Der Kormoran-
ein heimischer Vogel
Bericht von der NABU- Tagung am 22.11.2003 in Saalfeld Das Fazit dieser
Tagung lässt sich wohl kaum treffender zusammenfassen als mit den
Worten von Dr. Winkler (UNI Rostock), eines der Vortragenden:
Doch zurück
zum Tagungsprogramm, den eingeladenen Experten und ihren Vorträgen:
Umstritten
auch die Quintessenz aus dem zweiten Vortrag von Dr. Keller aus Bayern.
Die mehr oder weniger überzeugenden Alternativen zum Abschuss waren mit Ausnahme der Netz- Überspannung hochintensiver und kleinflächiger Forellenzuchtanlagen eher theoretischer Natur denn von praktisch relevanter Bedeutung für die Thüringer Erwerbsfischerei. Dass der Einfluss des Kormorans in den großen Voralpenseen oder großen Flüssen wie Donau und Main ein geringerer ist als in der Äschenregion kleinerer Fließgewässer, war uns nicht neu. Ebenfalls wussten wir schon, dass es in Thüringen keine Seen und Flüsse dieser beschriebenen Dimension gibt. Also, wohin mit den Kormoranen in Thüringen? Leider gab’s auch darauf keine Antwort. Eher putzig aber wohl kaum seriös, sowohl vom Inhalt als auch von seiner Vortragsweise war der nachfolgende Beitrag eines Physikprofessors namens Putzner aus NRW zur mathematischen Darstellung der Populationsdynamik von Kormoranbeständen. So ergötzte er sich am Nachweis der mathematischen Exaktheit seiner Kurven als Bestätigung der gesetzmäßigen Dynamik des Räuber- Beute- Verhältnisses in der Natur, eine Weisheit die heute jeder Realschüler aus dem Biologieunterricht kennt. Dass die schöne Progression seiner Kurven die unschöne Degression der Kurven mancher Fischbestände zum Ergebnis hat, fand er dann nicht mehr lustig. Geradezu beleidigend war sein Bild vom neidischen deutschen Sportangler, der ja dem Kormoran nicht die paar Fische gönnt, weil er dann seinen Sport nicht mehr ausüben kann. Für ihn sind die deutschen Angler vor allem Sportler, denn sie sind ja im Deutschen Sportbund organisiert- so seine wissenschaftliche Logik. Nun kann man sicher beim etwas unglücklich gewählten Namen der größten deutschen Anglerorganisation solche Assoziationen von Laien verzeihen. Nur ist eben dieser Verband genau so ein anerkannter Naturschutzverband wie NABU oder BUND und stellt das tagtäglich ebenso wie der Deutsche Anglerverband durch das Engagement seiner Mitglieder für den Gewässer- und Artenschutz unter Beweis. Des Professors Kompetenz gipfelte darin, dass er kein Problem beim Angeln auf einer einsamen Atlantikinsel habe, die Fische mit Sturmvögeln und Albatrossen zu teilen. Unser Problem war, dass dieser neunmalkluge Professor seinen beschränkten persönlichen Anglerhorizont allen Anglern unterstellen wollte. Diesem „Atlantik- Insel- Sportangler“ sind die Fische in Deutschen Gewässern eher Wurscht - wer kann es ihm verdenken? Ob dieser Professor Kompetenzen auf dem Gebiet der Physik hat, mag dahin gestellt bleiben. Statt auf diese Tagung hätte man ihn wohl lieber per „one way ticket“ zum Angeln auf seine Atlantikinsel schicken sollen! Den nachfolgenden Vortrag Dr. Wiesners (TLUG Jena) zur gemeinsamen Kormoranzählung des vergangenen Winters kann man auf unserer Homepage bzw. in unserer Verbandsinfo nachlesen. Hätten die zahlreich erschienenen NABU- Mitglieder auch schon längst haben können, wenn sie unserer Einladung zum Kormoranrundtisch am 17. Juni dieses Jahres nach Jena gefolgt wären. Wesentlich
aufschlussreicher war dann schon der Vortrag von Frau Seiche aus Dresden
zum Kormoranmanagement in Sachsen. Unkompliziert erhalten die sächsischen
Teichwirte notfalls auch per Telefonanruf die Erlaubnis zum Vergrämungsabschuss
von Kormoranen. Offensichtlich besteht dort die Einsicht selbst bei den
Naturschutzbehörden, dass der Abschuss zwar wenig nützt aber
auch dem Kormoranbestand nicht schadet (s. Bayern); also eine etwas weniger
verbissene Sicht der Dinge als hierzulande. Mit beträchtlichen Fördermitteln
wird im Gegenzug die Teichwirtschaft auf ein betriebswirtschaftlich nicht
tragfähiges Niveau von 600 kg/ha aus Naturschutzgründen heruntergefahren.
