Reise: Norwegen
Mit Dachzelt & Fliegenrute durch Norwegen
Ein Reisebericht und Fotos von Sascha Dömer
Kleiner Hinweis am Rande: Alle Plätze sind mit what3words gekennzeichnet und können so auch unter https://what3words.com nachgeschaut werden. Alle Bilder der Collagen liegen auch noch im Original unter https://photos.app.goo.gl/oqbrvdySgkqfAiw78 und können dort betrachtet werden.
Bereits Anfang 2021 stand für uns fest, dass wir die Art des Reisens für uns ändern wollen. Wir waren die Jahre davor immer mit dem Auto und einem Zelt unterwegs gewesen und hatten schon mehr als eine lange Tour hinter uns. 2019 sind wir spontan über den Gardasee nach Korsika gefahren und 2020 sind wir einmal quer durch die Alpen unterwegs gewesen, immer mit dem gleichen Setup und den gleichen Einschränkungen. Das Leben im Zelt hat seine Vorteile, gleichzeitig ist ein Roadtrip mit hohem Fahranteil aber auch super anstrengend. Jeden oder jeden zweiten Abend das Zelt aufbauen und einrichten kann nach einem langen Fahrtag auch richtig anstrengend werden.
Die Basis für mehr als 3 Jahre
Also haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir in Zukunft reisen wollen und sind auf die Variante Dachzelt gekommen. Daher ging es Anfang des vergangenen Jahres zum Probeliegen und Ausprobieren nach Holland – ab zum Obelink. Und da sollte sich zeigen, dass es einen riesigen Unterschied zwischen den Zelten gibt. Von der klassischen Form des seitlichen Ausklappens, hin zum Keil auf dem Dach oder dem Modell „Sandwich“ ist für jeden Geschmack etwas dabei. Empfehlung hier ist klar, vor dem Kauf hineinlegen, denn nicht jedes Modell ist für jeden Körperbau geeignet. Wer noch mehr Auswahl zur Entscheidungsfindung braucht, der kann sich ein Ticket für ein Dachzelt-Festival (https://dachzeltnomaden.com/events/) besorgen und viele, viele Modell aufgebaut sehen und in den verschiedenen Dachzeltdörfern sogar einfach mal zur Probe übernachten. Wir hatten Glück und konnten uns unser Wunschmodell über Kleinanzeigen in Hamburg zu einem sehr guten Preis sichern.
[links] Zum Fischen auf Langeland, Mittagspause; [oben rechts] Ein erstes Probesitzen und ja, das Auto ist immer so dreckig; [unten rechts] Beim Dachzeltfestival der Dachzeltnomaden
Die ersten kleineren Ausflüge waren schnell geplant, so ging es unter anderem nach Fehmarn zum Testen oder auch nach Dänemark zu einem kleinen Ausflug an die Ostsee. Dabei wurde die Ausrüstung vervollständigt und kleinere Probleme im Aufbau beseitigt, sodass es schon bald auf große Reise gehen konnte.

Nachdem wir in den Jahren davor eher südlich unterwegs waren, beschlossen wir, dass wir im Jahr 2023 in den hohen Norden fahren wollen. Damit wir die Fähren günstig buchen konnten haben wir uns bereits früh im Jahr festlegt, es sollte von Hirtshals nach Kristiansand gehen und dann immer der Nase entlang weiter in den Norden.

Die Fähren waren noch schnell im Januar gebucht, sodass wir den maximalen Rabatt rausschlagen konnte, dringend notwendig mit 2 Erwachsenen und zwei Hunden im Auto. So haben wir für die Hin- und Rückfahrt etwas mehr als 600 EUR gezahlt und waren happy. Start sollte sein gegen Mitte Juni und zurück in Deutschland wären wir, wenn alles planmäßig verlaufen würde, ca. Mitte Juli; eine konkrete Routenplanung gab es zu dem Zeitpunkt nicht. Die Planung war, dass wir uns in der Zeit einfach durch Norwegen treiben lassen. Was die finale Route war, das hätten wir uns sicherlich nicht träumen lassen.

Anreise nach Norwegen
Auszug aus der Timeline (©Google Maps) für die Reise
Die erste Hürde auf der Reise war allerdings weniger die Planung der Route, sondern eher die Kapazität des Autos, untergebracht werden mussten:

• Fahrer und Beifahrer
• Zwei Huskies mit viel Fell und viel Platzbedürfnis
• Lebensmittel inkl. Passivkühlbox, Kleidung und Ausrüstung

Und das alles in einem dann doch eher kleinen X3, da wird das Tetris schon zur Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu starten. Damit wir also entspannt fahren konnten war ein Plan von Nöten, wie kriegen wir alles ins Auto, ohne dass wir bei jedem Stopp alles aus- und wieder einräumen müssen? Und das Ganze mit handwerklich doch eher beschränkten Mitteln, ein Los des klassischen Informatikers. Die Idee war, dass wir den Kofferraum unterteilen und so mehrere Ebenen schaffen.

