Reisebericht tschechisches Riesengebirge August 2004
Von Matthias Schulze
Der diesjährige Sommerurlaub führte uns (meine Frau, Tochter und mich) nach Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) ins tschechische Riesengebirge. Wir hatten recht kurzfristig über die Touristeninformation eine Pension gebucht, das geht auch in Tschechien inzwischen ganz unkompliziert über’s Internet (info@spindleruv-mlyn.cz, www.spindleruv-mlyn.cz). 
Nach einer anstrengenden Fahrt (wir hatten den Kinderausweis unserer Tochter vergessen und verbrachten 3 Stunden im Einwohnermeldeamt in Zittau), erreichten wir am Abend wohlbehalten unser Urlaubsziel.
Die Eindrücke während der Fahrt erinnerten uns mancherorts an Zustände in der ehemaligen DDR, aber als wir unsere Pension „Anna“ sahen, waren alle Zweifel sofort verflogen. Alles war sehr ordentlich, sauber und modern, das Zimmer groß und hell, mit Kinderbett, Hochstuhl und reichhaltigem Frühstück. Die Wirtsleute waren freundlich, aber etwas reserviert, was sich mit der Zeit aber legte und einer herzlichen Begeisterung (für unsere Tochter) wich. Überhaupt sind die Tschechen sehr kinderfreundlich und hilfsbereit, aber auch recht forsche Autofahrer (!!!).
Der Ort Spindlermühle bietet viele Restaurants und Kaffees, sowie schöne Ausflugs- und Wanderziele in der näheren und weiteren Umgebung (Sommerrodelbahn, Elbquelle, Schneekoppe, Freibad, Safari-Zoo, ...). Zusammen mit der guten böhmischen Küche und den günstigen Preisen (Wechselkurs etwa 1:30) macht das die Gegend ideal für einen Familienurlaub.

Elbe oberhalb Spindlermühle =>

Direkt durch Spindlermühle fließt die Elbe, welche sich oberhalb des Ortes aus der weißen und blauen Elbe bildet und durch steinerne Staustufen reguliert wird (angeln verboten - Nationalpark). 

Unterhalb des Ortes befindet sich ein Stausee, für den man Angelkarten bekommt, ich habe dort aber nicht gefischt.
 

<= Tiefer Gumpen an der Elbe unterhalb Spindlermühle

Für die Elbe unterhalb des Stausees und viele andere Salmonidengewässer der Region bekommt man in einem Sportladen in Vrchlabi (ca. 15 min. von Spindlermühle entfernt) Angelkarten. Eine Wochenkarte kostet umgerechnet etwa 30€ und eine gute Landkarte mit allen befischbaren Gewässerstrecken ca. 3€. Das Mindestmaß für Salmoniden beträgt 25cm und die ausgefüllte Fangkarte ist spätestens zwei Wochen nach Ablauf der Angelberechtigung zurückzugeben.

Ich habe hauptsächlich die Elbe zwischen Spindlermühle und Vrchlabi befischt. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und neben schnellen bis reißenden Strömungsverhältnissen findet man immer wieder ruhige Strecken und tiefe Gumpen, sowie flache Rieselstrecken. Der Fluß ist hier etwa 5-10m breit, steinig und die Ufer mit Bäumen bestanden. Trotzdem bereitet es meist keine Probleme, ausreichend Rückraum zum werfen zu finden. Das Wasser ist auch nach ergiebigen Regenfällen sehr klar und der Wasserstand relativ konstant, wahrscheinlich durch die Regulierung des Stausees. Man sieht überall kleine Bachforellen, welche eifrig nach Insekten steigen. Ich konnte kleine weiße, sowie größere braune Eintagsfliegen beobachten, andere Insekten sind mir nicht aufgefallen. Später stellte ich fest, dass die Fische fast ausschließlich Aufsteiger nahmen. So erwiesen sich graubraune CDC Loop-Wing-Emerger und Parachutes in Größe 14-16 als die fängigsten Fliegen. Auf Nymphen konnte ich nur sehr wenige Forellen fangen. Die Fische sind sehr scheu, vor allem bei sonnigem Wetter und in den ruhigen Bereichen war es schwierig, die Fische anzuwerfen, ohne sie zu vergrämen und nur ein langes Vorfach (>4m) in Verbindung mit einer feinen Spitze (0,12mm) brachte die ein oder andere Bachforelle an den Haken. 

Die besten Bedingungen waren trübes, regnerisches Wetter oder abends, wenn die Sonne hinter den Bergen verschwunden war. Der frühe Morgen war nicht so ergiebig, wie erhofft. Die gefangenen Fische maßen in der Regel zwischen 15 und 25cm, in Einzelfällen auch mal bis über 30cm und waren herrlich gefärbt und sehr kampfstark. Neben den Bachforellen konnte ich in einer Rieselstrecke auch einen wunderschönen Saibling fangen.
 

Schöner Saibling aus der Elbe =>
 

Einen Tag befischte ich die Elbe oberhalb von Hostinne, ein ganzes Stück unterhalb von Vrchlabi. Dort haben sich zwei weitere Bäche mit der Elbe vereinigt und der Fluß ist bis zu 20m breit und zeigt den Charakter der Äschenregion mit langen Kurven und Rieselstrecken. 
So wurde ich auch schnell fündig und erfreute mich an den zahlreich steigenden Äschen. Die Fische waren weit weniger scheu, als die Bachforellen im Oberlauf und auch nicht so wählerisch. Neben verschiedenen CDCs war der Äschenklassiker RedTag in Größe 16 das erfolgreichste Muster. Aber auch hier erreichten nur wenige Fische die 30cm.

Elbe oberhalb von Hostinne Hübsche Elbe-Äsche
Weiterhin angelte ich an der Jizera einige Kilometer unterhalb von Jablonec nad Jizerou. Der Fluß ist 10-20m breit und ebenso abwechslungsreich wie die Elbe. Hier konnte ich neben den unzähligen kleinen Bachforellen auch eine größere von etwa 45cm beobachten. An diesem heißen und sonnigen Tag waren die Fische recht heikel und schwer zu überlisten und so blieb es bei einigen schönen Forellen zwischen 20 und 30cm.
Jizera unterhalb von Jablonec n.J.
Ich habe während des gesamten Urlaubs relativ wenige Angler an den Gewässern gesehen, meist einheimische Spinnfischer. Inwieweit sich die Vorsicht und Scheu der Fische, sowie deren geringe Durchschnittsgröße davon und den Entnahmebestimmungen ableiten lässt, kann ich nicht beurteilen ... sicher ist das Wachstum auch durch die Gewässerbedingungen und vorhandenen Nährtiere begrenzt. Aber auch wenn  keine oder nur wenige kapitale Fische zu erwarten sind, ist die anspruchsvolle Fischerei in der herrlichen Landschaft ein tolles Erlebnis und war für mich eine sehr schöne Abwechslung zu unseren norddeutschen Wiesenbächen.
Bachforelle aus der Jizera
Für Fragen und weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung (Kontakt über FliFi-Forum).
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