Man fragt sich natürlich, wie lange bei leeren Länderkassen die
Extensivierung der Teichwirtschaft noch bezuschusst werden kann. Parallelen
zum Abbau der Subventionen der unwirtschaftlichen deutschen Steinkohleförderung
und ihren Folgen drängen sich förmlich auf.
Ungläubiges Staunen löste bei manchem NABU- Mitglied die Darstellung von Fischbestandserhebungen durch das, glücklicherweise fischereipolitisch neutrale Hydrolabor der Bauhaus- UNI Weimar aus. Sie zeigten recht anschaulich, dass sowohl wissenschaftlich als auch emotionsfrei Daten in Gewässern (Saale und Ulster) erhoben wurden, welche seit mehreren Jahren unter hohem Kormorandruck zu leiden hatten. Leider wurden selbst die pessimistischsten Annahmen des Untersuchungsteams noch übertroffen, ja zweifelten sie an der Funktionsfähigkeit des Elektro- Fischfanggerätes, als sie feststellen mussten, dass ganze Abschnitte der Gewässer nahezu fischfrei waren. Lediglich innerhalb besiedelter und damit eher naturferner Abschnitte konnten vergleichsweise noch annähernd intakte Populationen der typischen Fischfauna registriert werden. Wie nicht anders zu erwarten, wurden sofort die ewigen Zweifler wach und Argumente, wie Hochwasser, Fischbesatz und Verfahrensfehler aufgerufen, um diese Daten ins Reich der Fabeln herunter zu ziehen. Die Frage, wozu dann überhaupt noch Gutachten oder Fangstatistiken vom behördlichen und organisierten Naturschutz gefordert werden, blieb ebenfalls unbeantwortet im Raum. Wir meinen, es gibt genug davon, nur sollte man diese nicht mit der Filzbrille lesen! Nach dem Motto
„Hier steh ich und ich kann nicht anders“ zitierte Herr Dr. Wengerodt aus
der Abteilung Naturschutz des TMLNU mit einer brillanten Powerpoint- Präsentation
die für das enge Korsett seiner Kormoranverordnung verantwortlichen
bekannten Rechtsvorschriften.
Der letzte Tagesordnungspunkt, Diskussion eines Fragenkatalogs der Thüringer Fischerei blieb aus Zeitgründen auf der Strecke, so wie insgesamt die Diskussion zwischen den Vorträgen vom Moderator der Veranstaltung nicht zu beherrschen war. Immerhin wurde uns auf unseren Wunsch deren schriftliche Beantwortung versprochen. Wir sind gespannt! Unsere Frage
in der Mittagspause an NABU- Landeschef Bollendsdorff nach dem eigentlichen
Ziel der Veranstaltung wurde mit einem vielsagenden „na schau`n wir mal“
beantwortet.
In diesem Sinne haben wir nochmals unser Angebot erneuert, einen Thüringer Arbeitskreis Kormoran aus ganz wenigen aber dafür kompetenten Experten der Verbände und Behörden ins Leben zu rufen. Nur so können nach unserer Überzeugung Probleme wirklich zu Ende diskutiert und Lösungsansätze gefunden werden. Propagandistische Großveranstaltungen, zumal ohne klare Zielvorgabe können natürlich auch kein Ergebnis haben. So waren unsere Bedenken von Anfang an- leider sind sie genau so bestätigt worden. Wenn man auch seitens des NABU ehrlich an einem Management der Probleme interessiert sein sollte, und das ist wahrscheinlich die Kernfrage; dann gehört ein Schlussstrich unter Verzögerung, Verweigerung und Blockade. Auch Fische sind Tiere, selbst wenn sie keine Federn haben und nicht kuschelig sind. Sie sind Bestandteil der Natur oder besser Kulturlandschaft und haben den gleichen Anspruch auf Schutz vor Ausrottung einzelner Arten. Sie sind jedoch zugleich ein nutzungsfähiges Naturgut, auf dessen nachhaltige Nutzung das Fischereirecht aber auch das BNatSchG abstellt. Es geht schon
längst nicht mehr um neidische Angler dafür aber um irreversible
Schäden an Fischpopulationen der Thüringer Gewässer und
die wirtschaftliche Existenz manches Fischereibetriebes, wenn man sich
weiter dem Kormoran- Management- Gedanken verweigert.
Und zum Schluss
können wir den Kollegen vom NABU versichern:
Andreas Kirsch
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