Streamstalkin' 4 Queens 2013
Drittes gemeinschaftliches Seeforellen-Opening in der Schweiz
Ein Bericht von Andreas Schmitt und Matthias Meyer
Fotos: Matthias Meyer (mm), Andreas Schmitt (as), Florian Böttcher (fb), Marjana Gracnar (mg), Andrea Bernhardt (ab), Samuel Gründler (sg), Marlo Bardehle (mb), Mario Korell (mk), Noel Schuler (ns) und Jean-Paul Kauthen (jk)
Der Brienzersee ist neben dem Thunersee das beste Seeforellengewässer im Berner Oberland (ab)
Seeforellenfischen ist nichts für Weicheier!“, so könnte einmal mehr das Fazit der diesjährigen gemeinschaftlichen Eröffnung der Schweizer Seeforellenfischerei lauten. Das Event, das in diesem Jahr zum dritten Mal abgehalten wurde, führte insgesamt 24 durchgeknallte Fliegenfischer an den Brienzersee im Berner Oberland. Hierbei stellten selbst Anreisestrecken von über 1000 Kilometer kein Hindernis dar. Hinzu kamen auch einige absolut wetterfeste Ladies, die felsenfest hinter ihren Fischmännern standen...
Nun sind Seeforellen-Eröffnungstermine im Allgemeinen nichts ganz Neues. Zwischen Dezember und März öffnet schließlich „alle paar Tage“ einer der großen Voralpenseen der Schweiz oder Österreichs und seit jeher ziehen diese Termine die Lokalpatrioten der Silberfischerei an, welche vom Trollingboot oder Ufer mit Spinnködern auf die Jagd gehen. Neu aber ist, dass sich eine Handvoll verrückter Optimisten der Herausforderung stellt und die winterliche Jagd auf Seeforelle gemeinschaftlich mit der Fliegenrute bestreitet.
Andreas Schmitt ist heiß auf Queen Trout (mm)
Dieser Irrsinn begann im Dezember 2010: „Der erste Opening-Termin der Schweizer Seeforellenfischerei am Lac de Joux ist ein Tag von größter fischereilicher Bedeutung“, dachten sich Matthias Meyer, Sascha Urweider und Andreas Schmitt. So kam es, dass am 16. Dezember neben der regulären Spinnfischer-Fraktion auch drei Fliegenfischer den verschneiten See hoch oben im Jura unsicher machten. Gleich der erste von vier Tagen stellte mit Tiefstwerten von -10° Celsius sowie regelrechten Eiszapfen an den Rutenringen eindeutig klar, dass winterliches Fliegenfischen auf die Alpenkönigin wohl etwas für Gentlemen, jedoch keinesfalls etwas für Zartbesaitete ist. Dennoch brachte diese erste Runde „Queenstalking“ nicht nur reichlich kristalline Niederschläge, sondern auch einen fast maßigen Streamer-Fisch sowie einige weitere flüchtige Kontakte mit Alpen-Silber! Hier geht’s zum damaligen Bericht: (KLICK).
Unerschrocken und wetterfest: die Queenstalker am Opening-Day (mg)
Ein Jahr später, am 16. Dezember 2011, startete die vorweihnachtliche Schatzsuche in ihre zweite Runde – und diesmal pilgerten bereits 12 Gläubige in das „gelobte Land“. Die viertägige Aktion stellte aufs Neue zweifelsfrei klar, dass winterliches Forellenfischen in den Alpen nicht nur eine große fischereiliche Herausforderung, sondern auch eine wettertechnische Prüfung ist. 

Nachdem der Start gleich einen handfesten Sturm mit Orkanböen sowie starke Regenfälle bereit hielt, folgten darauf drei dunkle Tage mit anhaltenden Schneefällen und Temperaturen im bereits gewohnten Bereich.
 

Chefkoch Sascha Urweider hat auch bei der Arbeit immer nur eins im Sinn… (as)

Allerdings sind diese Wetterbedingungen durchaus als positiv zu werten, denn die Königin der Alpen steht auf eine widrige Witterung und kommt bei Sturm und Schneefall erst so richtig aus der Reserve. Trotz der zahlenmäßigen Manneskraft, schwerer Bewaffnung mit starken Streamerruten und Sinkschnüren sowie einer unerschütterlichen Motivation gab es nur eine Handvoll Kontakte, welche allesamt zu Ungunsten der Protagonisten ausfielen. Dennoch ging das Ereignis in die Geschichtsbücher jener Tage ein – so titelte ein großer Report in Fisch & Fliege #29: „Die Königin der Alpen bittet zur Audienz.“ 
 
 

Am abendlichen Bindetisch entstand so manches streng geheime Top-Muster (as)

