Wolfsbarsche auf der grünen Insel Spiekeroog
Ein Reisereport von Moritz Thomas
Mein Name ist Moritz Thomas und bereits seit meiner Jugend fasziniert mich die Fischerei auf den Wolfsbarsch. Dieser Fisch fordert dem Angler und seinem Gerät einiges ab. Wenn es am Wasser ungemütlich wird, ist der Wolfsbarsch meistens nicht weit. Die brutalen Bisse lassen einem jedes Mal aufs Neue fast das Herz stillstehen. Und wenn man meint, man hat die Fischerei auf diesen besonderen Fisch verstanden, zeigt er gerne beim nächsten Versuch, dass doch alles ganz anders ist.
In diesem kurzen Reisebericht möchte ich euch auf die wunderschöne und ruhige Nordseeinsel Spiekeroog mitnehmen und meine Erfahrungen und Eindrücke mit euch teilen.

Abendstimmung auf Spiekeroog
Der diesjährige Familienurlaub ging auf die grüne ostfriesische Insel Spiekeroog im Niedersächsischen Wattenmeer. Meine bisherigen Erfahrungen beim Fischen auf Wolfsbarsche mit der Fliegenrute beschränkten sich ausschließlich auf die Fischerei an tiefem, strukturreichem und klarem Wasser der niederländischen Nordsee. Dort findet man viele Steinbuhnen und Holzpfeiler, die dem Küstenschutz dienen. An der deutschen Nordsee ist das Bild ein anderes. Gerade im Bereich der Inseln liegt zwischen den Inseln und dem Festland das Wattenmeer. Das Wasser ist recht flach und oft sehr trüb. Die Fliegenrute musste natürlich mit. Die Skepsis der Angelkollegen in der Heimat konnte mich nicht davon abhalten, diesem tollen Fisch auch im Familienurlaub nachzustellen.
Ankunft mit der Fähre im Hafen von Spiekeroog
Die Insel Spiekeroog liegt recht mittig in der ostfriesischen Inselgruppe zwischen Wangerooge im Osten und Langeoog im Westen. Da diese Insel nur bei höheren Wasserständen angefahren werden kann, gibt es keinen durchgehenden Fährverkehr. So bleiben Tagestouristen aus. Auf der beschaulichen Insel wird das Leben gleich entschleunigt. Es gibt keine Autos und das meiste wird zu Fuß oder mit dem Rad erledigt. Neben dem kleinen Ort in der Nähe des Hafens, gibt es auch einen sehr schönen Zeltplatz am westlichen Ende der Insel
Die alte Kirche ist das älteste Gebäude auf den ostfrischen Inseln
Am Tag der Ankunft wollte ich mir gleich abends den gesicherten Küstenbereich im Westen der Insel anschauen. Die Steinbuhnen kenne ich aus der Niederländischen Nordsee. Hier stellen sich gerne die Wolfsbarsche ein und jagen Krebse, Fische und Garnelen.
Eine tolle Stimmung am Meer. Man sieht in der Ferne, wie ein Gewitter über die Insel Langeoog gezogen ist
Ich bin gleich motiviert gewesen und versuchte in den darauffolgenden Tagen mein Glück. Doch weder beim Versuch bei totaler Ebbe den Buhnenkopf zu befischen, noch das Befischen der überfluteten Buhnen brachten auch nur einen Biss. Ich forderte mein Glück in den frühen Morgenstunden und fischte bis tief in die Nacht. Nichts! Erste Zweifel machten sich breit. Gibt es hier überhaupt Wolfsbarsche? Ich musste meine Angelweise überdenken und ließ die Angel erstmal stehen.
 
 
 
 

Mit der Gespließten dem Sonnenuntergang entgegen...