Auf der linken Seite fand sich die Kühlbox und darauf das notwendige Equipment zum Fischen wieder, der Kescher und der Schnurkorb wurden hinter der Box verstaut. Auf der rechten unteren Ebene wurde, neben den Lebensmitteln, die Ausrüstung zum Campen, die Ruten und alles andere für das Leben auf der Reise platziert. Alles schön verpackt in Boxen vom schwedischen Möbelhaus, sodass nichts durch den Kofferraum fliegt. Darüber, im oberen Regalfach, wurden die Klamotten platziert, ebenfalls fein säuberlich in flexiblen Packsäcken. Da wird aber auch schnell klar – Ersatzruten, die Wathose und noch mehr Angelzeug ist da nicht mehr drin. Somit stand der Plan auch schnell fest, es kommen zwei Ruten inkl. Zubehör mit:

• #6 mit einer Intermediate-Schnur und der entsprechenden Rolle zum Uferfischen auf Seelachs, Meerforelle, Dorsch und was sonst noch so schwimmt
• #4 mit einer Floating-Schnur für das Trockenfliegenfischen im Gebirge bzw. in den Flüssen

Dazu die Fliegen, Vorfächer und alles andere an Zubehör im Rucksack. Ersatz oder gar eine Spinnrute passen nicht mehr rein. Aber hey, es gilt ja eh „It only counts on fly…”, oder nicht? Wie sehr ich mich darüber ärgern würde, das wusste ich ja jetzt noch nicht. So ging es für uns los, auf in Richtung Norden.

[links] Warten auf die Fähre, nochmal ein kurzer Landgang zum Lösen; [oben rechts] Erster Stopp in Dänemark, mit persischem Kartoffelsalat und Fanta (eine klassische Kombination) ; [unten rechts] Aufteilung des Kofferraums, mehr ging dann auch nicht
Die Überfahrt war angenehm, wir haben die Zeit zum Schlafen genutzt und auch die Hunde (die im Auto bleiben mussten) waren entspannt. So kamen wir spät in der Nacht in Norwegen an und haben nur noch schnell einen Platz zum Schlafen gesucht. Der Plan für die erste Etappe musste bis zum nächsten Tag warten, klar war allerdings – es geht in Richtung Oslo, um anzukommen und die ersten Erfahrungen bei der Übernachtung im Dachzelt zu machen.

Der Morgen brachte bestes Wetter und wir hatten perfekt geschlafen, außerordentlich entspannt ging es auf in Richtung Oslo. Ankommen, Sightseeing und Akklimatisieren stand auf dem Plan.

[links] Sightseeing entlang der Route (///liste.touristen.kopiert); [oben rechts] Der erste Stellplatz in Norwegen (///einsichten.hochwasser.abgesperrt); [unten rechts] Kleine Stärkung im Hafen (///alltäglich.ergänzte.beobachtung)
[links] Leckere Pommes in Oslo, allerdings auch direkt richtig teuer (///kernen.kehle.taschen) ; [rechts] 
Noch in Oslo zeichnete sich ab, dass das Wetter deutlich schlechter werden würde. Also ging es weiter in Richtung Norden, im Endeffekt der Sonne hinterher. Schnell war klar, dass wir im Inland weiterfahren würden und dann entweder in Norwegen oder alternativ in Schweden das schlechtere Wetter an der Küste aussitzen würden. So ging es in Richtung Schweden, genauer gesagt nach Torsby und dabei ein kleines Stück an einem Sehnsuchtsfluss entlang – der Glomma. Ein imposanter Fluss, breit und mächtig fließend durch die Landschaft. Direkt kribbelte es in den Fingern, ich sah schon die legendären Fische in meinem Kescher liegen und mich umgeben von wild springenden 50er Äschen im Fluss stehen. Die Realität sah aber ganz anders aus, ohne Wathose war da nicht viel zu machen. Der Fluss ist überaus imposant, aber dadurch eben auch überaus breit. So bliebt die #4 im Auto und nur die Hunde durften ihre Pfoten auf dem Zwischenstopp baden.
[links] Einmal bitte Pfoten kühlen (///banden.orgelbauer.üppig); [rechts] An der legendären Glomma, ohne Wathose fast nichts machbar (///lüftung.mieten.kürzen) Stellplatz direkt am Wasser, allerdings noch ohne Fisch (///erbsen.personellen.gefasste)
So ging es immer weiter an der Glomma entlang, rüber nach Schweden. Mit dem besseren Wetter stieg auch die Laune – Kälte und starker Regen in der Region um Oslo hatten uns doch frieren lassen. So kamen wir mit guter Laune in Torsby an und checken auf dem kleinen Campingplatz direkt am See ein, natürlich nicht ohne vorher die Vorräte aufzufüllen. Wir wollten ein paar Tage hier in der Sonne bleiben, bevor es dann weiter in Richtung Norden gehen sollte. D.h. schwimmen gehen, die Hunde ausführen oder einfach faul in der Sonne liegen. Fischen war hier nur vom Boot aus machbar und die Hechtruten hingen zu Hause an der Wand – Familienurlaub eben. So genossen wir den Badestrand, den Campingplatz und machten uns auf einen kleinen Spaziergang in die Stadt zum Pizzaessen.

