Fliegenbinden-Special Nr. 14/2012
Aktion: Fliegenfischer-Forum-Leser binden mit Elastic Tungsten
Aktion 2 - Folge 2: Kleine Streamer
Ein Hinweis zu Beginn: Dieser Beitrag ist die Fortsetzung (2) einer mehrteiligen Bericht-Reihe. Teil (1) und die Einleitung dazu finden Sie hier: (KLICK).
Wir fahren heute fort mit Folge 2 aus Euren Einsendungen zur Aktion 2: "Kleine Streamer".

Anm.: Zum Schutz der persönlichen Daten wurden die Namen der Tester von uns gekürzt.
Testbericht von Christian S.:

"Es gilt das schon beim letzten mal Gesagte: ich finde die Verwendung von Tungsten gegenüber Blei äußerst sinnvoll – wir verseuchen die Flüsse weniger *) und wir tragen nicht so dick auf – beim Bindematerial, meine ich ... (d.h. nicht so dick, bei gleicher Sinkgeschwindigkeit). Das Material ist leicht einzubinden man kann es mit Eddings, Lackstiften, Nagellack u.a. relativ leicht einfärben / bemalen (manchmal scheint eine Grundierung sinnvoll).

Zunächst zu den Cone-Heads:

Diese sind seit ihrem Erscheinen fester Bestandteil meiner Bindekiste – man kann oft mit kleineren Cones (als die aus Metall) arbeiten, sie sind schön grau (und eben mal NICHT glänzend) und das Beste: sie passen eigentlich über jeden Haken, weil sie am Ende von vorne über das Öhr auf die fertige Fliege geschoben werden!

Die Bindeanleitungen meiner Fliegen:
(hier Klicken) und 
(hier Klicken)
 
 
 

*) „Solange das Bleiverbot nicht kommt, werden die Gummifischangler nicht umsteigen“ hieß es kürzlich in einem Artikel  ... wir Fliegenfischer haben da sicherlich eher den kleineren Anteil, aber es ist eine Gifteinbringung ins Gewässer ohne Notwendigkeit und aus Jux und Tollerei ...  (wobei ich auch kein Engel bin und hin und wieder Bleiwicklung verwende oder ein Splitshot anklemme – aber die Alternativen dank Elastic Tungsten werden immer besser)!




Mein am meisten eingesetzter Kleinstreamer – generell nach einer Idee von NÖFischer hier im Forum (17.03.2010)

Bindeanleitung:
(hier Klicken)
 
 

Aber nicht nur Streamer, sondern auch Wooly Bugger oder Nymphen lassen sich damit machen:



Beim „Hare & Peacock“ (rechts oben) kam Nagellack zur Verwendung, die Mininymphe in Schwarz hat Edding und Lack abbekommen und bei dem „Killer-Bug“ wurde der Conehead mit E-Z Shape Sparkle Body, Pure White, „überspachtelt“ und anschließend lackiert.

Beim „Huchenwaschl“ (unten) bieten sich die großen Coneheads förmlich an (es gibt noch viel massivere als auf dem Bild zu sehen ist)...



... und die letzte, äußerst fängige Kreation war Werners Isar Marabou, bei dem ich teilweise auch die "Tungsten Augen“ verwendet habe (diese dann mit Lack- und Filzstift etwas behübscht und anschließend UV ClearFF überzogen)...


Bindeanleitung:(hier Klicken)
 
 

... und dann die Jig-Köpfe



Bindematerial:
Haken: Gamakatsu F 314 # 6 – 10
Bindefaden: Ultra Thread 70 Burnt Orange
Schwanz: Marabou weiß
Schwinge: Ice Fur – div. Farben: Polar Bear, tan, dun, chartreuse, Brite Long Fiber Kupfer
Farbe: Nagellack Yves Rocher Luminette pearl – div Farben 
Edding schwarz, Lackstift
Kopf: Tungsten Jigkopf mit UV Clear Fly Finish überzogen und anschließend lackiert

...und beim ersten Einsatz an der Isar – eine Rainy aus dem Vorjahr oder älter:

... und dann begann die Trockenfliegen-, vor allem Maifliegenzeit und ich hatte keine Lust mehr, mit beschwerten Fliegen zu experimentieren .... Petri! Christian"
***

Testbericht von Ralf S.:

