Fliegenfischen-Abenteuer Neuseeland
Erlebnisse einer Rundreise | Reisenotizen und Fotos von Klaus Rodegro
Vorwort
Was macht die Faszination für das Fliegenfischen aus? Bei mir fängt es bei den Vorbereitungen schon an. Und diese Vorbereitung auf einen Turn oder auf eine Reise kann schon weit im Voraus so intensiv und umfassend sein, dass der Begriff Vorfreude es nicht genügend beschreiben würde. Ob es das Fischen an einem deutschen Mittelgebirgsfluss oder an irgendeiner Küste dieser Welt ist, ich habe den Wunsch, alles optimal vorbereitet zu haben, um vor Ort bestmöglich zu fischen. Bei Reisen an fremde Destinationen fange ich meist mit einer Kartenrecherche an, das geht dann bis zur Suche nach der optimalen Bindetechnik für die für das zu erwartende Gewässer fängigste Fliege. Trotz aller Vorbereitung, erfährt man erst vor Ort die tatsächliche fischereiliche Situation, auf die es sich einzustellen gilt.
Das Fliegenbinden nimmt einen großen Teil des Hobbys in Anspruch, so habe ich in den Jahren einige Fliegendosen gefüllt und kann heute je nach erwartetem Gewässer auf die passende Fliegendose zurückgreifen. Für unbekannte oder bekannterweise Fliegenkritische Gewässer habe ich auf meinen Reisen das Bindegedeck immer dabei. Denn zum einen kann es passieren, das der nächste Fly-fi Shop mehrere Stunden entfernt ist, zum anderen, das ein erreichbarer Guide selbst nie einen Fliegenshop von innen gesehen hat, und sein Vorrat an Fliegen nur aus einigen geschenkten Mustern seiner Gäste besteht. 
Generell organisiere ich mir selbst die Möglichkeiten des Fliegenfischens in Verbindung mit Urlauben oder beruflichen Reisen. Über die Jahre bin ich mit der Fliegenrute schon etwas herumgekommen, ich fischte in Europa in verschiedenen Ländern unter anderem Spanien, Norwegen und Schottland, besuchte Ost-Kanada und Neuseeland, und machte Erfahrungen im Salzwasser an der Elfenbeinküste, Kuba und Mexico. 
Mein Bericht schildert einige ausgewählte Erlebnisse, an Seen und Flüssen Neuseelands. Die selbst gestaltete Rundreise ermöglichte es, Gewässer nur kurz oder intensiv zu befischen. Das "Erarbeiten" von unbekannten Gewässern erwies sich als spannend aber auch mühevoll. Bequemer hat man es auf einer Lodge mit Guide.

Fly-fi Abenteuer Neuseeland

Clutha River
Das leise Klingeln eines Windspieles begrüßt den entdeckungsfreudigen Angler im Fachgeschäft von Wannaka, einer kleinen Stadt am Lake Wannaka, die dem Neuseelandurlauber eine schöne Haltestation bietet. 
Das gut sortierte Verkaufsangebot des Angelshops, ließ den Kunden Fachkompetenz des Händlers in Ausrüstung und Ausübung des Sports voraussetzen. Daher stieg meine Vorfreude auf das Befischen des Clutha Rivers, als die Chefin den Clutha als top River lobte, und auf dem lokalen Kartenmaterial eine Fly-only Strecke markierte.

Ich erstand eine neue Polbrille und ein starkes Insektenmittel mit integriertem Sonnenschutzfilter, das unverzichtbar ist, und machte mich auf den Weg zum Ausgangspunkt des Wanderweges entlang des Cluthas.
Die kleine Wanderung entlang des Cluthas bis zur Kennzeichnung der Fly-only Strecke fiel aufgrund des herrlichen Panoramas nicht schwer. Der Trampelpfad führte am grünen Ufer des natürlichen Flußverlaufes entlang, Sonne und Wind spielten mit den Blättern der hohen Bäume.
An einem gelben Poller, der die Fly-only Strecke kennzeichnet, nimmt der Clutha eine Breite von ca. 90 Meter ein. Dort findet sich eine Abbruchkante, eine kleine Furt zur Mitte des Flusses, und etwa 70 Meter flussab eine mächtige Rieselstrecke.
Das glasklare Wasser verschleierte jedoch den ernormen Strömungsdruck, ebenso die von mir geschätzten Tiefen des Wassers lagen jenseits dessen, was man als Watfischer bewältigen kann. Ich begann mit einigen Rollwürfen, hielt den Watstock Links fest im Griff, und hatte Mühe, auf den Füßen zu bleiben. Außerdem gab es verschiedenen Stellen keinen Fisch zu sehen. Enttäuschung stieg in mir auf, da gibt es Besseres. Die angekündigte Fly-only Strecke taugte an diesem Tag wohl mehr als Rafting und Wildwasserkanustrecke.
Lake Wannaka
Zwei Tage Dauerregen machten alle Flüsse der Umgebung Fly-fi unbrauchbar.
In Glendhu Bay rastete ich auf einem Motorcamp. Am Nachmittag verzogen sich die Wolken und ich konnte im Abendlicht den Lake Wannaka mit seinen umliegenden schneebedeckten 3000ern genießen. Die 8er Rute ausgepackt, in die Wathose geschlüpft, und rein in die herrliche Abendstimmung. Etwa 10 Meter konnte ich hineinwaten, ohne Probleme zu bekommen. Vor meinen Füßen zog eine 60er Forelle vorbei. Der erste Fisch, den ich auf der Reise gesehen hatte. Weiter draußen durchbrachen einige Forellen die spiegelglatte Oberfläche. Gerade warmgeworfen, da schluckte mich auch schon die Dunkelheit, und beim Rückschwung spürte meine Fliege immer häufiger die Äste, der hinter mir liegenden Baumgruppe. 
Im Camper bei einem Fläschchen Speight Bier setze ich die gewonnenen Erkenntnisse aus Standort, Präsentation, und Fliegenwahl neu zusammen. Für die Lakes mußte ich die Fliegenwahl überdenken. Meine Streamer waren zu schwer. Sie sanken am Vorfach der Floating-Line zu schnell, ließen sich schlecht werfen und führen. Ihr Imitationswert eines kleinen Beutefischchens war bescheiden, Muster mit eingebundenem Glitzer wirkten zum Seegrund absolut unnatürlich und unfängig.
Am nächsten Tag schaute ich mir die Fliegenauslage im Fly Shop genauestens an und kaufte unbebleite und mit dem von mir ungeliebtem Chenille gebundene Streamer mit Felldeckel. Zwar konnte ich die Fliegen nicht mehr am Lake Wannaka fischen, weil unsere Reise weiter Richtung Norden führte, jedoch erwies sich der Kauf dieser Muster später als goldrichtig.
Lake Mapourika
Einige Seen säumen die Route entlang der Westküste nach Norden. In jedem Infozentrum, ist der Ort auch noch so klein, gibt es Prospekte und Infos der umliegenden Seen und Flüsse, von den Guides der Region, mit Lodges und Forellen. Wer hier nicht mehr weiterkommt, dem kann geholfen werden. 
Gegen Abend fuhren wir am Lake Mapourika vom Highway 6 ab, und fanden einen guten Stellplatz mit Seeblick. Um an das Wasser zu gelangen, mußte ich eine steile Böschung von ca. 15 Metern absteigen. Am Wasser angekommen, kam erst einmal die Ernüchterung. Im Wasser lag starkes Geäst, das Ufer war überhängend und verwachsen, wurftechnisch waren nur Rollwürfe möglich. 
Die Sandflies rochen Menschenfleisch. 
Am Camper präparierte ich mich mit Insektenmittel im Gesicht, an Ohren und Händen, griff die Rute und stieg die Böschung hinab.
Leicht auflandiger Wind, Abendstimmung, einsam brachte ich einige Rollwürfe heraus. Meine Fliege ein Fellstreamer mit grünem Chenillekörper ließ sich gut werfen und sah blendend im Wasser aus. Fast drei Minuten ließ ich das Fellbündchen absinken, um es dann mit kurzen sehr scharfen Zügen ranzuziehen. Es war diese spannende, knisternde Stimmung an diesem Ort, das leise Schwappen der Wellen am Ufer, die einsetzende Dämmerung, dieses Gefühl, zu spüren, das einer gleich die Fliege nimmt, und jäh aus dieser Ruhe schlägt. Und es schlug kräftig in die Rute. Der starke Fisch zog in die Tiefe, und ich hatte viel Mühe, den Fisch nicht zwischen den Ästen und Sträuchern zu verlieren. Eine Brown Trout. Einer meiner schönsten Fische...
Lake Taupo
Nach längerer Wegstrecke standen ein paar Tage ausspannen und Erholung auf dem Programm. Wir nahmen ein Motel in Turangi, am südlichen Ende des Lake Taupo, um aufzutanken. Das Motel verfügte über drei verschieden temperierte Hot Mineral Pools, die aus den heißen Quellen der Umgebung gespeist wurden. Die Region gilt als eine der aktivsten Vulkangegenden der Welt. Der Lake Taupo ist der bekannteste Forellensee Neuseelands und die Möglichkeiten zum Fischen sind nahezu unbegrenzt. Es gibt ein großes Angebot von Fishing Lodges, Motels für Fischer mit Barbecue für gefangene Forellen, Guides, Bootsverleiher u.s.w. In einem Cafe in Turangi bestehen die Tischnummern, aus kleinen geschnitzten Forellen. 
Die fishing licence des Taupo District beinhaltet neben der Erlaubnis für den See, auch das Fischen an einigen Fließgewässern der Region, unter anderem dem Tongariro River. Meine Befürchtungen, hier kaum ruhiges Fischen zu erleben, waren zumindest zu unserer Reisezeit absolut unbegründet.
Nach etwa 5 Minuten Wegstrecke vom Motel entdeckte ich eine kleine, einladend aussehende Bucht. Außer einigen schwarzen Schwänen und einer Gruppe von Kormoranen hielt sich dort niemand auf. Andere Fischer konnte ich dort nie entdecken. In dieser Bucht fischte ich erneut mit dem Streamer, an 8er Rute und einer Floating-Leine. Bei der geringen Wassertiefe von etwa 1,3 - 1,7 Metern ließ ich den Streamer nach dem Aufsetzen etwa eine Minute absinken.
Für den Erfolg entscheidend ist die Führung des Streamers, so provoziert zu zaghaftes einstrippen Fehlbisse. 

Als top Muster bewährte sich erneut der im Matukastil gebundene Fellstreamer, diesmal mit rotem Chenille! 

Auch an zwei weiteren Tagen hatte ich mit dieser Methode in der Bucht nochmals gute Fänge.

Tongariro River
Eine große Karte am Parkplatz der Hängebrücke über den Tongariro gab Informationen für Wanderer und Fischer. Auf ca. 5 Kilometern Flusslänge waren Wanderwege und Spots zum Fischen eingezeichnet. Die fish and game accosiation von NZ hat rund um die Wanderwege kleine Schilder mit "angler access" aufgestellt, wo die Fischer ans Wasser gehen können.
Nach einer halben Stunde Fußmarsch hatte ich einen schönen Abschnitt gefunden. Der Fluss prallte nach einem Run an einer Felswand fast 90 Grad ab. Tobendes Wasser. Entlang des Felsens war die Strömungsrinne tief ausgespült. Nach dem Auslaufen der Felsen verbreiterte sich der Fluss und die Wassertiefe ließ nach. Einige Felsstücke lagen im Wasser, eigentlich schöne Standplätze. Allerdings zeigte sich kein Fisch, vor, neben, oder hinter den Steinen. Die Sicht war exzellent, so dass ich den Fischen auch sofort aufgefallen wäre.
Etwas flussabwärts watete ich sanft am Ufer ein und konnte in der Flussmitte hinter einer größeren Steinformation eine Gruppe von 5 Fischen "spotten". Die Fische standen etwa auf einer Wassertiefe von etwa 1,4 Meter. Meine Fliegenwahl fiel auf eine helle mittelschwere Steinfliegennymphe auf 8er Haken. Nach zwei, drei Durchgängen kam die Nymphe immer näher an die ganz Außen stehende Forelle heran. Dann blieb der Bissanzeiger stehen. Eine schöne Rainbow! Nach dem Fang gönnte ich mir und den Fischen eine Pause. Was mir noch fehlte war, ein Erfolg mit der Trockenfliege, jedoch stiegen die Fische äußerst selten. Zwei trockene Muster brachten keinen Fisch an die Oberfläche. Danach präsentierte ich eine Eintagsfliegenimitation, mit Schwanzfibern aus Coq de Leon, den Körper segmentiert mit abgeriebenem Pfauenkiel, einer braunen Hahnenhechel, und gespreizten Flügeln vom Mallard. Nach zwei Durchläufen verbesserte ich die Lage der Fliege im Film in dem ich den Hechelkranz noch etwas stutzte.
Weich präsentiert, jetzt lag sie sauber. Ein Fisch steigt auf, schnappt, Anhieb, eine weitere schöne Rainbow.
Während einer Pause beobachtete ich, dass sich von etwa 150 Meter flussab zwei Fischer näherten. Ein Guide mit Gast. Ihr Marsch endete mir gegenüber, auf der anderen Flußseite. Der Guide nahm die Rute des Gastes, griff in seine Fliegendose band eine Nymphe an und warf einmal aus und übergab die Rute dem Mann der bis dahin tatenlos zugeschaut hatte.
Nach zehn Würfen fing der Mann eine mäßige Forelle. Das Lösen und releasen des Fisches übernahm der Guide, ein kurzes Shakehands zwischen Guide und Gast, und die beiden zogen weiter. Während der gesamten Aktion wirkte der Guide etwas gelangweilt und genervt. Um seinen Job habe ich ihn nicht beneidet, wohl aber darum, an diesen wunderbaren Gewässern zu leben und zu fischen.
Wir zogen auch weiter, denn unsere Reise ging zu Ende. 
Abschließend möchte ich noch sagen, dass auch an Neuseelands Gewässern der Grad zwischen Erfolg und Enttäuschung sehr schmal sein kann. Die Natur und die Gewässer halten jedoch alles bereit, um unvergessliche Stunden beim Fliegenfischen zu erleben.
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Nützliche Links:
Die offizielle Neuseeland-Tourismus-Seite: http://www.newzealand.com
Somethingfishy Trout Fly Fishing Guides New Zealand: http://www.troutfishingnz.com
Neuseeland bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Neuseeland
Mehr zum Autor finden Sie auf seiner Website: http://www.rokart-fliegenfischen.de
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Ein Beitrag von Klaus Rodegro für www.fliegenfischer-forum.de - Oktober 2011
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