Reisetagebuch Patagonien 2006 Ein Reisebericht und Fotos von Hans und Antoine Kissenpfennig Mit konkreten und nützlichen Informationen für die Reiseplanung im Anhang |
Vorwort:
Eine Fischerreise nach Argentinien und Chile ist die Realisierung eines Traumes. Der Verfasser dieses Berichts und sein ihn begleitender Sohn sind sich dessen bewusst. Ein Traum, weil nicht jedermann die Familie zwei Wochen lang sich selbst überlassen oder sich diese Reise schlicht nicht leisten kann. Wir wünschen unseren Fischerkameraden, diesen Traum irgendwann doch verwirklichen zu können, weil das Erlebnis einzigartig und unvergesslich sein wird, ganz egal wie in Patagonien und Chile das Wetter spielt und die Fangresultate ausfallen. Das Tagebuch haben wir in erster Linie für uns selbst und für die Familienmitglieder geschrieben und mit einer Bild-CD ergänzt. |
Jetzt wo
beide Dokumente vorliegen, möchten wir unseren Fischerkameraden den
visuellen Zugang nicht verweigern. Der Bericht ist naturgemäß
„fischlastig“, aber auch für „normale“ Naturfreunde verständlich.
Am Schluss des Berichts informieren wir den interessierten Leser über die organisatorischen und technischen Details. Hans und Antoine Kissenpfennig, Hochfelden, 7. Februar 2006 *** |
23./24.
Januar, Anreise/1. Fischertag Lago Krüger im Nationalpark Alerces
Kurzer Blick zurück.. was ist bis jetzt, Dienstag Nacht 22.15 Uhr, unserem zweiten Tag in Argentinien, seit dem Abflug gelaufen? In unserem vergewaltigten Zeitempfinden wäre es in der Schweiz jetzt bereits Mittwoch, 2 Stunden nach Mitternacht. Nur ein Wunsch beseelt uns, nämlich endlich sich im Bett ausstrecken zu können. Wir meinen, ein wohlverdienter Anspruch, nach dem 36stündigen Reisestress der beiden Vortage und dem ersten ausschliesslichen Fischertag am Zielort in Patagonien. Sonntag Nachmittags, dem 22. Januar war der Abflug mit SWISS nach Madrid. Erst nach fünf Stunden ging es dort weiter mit Aerolineas Argentinas. Antoine hatte die kühne Idee, mit der Metro ins Zentrum Madrids zu fahren, statt herumzuhocken, was wir dann auch taten, nachdem unser Gepäck endlich einem Büro anvertraut werden konnte. Wir fuhren bis zur Plaza d’Espana, schlenderten die Gran Via hinauf, zögerten, uns ins Cats Musical hineinzusitzen, nahmen einen Kaffee im ersten Stock eines „in place“ und fuhren zurück nach Barajas. Der Nonstop Flug nach Buenos Aires von fast 13 Stunden war erträglich. Man schläft, liest, döst, plaudert, guckt fern, obwohl es 33'000 Fuss tiefer jede Menge zu sehen gäbe. In BUE Transferstress von Ezeiza im morgendlichen Berufsverkehr zum Stadtflughafen im Taxi, wobei wir uns darüber unterhielten was gefährlicher war, ob der wahnsinnige Fahrer oder sein uralter Schrotthaufen. Wiederum fünf Stunden ausharren bis zum Abflug um die Mittagszeit. Zwischenhalt in Bariloche, schliesslich Ankunft am Ziel, Esquel um 16.12 Uhr.... |
Also gestern Montag abend sind wir zur geplanten Zeit mit unserem Gepäck vollständig (vier Stück plus Equipage de viaje – 75 Kilos) gelandet. Guillermo Sagui, unser Guide, holte uns ab, und los ging es, zügig weg von der Zivilisation. Ich kannte ihn von früher, als Urs und ich im März 1992 eine Woche mit ihm Fischen gingen. Sein Schnauz war weg, sah gut aus, Alter anfang fünfzig. Nach einer Stunde Fahrt mit seinem Jeep Cherokee und angehängtem Motorboot Ankunft bei der Hostellerie „Quime Quipan“ im Herzen des Nationalparks Alerces. Das Wetter angenehm warm, strahlende Sonne. Viele nette Gäste in dieser einfachen Herberge, Chiquita schmeisst den Laden, Küche ist aufmerksam, etwas bünzlig aber essbar. Wir sind bald im Bett und freuen uns auf den ersten, eigentlichen Fischertag. |
Heute Dienstag,
dem 24. Januar fahren wir um 9 Uhr los mit Cherokee und angehängtem
Boot zum Lago Krüger. Antoine holt sich bald eine knapp zwei Kilo
schwere Regenbogenforelle, die wir in der Annahme, dass dies so weiter
ginge, grosszügig wieder schwimmen liessen. Das karge Nachtessen,
bestehend aus Kabissalat und Cordeiro erinnerte uns an unseren Hochmut
und wir rissen uns an den letzten spärlichen Haaren, denn es war die
erste und leider auch die letzte Forelle, der wir uns trotz beeindruckendem
durchgezogenen Volleinsatz von 10 bis 19.30 Uhr an diesem ersten Anglertag
bemächtigen konnten.