"Erst einmal vielen Dank für die Gelegenheit, beim Testen dabei zu sein. Meine Bindekünste sind nicht berühmt, deshalb beschränke ich mich in der Praxis auf eine kleine Auswahl bewährter und schnell zu bindender Fliegen.
Getestet habe ich Jigköpfe, Augenpaare, Taumelscheiben und Coneheads aus Elastic-Tungsten. Da ich Streamer in den Größen 10 – 6 verwende, habe ich vor allem die kleineren Größen in den gemischten Testpackungen verwendet. Die Jigköpfe haben sind für meine praktischen Anforderungen als zu groß und auch zu schwer erwiesen.
Das Einbinden der flexiblen Jigköpfe und Augen gelingt gut, man sollte allerdings darauf achten, dass ein Verdrehen auf dem Haken (Unterfütterung, Klebstoff) verhindert wird. Genial einfach ist das nachträgliche Aufschieben der Taumelscheiben und Coneheads auf die fertig gebundene Fliege. Hier bieten die in den Mischpackungen enthaltenen Größen tatsächlich alle Möglichkeiten den Tiefgang der Fliege zu steuern. 
Die meisten Bachforellen fange ich mit folgendem Grundmuster, das ich in den Größen 6 und 10 binde. Zu sehen sind die Fliegen im Ausgangszustand und mit aufgeschobenem Conehead bzw. einer Taumelscheibe:



Meine Fliegen werden schon beim Binden mit einer Beschwerung versehen und laufen oberflächennah. Spannung ist garantiert, wenn die Bachforellen in den vielen flachen Fließstecken der Fliege folgen und dann der Biss kommt. Mit den kompakten Coneheads kann ich die Fliege schnell auf Tiefe bringen, die leichteren Taumelscheiben lassen die Fliegen dagegen nur etwas tiefer laufen. Das Aufschieben und auch das Abnehmen der Bescherung gelingt auch am Wasser ohne Probleme.
Coneheads und Taumelscheiben halten in der Praxis sehr gut und dauerhaft auf den Fliegen, auch nach dem Lösen von Hängern lassen sich keine Beschädigungen feststellen.
Die nachträgliche Beschwerung der fertigen Fliege am Wasser ist für mich eine willkommene Bereicherung der fischereilichen Möglichkeiten und genau dafür ist ein elastisches Material, wie sich während des Testens gezeigt hat, bestens geeignet. 
Mit besten Grüßen, Ralf"
***

Elastic-Tungsten – „Erlebnisbericht“ von Stefan B.:

"Es ist ein bisschen wie früher - Im zarten Jugendalter war ich begeisterter Flugzeugmodelbauer und nun habe ich Dank „Elastik-Tungsten“ die vertrauten Arbeitsabläufe von damals wiederentdeckt: Den grauen Rohling entgraten, eventuell noch in Form bringen, bemalen, lackieren und zum Schluss alle Teile zum großen Ganzen zusammenfügen. So wird aus dem grauen Entchen ein schöner Schwan (wenn alles klappt).
Damit wäre eigentlich schon fast alles gesagt: Das Kunststoffmaterial lässt sich hervorragend mit allen gängigen Schneidwerkzeugen bearbeiten. Sofern ein gewisser optischer Anspruch besteht, machen sich ein oder mehrere Anstrichgänge erforderlich. Auch wenn es am Bindestock dabei manchmal etwas „fummelig“ zugeht, lassen sich doch erstaunliche Ergebnisse erzielen.
Das Material ist aber doch zu interessant, um es dabei bewenden zu lassen. Deshalb hier noch meine (persönlichen!) weiteren Eindrücke zu den jeweiligen Produkten.

Die Taumel-Scheiben
Diese Teilchen können als einzige der getesteten Vierergruppe ohne nennenswerte Vorarbeiten direkt verwendet werden. Einfach auf die Schur gefädelt, sind sie eine gute Alternative zu Spaltblei & Co.. Sofern es nicht zu verlustreichen geobotanischen Kontakten kommt, ist also auch eine Mehrfachnutzung möglich. Für´s gute Gewissen kann man hier schon fast von „Nachhaltigkeit“ reden.
Ich habe die Scheiben mit etwas Abstand zur Fliege eingesetzt, wofür sich beispielsweise ein Partridge-Knoten eignet. Die Sinkrate ist aufgrund des hohen Gewichtes erwartungsgemäß gut. Ob sich nun tatsächlich eine taumelnde Bewegung einstellt und welchen Einfluss diese auf die Fangerfolge hat, müssen noch weitere Praxistests zeigen.



Die Knochenaugen
In der Bindeweise sind diese im Prinzip mit den bekannten Kettenaugen u.s.w. identisch. Der große Vorteil liegt neben dem höheren Gewicht vor allem in der Breite der Augen, was sich sehr gut für das Binden von „full-dressed“ Streamern (siehe dazu die obigen Marabou-Muster mit und ohne Aalhautschwanz) eignet. Die leichte Plastizität des Materials fühlt sich zumindest angenehmer an, als man dies von den Hart-Metallaugen kennt. Wer nicht auf graue Knopfaugen steht, muss natürlich zu Farbe und Pinsel greifen. 


Die Coneheads
Aufgrund der Elastizität lässt sich diese Kopfbeschwerung tatsächlich über das Öhr auf den Haken schieben. Dies führt gerade in Verbind mit voluminösen oder stark spreizenden Materialen (z.B. Bucktail wie auf dem Foto) zu sehr brauchbaren Ergenissen. Da die Bohrung aber doch recht klein ist, heißt es entweder maximaler Kraftaufwand ohne Rücksicht auf Verluste oder vorher die Bohrung nacharbeiten. Genau dieses Problem hatte ich bei dem abgebildeten Hecht-Streamer auf 2/0-er Haken (langschenklig), aber letztlich geht es dann doch irgendwie. Für alle „Nicht-Grau-Puristen“ heißt es auch hier wieder: Pimp mein Köpfchen! Dabei hatte ich aber das Gefühl, dass handelsübliche Klebeaugen auf dem Rohmaterial partout nicht kleben wollen. Also erst lackieren, die Augen in den noch feuchten Lack eindrücken und danach weitere Lachschichten, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.





Die Jig-Körper
Aus meiner Sicht der innovativste Teil der Probematerialien. Bei meinen Bindetests habe ich mich ausschließlich mit den kleinsten Körpern in Verbindung mit Haken der Größe 8 und 10 beschäftigt, um im normalen Bachforellenrahmen zu bleiben. Diese Kombination ist eigentlich nur up-side-down möglich, da sonst nicht viel vom Hakenbogen frei bleibt. Dies ist aber nicht von Nachteil, da man mit dem Schwergewicht sowieso meistens in Grundnähe fischt. In die vorgefertigte Kerbe lassen sich (natürlich auch hier erst nach intensiver Körper- und Augenmalerei) die verschiedensten Materialien einbinden. Wie auf den Fotos zu sehen ist, reicht die Palette vom Kaninchenfellzonker über diverse Materialkombinationen bis zur reinen „Glitzerfliege“.
Die Körperform verlangt einem beim Binden aber so einiges ab (deshalb „fummelig“): Gerade das abgeschrägte Ende zum Hakenöhr lässt den Bindefaden nach (fast) jeder fünften Windung nach vorne zu einem Knäuel abspringen, wodurch ein schöner Abschlussknoten zu einem Gedulds- (Glücks-)Spiel wird. Hier ist auf jeden Fall noch etwas Üben angesagt.
Das meine Muster auf den Fotos alle „Weiß“ als Grundfarbe haben, hat auch einen Grund: Ich hatte nicht anderes zur Hand. Natürlich sind hier dem Künstler in uns keine kreativen Grenzen gesetzt!




Fazit
Die getesteten Materialien eröffnen durchaus neue binderische und fischereiliche Möglichkeiten. Die Verarbeitung kann sich recht aufwendig gestalten, sodass „eben mal schnell“ eher selten klappen dürfte. Aber wenn an langen Winterabenden das Feuer im Kamin prasselt und einen die Phantasie am Bindetisch beflügelt …"
***

Testbericht von Vincent L.:

"Hier meine Einschätzung und eine Fliege. 
Materialliste: Elastic-Tungsten-Conhead, TMC700 Gr. 8, passender Bindefaden 6/0, rote Chenille als Körper, als Schwanzfedern Pearl Flash-Fibern, ein Zonker-Schwanz und ein Zonker-Streifen quer am Kopf
Bindeanleitung: Den Haken mit einer Grundwicklung versehen und am Hakenbogen einige Pearl Flash-Fibern als Schwanz einbinden, sowie feinen Kupferdraht. Außerdem etwas Chenille hinten anbringen und diese bis nach vorne zum Kopf um den Hakenbogen winden. Dann einen Zonker-Streifen einbinden, diesen mit dem Kupferdraht sichern. Vorne am Kopf einen weiteren Zonker-Streifen einbinden, hierbei macht sich die Farbe gelb sehr gut. Zum Schluss den Abschlussknoten mit einem Tropfen Lack sichern.
Bewertung des Materials:
Meiner Meinung nach macht sich das Material sehr gut, besonders die Conheads haben mich überzeugt. Auch beim Fischen habe ich keinerlei Einschrenkungen bemerkt, obwohl das Material ja sehr elastisch ist. Die restlichen Materialien überzeugten mich nicht so sehr, weil ich den Sinn der elastischen Beschwerung zum Teil nicht sah."

***


Wird fortgesetzt ...
Mehr Infos zum Material finden Sie im Fachhandel und unter: www.elastic-tungsten.de



Ein Beitrag für fliegenfischer-forum.de - Februar - August 2012. Bearbeitung und Zusammenstellung dieses Beitrages: Michael Müller, Fotos: Teilnehmer & Michael Müller. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten.
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