Eine kleinere überflutete Buhne mit Sandbänken im Hintergrund
Die vorgelagerten Sandbänke, welche von Prielen durchzogen werden weckten nun mein Interesse. In diesen Abflussrinnen (Priele) entwickeln sich durch den Tidenhub enorme Strömungsgeschwindigkeiten.  Wolfsbarsche lieben Strömungen und Kehrwasser. Hier stellen sie sich gerne ein und warten nur darauf, dass etwas vorbei getrieben wird. So brachte mich die Erfolglosigkeit an den sonst so vielversprechenden Steinbuhnen weg von der Struktur hin zu Strömung und Sand.
Die Temperaturen waren milde und der Wind schwach. So entdeckte ich wieder wie schön unkompliziert Fliegenfischen sein kann. Schnurkorb, Wathose, Watschuhe und vieles mehr blieben zuhause. In Badehose, mit einer 7er Rute und zwei Ersatzstreamern ausgerüstet zog ich los. Ich spazierte auf der Sandbank und fischte alle interessant wirkenden Stellen kurz ab. Am Ende der Sandbank Richtung Westen änderte sich die Struktur des Sandes. Auf einmal tauchten Löcher und Wellen im zuvor flachen Sand auf. Was ist das? So etwas hatte ich bisher noch nicht so gesehen. Dieser Untergrund setzte sich im Wasser fort. Das Wasser war ruhig und komplett ohne Strömungsbewegung. Trotzdem lief ich auf einer sandigen Erhebung hüfttief ins Wasser und überwarf die ‚dunklen‘ Löcher…

Überspülte Löcher
Gleich nach dem zweiten Wurf gab es einen Schlag in der Rute. Ich konnte es nicht fassen. Ein Hänger kann das bei dem ganzen Sand doch nicht sein, dachte ich. Schnell zeigte sich ein kleinerer Wolfsbarsch, der sich den Streamer gepackt hatte. Es folgte kurze Zeit später ein weiterer Barsch mit einer ähnlichen Größe. Wenn man in solch neuen Gegenden fischt und schon einige Schneidertage hinter sich hat, ist auch die Freude über solch einen kleinen Barsch riesen groß. Ich war schon kurz davor an mir und an den Wolfsbarschbeständen in diesem Küstengebiet zu zweifeln. Aber jetzt schien das Eis gebrochen zu sein. Euphorisiert über die Fänge merkte ich nicht, wie langsam eine Strömung an der Sandbank vorbeilief. Die Flut setzte bereits wieder ein. Die Strömung wurde schnell so stark, dass ich aus dem Wasser ging und mir aus sicherer Entfernung anschaute, was im Wasser passierte. Dann wurde mir auch schnell klar, wie es zu den Wellen und Ausspülungen im Sand gekommen war. Ich befand mich an der engsten Stelle zwischen Langeoog und Spiekeroog. Beim Einsetzen der Flut schießt das Wasser durch das Gatt in Richtung Wattenmeer und Festland. Durch die starke Strömung kommt es dann zu den Ausspülungen. Man sollte dem Wasser immer mit ausreichend Respekt gegenübertreten. So beschloss ich auch den Heimweg anzutreten. Natürlich meldete ich mich gleich mit einem breiten Grinsen bei meinen Angelfreunden in der Heimat und berichtete von dem Erfolg. Dieser wurde dann noch als Glücksfang abgetan, was mich zu diesem Zeitpunkt noch mehr anspornte.
Mein erster Inselbarsch. Die leicht bräunliche Färbung zeigt, dass dieser Fisch zuletzt über sandigem Grund unterwegs gewesen war
Neuer Tag, neues Glück. Mit der Sicherheit nun endlich die Wolfsbarsche gefunden zu haben, ging es wieder an die neu entdeckte Stelle. Nun war ich aber so früh am Meer, dass ich noch eine gewisse Zeit im ruhigen Wasser fischen konnte. Ich begann ein Gefühl für den Untergrund zu kriegen und wartete auf die langsam einsetzende Strömung. Man braucht nicht mehr auf die Uhr zu schauen. Sobald die Fliegenschnur auf dem Wasser eine leichte Drift erhält, weiß man, dass die Flut eingesetzt hat. Jetzt wird es spannend, dachte ich und brachte die Fliegenschnur auf Distanz. Anschließend ließ ich den Streamer und die Sinkschnur leicht einsinken. Bei gespannter Schnur spürte ich wie der Streamer manchmal leicht auf dem sandigen Boden aufsetzte (An den verblockten Angelstellen in den Niederlanden ist der Streamer dann spätestens weg). Ein tolles Gefühl so grundnah fischen zu können, ohne einen Hänger zu riskieren.

