and release (no kill), sowie in eine Entnahmestrecke. Beide Strecken liegen bei etwa 3 km. Der Preis ist sehr angemessen. Die „no kill“ – Strecke kostet als Tageskarte 32,- Euro. Für dieses Gewässer, was man jederzeit auch mit anderen guten Gewässern des Nachbarlandes in Österreich vergleichen kann, ist dies sogar günstig.  So habe ich vor einigen Jahren auch die Torrener Ache befischt, welches mit diesem Gewässer durchaus vergleichbar ist. Die Fischerei konzentriert sich eben vornehmlich auf die Gumpenabschnitte. Gut zu Fuß sollte man schon sein, damit möglichst viele Abschnitte befischt werden können.
Der Abschnitt mit Fischentnahme liegt bei 42-45,- Euro als Tageskarte, je nachdem wie die Entnahme ausfällt. Max. 5 Fische könnten dort entnommen werden. Ich habe diesen Abschnitt allerdings nicht befischt, zumal auf Grund von geringer Wassermenge ein Teilbereich in diesem Abschnitt auch gesperrt war.
=> Wie man sieht, ist die Breite des Baches nicht zu verachten. An dieser Stelle liegt sie bei ca. 15 Metern. Hier hat das Wasser eine 
durchschnittliche Tiefe von ca. 60-70 cm; an einigen tieferen Zügen bis zu ca. 100 cm. In diesen Bereichen war das Präsentieren der Trockenfliege besonders heikel. Jeder überworfene Fisch suchte sofort sein Heil in der Flucht. Sauber präsentiert war die Chance jedoch hoch, dass der Fisch die Fliege nahm.
<= Eine sehr gute Stelle ! Hier befindet sich der Bach  in einer kleinen Schlucht und der Gumpen beruhigt eine schnellfließende Passage.
Es war schwer in diesem Bereich den Fischen nachzustellen. Entweder musste man eine längere Watstrecke zurücklegen, oder aber von den Steinfelsen aus, etwas oberhalb und nicht ganz einfach, die Fliege präsentieren. 
In diesem Gumpen waren eine Vielzahl von kräftigen
und kampfstarken Fischen auszumachen.

Noch ein paar Anmerkungen zu den Fliegenmustern und dem Besatz. Vor lauter Aufregung habe ich am ersten Tag doch tatsächlich die Digitalkamera vergessen. Man gut so, so hatte ich einen Aufhänger nochmals in der nächsten Woche hinzufahren. Das Wetter war an diesem Tag nicht ganz so gut und auch der Fang war nicht mehr so entsprechend hoch. Das trübt jedoch nicht meinen Eindruck über dieses erstklassig bewirtschaftete Gewässer. Ich habe überwiegend Bachforellen in der Größe von ca. 38 – 55 cm gefangen. Wesentlich größere Fische bei stets toller Kondition waren auszumachen. Ein Äschenbestand liegt nicht vor.

=> Hier ist die Verlängerung  des Gumpens, wie oben angesprochen. Seichtes Wasser bis zu 1 m und mehr. Vorsicht also beim Waten, es kann sehr schnell nasse Füße geben. Der Blick nach unten lässt ahnen, was da noch alles auf  einen zukommen mag.  Ich konnte hier mehrere Fische haken, allerdings
war die Landung immer ein kleines Problem, so dass sich noch der ein oder andere Fisch am Ende des Drills lösen konnte. 
Von typischen Zuchtfischen kann hier jedenfalls nicht gesprochen werden. Alle Fische die ich landen konnte waren gut genährt und bei voller Kondition. Das Insektenaufkommen des Flusses ist gewaltig, insoweit ist es nicht immer einfach die richtige Fliege zu finden und den Fisch zum Anbiss zu verleiten. 

Am ersten Tag fing ich die erste Forelle nach ca. 2 Std. auf eine große Steinfliege, die ich mal von Uwe Rieder in Österreich bekam. Schlitternd bzw. auf einer Stelle in einem Rücklauf leicht „hopsend“ biss eine ca. 50 cm große und gut genährte Regebogenforelle auf die Steinfliege. Der Bann war von jetzt an gebrochen. Im weiteren Verlauf probierte ich noch einige Muster aus, nicht immer freiwillig, da die ein oder andere Fliege sich dann doch in einem Ast umliegender Bäume verhing. Künstlerpech, würde ich sagen. Ich hatte meine Erfolge zudem mit CDC – Mustern, als Trocken und Emergerfliegen. Die Farben schwarz/grau waren tagsüber absolut angesagt. Zudem war Steinfliegenzeit, so dass diese Muster entweder als Nymphe oder als Trockenfliege gut liefen. Gerade in den Übergängen von schnellen zu langsamen Zügen, auf den Steinen dieser erfolgsversprechenden Stellen abgelegt, hatten Trockenfliegenmuster der Steinfliege vielfach Erfolg.

<= In diesem Gumpen, an einem Wehr, gleich zu Anfang der „no- kill-Strecke“  verblieb ich am Endes meines ersten Tages. In der Zeit von 18.30 h – 20.15 Uhr fing ich dort ca. 10 Bachforellen auf Streamer und Nymphe. Selbst auf eine weiße CDC der Hakengröße 14 konnte ich Fische landen. Das Abendbrot musste warten, denn die Drills waren einfach fantastisch. Zu diesem Zeitpunkt haben die Fische offenkundig ihre bis dato vorliegende Vorsicht  soweit abgelegt. 
Fast jeder Wurf  wurde mit einem Anhieb von mir versehen.
In den Abendstunden war ich mit selbstgebundenen Streamermustern (ruhig etwas auffällig in den Farben; orange war sehr effizient ) erfolgreich. Ich habe so gut gefangen, dass ein Italiener in meiner Nähe einen längeren Fußmarsch in Kauf nahm, um einen Blick auf meinen Streamer zu werfen. Leider ging auch dieser Erfolgsstreamer verlustig, so dass ich wieder auf Steinfliegnnymphe wechselte.  Das Ganze tat meinem Erfolg an diesem Abend  keinen Abbruch, so dass noch viele schöne Bachforellen gelandet werden konnten. 
=> Eine schön  gezeichnete Bachforelle von knapp unter 40 cm, die ich am 2. Tag im Gumpen am Wehr überlisten konnte. Es war gar nicht so einfach, den Fisch auf das Bild zu bekommen, wenn man die Kamera vor sich hält.

Wie bereits gesagt, war ich noch ein zweites Mal am Fluss. Diesmal war ich nicht so erfolgreich. Vielleicht lag es auch daran, dass sich meine Erfolgsfliegen ziemlich reduziert hatten. Dem Angeltag tat dies jedoch keinen Abbruch. Das Gewässer in toller Umgebung entschädigt in jedem Fall.

Wer also mal in diesem Bereich von Italien seinen Familienurlaub plant, sollte seine „Ausrüstung“ nicht zu Hause lassen. Ein Besuch an diesem Gewässer lohnt sich auf jeden Fall. Schade nur, dass ich am ersten Tag meine Digitalkamera vergessen habe….. 

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