Auf dem Campingplatz nutzten wir außerdem die Zeit zum Planen der weiteren Reise, schließlich sollte es noch deutlich weiter in den Norden gehen, auch wenn die Wetterbedingungen nicht so gut sein sollten. Trotzdem entschlossen wir uns weiter im Inland in den Norden zu fahren, sodass wir immer noch entscheiden konnten, ob wir auf die schwedische Küste ausweichen oder wieder nach Norwegen reinfahren. Der Vorteil einer flexiblen Planung eben, eine Flucht vor „zu schlechtem Wetter“ war jederzeit machbar. Wir entschlossen uns die Region rund um Hammerdal einzuplanen und nutzten einen der Schlechtwettertage, um weiter in den Norden zu fahren, fast 600 km, um genau zu sein. Auf der Fahrt gab es dann auch den wohl besten Burger aus einem ganz, ganz kleinen Imbiss für die LKW-Fahrer.

[links] Schlechtes Wetter lässt sich nur mit Humor und gutem Essen aushalten (///betrat.kümmern.leine); Pizza Döner, Pommes, Knoblauchsoße - schmeckt so, wie es sich liest (///nordseite.beherrscht.hochgradig)
Nach einer langen Autofahrt gestaltete sich die Stellplatzsuche allerdings überraschend schwierig, mit der Familie ist ja doch mehr Infrastruktur gefragt als auf dem Solo-Abenteuertrip. D.h. sanitäre Anlagen sollten es dann schon sein. Park4Night war eine große Hilfe, die Dichte der dort fahrenden Wohnmobile war allerdings eine ganz andere Hausnummer, sodass viele Plätze in den Abendstunden bereits belegt waren. Und ein ums andere Mal führt das dann auch zu gnadenlosen Umwegen. Gepaart mit dem Umstand, dass auch für die Schweden Wochenende war, sind dann einfach viele Stellen bereits belegt. So war die erste Stelle gleich durch mehrere Pickups belegt und wir mussten weiter düsen. Darauffolgende Stellen waren dann entweder schlecht gelegen oder bereits belegt. So wurde es immer später, bis wir an der finalen Stelle ankamen.

Die letzten Kilometer waren wir bereits dem Fluss Ammerån (https://mapcarta.com/17798046) gefolgt und hatten auf Schlafplätze entlang des Flusses gehofft, ohne große Gedanken an die Umgebung zu verschwenden. Fündig sind wir schlussendlich in der Nähe von Skyttmon geworden und waren dankbar, als wir das Zelt aufstellen konnten, spät war es mittlerweile geworden und dementsprechend müde waren wir. Auch wenn dort bereits einige Wohnmobile standen, dachten wir uns nichts dabei. Rudimentäre Infrastruktur war vorhanden und ein Fluss ebenfalls, sah doch gut aus. Meine Frau kroch direkt in den Schlafsack, zum einen wegen der Müdigkeit und zum anderen wegen der enormen Menge an Mücken – und ja, Autan / AntiBrumm hat rein gar nichts bewirkt. Ich wollte es mir aber nicht nehmen lassen und wollte wenigstens noch ein paar der steigenden Fische anwerfen, es war ja die erste richtige Möglichkeit zu fischen. Also Hunde rauslassen, ran den Kofferraum und die ersten Würfe machen. Großes Gekicher aus dem Dachzelt begleitete mich, denn an ein konzentriertes Fischen war gar nicht zu denken. In Sekundenschnelle hatten sich hunderte Mücken auf die nackten Arme / Beine gesetzt und piesackten mich, dass ich wie ein Rumpelstilzchen von einem Bein auf das andere trat. Die steigenden Fische ignorierten zudem noch alle Versuche und ich gab nach 20 Minuten auf, die Mücken hatten mich besiegt.

Nach der Flucht ins Dachzelt wurden die letzten Gäste aus der Behausung verscheucht und wir krochen in die Schlafsäcke, begleitet von dem leisen Plätschern des Flusses. Allerdings sollte es nur eine kurze Pause werden, denn nach ein paar Stunden schlafen wurde das allgegenwärtige Summen der Mücken immer lauter und wir mussten erstaunt feststellen, dass das „Expeditionsdachzelt“ dann gar nicht mückensicher war. Durch zwei Öffnungen in den Ecken des Koffers hatten sich mittlerweile 20 – 40 Gäste in unserem Zelt eingefunden und betrachteten uns als kostenfreie Bar. Zudem waren die Hunde aufgrund hunderter Mücken im Auto, eine Invasion durch die leicht geöffneten Fenster, unglaublich unruhig und wir beschlossen das Zelt einzuklappen und weiterzufahren – Dank allgegenwärtiger Helligkeit kein großes Problem.

[links] Sieht friedlicher aus, als es wirklich war (///kragen.gerückt.andauernden); [rechts] Weit und breit nichts, endlose Freiheit (///bieten.ananassäfte.filmpreis)
[links] Frühstück mit Blick auf den See nach einer echt bescheidenen Nacht (///viereckigen.dulden.arzt); [oben rechts] Unserer Gäste waren auf jeden Fall gesättigt (///einseitige.arbeitsstelle.kuratorium); [unten rechts] Kein Wunder, dass der Hund so unruhig war, der Bauch war komplett zerstochen
Einen großen Vorteil hatte es allerdings, dass wir uns noch in der Nacht dazu entschieden weiterzufahren. Bei der Suche nach einem windigen Schlafplatz kamen wir am Trangia-Museum in Trångsviken vorbei. Ganz frisch eröffnet und mit absolut tollen Details über die Weltklasse-Kocher. Wäre der Kofferraum nicht schon so voll gewesen, so hätten sicherlich ein paar Dinge den Weg ins Auto gefunden. Es bliebt dann „nur“ bei zwei Spiritusflaschen, die es in DE nur schwer zu ergattern gab – besser als nichts.
[links] Mit dem Trangia im Himalaya (///schenken.wohnzwecken.niemanden); [rechts] Tolle Motivation für die Mitarbeiter:innen (///schenken.wohnzwecken.niemanden)
Mit dem Erlebnis und der Erkenntnis, dass das mit der Mückensicherheit dann doch etwas schwierig ist, war erstmal guter Rat teuer. Eigentlich wollte ich gerne noch weiter in den Norden, das ginge aber nur auf Kosten des Komforts. Was also ist der Plan? Die trockene, wenngleich windige Phase am See wurde genutzt und eifrig diskutiert. Die Route in Richtung Norwegen würde mindestens drei Tage Regen am Stück bedeuten, die Route in Schweden weiter nördlich würde mehr Mücken, dafür aber weniger Regen bedeuten. Schlussendlich entschlossen wir uns dann für die Route in Richtung Norwegen, gepaart mit einem kurzen Zwischenstopp in der Hölle – dem Ort Hell, ganz in der Nähe von Trondheim. Dort wollten wir uns ein AirBnB nehmen und per Tagestouren unternehmen, die Wäsche waschen und wieder trocknen. Also ging es weiter, wieder Richtung Norwegen, heißt ja nicht umsonst Roadtrip, oder?

Auf der Strecke ging es, neben dem obligatorischen Stopp im ICA und in einem Systembolaget, durch den Ort Åre. Der Ort ist, wie wir dank einer Polizeikontrolle mit Alkoholtest, dann wussten Austragungsort für verschiedene Ski-Alpin WMs und Weltcups statt. Die Ski-Touristen waren zu unserem Zeitpunkt nicht mehr da, dafür machten sich aber die Mountainbiker breit. Wir nutzten den kleinen Ort, um uns die Beine zu vertreten, einen Spaziergang mit den Hunden zu machen und durch die Läden zu stöbern.

Im Anschluss ging es über urige, kleine Straßen nach Hell, wo unsere Unterkunft bereits auf uns wartete.

[links] Spannender als die ganzen Radfahrer ist immer noch Hundestreicheln; [oben rechts] Der einzige Hecht der Tour, schonende Handlandung (///wehren.abkürzung.handschuhe); [unten rechts] Entspannen in der Hölle, geht schlechter (///weitergabe.wucht.aktualisierten)
Wir wetterten einen Tag in der kleinen, gemütlichen Wohnung ab und warteten darauf, dass sich der Regen verzog. Ich habe in der Zwischenzeit recherchiert, wo ich denn wohl Fischen gehen könnte, und bin schnell auf den Stjørdalselv gestoßen, ein Lachsfluss direkt vor der Haustür. Der Fluss windet sich über 70 km durch das Tal, bis er schlussendlich in den Trondheimfjord mündet. In Summe gibt es dort mehrere Pools, die durch Schilder gekennzeichnet sind. Es gibt sogar eine Brutanlage, die dabei hilft, dass die Bestände im Fluss erhalten bleiben. Ein toller Fluss, sofern man eine Wathose und das richtige Gerät im Auto hat. Nun gut, dann bleiben nur die kleineren Gewässer in der Gegend. Glücklicherweise war unser Vermieter ebenfalls begeisterter Angler und hatte ein paar Tipps auf Lager. Ich entschied mich also einen trockenen Abend für einen Ausflug mit der Fliegenrute zu nutzen. Es ging mit dem Auto ins Hinterland von Stjørdal, ab in die Natur. Der erste Ausflug brachte mich nach einer Fahrt durch den Nationalpark / durch das Schutzgebiet an eine wunderschöne Stelle (///übermalt.druck.analytisch). Ich stieg aus dem Auto, absolute Ruhe. Zwischendurch Vogelgesang und ganz leicht im Hintergrund das Platschen von springenden Fischen. Ein Blick auf den See zeigte mir direkt, die Fische waren aktiv und fressbereit. Zwischen mir und dem Wasser war nur noch das Moor, ein breiter Gürtel Seerosen und viel, viel Matsch. Tja, weit gefahren und nix gewonnen. Gut, dass ich noch ein zweites Gewässer auf dem Schirm hatte, also wieder ins Auto und zurück durch die Natur.

Der Zugang zum zweiten Gewässer gestaltete sich etwas schwieriger, die Straße war gesperrt und somit musste ich das Auto abstellen und den Rucksack auf die Schultern nehmen. Es ging über den Weg bis hin zum kleinen Stausee. Vorbei an kleinen, gluckernden Quellen und urigen Bäumen direkt in die Natur, nur begleitet vom Summen der Mücken. Eine kurze Wanderung von vielleicht einer Stunde brachte mich an eine vielversprechende Stelle des Sees. Hier war es für mich möglich vom Ufer aus ein paar kleine Forellen zu fangen und den Insekten beim Fliegen zuzuschauen.

[links] Instrumente testen im Musikmuseum in Trondheim, absolute Empfehlung (///produkte.abholen.enge); [rechts] Das Rockheim, eines der besten Museen entlang der Strecke (///verkehr.bewohnt.erreichten)
Der erste Blick aufs Wasser in atemberaubender Natur (///wendet.aufblühen.schenkungen)
[links] Abmarsch zum Wasser, noch ohne Mücken (///stadtwald.überschrift.zugang); [rechts] Match the hatch, kleine Eintagsfliegen überall (///anhaltspunkte.eilt.perspektive)
Rückblickend war speziell Trondheim eines der Highlights auf der Tour, die kleinen Gewässer rund um Hell, aber auch kulturell viele Möglichkeiten. Sollten wir noch mal in die Gegend kommen, dann ist sicherlich auch hier wieder eine Stippvisite eingeplant. Für diese Reise sollte aber Trondheim bzw. Hell der nördlichste Ort bleiben.

Mit der Aussicht auf Besserung des Wetters an der Küste ging es von Nordwegen in Richtung Hitra – jedem Fisch & Fang Leser von früher sicherlich ein Begriff. Immer wenn von den gigantischen Fischen in Norwegen die Rede war, dann war Hitra mit im Spiel, zu dem Zeitpunkt hatten die Lofoten noch keine allgegenwärtige Präsenz. Für uns ging es entlang der Küste des Trondheimfjord in Richtung Fjordnorwegen und für mich ging es endlich ans Meer in der Hoffnung mit der Fliegenrute den einen oder anderen kampfstarken Fisch zu erwischen. Und wo sollte das besser gehen als auf Hitra?
 

[links] Die ersten Fische waren im Netz, ein Heidenspaß an der #6 (///arbeitsstunden.erhebung.stich); [oben rechts] Konzentriert bei der Arbeit, hier noch ohne Fisch (///höherer.linse.wiedersehen); [unten rechts] Stellplatz mit Meerblick, noch ohne Nachbarn (///lastwagen.festen.heldin)
Die 200 km waren mit ein paar Zwischenstopps und grandioser Aussicht ein Kinderspiel und so waren wir gegen späten Nachmittag an unserem geplanten Stellplatz angekommen. Etwas spartanischer als vorher, dafür aber direkt am Meer und direkt an einem guten Uferangelplatz. Wir nutzten die Zeit bis zum Eintreffen der Flut, um es uns gemütlich zu machen, die Hunde zu versorgen und zu kochen. Ich hatte da schon gelernt, dass bei ablaufendem Wasser bzw. Niedrigwasser nur wenig zu holen war und somit übte ich mich in Geduld. Es blieb bereits sehr, sehr lange hell, sodass ich keine Sorge hatte nicht mehr fischen zu können. Direkt hinter unserem Platz bot sich die Möglichkeit von einer großen, schnell abfallenden Steinplatte zu fischen. Perfekt um die #6 auszupacken und die Streamer das erste Mal ins Meer zu befördern. Neben mir zwei Angler mit deutlich gröberem Gerät, mir flogen die dicken Blinker um die Ohren und ich wurde skeptisch angeschaut. Die ersten Würfe waren etwas kurz, so dich am Ufer war nichts zu holen, das Wasser noch zu flach. Irgendwann passte aber die Wurfweite und dann ging es Schlag auf Schlag, die Fische hatten sich breitwillig auf den Streamer eingelassen. Meine Nachbarn blieben ohne Fisch, ich konnte mir einige schöne Fische sichern – eine Heidenfreude.
[links] Deutlich zu kalt für den Sommer, aber Spaß hat es trotzdem gemacht; [oben rechts] Stellplatz im Außenbereich von Hitra, kalt aber schön (///fielst.alltag.abgab); [unten rechts] Premium-Stellplatz auf der kleinen Insel
[links] Schöner Tangdorsch auf den Streamer gefangen (///basiert.flieht.reichhaltig); [rechts] Sandaale for the win, das Erfolgsmuster
Da war die Rute mal richtig krumm, was ein Einschlag (///ehrenvoller.choreografien.nachttische)
Hitra war mein Highlight, großartige Fischerei direkt vor der Hafenausfahrt, herausragende Natur und Landschaft, sowie ein toller Stellplatz. Einziger Nachteil, es war wirklich kalt. Deutlich unter 10 Grad und dazu noch Nieselregen. Das ist eben der Nachteil bei der Reise mit dem Dachzelt, das Wetter spielt dann doch eine Rolle, wer sitzt schon gerne bei den Bedingungen draußen? So verließen wir nach kurzer Zeit den Platz und schmiedeten den Plan aufgrund des Wetters wieder ein AirBnB zu nehmen und von dort aus sternförmig zu erkunden. Deutlich teurer, aber eben auch deutlich erholsamer. Somit suchten wir uns in Ålesund eine Unterkunft, zentral und einigermaßen günstig. Viel Auswahl gab es nicht, so konnten wir nicht wählerisch sein und überlasen in der Eile dann doch glatt, dass es eine geteilte Wohnung war. D.h. die Besitzerin kommt jeden Abend nach Hause und wir sitzen zusammen in der Bude – muss man mögen. Das Ganze noch direkt über einem gruseligen Thai-Restaurant in dem wir den Schlüssel abholen müssen. Das und die Tatsache, dass auch die Bude mehr als versifft ist, lassen uns schnell wieder einen Rückzug machen, leider 10 Minuten nach Ablauf der Stornofrist, sodass wir auch ca. 100 EUR sitzen bleiben. Trotz allem aber besser als drei Tage in der Wohnung zu hocken.

Wir klappern die Hotels im Ort ab, werden aber nicht fündig. Alles ist entweder belegt oder so teuer, dass wir uns nicht leisten wollen. Also wieder ins Auto und weiter entlang der Reiseroute suchen. Auf einem Parkplatz in der Nähe der Atlantic Road gönnen wir den Hunden eine kurze Pause und suchen gleichzeitig nach einer Bleibe für die kommenden Tage. Wir haben Glück und finden direkt in der Nähe ein AirBnB, eigentlich viel zu groß, aber durch einen guten Deal haben wir die Chance dort für drei Nächte unterzukommen, mit Blick direkt auf die Atlantic Road.

[oben links] Fischen mit Blick auf das spektakuläre Bauwerk (///verwertet.serienreife.forscher); [oben rechts] Sonnenuntergang direkt an der Atlantic Road, ein Zufallstreffer (///aufsteigt.natürlicher.stürmisch); [unten links] Und endlich wieder Wetter für das T-Shirt (///eingeteilt.gerade.substanzen); [unten rechts] Abhängen, immer mit dem Blick auf das Wasser und das nächste Tidenhoch
Wir nutzen die Auszeit, kochen und gehen die Gegend erkunden. Ich gehe raus zum Fischen und freue mich über einige Seelachse. Der mit Abstand schönste Fisch der Tour beißt allerdings in einem Moment in dem ich selbst gar nicht damit gerechnet hatte. Ich stehe bei auflaufendem Wasser direkt in der Bucht am Ende der letzten Brücke und werfe gedankenverloren meinen Streamer ins Wasser. Der Wurf ist prima, ich strippe zügig ein und auf einmal fährt es wie ein Blitz in die Rute. Die Rute krumm, der Fisch macht eine harte Flucht. Ich wundere mich schon und denke „Komisch, die anderen Fische haben nicht so viel Dampf gehabt.“ Der Fisch liegt nach kurzem Drill in meinem Kescher und ich strahle über beide Wangen, eine Meerforelle. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, auch wenn ich vorher bei einem riesigen Nachläufer gedacht hatte, dass das kein Seelachs ist. Kurzes Messen ergibt eine Länge von 54 cm, der Fisch steht richtig gut im Futter. Schnell noch ein Erinnerungsbild, da ich nicht weiß, ob ich die leicht angefärbte Forelle mitnehmen darf. Schade nur, dass das Handy im Auto liegt. So bleibt es ein Fisch für meine Erinnerung und er darf wieder in die Freiheit.

Für uns geht es nach ein paar Tagen weiter, wir wollen noch die Fjorde entdecken und machen uns wieder auf den Weg. Die Route führt uns entlang der Fjorde in die Berge, die Temperaturen mittlerweile wieder deutlich gestiegen. Damit wir uns abkühlen können, sprechen wir in einem Outlet für Wollkleidung die Verkäuferin an und fragen nach der Möglichkeit baden zu gehen, vielleicht in einem Bergbach? Sie schickt uns als Geheimtipp in ein Skigebiet in den Bergen und mit ihrer Hilfe finden wir ein Kleinod, welches wir nur mit den Norwegern vor Ort teilen. Glasklares, kaltes und unglaublich erfrischendes Wasser erwartet uns. Gespeist durch den Zusammenfluss zweier Flüsse eröffnet sich uns ein Pool, in dem es sich herrlich baden lässt. Die Hunde liegen auf der Wiese, wir kühlen uns im Wasser ab. Ich nutze die Zeit und frage eine norwegische Familie, wie es hier mit den Lizenzen zum Fischen aussieht. Kein Problem, ich müsste nur mit der allgegenwärtigen Bezahlapp ein paar NOK an den Besitzer schicken und alles ist fein. Das ist nur als Ausländer schwierig, denn für die App scheint eine norwegische Nummer notwendig zu sein. Kurzerhand versichert mir mein Gegenüber, dass das aber auch so kein Problem ist. Ich solle einfach fischen gehen, wenn es ein Problem gäbe, solle ich einfach auf ihn verweisen. Ich nehme mir die #4 aus dem Kofferraum, ein paar Trockenfliegen und wate in kurzer Hose und mit Trekkingsandalen durch den kalten Bach bis meine Waden vor Kälte anfangen zu krampfen. Belohnt werde ich mit einer großartigen Fischerei auf kleine, wilde Forellen.
 

[links] Aussicht am Geiranger, wie viele das Bild wohl haben (///dienstwohnungen.ausgehen.ausdrücklich); [oben rechts] Futterboot? Ne, Fischen mit der Drohne, ganz andere Hausnummer; [unten rechts] Standplatz direkt am Fjord, Bezahlung komplett digital (///konsequente.befassen.latein)
Badeplatz mit Aussicht (///zweispurige.kegeln.fähre)
Am Geiranger hatten wir einige Wartezeit, da sich in den Serpentinen ein Unfall ereignet hatte, sodass unsere Etappe mit dem Zwischenstopp im Touristenort zeitlich doch ein wenig zog. Wir beschlossen daher, dass wir uns ins Gebirge stellen und fuhren nach Stärkung und Bummel durch die kleine Stadt direkt hoch ins Gebirge. Ein einmaliges Erlebnis, in sich windenden Kehren ging es immer höher und höher. Vorbei an glasklaren Seen und weißen Schneefeldern, direkt auf die Hochplateaus.

Wir mussten allerdings ein wenig suchen, um noch einen Platz zur Übernachtung zu finden. Die Idee mit der Übernachtung in den Bergen hatten einige und wir waren bereits spät dran. Da ist es sehr, sehr hilfreich, wenn man mit einem, vergleichsweise kleinen Auto unterwegs ist. So hatten wir die Chance direkt neben einer alten Passstraße unseren Platz für die Nacht zu finden.
 

[rechts] Ramen powered by Trangia©, Soulfood in den Bergen; [links] Ein Platz mit malerischer Aussicht, einmalig gelegen (///mitbürger.brennpunkt.nationalspieler)
Für uns ging es ab jetzt kontinuierlich entlang der Küste in Richtung Startpunkt der Reise, weniger an der Küste entlang, mehr durch die Berge und durch die Landschaft. Wir machten Halt in Bergen und natürlich auch in Stavanger, waren allerdings ab jetzt mehr und mehr von Touristen umgeben. Waren die Plätze oberhalb der Atlantic Road noch eher spärlich besiedelt, so war es hier deutlich voller. Gemietet Camper, Wohnmobile und viele andere Reisende, sodass auch wir uns umstellen mussten. Wir ließen also die etwas überlaufene Küste hinter uns und wichen mehr auf die dahinter liegenden Straßen aus, das war entspannter, aber eben deutlich schlechter, um Fischen zu gehen. Die kurzen Fährüberfahrten nutzte ich um den Makrelen, sofern sie denn da waren, nachzustellen. Hier war der Erfolg doch eher mäßig, in der Regel einfach außerhalb der Wurfweite.
 
[links] 28 Eis essen in Olden, an einem grandiosen Lachsfluss (///seitlich.bisheriger.verfasser); [rechts] Unglaublich gutes, hausgemachtes Essen in Bergen (///gewicht.kellern.hörspiel)
[links] Die kleinen, farbigen Gassen von Stavanger (///anderen.knoten.ausgeglichene); [rechts] Kaffeepause in der Baustelle, Wartezeit ca. 45 Minuten (///heftige.anwesend.herausgeben)
[links] Hundefreundliches Hotel in Stavanger (///truppe.einrichten.erlauben); [rechts] Auf den letzten Abend in Norwegen, auch wenn es verflucht teuer war (///gedämpft.hausmeister.weckt)
Wir haben den Urlaub in vollen Zügen genossen, auch wenn ich deutlich weniger gefischt habe, als ich eigentlich wollte. Aber schlussendlich war es eine gute Mischung. „It only counts on fly…“ hat mich des Öfteren frustriert, denn in den Hafenanlagen oder auch bei Gegenwind ist vom Ufer für mich schnell eine Grenze erreicht. Eine leichte Meerforellenrute hätte sicherlich den einen oder anderen Angeltag gerettet, wenn einfach die Reichweite gefehlt hat. Auch war die Entscheidung nur eine Intermediate mitzunehmen eher schwierig. An den Steinpackungen der Molen, kein Problem. An den tiefen Abbruchkanten habe ich klar über die Fische hinweg geangelt.

Mitgenommen habe ich, wie teilweise schon oben geschrieben, die folgenden Dinge:
• #4 inkl. Rolle mit einer Floating-Schnur
• #6 inkl. Rolle mit einer Intermediate-Schnur
• Kescher, Schnurkorb und Zubehör
• Auswahl an Trockenfliegen, klassische Muster (Adams, Caddis, etc.)
• Auswahl an Streamern (Sandaal, Jigs, Brenda, etc.)

Viel wichtiger ist allerdings das, was ich vermisst habe, bzw. was ich nachkaufen musste.

Streamer
Ich hatte deutlich zu wenig Streamer bzw. die falschen Streamer mit. Zum einen waren die Jigs nicht notwendig, was hier am Kanal auf Barsch funktioniert, das muss nicht im Meer funktionieren. Des Weiteren hatte ich zu wenig Muster mit, die Streamer leiden bei den Attacken ganz ordentlich. Da sind 3 Exemplare pro Muster schneller weg, als man denkt.

Vorfachmaterial
Ich habe deutlich zu leicht gefischt, die Meerforellenvorfächer sind einfach nicht ausreichend bei den kräftigen Fischen und konnte auch den Steinen wenig entgegensetzen. Deutlich robuster und abriebfester wäre angebracht gewesen.

Sinkschnur
Ich glaube das ist der Teil, den ich am meisten vermisst habe. Die Kanten sind so steil, dass ich häufig ein Problem hatte die Schnur zu den Fischen zu kriegen. Und nichts in ärgerlicher als die Dorsche auf Sicht beim Fressen zu sehen und die Fliegen nicht ins Sichtfeld zu bekommen. In den Hafenanlagen war in der Regel aus diesem Grund nichts zu machen, da habe ich einfach zu flach geangelt. Eine Kombination aus einer leichten 2-Hand mit Sinkschnur / sinkendem Schusskopf wäre vielleicht besser gewesen.

Aber trotz aller Herausforderungen war das ein unglaublicher Urlaub und das war sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir in Norwegen waren.


Kontakt zum Autor: Gerne über die Redaktion!
Tipp: Lust auf mehr Norwegen, Schweden & Nordland im Fliegenfischer-Forum bekommen? Dann schau doch auch mal hier herein:
- Reiseberichte & Fotoreports aus Norwegen, Schweden & Finnland
- Reiseberichte & Fotoreports aus Dänemark & Grönland
***


Ein Reisebericht von Sascha Dömer für www.fliegenfischer-forum.de - April 2024.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

zurück zu Schweden, Norwegen | zurück zu Reise & Report | zurück zur Startseite
Copyright © 2024 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt