Die wohl schönste Erfrischung für einen Fliegenfischer während des extrem heißen Sommers
Ein Heimatbericht aus der Slowakei von Andrej Polcic
Der diesjährige Sommer war in der Slowakei, wie auch in den anderen Teilen Europas, sehr heiß und trocken. Viele Gewässer litten unter den niedrigen Mengen an Niederschlag und manche drohten sogar auszutrocknen. Das Fischverhalten während diesen tropischen Tagen war dementsprechend passiv und fürs Fliegenfischen nur in frühen Morgenstunden oder spät am Abend von Interesse. Was soll also der Fliegenfischer den ganzen Tag machen, außer er ist gezwungen zu warten oder doch die passiven Fische probieren zu überlisten, was aber öfters eher zur Frustration führt.
Paradoxerweise, dank solchen extremen Wetterbedingungen fand ich eins der schönsten Fliegenfischergewässer in der Slowakei.  Manchmal bedarf es eben solcher äußerer Einwirkungen, um etwas Neues auszuprobieren. In meinem Fall war es die Suche nach einem möglichst hochgelegenem Gebiet mit Flusssystemen, deren Wasserstand nicht von dem Niederschlag abhängig ist. Nach Internet und Google-earth Recherchen war die Wahl getroffen. Ein kleiner Gebirgsfluss mitten in Naturschutzgebiet und weit, weit weg von jeglicher Zivilisation, was eigentlich in Mitteleuropa mittlerweile eher ein Wunder ist. 
Die Tageslizenz wurde gekauft und das Abenteuer konnte beginnen. Die Lufttemperatur in der Stadt war fast auf 40 Grad gestiegen. Die Autofahrt in Richtung der Fischstrecke war an sich auch sehr abenteuerlich und überwältigend schön gleichzeitig. Die Straße darf man nur mit einer speziellen Erlaubnis der Naturschutzbehörde nutzen. Nach 20 Minuten der durch Serpentinen führenden Autofahrt erreichte ich den, in dichten Wäldern versteckten Fluss. Diesen ersten Blick auf den Fluss und die unberührte Landschaft werde ich mir bestimmt für immer merken.
Das Abenteuer kann beginnen - ein perfekter Pool
Fasziniert von den ersten Eindrücken, machte ich mich für die Erkundigung des Flusses fertig. Die Temperatur sank entsprechend der Meereshöhe des Gebietes, hatte aber immer noch die tropischen 30 Grad im Schatten. Für solche Anlässe habe ich die erprobte, so genannte Kiwi Style Watausrüstung. Wathosen sind in solchen Temperaturen, vor allem wenn man einen längeren Flussabschnitt befischen will, unpraktisch. Waten auf Kiwi Style bedeutet lange Unterhosen, die gegen Insekten und Brennnessel schützen, über welche dann eine leichte Kurzhose angezogen wird, plus die Watschuhe. Die Bewegungsfreiheit und die angenehme Erfrischung durchs Wasser sind große Vorteile dieser Watausrüstung.
Rucksack mit Verpflegung, Fotokamera, Rute und los geht’s stromauf in die Schluchten. Der Fluss fließt durch ein enges Tal, das beiderseitig mit majestätischen Bäumen bewachsen ist. Die Ufer sind mit riesigen Pestwurzpflanzen dekoriert, manche sogar größer als meine Wenigkeit. Man kommt sich vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Nach ungefähr 200 Metern kam ich zu einem Pool, den man ruhig als Traumpool bezeichnen kann.
Die wilde Bachforelle
Links ein hoher Felsen, dessen Fundament bis tief ins Wasser reicht. Ein umgefallener Baum, der quer über dem Fluss liegt, zeugt dafür, dass hier alles ohne das menschliche Zutun der Naturwirkung obliegt. Das Wasser hatte angenehme 10 Grad, war sehr klar und hatte einen, durch die bunt gefärbten Steine bedingten, dunkleren Farbton. Die Wasseroberfläche war ruhig. Keine Spur von treibenden Insekten. Nach dem Inspizieren der Insektenfauna unter den Steinen entschied ich mich für eine kleine schwarze Eintagsfliegennymphen-Imitation. Nach paar Würfen kamen der erste Biss und die erste wilde Bachforelle, deren Kraft im Bezug auf ihre Größe sehr beeindruckend war. Solch wunderschön gefärbte Forellen habe ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen. Später fand ich heraus, dass der Fischbestand in diesem Flussabschnitt ganz natürlich ist. Nach schnellem Fotografieren wurde die Bachforelle freigelassen und ich versuchte mein Glück weiter. Trotz der unglaublichen Hitze waren die Bachforellen sehr aktiv. Viele Bisse und drei weitere stark kämpfende Forellen, alle um die 35 cm groß, waren das Ergebnis meiner ersten Fischerfahrung an diesem einzigartigen Fluss.
Die Forellen haben ein schönes Zuhause
Wo Felsen sind, da sind auch die Bachforellen
Diese Forellen geben nicht so leicht auf
Zuerst dachte ich mir, es muss ein Glück sein, dass ich so eine gute Stelle nach nur paar Minuten waten gefunden habe und, dass es das nächste Pool bestimmt ganz weit weg, wenn überhaupt noch geben wird.
Zu meiner angenehmen Überraschung habe ich mich getäuscht. Nach nur einer Flusskurve befand sich ein anderer, noch schönerer Pool vor mir. Und wieder beißfreudige, wilde Bachforellen, die beim Drillen aus dem Wasser sprangen und verschiedenste Hindernisse suchten, um sich von der Fliege zu befreien.
Wild und wunderschön
Und wieder eine Traumstelle
Kurz vor dem Landen
Eine weitere Schönheit konnte der Nymphe nicht widerstehen
Die Kombination der unberührten, majestätischen Landschaft mit den prächtigen, gesunden Forellen kam mir als Fliegenfischer-Traum vor. Öfters ist mir der Satz laut aus dem Mund gekommen „das gibt’s doch gar nicht“ und ich beeilte mich, weiter stromaufwärts zu gelangen, um die weiteren Teile dieses Flusses zu erkunden.
Nie zuvor hatte ich das Glück, so ein Flusssystem zu sehen und zu erkunden. Nach zehn Stunden Waten und Fischen hatte ich nicht mehr als 2 Kilometer der ca. 17 Kilometer langen Strecke geschafft, weil sich mir ständig eine schönere Stelle als die nächste präsentierte und zum Verweilen einlud.
Die Bachforellen waren nicht nur in den „perfect pools“ sondern auch in ziemlich seichten, nicht so offensichtlich fischigen Flussbereichen. Fast hinter jedem größerem Stein, umgefallenen Baum oder versenkten Baumzweigen lauerten schöne Bachforellen. 
Ich war wie hypnotisiert und hätte nicht zu Fischen aufgehört, bis mich die Dunkelheit dran erinnerte, dass es höchste Zeit war, um die Rute zu packen und in Richtung Auto zurückzukehren.
Die präzise Führung der Fliege entlang des Felsens war notwendig
Kraftpaket in Aktion
Jede Bachforelle hatte eine einzigartige Punktierung und Färbung
Catch and release - eine Selbstverständlichkeit
Nach diesem Erlebnis ist mir klar geworden, wie wichtig und bewundernswert die Natur, so wie der Herrgott sie schuf, für mich ist. Es zählt nicht nur, wie viele und wie große Fische man fängt, sondern in welcher Umgebung man dem Fliegenfischen nachgeht. Da ich auch ein begeisterter Landschaftsfotograf bin, nutzte ich die einzigartige Gelegenheit, um diese Naturschönheit in Bildern zu verewigen. 
„Wer sucht, der findet“- manchmal bedarf es gewisser äußerer Beweggründe, wie in meinem Fall der tropisch heißen Tage, um sich auf die Suche nach unbekannten Naturjuwelen zu machen. Meine Mühe wurde in der Art der wohl schönsten Erfrischung für einen Fliegenfischer während des extrem heißen Sommers belohnt.
Ein kräftiges Petri Heil wünscht Ihnen
Andrej Polcic
Das Fliegenfischen auf Sicht mit der Nymphe machte viel Spaß
Bald ist sie wieder frei
Schade, dass ich kein Kunstmaler bin...

