Südschweden, Schärengärten 7.-14. Mai 2005
Bericht und Fotos von Christian Eckert
Es war im September 2003 als ich durch Zufall meinen ersten Hecht an die Fliegenrute bekam. Ein 60 cm Hecht hatte bei Hochwasser in der Gmundener Traun meine Nymphe genommen und nach kurzem Drill für immer mitgenommen. Ich sattelte meine #5er Forellenrute sofort auf Hecht um, so gut es eben ging. Kevlar, großer Streamer und los. 
An diesem denkwürdigen Abend konnte ich 5 weitere Hechte haken. Der größte bestimmt über einen Meter – es gelang mir aber bei keinem, ihn länger als 15 Sekunden zu drillen. Die Rute war viel zu weich, und der Streamer bzw. der Haken viel zu dick...
Was ich an diesem Abend aber gelernt hatte war zum einen, dass eine 5er Rute nicht zum Hechtangeln geeignet ist und zum anderen, dass ich unbedingt mal richtig Hechte fangen will. Aber wo....? 

Diese Frage schleppte ich fast die letzten zwei Jahre mit mir rum. Die Erfahrung aus Irland war in den letzten Jahren eher negativ.
Im Internet wurde ich auf einen Veranstalter aufmerksam, der von Wochenfängen bis über 100 Hechte seiner Gäste berichtete.
Ziel: die schwedischen Schärengärten!

So machten wir uns Anfang Mai 2005 auf den Weg nach Schweden. Mit dem Auto und unendlich viel Gepäck. Unsere Hütte ist auf einer kleinen Insel und man sollte besser alles mitnehmen, was man braucht.
Gesagt, getan und so erreichten wir nach Anfahrt über Rostock - Fähre – Trelleborg -.....Risö – unsere kleine Insel. 
Die schwedischen Schärengärten sind 10.000 kleine Inseln verteilt im Brackwassergebiet der Ostsee. Im leicht salzhaltigen Wasser kommen im Frühjahr die großen Heringsschwärme, um hier zu laichen. Das ist auch der Zeitpunkt, wenn sich die Hechte nach dem Laichgeschäft auf diese leckeren Happen stürzen. 
Wir hatten 7er und 8er Ruten im Gepäck, die mit Schwimmschnüren oder noch besser mit einer langsam sinkenden clear-Tip bestückt waren.
Als Streamer geht alles, was schön buschig ist und sich gut werfen lässt. Meine gesamte Salzwasserkollektion, die ich mal für Kuba gekauft hatte kam zum Einsatz. Aber auch Reste der Alaska Lachsstreamer brachten Fisch. Generell ist zu sagen, dass helle Muster etwas fängiger waren. Weiß und Silber nicht zu überdimensioniert. Ein präziser Wurf ist nämlich Pflicht, doch dazu später.
Nach dem Laichen stehen die Hechte zu dieser Jahreszeit immer noch am Schilf wie uns versichert wurde. 
Voller Tatendrang sprangen wir am ersten Morgen aus den Betten. Eine Pfanne Spiegeleier mit Speck und los.

Wir fuhren die verschiedenen Buchten an, um nach geeigneten Schilfgürteln zu suchen. Schon nach wenigen Minuten Fahrt kamen wir an einer Bucht vorbei, in der ein halb versunkenes Bootshaus stand. Hier versuchten wir unser Glück. Wir ließen uns langsam ans Schilf treiben. 20 Meter davor ankerten wir. Wir fischten mit einer Schwimmschnur in ca. 5-10cm Tiefe und einer Sink Tip in ca. 30-40cm Tiefe.....ohne Erfolg. Die Bucht sah so viel versprechend aus: Schilf, Kraut, klares Wasser. Vielleicht lag es am schönen Wetter, jedenfalls hatten wir nach 3 Stunden intensiven Fischens keinen einzigen Biss. Wir wollten gerade die Bucht wechseln als ich wärend einer Zigarettenpause 2 Hechte langsam unter unserem Boot in Richtung Schilf schwimmen sah.

Also Rute in die Hand und den Streamer Richtung Ufer. Der Wurf kam viel zu überhastet und so landete ich voll im Schilf. Hektisch versuchte ich die Schnur ein zu holen um einen vermeintlich besseren Wurf zu machen.
Plötzlich war aber Widerstand am Ende der Schnur. Das kann doch nur Kraut sein... Doch bevor ich den Gedanken zu Ende brachte schlug ein Fisch an der Oberfläche. Ein Hecht! Die Freude war riesig. Der Fisch nicht - egal. Nach kurzem Drill landete ich einen 55cm Kandidaten.

Nach einer kurzen Zigarettenpause war klar: Wir müssen nicht ans Schilf, sondern INS Schilf. Jetzt landeten unsere Streamer nicht wie all die Würfe vorher 1 Meter vorm Schilf, sondern 2 Meter im Schilf. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Bis zum Mittagessen konnten wir noch 10 weitere Hechte zwischen 50 und 65 cm landen. Was für ein fantastischer Vormittag. 
Bevor wir allerdings mittags in Richtung Lunch aufbrachen, wollten wir uns mal anschauen, ob man die Hechte  im Schilf sehen kann. 

Vorsichtig paddelten wir durch den Schilfgürtel. Im 1-2 Meter tiefen Wasser sahen wir sie stehen: Hechte zwischen 30-80cm. Teilweise panisch flüchtend, teilweise unbeeindruckt. Ein toller Anblick!
Die Erfahrung der nächsten Tage zeigte uns, dass die Größe und Beschaffenheit der Schilfgürtel und Krautbänke ausschlaggebend für die Größe der Hechte ist. Große Schilffläche = größere Hechte.
Wir hatten in den Tagen unsere Lieblingsstellen gefunden, die wir regelmäßig befischten. Es ist fantastisch die Hechte im größtenteils glasklaren Wasser zu beobachten. Gerade kleinere Hechte sind zum Teil so stürmisch, dass sie den Streamer mehrfach attackieren, ihm bis dicht unters Boot folgen und sich auf Sicht fangen lassen. Viele der kleineren und mittleren Hechte wiesen zum Teil noch blutende Bissspuren größerer Artgenossen auf. 50-60cm große Hechte mit aufgerissenen Flanken machten deutlich, was für Monster hier noch so rumschwimmen.
Diese wollten wir jetzt auch an den Haken bekommen.
Ohne Echolot und Gewässer- kenntnisse ist es schwierig, Hechte an den Kanten und im Freiwasser zu finden. Also fischten wir weiter am Schilf. Jeder Wurf mit dem Risiko eines Hängers. “Ein Wurf ohne Kraut ist ein nicht ernstgemeinter Wurf“!
Ich hatte auf einen lila Tarpon-Streamer gewechselt und zupfte ihn langsam an einer viel versprechenden Stelle entlang. Da immer wieder Kraut und Schilf am Haken ist habe ich den Biss nicht registriert. 
Erst als meine Schnur in der Tiefe Richtung Freiwasser zog merkte ich - Fisch! Mein Gegner gab sich erst nach einigen Minuten zu erkennen. Einige kurze aber heftige Fluchten am Boot und ich konnte den ersten richtigen Hecht fangen. Genau 80 cm machten Lust auf mehr.
Am nächten Tag hatten wir geplant, zu fischen bis es dunkel ist. Das war eine gute Entscheidung. Der Nachmittag brachte nur einige kleine Hechte  aber gegen Abend änderte sich das. In einer Schilfbucht, die von uns bisher nicht beangelt wurde, fischte ich ca. 1,5 Stunden ohne Erfolg.
Ich hatte den Anker schon gelichtet und wollte die Stelle wechseln, als ich im spiegelglatten Wasser im Sonnenuntergang Schilfhalme wackeln sah. Hier musste unter der Oberfläche etwas sein. Ich machte den gleichen Wurf wie schon 50x davor. Diesmal hing ich aber fest – erst ein Hänger, der sich löste, dann Widerstand. Die Schnur ging in die Tiefe und ins Kraut. Jetzt tat sich nicht viel. Ein langsames Schlagen in der Rute sagte mir, dass es ein Fisch sein musste. Ich erhöhte den Druck, und der Fisch, zusammen mit einem riesen Bündel Kraut, setzten sich in Bewegung.  Der Fisch wollte immer wieder zurück ins Kraut, doch mein Kevlar Vorfach mit 15 kg Tragkraft konnte ihn davon abhalten. Langsam gewann ich Schnur und der Fisch kam ruhig Richtung Boot. Dieser Fisch fühlte sich schon ganz anders an, und als er müde wurde und die kritische Phase am Boot überstanden war, landete ich einen strammen Burschen von 92 cm.
Nach vielen Photos und einigen Zigaretten fischten Knut und Dirk in der Bucht weiter. Nach nur wenigen Würfen hakte mein Bruder einen großen, den wir leider nicht zu Gesicht bekamen. Der Streamerhaken wurde aufgebogen...
An der gleichen Stelle konnte ich wenig später noch einen gut 80er landen, und Dirk 2 Hechte zwischen 65 und 75cm.
Hechtangeln der Superlative! 

Die Woche neigte sich dem Ende und wir konnten stolze 120 Hechte ins Gästebuch eintragen. Einen kleineren haben wir entnommen und gegessen. Lecker – bis auf die vielen Gräten. Insgesamt kann man sagen, dass Schweden zum Hechtangeln dem Flugangler perfekte Möglichkeiten bietet. Das Frühjahr ist ideal, um Hechte mit der Fliegenrute zu fangen. Nächstes Mal werde ich noch eine schnell sinkende Schnur mitnehmen als Ergänzung.

Auf dem Heimweg haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Meerforellen-angeln gemacht. So haben wir die Wartezeit auf die Fähre in Trelleborg sinnvoll genutzt. Meerforellen haben wir zwar keine gefangen, dafür aber ein paar schöne Hornhechte, und wegen der Hechte sind wir ja auch gekommen.

Weiter Informationen unter: www.pits-angelreisen.de/
-- 
Mit sportlichen Grüßen
Christian Eckert


zurück zu "Norwegen/Schweden/..." | zurück zur Übersicht "Reise & Report"