Guillermo instruierte: Morgen Mittwoch sind wir am Lago Verde, bitte kommt mit Wathosen und nicht wie heute mit den lächerlichen Shorts (er meinte mich). Es soll alles anders werden und wir avisierten Chiquita, dass wir diesmal Forellen heimbringen würden. Im Tagesrückblick: |
Gutes Einarbeiten
in die Wurftechnik, kalt und windig für diejenigen, die sich nicht
vernünftig eingekleidet hatten, gut umsorgt von Guillermo – der neun
Stunden ruderte und uns mit „Tschernobil“, „Bomber“ und anderen Fliegen
mit bedrohlichen Namen versorgte.
Wie erwähnt ist es jetzt Dienstag Abend, genau 22.15 Uhr. Bitte ein Bett und endlich schlafen, denke ich, doch nein ruft der innere Perfektionist....jetzt kommt zuerst das elektronische Tagebuch, das Antoine und ich vorhatten chronologisch, abwechslungsweise zu führen. Eigentlich wäre er dran, so tippe ich mal drauf los. Antoine liegt mit einer Katze im Bett – für Eingeweihte … er liest den letzten Roman von Ken Follett mit dem Namen - ja eben… “die Leopardin”. |
Leider wohnen
wir in einem elektronischen Loch, das uns nicht gestattet den geplanten
täglichen bebilderten Report laufend nach der Schweiz zu übermitteln.
Jetzt versuchen wir es auf diese Weise, nämlich ein Tagesbericht für
den Eisschrank, den wir dann „auftauen“, wenn’s wieder „good vibrations“
hat und wir ein bloc Kilobites durch die Stratosphäre jagen können.
Das wäre es für die ersten zwei Tage. Wünsche für eine gute Nacht braucht mein Sohn nicht – Antoine schnarcht bereits mit den gelben Ohrenpfropfen eingestöpselt, damit es ihn nicht stört…. Esta onze horas e media… 25./26.
Januar, Lago Verde, Nationalpark Alerces
|
Dort im Boot
hinauf durch die starke Strömung des Verbindungsflusses Arrayanes
in den Lago Verde, wo wir mit Nymphen mässigen Erfolg haben. Wirklich
traumhaft wird’s dann am Nordostende des Sees hinter einem lockeren Schilfgürtel.
Dort springen die Forellen grotesk und kunstvoll den fetten Libellen nach.
Wir versuchen dank gekonnter Präsentation unserer plumpen Brummerkopien
ebenso attraktiv zu wirken. Das gelingt insbesondere Antoine recht ordentlich.
Überhaupt ist sein Elan unbezwingbar, allerdings mit dem Resultat,
dass der junge Vater – wie gerade in diesem Moment meiner nächtlichen
Tipperei des Tagebuchs - dank aufgesetzter Schlafmütze und den
ins Ohr geborenen Ohrenzapfen nicht mehr ansprechbar ist.
Die Anglerei ist einfach unbeschreiblich. Zu Beginn zählen wir noch die Fänge und vergleichen die Erfolgsquoten. Doch nach der sechsten Forelle führen wir diese unsinnige Statistik nicht mehr weiter und freuen uns an jedem Biss des Fischerkameraden. Am Abend, während dem Genuss der bestens zubereiteten Bachforelle (Marron), schätzen wir höchstens noch die Kilos, die wir heute kumuliert hätten, wenn nicht „catch and release“ gälte. |
Nicht ein
Fisch war unter einem Kilo und keiner unter 60 cm. Es sind starke unermüdliche
Kämpfer, die nach dem Biss zuerst gar nicht merken, was ihnen widerfährt.
Zuerst schütteln sie den Kopf und versuchen die lästige Mücke herauszuspucken oder abzuschütteln. Wenn das nichts bringt zieht der Fisch weg. Oft saust er wie ein Torpedo in die Weite und springt aus dem Wasser. Andere tauchen vertikal in die Tiefe, ohne weiteres zehn Meter tief. Sorgfältiger Umgang mit der Bremse und der Rute ist jetzt wichtig, denn der 18 Hundertstel Faden ist fragil. Wehe das Vorfach hat einen Knoten, die Tragkraft geht dramatisch zurück und mehr als einmal zerriss so der Nylonfaden. Das Surren der Rolle mit angezogener Bremse und das Hämmern der kreisrund strapazierten Kohlenfasernruten durch den kämpfenden Fisch, schwingt noch mit, wenn wir in den Traumzustand hinüber wechseln. |
Gestern Abend genossen wir zum Entree eine männliche Regenböglerin und heute Mittag ein Fo-rellencarpacio, von Guillermo gekonnt zu bereitet. Wir leben schon etwas auf dem hohen Ross und lassen uns bedienen, sei es zum Essen, zum an den Fluss oder in den See gefahren zu werden. Sei es um einen der hochstaplerischen Fliegen/Käfer/Libellen - Attrappen sich geben und anbinden zu lassen oder neun Stunden im Tag den trächtigsten Stellen entlang gerudert zu werden. |
In der Herberge
treffen wir meistens argentinische Feriengäste, aber auch Europäer,
wie die nette Italienerfamilie, die jetzt vor hat, bis Feuerland weiter
zu ziehen. Charmant die beiden Frauen – ebenfalls Fischer, die von BUE
kommend weiter bis Ushuaia wollen. Morgen gehen sie in Chile fischen, gleich
hinter dem nächsten Berg… was uns ja noch bevorsteht.