Schwere, dunkle Wolken zogen über die Insel. Als die Wolken aufrissen und die Sonne hervorkam, war das ein besonderer Moment. Es ist unglaublich, in wie viele Blau und Grautönen sich das Meer und der Himmel abbilden können. Fasziniert von der Ruhe und der Schönheit des Augenblickes riss mich ein brutaler Biss aus meinen Träumereien. Der Fisch zog mir gleich ein paar Meter meiner Fliegenschnur durch die Finger. Schnell wurde mir klar, dass es sich schon um einen besseren Fisch handeln musste. Aber mit dem ruhigen Wissen, dass sich der Fisch nicht am Grund festsetzen kann, konnte ich diesen Barsch sicher landen. Ein toller Wolfsbarsch mit einer Länge von ca. 50 cm.
Mein bis dahin größter Barsch auf der Insel
Von nun an ließ ich die Steinbuhnen der Insel links liegen und hatte sehr viel Spaß bei der für mich neuen Fischerei über dem Sand. Regelmäßige Fänge und Bisse zeigten mir, dass es sich um eine gute Wolfsbarschstelle handeln musste. So wollte ich auch wissen, wie es am Ostende der Insel ausschaut. Zu diesem Inselteil läuft man etwa zwei Stunden am Strand. Die Wege hören unweit des Ortsausgangs auf. Man sollte gerade in diesem Gebiet immer die Wildruhezonen und –zeiten im Blick haben. Gerade im Osten der Insel ruhen sich gerne größere Seehundkolonien aus. Hier ist es selbstverständlich, dass man die Tiere in Ruhe lässt und einen Mindestabstand einhält.
Da das östliche Inselende auch eine Meerenge zur Nachbarinsel Wangerooge bildet, findet man auch hier sehr ähnliche Bedingungen. Man kommt wieder sehr nah an das Gatt und dem damit zusammenhängenden tiefen und strömungsreichen Wasser.

Man hat einen schönen Blick auf die Insel Wangerooge. Gleich fast auf Wurfweite sieht man eine Boje, welche die Schifffahrtsrinne markiert. Bei dieser kurzen Entfernung zum Ufer kann man sich ausmalen, wie schnell das Wasser tief abfällt. Es sind auch ebenfalls wieder die tiefen strömungsbedingten Ausspülungen zu sehen. An dieser Stelle konnte ich neben Seehunden auch Schweinswale im Wasser beobachten.

Gerade die Seehunde scheinen mich recht interessant gefunden zu haben. Öfters kamen diese verspielten Tiere neugierig sehr nah an mich herangeschwommen. Einen Fliegenfischer haben sie in der Ecke bestimmt noch nicht so oft gesehen. Um Unfälle zu vermeiden habe ich die Fischerei dann auch eingestellt. Ich bin mir auch recht sicher, dass die Wolfsbarsche schnell verschwinden, sobald ein Seehund in dem Bereich auftaucht.

neugieriger Seehund
Eine 7er Rute, wie man sie auch für die Meerforellenfischerei nutzt, ist für die Fischerei vollkommen ausreichend. Dazu kommt eine Sinkschnur, um auch bei der Strömung tief fischen zu können. Für die Vorfachspitze wähle ich 0,30mm Fluorcarbon. Als Streamer haben sich Garnelen oder Fischmuster bewährt.


Ich hoffe, euch hat mein kleiner Reisebericht gefallen. Die beschriebene Fischerei lässt sich sicherlich auch auf die anderen Inseln übertragen, sowie auf andere sandige Küstenregionen. Falls es einmal auf eine ostfriesische Insel gehen sollte, ist es natürlich selbstverständlich, dass man sich im Vorfeld über geltende Schutzzonen und Schutzzeiten informiert.
Ich werde auf jeden Fall auch in Zukunft den Stränden mehr Beachtung schenken und hoffe, das Interesse des ein oder anderen für diese tolle Fischerei, geweckt zu haben. 
Thight Lines
Moritz
Anm.d.Red.: Mehr zum Thema Wolfsbarsch findest Du im ausführlichen Report "Auf den Spuren der Wölfe - 
Mit der Bambusrute durch eine Wolfsbarschsaison", ebenfalls von Moritz Thomas, erschienen im November 2017 im Fliegenfischer-Forum.


Ein Reisereport von Moritz Thomas für www.fliegenfischer-forum.de - September 2019. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten.

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