Patagonia Dream.
Unterwegs in Chiles Patagonien.

Ein Reisebericht von Michael Müller

Nur wenige Länder bieten derart schroffe Gegensätze wie Chile. Wie ein übergroßes Handtuch erstreckt sich das Land an der Westküste Südamerikas, 4300 Kilometer lang und bis zu 380 Kilometer breit. 
Im Norden liegt die Atacama Wüste, eine der heißesten und trockensten Gebiete unserer Erde. Im Süden hingegen, wo der Weg nach Kap Horn nicht mehr weit ist, findet sich eine bizzare Welt aus Fels und Eis. Dazwischen liegen riesige Gebiete mit gemäßigten bis alpinen Klima, die es zu erkunden lohnt, nicht nur wegen der grandiosen Berglandschaft und den traumhaften Fischereimöglichkeiten...
Hier ist unser Bericht:
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Endlich da, endlich in Patagonien!
Nach rund 25 Stunden Flugzeit von Deutschland aus, setzt der Flieger in Balmaceda, trotz des hier immer herrschenden Windes recht sanft und bei strahlenden Sonnenschein zur Landung an. Balmaceda liegt direkt an der argentinischen Grenze, der Flughafen nimmt mehr Raum ein wie die wenigen Hütten, welche die Ortschaft ausmachen.
Die Umgebung besteht aus trockenem Weideland, am Horizont begrenzt von Hügelketten und schneebedeckten Bergen.
Hier scheint im wahrsten Sinne des Wortes "der Hund begraben".
Jony, der Manager der Hacienda Tres Lagos, die im Herzen Patagoniens, direkt an der Carretera Austral und genial zwischen den beiden Seen Lago General Carrera und Lago Negro liegt und für die nächsten 10 Tage unsere Herberge sein soll, hatte uns auf dem Airport in Santiago de Chile in Empfang genommen und fährt nun mit uns im Pickup die letzte 240-Kilometer-Etappe bis zur Hacienda. Carretera Austral und Lago General Carrera - beides sind Berühmtheiten über diese chilenische Region namens "Aisen" hinaus.
Die Carretera Austral - diese legendäre, staubige Schotterpiste, die auf vielen hundert Kilometern als einziger Weg nach Süden führt und der Lago General Carrera, der zweitgrößte See Südamerikas, der seine Wassermassen in Chile und Argentinien (dort heißt er Lago Buenos Aires...) verteilt, der seine unglaublich blaue Farbe in jedem Tageslicht anders zeigt und dessen Wasser über den bildschönen Rio Baker in den Pazifik abfließen...
Während der rund fünfstündigen Fahrt verzaubert uns Patagoniens grandiose Berglandschaft. Die erste Hälfte der Fahrt führt uns duch mannigfaltige und faszinierende Gebirgslandschaften. Schneebedeckte Berggipfel, Urwälder, urtümliche Flußlandschaften, blühende Obstbäume, branntgerodetes Weideland und vom Vulkanismus geprägte Gebiete wechseln sich miteinander ab. Im zweiten Streckenteil begleitet uns zudem zur Linken der gewaltige, blaue Lago General Carrera.
Auf der ganzen Strecke kommen uns vielleicht an die sechs Autos entgegen und wir sehen nur eine Handvoll Menschen, mehr nicht.
In welch großartiger Kulisse die Hacienda Tres Lagos liegt, begreifen wir erst in den nächsten Tagen, die Fotos können leider nur einen kleinen Teil dieser Pracht wiedergeben.

Foto links: Da liegt sie, die Hacienda Tres Lagos in unvergleichlich grandioser Lage! Im Vordergrund der Lago Negro (auch obiges Foto), hinten ein Ausläufer des Lago General Carrera.