Zu später Stunde beim „Street-Casting“ vor dem Hotel (mk)
Ein exzellentes Tool für die Jagd nach Alpensilber (as)
In diesem Winter schlug nun der Reiz des Unbekannten zum dritten Mal große Wellen und löste diesmal gar einen wahren „Silberrausch“ aus. Zwei Dutzend vermummte Fischmänner stellten sich einer dreitägigen Prüfung und machten das Opening, das in diesem Jahr am Brienzersee abgehalten wurde, zu einem echten Großevent. Der eingeschworene Kreis war schon am Vortag ins Berner Oberland gereist und hatte sich zum Wickeln einiger letzter heißer Muster sowie zum abendlichen „Street-Casting“ in sowie vor dem Hotel Urweider in Innertkirchen versammelt. Als dann am 1. Februar der Morgen graute, traute mancher Schleppfischer seinen Augen nicht, als bereits im ersten Licht des Tages die wilde Meute Ruten schwingend am Brienzer Seeufer auszumachen war. Einigen war dagegen der Absprung auf die Piste erst während der Nacht gelungen: So rutschte pünktlich um 8:00 Uhr morgens der übernächtigte Hardy-Teamangler Florian Böttcher nach schlappen 800 Kilometern Anfahrt aus seiner Fahrertür, stolperte ins Wasser und begann mit der "Arbeit".

Getreu dem Motto „Für Seeforellenfischer gibt es nur eine Gewissheit“, trumpfte auch das Wetter wieder ordentlich auf und brachte einen ersten Tag mit starkem Dauerregen und anschließend starke Schneefälle bei knapp unter Null Grad. Nach dem Aussetzer im vergangenen Jahr gelang dieses Mal endlich wieder die Landung einer Seeköningin, welche Dominik Pilz zum Mann des Tages machte! Obgleich seine 25er das Mindestmaß „leicht“ verfehlte (und daher sofort released wurde), wurde dieser hart erstrittene Erfolg gebührend zelebriert.
 

Gute Vorbereitung zahlt sich aus: Dominik Pilz – heute ein König! (as)

Verdient wurde Pilz zum „größten Queenstalker“ gekürt und bekam als Auszeichnung eine Echo-Übungsrute von Samuel Gründler (www.echo-rods.ch) überreicht. Wohl hatte auch Marlo Flyfishing (www.marlo-flyfishing.de) eine extra für das Event angefertigte Fliegenrute mit Gravur zur Verfügung gestellt. Diese war jedoch als Preis für die erste Maßforelle bestimmt. Da der Fang leider ausblieb, wird die Rute nun bis zum Queenstalking IV im kommenden Winter im „Hotelsafe“ der Familie Urweider verwahrt.
 

Mit seinem „Chäsbrätel“ (Bratkäse) sorgte Sascha Urweider für ein Motivationshoch und 20% mehr Wurfleistung (as)

Auch „Gold“ wird von einem Queenstalker nicht verschmäht (fb)
Schon jetzt sind wir heiß auf diese nächste Silber-Action und auch sehr gespannt, welche neuen Teilnehmer sich dann der Herausforderung stellen werden! Auf jeden Fall wird die großartige Energie der Gruppe erneut jede Menge Eis und Schnee an einem der schönsten Gewässer der Schweiz zum Schmelzen bringen.
 
 

Marc Rädisch und Kurt Zumbrunn, gezeichnet von dem anstrengenden Tag (mb)

Erschöpfte Gesichter beim gemeinschaftlichen Abendessen im Hotel Urweider (mm)
Dominik Pilz mit seinem Preis: eine Echo-Übungsrute – für mehr Erfolg im nächsten Jahr (ns) Macht müde Männer munter: die Silberfischer wurden mit exzellenten Mehrgangmenüs verwöhnt (fb)
Die Seeforelle ist mit Sicherheit einer der edelsten und heikelsten Königsfische – vielleicht sogar der am schwierigsten zu fangende Fliegenfisch überhaupt! Ist diese winterliche Jagd nach Alpensilber womöglich die größte aller Herausforderungen für Fliegenfischer? Wer weiß. Nur eines ist sicher: Sie geht weiter, die Jagd nach der Queen Trout!

An dieser Stelle noch einmal ein riesiges Dankeschön an alle Mitwirkenden, insbesondere Sascha Urweider für die fantastische kulinarische Fürsorge und das tolle Quartier im Hotel Urweider sowie Vreni und Kurt Zumbrunn, welche ebenfalls zahlreiche Fischmänner in der herrlichen Reichenbach-Lodge (www.bamboorods.ch) beherbergten.
 
 
 

Die von Marlo gesponserte Seeforellenrute (Preis für die erste Maßforelle) verbleibt bis zum nächsten Queenstalking-Event im Berner Oberland (mb)

Insgesamt 24 hoffnungsvolle Fliegenfischer nahmen an der Veranstaltung teil (mm)
Der Brienzersee – vermutlich einer der schönsten Seen im Alpenraum (ab)
Am letzten Tag wagte sich sogar manch Verrückter mit dem „Schlauchboot“ auf den See (sg)
Ein super Event geht zu Ende (jk)


© Ein Beitrag von Andres Schmitt und Matthias Meyer für www.fliegenfischer-forum.de - Februar 2013. Fotoindex siehe oben.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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