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Ich bin in Kapstadt,
Südafrika geboren und aufgewachsen. In den Schulferien haben meine
Familie und ich mehrere Reisen durch das südliche Afrika unternommen.
Unter anderem sind wir zwei Mal bis an den Sambesi Fluss im Norden Simbabwes
gefahren. Ein Eldorado für mich als fanatischer Angler. Als ich 14
Jahre alt war, habe ich noch „düster“ in Erinnerung, wie ich und der
8-jährige Sohn einer befreundeten Familie vom Pontoonboot auf dem
Sambesi am Schleppfischen waren. Gleiche Köder. Er links, ich rechts.
Auf einmal fing seine Bremse an zu kreischen. Nach einem dramatischen Kampf
landete er einen zehnpfündigen Tigerfisch. Trophäengröße.
Ich hatte nicht mal ein Biss. Meine Eltern erzählen noch heute von
meinem Blick: pure Enttäuschung.
25 Jahre später. Nach fast 15 Jahren in Deutschland, habe ich die Meldung bekommen, dass ein Klassentreffen – 20 Jahre - geplant wird. Ungünstiger Weise aber im Juni/Juli, mitten im südafrikanischen Winter. Das Wetter ist in Kapstadt zu dieser Jahreszeit tendenziell nass und kalt (bis ca. 10°C). Es gibt zwar öfters blauen Himmel und Sonnenschein, ist aber nicht unbedingt die Zeit um Urlaub zu machen. Aber da war doch etwas! Es kam mir wieder in den Sinn, dass am oberen Sambesi diese Zeit doch die beste ist zum Tigerfischen. Die Regenzeit endet im März/April. Der Wasserpegel des Sambesi kommt nach dem Hochwasser langsam runter. Das Wasser aus dem riesigen Überschwemmungsgebieten fließt langsam in dem Hauptfluss zurück. Die Brutfische werden mit in den Fluss gespült. Hier warten die Tigerfische auf leichte Beute. Die Tigerfische kommen im Juni bis Juli in einen Fressrausch. Dieser Zyklus wiederholt sich jährlich, plus minus um ein paar Wochen versetzt. Das musste ich erleben. Also war rasch entschieden: ich bin dabei! |
Die Planungsphase
war damit eröffnet. Zuerst habe ich mein Bruder, David, der in Kapstadt
wohnt, angerufen und von meiner Idee erzählt. Er war begeistert und
entschied sich gleich mitzukommen. Die Sekoma Island Lodge in Sambia war
mir schon länger bekannt als ein Anglerparadies am oberen Sambesi.
Die Lodge ist im Safari-Camp Stil auf einer Insel an dem Sambesi gebaut,
ca. 100 km Fluss aufwärts der Viktoria Fälle. Im „fünf-Länder-Eck“
kommen Namibia, Botsuana, Simbabwe, Sambia und Angola innerhalb eines Radius
von 100 km zusammen. Eine Anfrage wurde gesendet. Nach einer freundlichen
Beratung vom Garreth Coombes, dem Reisemanager bei Sekoma, wurde die Buchung
unkompliziert erledigt. Wir haben uns für 5 Nächte entschieden.
Wir würden nach Livingstone, Sambia, fliegen, dort am Flughafen abgeholt
und zur Lodge gebracht.
In den Monaten vor der Reise wurden viele Fliegen gebunden. Es wurde empfohlen Clouser Minnows, Whistlers und Deceivers auf Hakengrösse 1/0 und 2/0 zu binden. Die besten Farben wechseln zwischen rot/schwarz, schwarz/purpurn, weiss/gelb, schwarz/oliv, grau/oliv. Die besten Haken um das knochige Tigerfischmaul zu durchdringen sind die dünndrahtigen aber hochfesten Gamakatsu B10S Stinger. |
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Tigerfisch
Fliegen (Clouser Minnows)
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Tigerfisch
Fliegen (Whistlers, Clouser Minnows, Deceivers)
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Endlich war es soweit. Von Friedrichshafen aus ging es über Frankfurt und Johannesburg nach Livingstone. Dort traf ich David. Der kam mit einem anderen Flug, der leider verspätet war. Wir wurden mit dem Lodge Bus abgeholt und mit den anderen Anglern nach einer einstündigen Fahrt zum Sambesi gebracht. Unser Gepäck wurde auf einem größeren Alu-Skiff Motorboot transportiert. Von hier aus dauerte es ca. 15 Minuten bis wir auf Sekoma waren. Es gab einen Begrüßungstrunk und eine kurze Einführung. Da die Lodge in der Wildnis ist, wurde auf ein paar wichtige Punkte hingewiesen. Es sind u.a. gefährliche Tiere vorhanden. Ein Elefant wohnt auf Sekoma und der Nachbarinsel Ilombe. Nachts kommen in der Nähe der hinteren Zelte Hippos (Nilpferde) aus dem Fluss. Da müsste man ein Auge offenhalten. Man sollte nachts mit einer Taschenlampe rumlaufen. Es sind natürlich auch Krokodile im Wasser. Also grundsätzlich vorsichtig sein. |
Flussbegleiter
(Krokodil im Hintergrund am Ufer)
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Es war bereits Spätnachmittag
und wir konnten ein „Warmup“ machen. Wir haben unseren Guide Alick, der
uns für unsere Zeit bei Sekoma betreuen und begleiten würde,
kennengelernt. Wir wurden zu seinem Boot gebracht. Es handelte es sich
um ein flaches Anglerboot mit 40 PS Außenbordmotor mit einer Fläche
vorne und einer hinten zum Fischen, ähnlich wie die amerikanische
Bassboats. Perfekt zum Fliegenfischen. Ich war zum Fliegenfischen eingerichtet,
David hauptsächlich zum Spinnfischen.
Es ging zur ersten Ausfahrt. Dritter Wurf, schon ein Biss auf eine Clouser Minnow. Super Start! Wir haben weiter gefischt bis es dunkel war. Leider hatten wir keinen weiteren Biss. Also zurück in die Lodge zum Abendessen. Wir haben mit Alick abgemacht, dass wir gleich um 06:00 Uhr am nächsten Morgen wieder starten. Die Hotspots, an denen die Überschwemmungsgebiete derzeit am meisten Köderfische rausspülen und Tigerfische aktiv sind, sind ca. 1 Stunde Fahrt mit dem Boot flussaufwärts. Wir wollten gleich früh dort sein. |
Fliegenbinden
am Abend
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Das Abendessen findet unter freiem Himmel neben einem großen Lagerfeuer als Buffet statt. Das Essen war wirklich köstlich. Danach ab ins Zelt und ins Bett. Die Zelte werden als semi-permanent bezeichnet. Es ist ein stabiles Zelt auf einer Plattform an einem permanenten WC/Dusche gebaut. Am Abend war es noch recht warm im Zelt. Man konnte das fließende Wasser und immer wieder ein Hippo hören. Herrlich. Durch die Aufregung fürs Fischen am nächsten Tag konnte ich nicht so gut schlafen. In der Mitte der Nacht wurde es überraschend kalt. Ich habe wirklich gefroren. Es war ja Winter und da wird es nachts kalt. Also lange Hose und Mütze angezogen und dann ging es. |
Abendstimmung
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Abendessen
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Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden und zum Frühstücksraum gegangen. Hier konnte man von einem Buffet aussuchen was man essen wollte. Es wurde auch gekocht. Wir entschieden uns für Bacon and Eggs. Danach trafen wir uns mit Alick auf dem Boot und es ging flussaufwärts. Man muss unbedingt einen warmen Pulli und eine winddichte Jacke anhaben, sowie Schal und warme Mütze. Es wurde recht kühl auf dem Boot. Decken wurden auf dem Boot zur Verfügung gestellt. |
Der
Fluss fliesst direkt am Zelt vorbei
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Terrasse
vor dem Zelt | Unten (4): Morgenstimmung
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Frühstück
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Auf
dem Sambesi: Frühstart am Morgen
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Sonnenaufgang
am ersten Morgen
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Mit
Full Speed flussaufwärts am ersten Morgen. Es ist kalt!
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David
flussaufwärts am ersten Morgen
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Eine Stunde später
sind wir am Spot angekommen und fingen an zu Fischen. Wir haben sehr intensiv
gefischt, aber leider nichts gefangen.
Zur Mittagszeit wurde ein Zelt auf dem Flussufer in der Nähe aufgebaut und hier gegrillt. Hier trafen sich die meisten Fischer zum Mittagessen und um sich über die Fänge auszutauschen. Es sind ein paar Tigerfische gefangen worden, war aber relativ ruhig. Mit vollen Bäuchen und ausgeruht ging es wieder raus zum Fischen. Wir sind im Hauptstrom am Ufer entlang gedriftet. David hat mit einem Bucktail Jig direkt am Schilf gefischt und hatte einen heftigen Biss. Nach einem herzhaften Drill haben wir den ersten Fisch gelandet. Es war zwar kein Tigerfisch sondern eine Nembwe, ein barschartiger Fisch. Ein sehr großer. Nach ein paar Bildern wurde der Fisch wieder zurückgesetzt. Hier wird nur Catch and Release praktiziert. Wir haben den Rest des Nachmittags gefischt, bis
es langsam dunkler wurde. Leider nichts mehr gefangen. Dann zurück
ins Camp und Abendessen.
Endlich
Erfolg! Eine grosse Nembwe
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Auf
dem Weg zum Mittagessen
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Mittagessen
am Fluss
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Am nächsten Tag war es ähnlich wie am ersten. Wir haben ein paar kleinere Tigerfische gefangen und einen riesigen Tigerfisch gesehen. Der wollte aber nicht beißen. Ich wurde langsam frustriert. Nach zwei Tage intensiven Fliegenwerfen haben meine Hände und Arme geschmerzt. Ich habe mir das einfacher vorgestellt. Aber so ist es manchmal beim Fischen! Der Camp Manager meinte, dass eine Kaltfront gerade vorbeizieht und dass die Tigerfische sehr empfindlich darauf reagieren. Er empfahl uns am nächsten Tag, etwas anderes auszuprobieren. Direkt an der Lodge führt der Fluss in Stromschnellen vorbei. Das Wasser hier ist zu flach und schnellfließend für das Motorboot. Man müsste sich mit einem Kayak flussabwärts treiben lassen und dabei fischen. Fliegenfischen wäre hierbei sehr schwierig, Spinnfischen wäre eher zu empfehlen. Es wäre ein besonderes Erlebnis. Das hörte sich sehr interessant an. Also war es entschieden: am nächsten Tag gehen wir Kayaken! |
Endlich
ein Tigerfisch!
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Wir konnten dann am nächsten Tag ein wenig ausschlafen und nach dem Frühstück trafen wir Alick bei den Booten gegen 08:00 Uhr. Wir wurden auf dem größeren Alu-Skiff an eine Stelle gebracht, wo zwei aufblasbare Kayaks mit einem anderen Guide bereit standen. Jeder Angler hat sein eigenes Kayak und Guide. Der Angler sitzt vorne, der Guide hinten und paddelt bzw. lenkt. Ich war mit Alick, David mit einem Azubi-Guide. Am Anfang fühlte es sich etwas seltsam an, so nahe am Wasser zu sitzen. Es sind schließlich Krokodile da. Auch Große. Mit Spinnruten haben wir mit Bucktail-Jigs gefischt. Die ersten Stromschnellen runter und vor eine kleine Insel geworfen, kam ein heftiger Biss. Den Anhieb gesetzt und sofort ist ein Tigerfisch aus dem Wasser gesprungen. Ein Großer. Nach einen nervenaufreibenden Drill hatten wir einen 8-Pfund Tigerfisch im Kescher. Große Freude und Erleichterung. Nach ein paar Bildern wurde der Fisch zurückgesetzt. Also ein sehr guter Start und jeglicher Frust wieder wie weggespült... |
Stromschnellen
am Vormittag
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Der
8-Pfünder
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r
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David
und Guide auf dem Kayak
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Eine halbe Stunde
später fing David einen Tigerfisch der gleiche Größe. So
ging es am Vormittag weiter. Wir haben ein paar Tigerfische bis 5-Pfund
gefangen. Es war wirklich eine besondere Angelei. Auf den Stromschnellen
zwischen dicht bewachsenen Inseln. Wirklich in die Wildnis.