Datenblock Slowakei
Die Slowakei, amtlich Slowakische Republik, ist ein demokratischer Binnenstaat in Mitteleuropa, der an Österreich, Tschechien, Polen, die Ukraine und Ungarn grenzt. Die Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt des Landes ist Bratislava. Seit 2004 ist die Slowakei Mitglied der Europäischen Union und der NATO. Im Jahr 2007 wurden gemäß dem Schengen-Abkommen die Grenzkontrollen zu EU-Staaten aufgehoben, 2009 trat die Slowakei der Eurozone bei.
Geografie
Die Slowakei hat eine maximale Ost-West-Ausdehnung von 429 Kilometer und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 197 Kilometern. Im Norden und in der Mitte hat sie den Charakter eines Gebirgslandes, reicht aber im Süden bis in die Große und Kleine Ungarische Tiefebene. Der Staat hat einen Flächenanteil von fast einem Drittel des gesamten Karpatenbogens, vor allem der Westkarpaten. Die höchste Erhebung ist der Gerlachovský štít (Gerlsdorfer Spitze) in der Hohen Tatra mit 2655 m (zugleich der höchste Berg der gesamten Karpaten); die Zahl der Zweitausender beträgt etwa 100. Der niedrigste Punkt liegt am Fluss Bodrog bei Streda nad Bodrogom, wo der Fluss die Slowakei verlässt (94 m).
(Fließ-)Gewässer
Durch das Land verläuft die europäische Hauptwasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer (Donau) und der Ostsee (Weichsel), wobei wenig mehr als 90% des Landes in das Einzugsgebiet der Donau gehört. Die Donau (Dunaj) im Südwesten hat eine Länge von 172 km auf slowakischem Staatsgebiet, sie ist mit Abstand der wasserreichste Fluss der Slowakei. Der längste slowakische Fluss ist die Waag mit einer Länge von 403 Kilometern, die den ganzen Norden und Westen des Landes durchfließt. Weitere bedeutende Flüsse sind die March (Morava) an den Grenzen zu Tschechien und Österreich, der Gran (Hron) in der Mitte, der Eipel (Ipel) an der Grenze zu Ungarn, sowie Sajó (Slaná), Hornád, Laborec, Latorica und Bodrog im Osten; die Theiß (Tisa) berührt die Südostecke des Landes. Zum Einzugsgebiet der Weichsel gehören lediglich der Poprad und der Dunajec (Grenze zu Polen) östlich der Tatra. (Liste der Flüsse).
Infos
Viel mehr wissenswertes zur Slowakei finden Sie u.a. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Slowakei
Fliegenfischen
Kenner schätzen die Slowakei mit ihren schönen Gebirgslandschaften und zahlreichen glasklaren Flüssen und Bächen schon seit langer Zeit als fliegenfischereiliches Paradies!
Zum Autor
Mehr Informationen über Fliegenfischen in der Slowakei finden Sie auch auf der Homepage des Autors: flyfishing- slovakia.com.
***



Ein Reisebericht von André Polcic für www.fliegenfischer-forum.de - November 2015.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
zurück zu Slowakei...  |  zurück zur Übersicht Reise & Report  |  zurück zur Startseite

Copyright © 2015 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt