Fliegenfischen und Familienurlaub in Rumänien August/September 2015 | Ein Reisebericht von Paul Riedel
Trockenfliege oder Nymphe...? Die Kuh ist ein sehr typisches Tier für Rumänien und steht gerne da herum, wo man sie nicht braucht.
Familienurlaub in Rumänien? Meine Familie, unser Bulli und ich probierten es aus...
Sind wir bald da und dauert es noch lange? Nee, „noch 16 mal Bibi und Tina auf deinem MP3 Player“ oder noch ca. 1.200 Kilometer...

Rund 1.570 Kilometer von einen kleinen Dorf bei Berlin bis in den Norden von Rumänien, in das malerische Dorf Ciocanesti, das sollte unsere erste Etappe sein. Nach zwei einhalb Tagen erreichten wir spät abends unser Ziel und wurden gleich sehr gastfreundlich von Liviu und Smara von Flyfishing Romania empfangen. Wir wurden sehr herzlich begrüßt und Willkommen geheißen. Nach einem leckeren Abendessen kamen wir auch gleich ins Fachsimpeln über die momentanen Bedingungen am Fluss und über das Fliegenfischen im Allgemeinen. Für die angenehme Atmosphäre am späten Abend sorgte sicherlich auch der vorzügliche, selbstgemachte rumänische Pflaumenschnaps, der mehrmals nachgegossen wurde...
Am nächsten Morgen ging es dann auch gleich zum Fluss Bistrita Aurie, wo Liviu und ich bis in den Nachmittag hinein fischten. Dort angekommen, merkte ich schnell, dass wir beide auf einer Wellenlinie fischten und ähnliche Einstellungen gegenüber dem Fliegenfischen haben.

Liviu mit malerischer Kulisse am Fluß Bistrita Aurie mit seinem auf manchen Straßen in Rumänien sehr sinnvollen Dacia 4x4.
Die Fischerei war recht anspruchsvoll, was entweder am vorangegangen Wetterumschwung lag oder einfach nur an mir... Trotzdem konnte Liviu ein paar Äschen auf Nymphe (Czech Nymphing) und Trockenfliege fangen und ich verlor eine große Äsche direkt vor meinen Füßen.
Währenddessen war der Rest meiner Familie mit Smara unterwegs und erkundete die Ortschaft. Dort besuchten sie auch ein kleines Museum alter handwerklicher Techniken sowie die „Eiermanufaktur“, wo Eier nach alter Tradition von Hand bemalt werden.

Am nächsten Tag erhielt meine Frau einen Wurfkurs von Liviu, um die Grundelemente des Werfens zu lernen und um später selber los zu ziehen. Natürlich fing sie hierbei auch den ersten Fisch des Tages...

Am kommenden Vormittag machten wir uns zusammen zum nahe gelegenen Fluß Tibau auf, der seinen direkten Weg aus den Bergen nimmt. Dort fischten wir alle gemeinsam, die Kinder mit einer hakenlosen Nymphe am Stock und wir mit unseren Ruten, leider ergebnislos. Am Mittag konnten wir dann wieder zu zweit los und fuhren noch ein paar Kilometer in Richtung Berge, wo mir der Sinn eines Dacia 4x4 durchaus wieder bewusst wurde.

Liviu an einer vielversprechenden Äschenstrecke am Fluss Tibau.
Schön gezeichnete Äsche aus dem kalten Bergfluss.
Das Wasser war trotz des vorherigen Hochwassers sehr klar und kalt. Bei 9 Grad zeigten die Forellen wenig Interesse für unsere Fliegen. Aber die Äschen sorgten für eine spannende Fischerei, welche durch die wunderbare Landschaft abgerundet wurde. Alle Fische fingen wir an diesem Tag auf Trockenfliege.
Unsere wundervolle, wenn auch sehr einfache Pension in Ciocanesti
Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege, weil Liviu und Smara zu einer Hochzeit geladen waren. Wir blieben noch für eine Nacht auf dem schönen Bauernhof mit dem sehr guten landestypischen Essen, der herzlichen Atmosphäre und den von unseren Kindern so geliebten Tieren.

Nun ging es für uns weiter nach Transilvanien in die Sagen umworbene Gegend von Graf Dracula. Auf Anraten von Smara und Liviu steuerten wir das schöne Dorf Sub Cetate an, durch welches sich der Fluss Târnava Mare schlängelt. Nach einer etwas komplizierten Suche für einen Stellplatz, um Auto und Zelt abzustellen, landeten wir schließlich auf einer großen Wiese hinter einem Wohnhaus. Der Hausmeister einer nahegelegenen Ferienhütten-Siedlung lud uns kurzerhand ein, bei ihm zu übernachten und unser Zelt aufzuschlagen. Was soll ich sagen... der Fluss lag nur einen Steinwurf entfernt!

Der Fluss Târnava Mare mit einem seiner unterschiedlichen Abschnitte, die genauso abwechslungsreich waren wie die Fischerei.
Kurz nach unserer Ankunft traf ich auf meinen Guide Zsolt, welcher uns die Angelkarten verkaufte und mir eine gründliche Einführung in den Fluss gab. Zsolt kennt diesen Fluss wie seine Westentasche. Bei jeder Rausche, Rinne und Kurve wusste der preisgekrönte Fliegenbinder und Naturpark-Wächter, wo Fische standen und welche Fliegenmuster aktuell fangen. Außerdem bekam ich völlig neue Einblicke in die Nymphenfischerei, die in Osteuropa ihren ganz eigennen Stil hat. Der Fluss beherbergt größtenteils Satzfische, welche sich aus Saibling, Äsche und Bachforelle zusammensetzen und eine abwechslungsreiche Fischerei bieten. Auf die Frage hin, warum das Gras auf der nahegelegenen Wiese so platt sei, antwortete er: da habe letzte Nacht ein Bär geschlafen... ah ja hhmmm verstehe... wollen wir dann weiter...?
Zsolt mit einer der vielen Äschen, gefangen auf Trockenfliege.
Klare Ansage am Fluss und für Alle verständlich! =>
 

Nachdem wir die wunderschöne Zeit in Sub Cetate genossen hatten, fuhren wir weiter auf einen Campingplatz nach Sighioara, der (angeblichen) Geburtsstadt von Vlad Dracul –  besser bekannt als Graf Dracula.

Wer einmal nach Rumänien fährt, sollte unbedingt auch diese Sehenswürdigkeit aufsuchen. Die Stadt Sighioara lädt mit ihren Türmen, Burgen, Fachwerkhäusern und Kirchen zum Spazierengehen und Entdecken förmlich ein!

Die zauberhafte Stadt Sighioara mit ihrer mittelalterlichen Romantik.
Das Geburtshaus von Vlad Dracul, besser bekannt als Graf Dracula.
Unser letztes Ziel war das kleine Dorf Smida im Apuseni Gebirge. Der Ort Smida bzw. die ganze Region erlebt gerade einen touristischen Aufschwung. Die Infrastruktur bietet mittlerweile viele Möglichkeiten, vor allem für Outdoor-Aktivitäten. In Smida hatten wir nach einer kurzen Erkundungstour mit dem Fahrrad einen wunderschönen Platz direkt am glasklaren Fluss. Hier konnten unsere beiden Kinder in knietiefem Wasser planschen und wir konnten Fischen gehen. Nachdem wir unsere Angelkarte beim örtlichen Ranger besorgt hatten, konnte es endlich losgehen. Der glasklare Gebirgsfluss beherbergt wieselflinke Forellen und schöne Äschen. Wer auf Kapitale in großer Stückzahl aus ist, wird hier eher enttäuscht werden, aber wer eine spannende Fischerei erleben möchte, ist hier genau richtig.
Abendstimmung am Fluss Somesul Cald, hier stand in jeder Rausche ein Fisch.
Scheue Bachforellen, die zweimal hinschauen bevor sie die Fliege nehmen.
Kampfstarke Bachforelle auf Trockenfliege.
Leicht fiel uns der Abschied vom Dörfchen Smida und seiner Umgebung nicht.
Gerne denke ich immer noch an den schönen Fluss, die Pfifferlinge, die wilden Fische und die tolle Landschaft sowie die Lagerfeuerstelle direkt am Fluss zurück...

Nach unserem erholsamen Aufenthalt in der Region Cluj mussten wir uns nun wieder Richtung Berlin aufmachen – unsere Zeit in Rumänien war nun leider zu Ende!

Unser Weg führte uns vom Norden Rumäniens über die Ostkarpaten und Transilvanien bis in das Apusenigebirge.
Zum Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass dies natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus unserer Reise ist, der sich hauptsächlich auf das Fliegenfischen konzentriert.
Wir haben natürlich noch viele andere Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt. Einige davon waren kulinarischer Art (was für leckere Pfannkuchen – unglaublich!), andere vor allem für die Kinder ein Abenteuer (Salzhöhle mit Vergnügungspark in Praid) - und landschaftlich ist Rumänien ein sehr vielseitiges und atemberaubendes Land.
Desweiteren begrüßen und verabschieden mich meine damals noch zwei- und vierjährigen Töchter drei Monate später immer noch mit rumänischen Floskeln wie „Buna dimineaa!“ (Guten Morgen!) oder „Noapte bun?!“ (Gute Nacht!). Dieser Urlaub wird uns noch lange in Erinnerung bleiben und wir kommen wieder.

Ein großes Dankeschön geht an Smara und Liviu für die tolle Organisation und die Insider-Informationen. Ohne euch hätten wir sicherlich nicht so eine schöne Zeit in Rumänien gehabt! (Info unter: www.flyfishingromania.com)
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Ein Beitrag und Fotos von Paul Riedel für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2015.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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