Später wurden wir unterhalb der Stromschnellen abgeholt. Die Kayaks wurden aufgeladen und es ging wieder zurück ins Camp zum Mittagessen. Am Nachmittag entschieden wir uns, die Stromschnellen auf der anderen Seite der Inseln mit den Kayaks zu erkunden. Hier war es teilweise dichter bewachsen und es fühlte sich recht abenteuerlich an. Wir haben einige Tigerfische gefangen. Wir konnten auch den traditionellen Fischfang beobachten. Die Einheimischen haben trichterförmige, Weidenkorb-ähnliche Fallen in die Strömung gestellt, um Fische zu fangen. Wir mussten ein wenig aufpassen, dass wir die Fallen nicht treffen. |
Der
Autor (Fliegenfischen war auf dem Kayak nicht zu empfehlen)
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Tigerfisch
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Auf
den Stromschnellen: Einheimische im Einbaum
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Auf
den Stromschnellen: David am anderen Flussufer
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Traditionelle
Fischfallen
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Zurück
ins Lodge zum Mittagessen
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Fast am Ende der Stromschnellen
angekommen, hat mir Alick gezeigt wo sich ein Hippo mit Jungtieren in der
Mitte des Flusses aufhält.
Hippos sind sehr aggressive und gefährliche Tiere. Vor allem wenn sie Junge haben. Weitaus gefährlicher als Krokodile. Wir sind weiträumig um diese Stelle gepaddelt. Wir haben uns am Rande einer Schilfgürtel positioniert und in tiefe Wasser gefischt. Keine Bisse mehr, nur entspanntes Plaudern mit Alick. Irgendwann haben wir uns über die Hippos unterhalten. Ich fragte ihn, wo sie Schlafen. Er meinte, an dieser Stelle kommen sie abends aus dem Wasser. Ich schaute auf und sah, dass die Sonne bereits relativ tief stand. Ich fragte ihm wann sie rauskommen. Ziemlich bald, sagte er. Ich fragte ihm, ob wir dann nicht lieber langsam gehen sollten. „Good idea“, meinte er mit einem Schmunzeln! |
Stromschnellen
am Nachmittag
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Tigerfische
am Nachmittag
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g
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Zurück
zur Lodge nach einem tollen Kayak Tag
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Am nächsten und
letzten vollen Angeltag sind wir wieder Flussaufwärts gefahren. Ich
habe mit der Fliege gefischt. Am späten Vormittag hatte ich endlich
einen Biss auf einen schwarz/rotern Clouser Minnow. Es folgte ein sehr
akrobatischer Drill mit ein Tigerfisch. Endlich habe ich ein Tigerfisch
auf Fliege gefangen! Er wog nur 3-Pfund - war aber Gold wert. Den Rest
des Nachmittags haben wir ein paar kleine Tigerfische gefangen. Kurz vor
der Bootslandestelle sind wir an einem Elefanten der am Ufer am Futtern
war vorbei gedriftet. Es war der Elefant, der auf der Insel wohnte.
Endlich
ein Tigerfisch auf Fliege!
Wir mussten am letzten Tag um ca. 09:00 Uhr abreisen,
um zum Flughafen gebracht zu werden. Wir haben davor einen „Island Walk“
mit Alick gemacht. Wir hatten je eine Spinnrute dabei und sind um die Insel
gelaufen. An geeigneten Stellen konnten wir ein paar Würfe probieren.
Wir haben die Stelle gesehen, wo die Hippos übernachten. In einem
großen Baum hat uns Alick gezeigt wo eine große schwarze Mamba
wohnt. Diese wollten wir nicht unbedingt treffen! Wir wurden mit dem Boot
zum Bus gefahren und danach zum Flughafen gebracht. |
Zurück
zur Lodge am letzten Angeltag. Lunch Camp im Hintergrund
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Bootsanlegestelle
am Abend
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Island
walk...
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Tradionelle
Fischfallen im Fluss
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(und
folgende...:) Letzte Eindrücke vor der Abreise
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Unser
Zelt
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Platz für Open Air Abendessen |
Abreise
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Wir hatten einen unvergesslichen
Angelurlaub. Die Camp-Mitarbeiter waren alle sehr nett. Wir fühlten
uns sehr gut aufgehoben und können die Sekoma Island Lodge nur wärmstens
empfehlen.
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Informationen:
Unterkunft:
Empfohlene Ausrüstung:
Kleidung:
Sonstiges:
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Ein Bericht von Gareth Phillips für www.fliegenfischer-forum.de - Oktober 2020. Fotos/Copyright: beim Autor. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zu Afrika... | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |