Im Mai 2009 auf Rügen mit der Fliege auf Hecht
Ein Reisebericht und Fotos von Sebastian Inhofer

Hallo liebe Fliegenfischer! Nachdem ich mir im Fliegenfischer-Forum / Board einige Informationen zum Thema Hechtfischen auf Rügen erfragt hatte, möchte ich euch gerne mitteilen, wie denn nun der Angeltrip ausgesehen hat. 
Zusammen mit einem Freund hatten wir uns, beide noch nie zuvor auf Rügen gewesen, von den vielversprechenden Berichten der Hechtangelei auf Rügen anstecken lassen und für Ende Mai einen einwöchigen Angeltrip geplant. Vom 24.-31. Mai haben Wir uns einen kleinen Bungalow ganz zentral auf der Insel, in Zessin, südlich von Neuenkirchen gelegen, gemietet. Die sechs Übernachtungen haben uns dabei gerade einmal 150 Euro pro Person gekostet und unsere Unterkunft war wirklich hervorragend. Zwei Gehminuten zum Ufer des Neuendorfer Wiek, der leider bis zum 01. Juni für die Angelei komplett gesperrt war.
Da Neuenkirchen auf einer Art Halbinsel liegt, hatten wir rund um uns herum nur Ufer, Ufer und nochmal Ufer. Breetzer Bodden, Breeger Bodden, Lebbiner Bodden und Tetzitzer See bildeten schon eine in einer Woche kaum abfischbare Uferstrecke von unzähligen Kilometern Länge. Da wir uns alle Optionen offen halten wollten, haben wir zusätzlich zu unseren Wathosen noch Bellyboote 
mitgebracht. Wie sich allerdings herausstellte, sind diese nicht wirklich notwendig. Die Bodden laufen allesamt so flach, dass man gute 100-200 Meter hinaus waten kann. In diesen flachen Bereichen mit sandigem Grund und den stellenweise krautigen Stellen sollten sich die Hechte in der frühen Jahreszeit noch befinden und mit Streamern gut befischen lassen. 

Ferienbungalow in Zessin =>

An Material hatten wir 8er und 9er Ruten in 9 Fuss Länge mit 8er/10er LeWulff Bass Taper Schwimmschnüren 
dabei. Optional Sinkspitzen verschiedener Längen. Als Vorfächer verwendeten wir das bewährte Hardmono. 
Als vorbereitende Maßnahmen hatten wir natürlich jeden Bericht über Rügen gelesen und uns auch den 
"Angelführer Rügen" durchgelesen. Dieses Buch empfiehlt einige gekennzeichnete Bereiche als gut beangelbare 
Watstrecken, auf die wir uns dann auch konzentrieren wollten. 
Nach einer langen sonntäglichen Anfahrt quer durch die Republik war der Montag unser erster Angeltag. Mit dem Auto sind wir die wenigen Kilometer nach Breetz gefahren, insgeheim doch davon überrascht, wie gross die Insel wirklich ist, wenn man bisher immer nur Karten davon gesehen hatte! Wie wir später feststellen durften, befinden sich die Straßen auf Rügen in einem miserablen Zustand. Das geht von den Betonplatten-Strassen aus DDR-Zeiten über Pflasterungen bis zu reinen Schlaglochansammlungen, bei denen man sich einfach nur einen Landrover wünscht... 
Das Wetter am Montag Morgen (9 Uhr) war bewölkt und relativ düster. Wir kämpften uns durch den Schilfgürtel und fanden uns in knöcheltiefem, glasklarem Wasser wieder. Wir waren noch keine zwei Meter ins Wasser gelaufen als 
direkt vor uns mit ordentlichem Platschen ein mittelgrosser Hecht aus seinem krautigen Versteck flüchtete! 
Wir hatten die Fische nicht soo flach vermutet, begannen dann aber sofort im flachen Wasser unsere Streamer 
zu führen. Nach 15 Minuten tat es einen ordentlich Schlag in der Rute. Der knapp unter der Wasseroberfläche 
laufende gelbe Bunny war auf die Entfernung trotz Polarisationsbrille nicht zu sehen. Es folgte ein 
sehr schöner Drill mit einem kampfstarken Hecht, den wir mit 91cm Länge, Dank eingedrückten Widerhakens, 
wieder ins knietiefe Wasser entlassen konnten. 
Wir waren völlig begeistert einen so schönen Hecht in so flachem Wasser vorzufinden! Sehr interessant war 
auch dass sich genau derselbe Hecht direkt darauf mehrmals hinter dem Streamer meines Kollegen blicken liess! 
Der Vormittag ging mit weiteren Hechten um die 60cm zu Ende und gegen Mittag kam die Sonne zum Vorschein. 
Der erste Rügenhecht biss am Breetzer Ufer auf einen gelben Bunny.
91 cm wurden gemessen und der Fisch wieder zurückgesetzt
Bisher war es ein sehr vielversprechender Anfang. Nach einer Mittagspause gingen wir am Abend ein wenig weiter nördlich in Vieregge ans Wasser. Jetzt war der Bodden komplett windstill und wir fanden eine spiegelglatte Wasseroberfläche vor! Das absolute Traumerlebnis, hier einen Hecht die Oberfläche durchbrechen zu sehen. 
Tatsächlich hatten wir auch am Abend noch das Glück, 2 kleinere Hechte fangen zu können, wovon einer unser 
Abendbrot darstellen sollte. Mit selbstgefangenem, filettiertem und paniertem Hecht endete der Tag, so wie man es sich nur wünschen kann und wir freuten uns auf den nächsten Morgen.
windstiller Bodden bei Vieregge 
Der Tag darauf war ein sonniger unbewölkter Tag mit etwas Wind. Wir beschlossen, heute die Watstrecke zwischen Breetz und Vieregge, welche ca 3km lang sein dürfte, komplett abzuwaten. Der Tag war leider nicht so sehr von Erfolg gekrönt, es reichte aber für ein Abendessen... Die kompletten 3km waren eine wunderbar zu befischende Watstrecke mit festem Untergrund und unzähligen Versteckmöglichkeiten für Hechte. Es geschah uns einige Male, dass wir beim Waten den einen oder anderen Hecht aufscheuchten, darunter teilweise auch richtig ordentliche Exemplare! 

zwischen Breetz und Vieregge findet sich ein schönes Watrevier =>

Die darauffolgenden Tage waren allesamt sehr windig! Windstärken zwischen 25 und 45 km/h zwangen uns, eine windabgewandte Küste aufzusuchen. Wir fuhren also am Mittwoch Richtung Osten nach Groß Banzelwitz am Großen Jasmunder Bodden, einer sehr schönen Watstrecke, unter einer Steilküste entlang, mit großen Felsen und gutem Hechtbestand. Hier haben wir dann auch das erste Mal andere Angler getroffen. Wieder konnten wir sehr weit hinauswaten und haben uns von den anderen Anglern erklären lassen, dass noch einige Meter weiter draussen ein Krautgürtel den Hechten Unterstand bieten würde und man dort die besten Chancen haben würde. Leider hatten wir nicht dieselbe Reichweite wie die ausnahmslos mit schweren Metallblinkern fischenden, meist einheimischen Angler. Das sollte allerdings nicht zu unserem Nachteil sein, denn wir blieben an diesem Vormittag alle Schneider!

Abends um 19:oo Uhr, als der Wind solangsam wieder nachließ, wollten wir es nochmal mit der Fliege versuchen. 
Auf dem Weg zum Wasser kamen uns zwei junge Angler entgegen, der eine mit einem ca 80-90cm Hecht an der Hand, 
der andere mit einem Fisch gut jenseits der Metermarke, entgegen, die uns verkündeten, dass wir die gute 
Beißzeit (zwischen 14 und 19:oo Uhr) verpasst hätten... 
Tatsächlich hatten wir an diesem Abend wieder nichts vorzuweisen. Nicht einmal Nachläufer oder Bisse.
Traumhafter Ausblick auf den Großen Jasmunder Bodden von der Steilküste bei Groß Banzelwitz
Das kilometerlange Watrevier ist unter einheimischen Fischern bekannt 
<= Die Hechte stehen im Krautstreifen im brusttiefen Wasser unter der Steilküste.
 
 

Also wollten wir es am nächsten Tag genauer wissen. 
Diesmal ausgestattet mit Spinnausrüstung und Bellybooten waren wir um 14:oo zu Stelle. Leider hatten wir den Wind wieder ein wenig unterschätzt und so wurde der Bellybootbetrieb nach ein paar verzweifelten Versuchen, trotz Anker, abgebrochen.

Die Spinnruten brachten uns zwar die notwendige Reichweite, aber wieder blieben wir erfolglos, während ein Angler einige Meter von uns einen schönen Hecht landen konnte. Seiner Meinung nach war es trotzdem ein 
schlechter Tag, ansonsten gäbe es hier vielmehr zu fangen.

Durch die aufgewühlte See liegen die oft vorkommenden Flundern an solchen Tagen nicht direkt am Boden sondern treiben über dem Boden, so dass man sie beim Blinkern manchmal aus Versehen hakt.

Da der Uferbereich nur mit Wathose oder Boot zugänglich ist, findet man einige wunderschöne Flecken die zum Verweilen einladen.
Der starke Wind, der täglich und teilweise auch unter Tag mehrmals seine Richtung änderte, schlug den 
Hechten in den Bodden wohl gewaltig auf den Magen. Wir konnten in den letzten Tagen auch nach mehrstündigem 
Fischen nur 1-2 Bisse und Nachläufer zählen. 
Wir haben, immer dem Wind ausweichend, noch in Klein Kubitz, am Kubitzer Bodden und im Lebbiner Bodden, nördlich 
von Glowe gefischt. 
Allesamt hervorragende Hechtreviere und für die Wat-Fliegenfischerei einfach traumhaft! 
Vor allem nördlich von Glowe war das Ufer richtig krautig und unter normalen Umständen vermutlich ein 
wahres Hechtparadies!
Kubitzer Bodden vor Klein Kubitz 
Leider waren wir nicht unter normalen Umständen in Rügen. So blieben die schönen Fische diesmal aus. Aufgrund der beeindruckenden Natur und wunderbaren Angelstrecken hatten wir trotzdem jede Menge Spaß und spielen schon mit dem Gedanken, der Insel einen weiteren Besuch (diesmal nur nach langem Studium der Windvorhersagen) abzustatten. 
Wer noch zusätzliche Infos haben möchte oder Fragen hat: Nur zu! (über den entsprechenden Thread im Board).

Ein Bericht von Sebastian Inhofer für www.fliegenfischer-forum.de
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