Besondere Ereignisse eigentlich keine zu melden, es sei denn der unglaubliche Fangerfolg, die Wathosen von Antoine, die lecken, die farblich hübschen, aber widerlichen colivache Brämen, die am Land uns schikanieren, die Ausweiskontrolle durch die Parkpatrouille, das sagenhafte Wetter. Zum Hosenleck.. wir bleiben dran, vielleicht hält die Klebpaste, vamos ver… Leider sind unsere ornithologischen Kenntnisse gleich null, nicht aber unsere Bewunderung und tiefe Respekt vor der Vielfalt der Vogelwelt. Wir treffen auf Kormorane, brütende Schwäne und Enten, Kolonien von Wildgänsen die in Grossformation elegant landen oder auf das Signal hin eines Leittiers schnatternd kraftvoll wegstarten. Es ist jetzt ein viertel vor Mitternacht, ab ins Bett, morgen wartet ein strenger Tag. |
27. Januar,
nochmals
Lago Krüger, Nationalpark Alerces
Heute ist Freitag und wiederum ein traumhaft schöner Sommertag. In der Nacht wurde es einem fast zu warm. Guillermo schlägt vor, nochmals zum Lago Krüger hinüber zu fahren. Wir bewegen uns wieder auf den durch den hohen Wasserstand überfluteten Kiesbänken, wo wir normalerweise die Forellen wie Mädchen auf dem Strich zirkulieren sahen. Heute schien alles ruhig zu sein. Kein Sprung aus dem Wasser mit dem eindrücklichen Klatschen des Fischkörpers war noch zu sehen noch zu hören. Antoine wie immer voll in Aktion. Meinerseits wollte ich es nicht mehr so „fischig“ ernst nehmen und mir heute mehr Ruhe gönnen. Ich hängte eine kleine Nymphe dran und zuckelte eher lustlos, ersetzte diese nachdem nichts eintraf durch ein schwereres Kaliber. Nichts zu machen. |
Dann sahen
wir in den Tiefen grosse Fische patrouillieren, welche unser Guide als
Barsche identifizierte. Das weckte meinen Fanginstinkt und wechselte die
Nymphe aus gegen einen schwarzen, ordentlich schweren Streamer, der mit
seinen Silberfäden wirklich adrett daher kam. Ich liess ihn tief sinken
– übrigens war er auf einem 15 Hundertstel Vorfach montiert, als plötzlich
jemand vehement die Rute in die Tiefe riss. Nach zähem Kampf konnten
wir einen wunderschönen Barsch landen, der mit seiner grossen Schnauze
den schwarzen Köder geschnappt hatte. Es gab das obligate Foto mit
cheese Lächeln mit dem stolzen Jäger.
Der Egli wog mehr als ein Kilo und hatte die Länge von 46 cm, meldete Guillermo. „Filets de Perche“ lagen nicht drin, weil dieser einheimische Fisch nicht entnommen werden darf im Gegensatz zu den eingeführten Forellen, sei dies Saibling (Fontinalis), Regenbogen- (Arco Iris) oder Bachforelle (Marron). Im weiteren Verlauf holte sich Antoine eine prächtige Bachforelle, der wir schon beim Frühstück im Quime Quipan versprochen hatten, dass sie - sollte sie anbeissen -, dank ihrem roten, weichen und doch konsistenten Fleisch uns als Carpacio verwöhne dürfe. So endete sie auch auf dem romantischen Rastplatz unter den hunderte von Jahren alten Zypressen und Laubbäumen des Nationalparks Alerces. |
Wie üblich genossen wir nach der Schlemmerei mit sechs Gang Menu (Salami und Käse mit Bisquits als Apero, dann Suppe aus der Schweiz mitgebracht, wie gemeldet Carpacio, Tortilla und Huhn, Creme brùlee und schliesslich Kaffee mit Schweizerschokolade hauchdünn) – tief Atem nehmen… genossen wir eine ausgiebige Siesta. Die Resten unseres Mahls holten sich die Choukas und ein lustiger schwarzer Hermelin, den wir blitzten und elektronisch auf Bild bannten. |
Es ist wie
gesagt Ferienzeit. Heute wiederum wurden wir wie bereits am Lago Verde
gestern von Parkwächtern im Motorboot unterwegs gestoppt und unsere
Fischereilizenz überprüft.
Heute waren die Fische zurückhaltend. Vor zwei Tagen erlebten wir sie aggressiv und unverschämt frech, gestern neugierig aber zögerlich und heute, abgesehen von provozierenden Phasen, in denen sie mit ihren Saltis und Rietbergers unsere Nerven strapazierten, war es ruhig und der Fangerfolg mässig. Wir hatten Musse diese absolut ergreifende Urlandschaft mit den Baumgiganten in uns aufzunehmen. |
Heute schlafen
wir zum letzten mal hier. Morgens geht’s weiter zur nächsten Basis.
Wir sind wie üblich etwas sehr müde, fühlen Schwindel vom
Schaukeln und intensiver Wurfanstrengung. Der Chronist ist froh das Ergebnis
zu speichern und die Lichter zu löschen. Der junge Mann pennt natürlich
bereits mit der „Leopardin“ auf dem Brustkorb.
Es ist jetzt 23.30 , bonas noches… übrigens, Antoines Wathosen scheinen dank intensiver Klebebehandlung die Inkontinenz überwunden zu haben. Eine letzte „urologische Intervention“ heute Abend sollte auch die letzten Peinlichkeiten vergessen lassen. Einmal mehr…vamos ver manhana beim Härtetest! 28. Januar,
1. Tag Futaleufu
|
Dort begrüsste uns die Mannschaft: Gustavo der Manager, Michela und Alberto die Küchenbrigade und Christian der Hauswart. Es hat nur etwa sieben Zimmer, man speist am gleichen massiven und riesig grossen Tisch aus gelbem Zypressenholz, der zu lange Tragbeine hat und deshalb etwas unbequem ist. Wir sind im Moment die einzigen Gäste, ausser Fabian mit seiner Familie, einer der vier Besitzer dieser 5 Stern Anlage. Die Zimmer sind gross mit zwei Queen size Betten von denen wir dankbar Kenntnis nehmen. Der zentrale Aufenthaltsraum dank seiner Weite, eleganten und grosszügigen Dimension begeistert uns. Die Einrichtung ist bequem, die breiten stilsicheren Fauteuils um das mannshohe Kamin gruppiert einladend, die Lage mit der Sicht in die Landschaft mit dem Fluss im Vordergrund schlicht einmalig. |
Wir fahren zu diversen Stellen und arbeiten mit Nymphe, Streamer, am liebsten mit der Trockenfliege kleiner Dimension, je nach dem, ob wir es uns zutrauen, unter die Bäume zu werfen. Der warme Wind mit seinen den Atem blockierenden Böen macht uns das Leben nicht leicht, obwohl wir gelernt haben damit umzugehen und unsere Wurftechnik langsam souverän daher kommt. Deshalb lassen wir uns oft vom Wasser hinunter tragen oder werfen im Flusslauf den Anker. Was immer wir unternehmen, die Fischerei ist sagenhaft. Wir haben die kindische Neigung, die gefangenen Forellen zu zählen und jedes Mal zu fotografieren endgültig eingestellt, vorbehältlich natürlich den Kapitalfang, den alten Fisch, wir nennen ihn „den, mit dem weißen Strohhut und der Zigarre im Mund.“. Jetzt können wir natürlich noch nicht wissen, dass wir ihm später in Chile tatsächlich begegnen sollen… |
Die Forellen
sind kleiner als in den Seen und silbrig glänzend. Ihre Kampfkraft
verblüfft uns immer wieder. Wir lassen uns von Gustavo das aktuelle
Album zeigen mit den im Bild festgehaltenen, monströsen Fänge
der früheren Gäste im letzten Jahr. Nach meinem Geschmack zu
gross für meine fragile Konstitution.
Natürlich sieht dies Antoine ganz anders und montiert auf seiner starken dreißig Jahre alten DAM-Quickrolle zusätzliche zwanzig Meter „backing“, um zumindest gewappnet zu sein. |
Währenddem
Antoine unter Guillermos Anleitung seine ersten eigenen Kunstfliegen fabriziert,
zum Teil mit den mitgebrachten, aus Wolfram hergestellten Nymphen-Goldköpfen,
entspanne ich meinen verkrampften Rücken in der geräumigen Sauna
und hüpfe noch rasch in den „olympiasize“ Jakusi.
Nach einem Jack Daniels on the rocks werden wir zu Tisch gebeten. Wir essen hier hervorragend und „in style“. Insbesondere der Forellencarpacio von Michela wird gelobt, aber auch der Nachtisch vom Hauskonfiseur Alberto ist ein Schmaus. Wie üblich folgt noch die mitternächtliche Überwindung, das leidige Tagebuch, und dann darf der Chronist endlich auch ins wohlige Nest... |
29./30.
Januar, 2. und 3. Tag am Futaleufu
Wir fassen die letzten zwei Tage in unserem Bericht der Einfachheit zusammen. Gestern war Sonntag. Wir haben das Zeitgefühl verloren. Wäre nicht das Tagebuch, müssten wir mühsam das Programm rekonstruieren, das mit seiner Fülle von Eindrücken – obwohl es immer ums Fischen geht – fast überfordert. Das Wetter, beiläufig erwähnt, meint es wirklich gut mit uns. Blauer Himmel und warmes Wetter ist uns gegönnt und fast die Hälfte unserer Ausrüstung hätten wir getrost zuhause lassen können. Dies wäre natürlich unverantwortlich gewesen, denn hier in Patagonien ist klimamässig Alles möglich. |
Heute war Mondwechsel, die Nacht stockdunkel - brachte das Kreuz des Süden, den Orion und die Milchstrasse leuchtend zur Geltung. Jeder Fischer weiss, dass der Mondwechsel oft fatalen Wetterumschwung bringen kann. Heute morgen strahlt die Sonne, aber es ist Windstill, ein total neues Phänomen, nachdem wir uns an es gewöhnt haben. |
Nach einem weiteren Tag mit Angeln an den verschiedensten Stellen, meistens vom Boot aus, kehrten wir zur Lodge zurück. Das Nachtessen war in einem Nebenhaus zubereitet. Ein typischer Asado war unterwegs. Raoul, der fliessend französisch sprechende „Aussteiger“ aus dem „Irrenhaus Buenos Aires“ wie er es nennt, dieses Monster von Grossstadt mit seinen fünfzehn Millionen Menschen, war dafür zuständig. |
Er hatte ein
Lamm auf dem Stahlkreuz aufgezogen und es bereits während den letzten
drei Stunden vor dem offenen grossen Kaminfeuer betreut. Michela servierte
empanadas, sehr heiss in der Hülle und noch heisser im Inhalt. Zum
Dessert hatte Alberto einen heissen Früchtespiess entwickelt, den
Michela, die talentierte Köchin, mit heisser Sabayonsauce angerichtet
hatte. Die Kinder Fabians, dem Mitbesitzer der Lodge, der dreijährige
Lorenzo und die ältere Schwester Martina waren auch zugegen und schliefen
später noch am Tisch ein. Die Mutter Adriana wurde auch gesprächig
und hatte Spass an den unverschämten Fischergeschichten, welche unser
Head Guide Guillermo und sein junger Assistent Pablo von sich gaben. Sie
gaben uns einen Vorgeschmack auf das Programm, das uns in Chile übermorgen
bevorstand. Antoine, komplett begeistert von unseren Abenteuern, kugelte
sich vor Lachen, als man uns die Geschichte mit dem verrückten Lachs
zum besten gab, der sich doch tatsächlich drei Löffel hintereinander
holte, abriss und weiter attackiere.
Noch ein paar Worte zu gestern. Endlich kamen die Wathosen zum Einsatz und mit großer Erleichterung konnten wir feststellen, dass Antoines Hosen trocken waren (was ja für einen Mann mit Jahrgang 62 eigentlich nur mehr als normal sein sollte). |
Guillermon brachte das Boot zu einer Insel, welche den Fluss, an dieser Stelle knapp einhundert Meter breit, vorübergehend in zwei Läufe trennte. Das Wasser war wenig tief und rauschte über die grossen Kieselsteine. Hier stiegen wir ein und bewegten uns mit dem reißenden Wasser, das je nach Risikobereitschaft des Anglers bis weit über die Knie stand, vorsichtig hinunter. Hier konnte Antoine erstmals seine selbst gebauten Goldkopfnymphen den Forellen vorstellen, welche diese mit großem Tollee begeistert akzeptierten und ihm damit das wohl schönste Kompliment machten. Der Schreibende gesteht, dass es ihm in dieser rauschenden, doch recht labilen Umgebung, trotz laufenden Bissen und Landungen weniger als wohl war. |
Zurück zu heute, unserem letzten Tag in Challhuaquen. Wir kehrten zurück an die Flussstelle, wo wir angetan mit unseren Wanderschuhen von der Uferböschung aus von oben herab das Wasser überblickten. Auch hier pendelten grosse Forellen hin und her und saugten sich genüsslich die für uns nicht sichtbaren Insekten ein. Manchmal gab es ein klatschendes Geräusch, wenn sie sich einen größeren Brummer holten. Wenn wir mit dem Auge dem Geräusch nachgingen, war dann an dieser Stelle ein aufgewühlter Wasserring zu erkennen. Mit gezielten Würfen machten wir uns dahinter, die Fische von unseren Mücken zu überzeugen, was uns manchmal gelang, aber oft genug eben nicht. Guillermos theoretischen Input konnten wir hier life überprüfen. |
Der Fischererfolg,
so meint er, ergibt sich aus den drei Kreissegmenten: Richtige Mücke,
richtige Methode, richtiger Ort.
Der Ort, den unser Guide für uns ausfindig gemacht hatte war natürlich Gold wert. Fischerferien an einem fremden Ort ohne Hilfestellung durch einen Ortskundigen ist schlichte Zeitvergeudung. Die Hinweise zur Wahl der richtigen Mücke lässt einen manchmal dumm erscheinen, aber noch dümmer wäre diese ausschlagen zu wollen aus deplaziertem Stolz. Was die Methode anbetrifft, insbesondere die Kunst des Werfens, kann ich diese für mich am besten allegorisch mit einer Schriftwahl Arial Punkt 8 vergleichen, wenn eigentlich Punkt 12 gefragt wäre. Antoine attestiere ich gerne die Arial Punkt 12, er ist echt geschickt. |
Die Episoden von der Böschung aus sind oft köstlich. Angenommen, die Mücke wurde korrekt präsentiert. Da kommt so ein Kaliber von Forelle in Fresslaune mit seinen knapp 800 Gramm daher geschwommen. „Ei was sehen wir da“, hört man sie sagen. Zielstrebig geht sie auf die Mücke zu, der Angler steht unter Hochspannung. Stoppt kurz vor dem Ding, guckt es sich genau an und mit einem Kopfschwenker, angeekelt scheint es, wendet sie die Richtung. Oder kommt und schwimmt zwei Zentimeter daran vorbei, obwohl ganz klar ist, dass sie sehr wohl weiss, was da wie ein Federchen auf der Wasseroberfläche liegt. Natürlich gibt es auch die Erfolgserlebnisse, welche die aufwändige Reise ins ferne Land rechtfertigen. Die Forelle schlürft sich die Mücke oder schnappt sie sich gierig. |
Die Highlights
in dieser Richtung erlebten wir vor einigen Tagen am Lago Verde, wenn die
Forelle mit ihrer ganzen Grösse – wie früher beschrieben ca.
45 – 60 cm lang, wie ein Pfeil herausspringt und mit einem gezielten Bogen
im Kopfsprung unsere Libellenkopie schluckt.
Heute Abend bittet uns Gustavo in das Feld hinter dem Haus zur Zeremonie im Fischerpark. Wir wissen nicht um was es sich handelt. Dort erfahren wir, dass wir zu unserer und des Hauses Ehre einen Baum pflanzen werden, in unserem Fall ein Mandelbaum. Der Pflanzblätz ist schon bereit, Antoine übernimmt die Arbeit mit dem Spaten. Als Abschluss hämmert er den kurzen Pfahl mit dem Holzschild in den Humus. Das Schild wirkt wie eine Grabmarkierung im wilden Westen – hat auf spanisch folgenden Text eingebrannt: „hier pflanzten Antoine und Hans Kissenpfennig am 30. Januar 2006 einen Mandelbaum (Almendero)“. |
So sind wir
hier verewigt und eingeladen, uns regelmässig vor Ort über das
Wachstum auf dem Laufenden zu halten. Das Ganze ist eine charmante Idee
und die Angestellten des Hotels sind fast rührend stolz darauf. Hingegen
erinnert die Anlage an einen Soldatenfriedhof in der Normandie. Ich meinte
zu Antoine, er möge in etwas zehn Jahren mit Robin hier hereinschauen.