Die vor etwa 2 Jahren komplett umgebaute und modernisierte Hacienda ist geschmackvoll in die Landschaft eingebettet und mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten ausgestattet. Das Anwesen besteht aus dem Haupthaus (Rezeption, Restaurant, Aufenthaltsraum, Küche und zwei Suites), vier komfortablen Bungalows für bis zu 5 Personen, einem Doppelbungalow für bis zu 8 Personen, einem Freizeitgeäude (mit Billard, Dart, Spieltisch, Bar u.a.), einer Sauna (direkt am Seeufer) und diversen Nebengebäuden.
Geführt wird das Haus liebevoll von Jony Ganahl und Simona Fronzi, in der Saison von Oktober bis April (in Patagonien ist das Frühling bis Herbst) steht ein Team von 10 Mitarbeitern zur Verfügung, die dafür sorgen, daß keine Wünsche offenbleiben. Mit Jony und Simona läßt es sich in englisch und italienisch korrespondieren, ansonsten sind Spanischkenntnisse hilfreich aber nicht unbedingt nötig. Ganz hervorragend munden die Gerichte aus der haciendaeigenen Küche, das selbstgebackene Brot und natürlich der hervorragende und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte chilenische Wein.

Foto links: Restaurant und Bar im Hauptgebäude der Hacienda

Genug geschwärmt und nun zu den Dingen, die uns Fliegenfischer richtig interessieren. Die nächsten Tage bei Frühlingswetter und Sonnenschein sind ausgefüllt mit der Erkundung der Fischerei- und der zahlreichen anderen Freizeitmöglichkeiten. Jony läßt es sich nicht nehmen, uns überallhin persönlich zu begleiten. Mit ihm steht uns ständig ein Fachmann an der Seite, der das Land und die Fliegenfischerei so gut kennt, wie seine Westentaschen.
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Foto rechts: Lago General Carrera und Rio Tranquilo in der gleichnamigen Ortschaft. Foto unten links: Der Hotspot zw. Lago General Carrera und Lago Bertrand mit nicht zu unterschätzenden Strömungen.
Für das Ausleben unserer Fliegenfischerei stehen wirklich phantastische Gewässer zur Verfügung, von denen man in Europa nur träumen kann. Ich fasse 'mal die von uns befischten Gewässer zusammen:
1.) Der Lago General Carrera, riesig, aber mit vielen guten Stellen an den zahlreichen Bacheinläufen und einem Hotspot am strömungsreichen Verbindungsstück der Seen Lago General Carrea und Lago Bertrand, nur 5 Kilometer von der Hacienda entfernt. Dort liegt ein haciendaeigenes, gutes Motorboot, welches auch für die Fischerei vom Boot aus auf den Seen zur Verfügung steht. Gefischt wird auf Regenbogenforelle, Browntrout, Seeforelle und Landlocked Salmon.
2.) Lago Bertrand: wie Lago General Carrera.
3.) Lago Negro: direkt an der Hacienda, zwei Ruderboote sind vorhanden, kleiner Bass(Barsch)-Bestand.
4.) Rio Baker: das Highligt der ganzen Region! Ein großer Fluß mit klarem, hellblau leuchtendem Wasser. Er entspringt aus dem Lago Bertrand und beherbergt einen großen Bestand an Regenbogenforellen, Browntrouts und Lachsen, sowie einen gigantischen Köcherfliegenbestand.
Fahrzeit von der Hacienda: 15 Minuten. Wer es ganz bequem haben will, kann vor Ort einen texanischen Riverboatguide buchen, für die Flußfischerei vom Boot aus. Ansonsten wird erfolgreich vom Ufer aus gefischt.
5.) Rio Cochrane (Paradiestal): Wenn es ein Paradies für Fliegenfischer gibt - das muß es sein! Phantastische Fischerei im Naturschutzgebiet in einem wunderbaren Flußverbindungsstück im Lago Cochrane-System, abseits von jeglicher Zivilisation. Regenbogen- und Bachforellen in beachtlichen Größen. 
Im Frühjahr ist der Fluß voll mit großen Regenbogenforellen, im Herbst mit Bachforellen. Fahrzeit von der Hacienda knapp 2 Stunden plus eine halbe Stunde Bootsfahrt. Aber der weite Weg lohnt sich!

Foto rechts: Im Paradiestal: Volker Engelmann hängt fest an einer 5-Kilo-Regenbogenforelle. Leider hat er den Kampf später verloren.
Foto oben: Am Rio Baker. 
Foto unten: Nochmal am Rio Cochrane.

6.) Rio Tranquilo, Rio Norte, Rio Maqui und viele weitere kleinere Flüsse: ca. 45 Minuten bis 1,5 Stunden von der Hacienda entfernt, kleinere Flüsse mit Beständen von Regenbogen- und Bachforellen.
Die Fischereisaison geht von Oktober bis Anfang April. Bisher wohl kaum richtig bemerkt, ist der Vorsaisonmonat Oktober sehr gut für eine spektakuläre Fischerei auf große Regenbogenforellen, die hier vor und nach dem Laichen in fast allen Flüssen stehen.
Im kristallklaren und herrlichen Rio Cochrane standen während unserer Fischtage ganze Scharen von prächtig gefärbten Regenbogenforellen in Längen zwischen 40 und 80cm. Uns gelang beim zweiten Anlauf der Fang einiger Fische bis an die 70cm, alles herrlich gezeichnete Wildfische!
Auch in kleineren Gewässern wie z.B. dem Rio Tranquilo sahen wir im Seepool einige große Fische bis etwa 70cm und einem anderen kleinen Rio wären wir beim Durchwaten einer reißenden
Strömungsrinne fast auf eine riesige Regenbogenforelle von geschätzen 85cm getreten. Leider machte sich der Fisch vor unseren Füßen "aus dem Staub" und war anschließend nicht mehr aufzufinden, aber er wird mir wohl immer im Gedächtnis bleiben.
November, Dezember, Januar und Februar sind Saison für Regenbogenforelle, Salmon, Seeforelle und Bass. Im März und April ist dann der Höhepunkt auf große Browtrout und Seeforellen, die in die Fließstrecken aufsteigen, sowie für die Salmon-Fischerei im Rio Baker.

Foto links: "Dschungelfluß" Rio Norte

Die Guides der Hacienda Tres Lagos kennen sich bestens aus und führen den Gast zu jeder Jahreszeit zum richtigem Fisch, es stehen zwei Autos und eine Reihe von Booten zur Verfügung.
Geräte und Fliegen: Hmmm.... theoretisch können Sie mit dem gleichem Gerät und Fliegen fischen, die Sie zu Hause auch benutzen. Wenn da nicht der fast allgegenwärtige Wind wäre! Aus diesem Grund ist es angebracht, alles 1 bis 2 Klassen höher zu wählen. Für die Forellenfischerei mit ganz normalen Nymphen (Eintags- und 
Köcherfliegenimitationen, sowie Goldkopfnymphen in den Größen 10 bis 16) und die Trockenfliegenfischerei (mit Köcherfliegenmustern, Größe 12 bis 14) empfiehlt sich eine 9 Fuß-Rute der Klasse 6 bis 7. Im Rio Baker z.B. hatten wir gute Erfolge mit kleinen dunkelgrauen 16er Goldkopfnymphen und später am Abend mit Caddies auf 14er Haken.

Foto links: Rio Maqui
Foto unten: Auch einen Ausritt in die Berge sollten Sie auf keinen Fall verpassen...

Für die schwerere Fischerei in Flüssen und Seen tut es eine 9 Fuß-Rute, Klasse 8 und verschiedene Streamer (auch Wooly Buggers, obwohl die während unserer Zeit nicht das A&O waren, wie es doch so oft beschrieben wurde). Sehr brauchbar für die Streamerfischerei sind verschiedene Schußköpfe. Wer die ganz schwere Fischerei vom Boot aus auf Seeforelle und Salmon schätzt ("Fly-Trolling" auf dem Lago Bertrand und dem General Carrera), kann noch eine 9-10er "Gerte" und passende "Ultra-Sinker" einpacken. Daß alle Ruten kurzgeteilt sein sollten, empfiehlt sich von selbst, so passen diese in den Koffer und Sie müssen kein zusätzliches Gepäckstück aufgeben.
Eine Grundausstattung an Angelgerät ist übrigens in der Hacienda vorhanden, nehmen Sie jedoch besser Ihr eigenes Gerät mit. Spätes Abendessen in der Hacienda ist kein Problem, die Küche ist darauf eingerichtet. Für die nichtfischende Begleitung oder einen Tag Fischerpause stehen vielfältige Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung, z.B.: Reiten, Tauchen, Mountainbiking, Bergtouren, Wandern,  div. Ausflüge uvm.
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Ich habe hunderte guter Fotos parat und könnte an dieser Stelle noch stundenlang berichten, aber dies sollte erst einmal reichen, damit Sie einen Vorgeschmack auf dieses herrliche Land bekommen. Ein ausführlicher Bericht unserer Reise erscheint übrigens 2002 im "Fliegenfischer".

Foto: Solche Brocken findet man natürlich nicht auf den Bergkämmen - dieser hier stammt aus dem R.Cochrane.

Reiseplanung und Buchung:
Sie fliegen von Frankfurt/Main mit LAN-Chile (siehe Infokasten unten) sehr komfortabel mit Zwischenstopp in Madrid nach Santiago de Chile (Flugzeit rund 20 Stunden). In Santiago sollten Sie einen Tag Pause einlegen und sich die 5 Millionen-Metropole ansehen.
Anschließend fliegen Sie weiter nach Balmaceda (ca. 4 Stunden) und zu guter Letzt haben Sie noch 5 Stunden Autofahrt durch eine phantastische Landschaft vor sich.
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Weitere Informationen: (für weitere Infos und Tipps können Sie sich gerne an unsere Redaktion wenden).
Preisbeispiel: Hin- und Rückflug (inkl. Rail&Fly in Deutschland und Inlandsflüge in Chile) ab 900 EUR. Sieben Tage Unterkunft und Fliegenfischen (inkl. Vollpension, Transfers, Fischen, Guiding, exkl. Getränke) USD 1950,-- (alles Stand 2001/2002, nicht aktualisiert).
Wichtig: Tipp für den Rückflug: Um Enttäuschungen zu vermeiden, lassen Sie sich Ihre Rückflüge ein bis zwei Tage vor der Heimreise telefonisch von der Fluggesellschaft bestätigen!
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@Fotos und Copyright:
Michael Müller (1 bis 7, 9, 10, 13 bis 23)
Hacienda Tres Lagos (8, 11 bis13, 24, 25).
Die gemütlich und sehr komfortabel eingerichteten Bungalows Im Freizeitgebäude

Infokasten LanChile: (alles Stand 2001/2002, nicht aktualisiert)
LanChile fliegt täglich mit dem Airbus A340-300 von Frankfurt über Madrid nach Santiago de Chile. Die Osterinsel wird je nach Saison 2 bis 4 mal wöchentlich angeflogen. Calama, Punta Arenas und alle anderen Städte in Chile werden mehrmals täglich angeflogen. Preise inklusive Bahnfahrt bis/ab Frankfurt:
- Frankfurt-Santiago-Frankfurt ab DEM 1.562
- Business Class ab DEM 7.042 (inkl. LH Flug bis/ab FRA)
- Frankfurt-Osterinsel-Frankfurt ab DEM 2.468 
- Frankfurt-Calama-Frankfurt ab DEM 1.633 
- Frankfurt-P.Arenas-Frankfurt ab DEM 1.633 
Bei den Tarifen bis zur Osterinsel, Calama oder Punta Arenas sind immer Stops in Santiago bei Hin- und Rückflug erlaubt. Alle unsere Preise beinhalten die Bahnfahrt ab/bis jeder Stadt in Deutschland. Für mehrere innerchilenische Flugstrecken empfehlen wir den Visit Chile Airpass. Bei Langstreckenflug mit LanChile kosten 3 Coupons USD 250 und jeder weitere USD 60. Bei Ankunft mit einer anderen Fluggesellschaft kosten die ersten 3 Coupons USD 350 und jeder weitere USD 80. Weitere Informationen über Flugpreise, Airpässe, Flugzeiten, usw. werden unter der Telefonnummer (069)29800133 gegeben. Fax (069) 1310776, e-mail:lanfra@lanchile.com. Web: www.lanchile.com
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