Es ist wiederum Mitternacht geworden, wir müssen noch packen für den Chileaufenthalt in der Wildnis, wohin wir im eigenen Interesse möglichst wenig mitnehmen sollen. Begründung: der Weg zu den Flüssen geht nur auf dem Pferderücken… Meine Begeisterung hält sich in Grenzen… |
31. Januar,
Anreise nach Chile und Abendsprung am Rio Blanco
Wir steigen in den dritten Teil unseres Ferienprogramms ein, Chile!!. Es ist wie immer traumhaft schönes Wetter. Kalt frühmorgens, warm am Tag mit viel Wind, rasch kühl nach Sonnenuntergang, wir tragen meistens einen Pullover den ganzen Tag und passen höllisch auf uns nicht zu verbrennen. Gern vergessene, aber hoch exponierte Körperteile sind die Ohrläppchen und der Handrücken der rechten Hand, die immer wieder ins Wasser taucht, um den Fisch zu befreien Telefonieren konnten wir von diesem vornehmen Hotel aus nicht. Wir haben uns nolens volens damit abfinden müssen, keine Kommunikation nach zuhause zu haben. Ob unser erster Emailversand nach Ankunft in BUE am 23. Januar überhaupt geklappt hat, ist ungewiss, denn er lief über das unstabile Natelnetz. Antoine meinte zu diesem Manko, dass er eigentlich gar nicht unglücklich darüber wäre, denn die Versuchung zwischen dem SPAM Schrott doch noch auf eine berufliche Botschaft zu stossen, mit der er sich befasst hätte, war doch vorhanden. Jeder von uns hatte seinen Rucksack bereit mit dem klar definierten Minimum ergänzt durch unsere Werkzeuge wie die Wathose, 7er-Rute, DAM Quick Rolle mit montierter sinking line, einem Satz Streamer und 30iger Ersatzvorfächer. Das Fischen im Rio Blanco direkt am Pazifik, so warnte uns Guillermo, sei wie eine Pandorabüchse, man wisse nie, was einem widerfahren könnte. Eine kräftige Bachforelle oder ein grosser Lachs, genügend Backing aufgezogen zu haben sei wichtig. Dieser Hinweis ließ mich zusammenzucken, denn ich hatte höchstens vierzig Meter vorbereitet. |
Die Koffer liessen wir im Hotel, bis wir aus Chile zurück sein werden. Zügig ging die Fahrt über schlechte Naturstrassen Richtung Chile. Wenn wir ein Fahrzeug kreuzten, sausten wir blind in eine Staubwand oder meinten im Dreckschweif eines bockigen Lasters zu ersticken, der uns nicht vorliess. Bald einmal kamen wir zur Grenze, wo wir eine volle Stunde - brüderlich verteilt auf die beiden ineffizienten Grenzposten - vertrödelten. Wir kriegten ungewollt Einblick in die Arbeitsweise der Beamten. Die strikte Arbeitsteilung der Funktionäre aus den verschiedenen Amtsstellen wie Militär, Polizei, Finanzen, Zoll hatte kabarettistische Züge, die wir als gelangweilte Zuschauer in der Schlange mitkriegten. Einige rackerten sich ab, andere standen und sassen müssig herum. Z.B. ein Car voll junger Argentinier von Chile kommend will zurück nach Hause. Wir hatten Pech, weil der etwas hilflose Beamte in der Funktion Migrationskontrolle für beide Passantenflüsse (incoming/outgoing) zuständig und jetzt zuerst der Carinhalt an der Reihe war. |
Die Strasse führte dem gigantischen Rio Grande, vor allem in Chile Futaleufu genannt, entlang, eingebettet in den Urwald dieses Nationalparks. Die Strasse verbindet Argentinien mit Chile, zerschneidet sozusagen die Anden. Die Berge sind nicht hoch, höchstens 2500 Meter, aber alle haben eine Schneekappe. Bei einigen blendet uns das von der Sonne überflutete Eis seines Gletschers. Die chilenische Kleinstadt Futaleufu kannte ich von meiner letzten Reise im 92. Die landschaftlich schönste Strecke beginnt hier und führt dem Espolon entlang. Es ist sehr wohl der schönste Fluss, den ich kennen gelernt hatte und wäre sogar eine Reise wert. Etwa die Hälfte so gross wie der Rio Negro, wundervoll romantisch serpentiert er durch die Wälder und offenes Feld, sein Schnaps klares Wasser gestattet von oben herab den Einblick in die grünlich schimmernden tiefen Gumpen und die weissen Kies- und Sandbänke. |
Wir nähern uns dem Meer und erreichen Chaiten, eine saubere Hafenstadt, am Pazifik gelegen. In einer gut besuchten Kneipe finden wir Platz und bestellen Seafood. Antoine vorsichtig wie immer und zieht Schnitzel vor. Guillermo und ich bestellen eine Paella soppita, ein Suppeneintopf mit Meeresfrüchten, vor allem Muscheln. Es klingt etwas euphorisch aber ich fand das Gericht tatsächlich als beste je genossene Bouillabaisse. |
Währenddem
Guillermo Einkäufe tätigte für unsere Landlady Sonja, telefonierten
wir in die Schweiz mit dem Natel . Chaiten (sprich tscheitenn) erwies sich
als elektronische Oase und der Empfang bei unseren Frauen in Marly und
Hochfelden war nicht nur freudig sondern auch technisch hervorragend. Unser
vor mehr als einer Woche aus Buenos Aires weggeschickte E-Mail ist nie
angekommen. Nach dem Essen nutzten wir die Pause hastig unsere sinking
lines mit backing, zusammengeklaut aus den Reserven auf den anderen Rollen,
zu ergänzen, um der „Pandorabox-warnung“ unseres Guide Respekt zu
zollen.
Jetzt ging es endlich weiter aus Chaiten heraus der Küstenstraße entlang nach Norden bis zu einem etwas schmutzig wirkenden kleinen Hafen. Wir wurden erwartet von Billi (der Mann Sonjas), seinem Sohn Jose und sechs Pferden, die auf der anderen Seite des Kanals zu uns hinüberguckten. |
Auf einer
wackligen Flossfähre aus improvisiert zusammengebundenen Styropor
Blöcken landeten wir bei den Pferden.
Irgendwie brachte man mich in den Sattel auf TRENAD, der gehorsamste und sanfteste Gaul den man mir zugedacht hatte. Unsere Karawane marschierte im feinen schwarzen Vulkansand direkt im Gischt des Meeres und war kein Problem für mich. Antoine sauste auf seinem Pferd der Küste entlang und hatte seine helle Freude. Er schoss Fotos wie wild. Nach knapp einer Stunde ging es landeinwärts. |
Die Hufe klapperten
auf den Kiesel und Bollersteinen des Rio Blanco. Wir überquerten die
ersten überfluteten Flussarme. Langsam wurde die riesige Flussebene
des Deltas, mindestens ein Kilometer breit, erkennbar.
Wir bewegten uns unbeirrt in die Richtung der Berge, von wo das ob seiner Schneekappe leuchtende Dach des Michimahuida (2400 Meter), der erloschene Vulkan, Orientierung gab. |
Ein kleines Hündchen, kaum zwei Monate alt, trippelte mit und jammerte elendiglich vor jeder Furtüberquerung bis es sich schliesslich ins Wasser warf und hinüberschwamm. An einer Stelle mit etwas intensiverer Strömung riss es den Kleinen mit, wir sahen ihn anschliessend nicht mehr. Ich hatte viel Verständnis für den Kleinen, eine Art border collie. Für mich zumindest kam der eigentliche Schock, als ich erstmals Sicht hatte auf den breiten Strom. der sich jetzt in der Ferne erstmals zeigte. Grau sah man das breite Band des Rio Blanco Richtung Meer ziehen. Dort wo er tief war und Zug hatte, schimmerte er unheimlich grünlich. |
Unbeirrt bewegte sich Billi weiter Richtung Rio Blanco, als ob er tatsächlich dort hinüber wolle. Und so geschah es dann auch. Wir überquerten den reißenden Fluss, stellenweise mit den Pferdebäuchen im Wasser, d.h. sicher ein Meter tief. Ein mir unvorstellbares Manöver, aber es gelang. Ich erinnerte mich an mein Pferdeabenteuer vor vierzehn Jahren als man mir riet „entspanne dich und vertrau dich dem Pferd an, es weiss schon was es tut“. Ich konnte mir nicht vorstellen, hier je als Mensch zu überqueren... |
Zwei Tage
später blühte mir dieses Vorhaben und gelang sogar, dies auf
Drängen Antoines und gestützt von ihm und Guillermo. Man kann
an einem Fluss entlang einfach nicht effizient fischen, wenn man nicht
bereit ist hier und da die Seite zu wechseln. Etwa fünfhundert Meter
weiter war das grün bemalte Bleckdach einer Hütte erkennbar,
möglicherweise unsere Bleibe.
So war es dann auch, wir waren am Ziel unserer Reise. Man holte mich vom Gaul herunter, stechende Schmerzen im Knie aber glücklich, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Das bescheidene, ursprüngliche Wohnhaus von Billi und seiner Familie hatte er ergänzt durch einen identischen Anbau und ist dort hinübergewechselt. Das ursprüngliche Wohnhaus stand somit Touristen zur Verfügung, welche von Sonja, seiner Frau verpflegt wurden. Wir bezogen unsere Zimmer mit der überschaubaren Einrichtung. Ein Bett, ein Stuhl, ein kleines Nachttischlein, ein robuster Nagel in der Kartonwand anstelle eines Schranks, die Fenster zugenagelt. Es gab einen Essraum und einen Vorraum mit einem Holzofen, um den man hier sicherlich froh sein kann. Das Badezimmer wirkte normal, hatte Gasheizung und Wasser vom Reservoir auf dem Dach, das dank dem Generatorenstrom, im knatternden Einsatz jeweils nach der Dämmerung bis Mitternacht, hinaufgepumpt wird. Im Hof watschelten Gänse und Enten herum, der Gockel ärgerte sich über die freilaufende Sau, mehrere Hunde trieben sich herum, Hühner verschiedenen Alters an jeder Ecke, Pferde, Munis, Kühe, ein wahres Idyll. Wir hatten unsere paar Sachen rasch ausgepackt und schon standen wir in unseren Wathosen, Fischerjacken, Mützen, Rute ineinander gesteckt mit scharfer Streamermunition versehen, Grenadieren vergleichbar, bereit zum lang ersehnten Fronteinsatz. Guillermo führte uns an die richtigen Stellen, welche nur ordentlich tief im Wasser stehend befischt werden konnten. Sehr bald knallte es bei Guillermo und er landete einen mehrere Kilos schweren pazifischen Lachs, Chinnok benannt. Dieses Erfolgserlebnis gab uns Flügel aber für heute lag nichts mehr drin ausser dem Verzehr des Lachses in Form von „graved lax“. 1. Februar,
2. Tag in Chile am Rio Blanco
2./3. Februar,
in Chile am Rio Blanco und Rückreise in die Schweiz
|
Antoine holte
sich noch je einen Chinnok und einen Salar (atlanischer Lachs). Gegen Mittag
biss eine „grössere Sache“ an, die er mir anvertraute, um sie nach
einer halben Stunde zu landen. Es war eine vier Kilo schwere Regenbogenforelle,
die wir mitnahmen und Teile davon als Carpacio und im Ofen gebacken zum
Nachtessen genossen. Interessant war festzustellen, dass der Magen all
dieser Lachse und Regenbogenforellen leer war mit Ausnahme kleiner Steine,
welche die Fische gefressen hatten.
Guillermo kommentierte rückblickend auf unsere zehn Tage Angeln, dass das Wetter und die Fänge beide ausserordentlich gewesen wären. |
Guillermo
war uns ein guter Guide, kompetent, zu-rückhaltend, für uns da
rund um die Uhr, alles funktionierte. Sein Honorar war nicht billig aber
das Verhältnis Leistung: Preis stimmte. Schliesslich verdient er das
Geld nur während der Fischereiperiode und das sind höchstens
sechs Monate im Jahr.
Wir profitierten nach dem Essen vom vorhandenen Wasser in der Zisterne und bereiteten das Gepäck vor für den früh vorgesehen Abmarsch am nächsten Morgen. Die letzteNacht war kurz und beim Besteigen der Pferde war es nicht „wärmer“ als etwa fünf Grad. Wir ritten zurück, zuerst über die Flussarme, dann durch den Hauptstrom des Rio Blanco und erreichten bald Chaiten. Die gleiche Strecke wortlos zurück nach Esquel, unterwegs rasch in Challhuaquen die Koffer holen und ab zum Flughafen. |
Wir mögen
keine Abschiedsszenen, grande abrazo und weg waren wir auf dem gleichen
Weg wie gekommen. In Buenos Aires war es heiss und klebrig feucht. In einer
Parillada genossen wir ein richtiges Steak, checkten in Ezeiza ein und
flogen Samstag morgens pünktlich um 2 Uhr nach Europa zurück.
In der Schweiz herrschte eine Affenkälte und auf meine Frage an den
Taxichauffeur, warum er nicht schneller als 80 km/h fahre erfuhr ich, dass
die Regierung zur Reduktion der Staubartikel diese Massnahme getroffen
hätte. Der Staub auf Patagoniens Strassen ist uns sympathischer...
Hans und Antoine Kissenpfennig, Hochfelden, 7. Februar 2006 Im Anhang Informationen und Hinweise: 1. Flugprogramm
1. Flugprogramm: Roland Schmid vom Reisebüro NAYAKREISEN, hat uns in allen Flugaspekten umsichtig und kompetent beraten, sämtliche Dispositionen für uns getroffen und diese überwacht.. Wir wollten weder auf der Hin- wie Rückreise in Buenos Aires übernachten, was eine präzise Abklärung der interkontinentalen wie lokalen Flüge bedingte, da diese nicht täglich fliegen. Hinflug wie
folgt:
Kosten:
Empfohlenes
Reisebüro:
2. Landprogramm: Es ist zwar
teuer, aber sinnvoll einen Reiseführer, Fischberater und –begleiter
beizuziehen, weil dank seinen Kenntnissen und seiner logistischen Infrastruktur
die Fischerei immer optimal erfolggut sein wird und man keine Zeit verliert.
Kontakt:
3. TIPPS betr Kleidung etc. Das Klima in
Patagonien, selbst in den Sommer- und Fischereimonaten Oktober bis April
ist, unberechenbar. So richtig heiss wird es nie, hingegen sind die Nächte
frisch bis kalt. Es windet fast immer und die Schlechtwetterzonen, die
rasch vorüberziehen, können viel Niederschläge bringen.
Das Wetter auf der Chileseite ist fast noch härter als in Patagonien.
Das Gepäck muss warme Kleider von der Unterwäsche bis zur Kopfbedeckung
enthalten. Regenschutz gegen Regen und hartnäckigen Wind ist wichtig.
Dichte Wathosen plus Klebepasten im Falle eines Lecks.
Stichwortartige
kunterbunte Hinweise:
TIPPS betr. Fischereiausrüstung Vierteilige
7er Rute im Koffer gut eingepackt erleichtert das Reisen. Viel Backing,
Reserverolle, Floatingline, sinking Tipp, Sinking line,18er Spitze im Vorfach
genügt, Wir fischten trocken und mit Nymphe immer mit 18er, im Rio
Blanco am Meer mit 25-30 er Fäden. Nicht zuviel Mücken etc. mitschleppen,
lokal bastelt man adhoc fliegen und der Guide hilft aus.. Wathosen und
gute Wanderschuhe genügen, je nach Einsatz im Wasser oder im Boot.
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Ein Beitrag von Hans Kissenpfennig für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Verwenden von Text- und Bildmaterial ist verboten. zurück zu Argentinien, Chile | zurück zu Reise & Report | zurück zur Startseite |
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