Fliegenfischen auf Dorschartige und andere Meeresfische vor der Küste von Südnorwegen von Michael Heinze
Nach dem wir im Oktober 2002 nur mal so nebenbei mit der Fliegenrute versuchten Dorsche und Makrelen zu fangen, und es mit vollem Erfolg zum absoluten Fangerlebnis auf Pollack und Köhler wurde, wollen wir ihnen Ende Mai 2003 an selber Stelle gezielt mit Streamern und Heringsfliegen auf die Flossen rücken.
Eine Kollektion von vermeintlich fängigen Streamern für kleine und große Meeresräuber wurde schon lange vor dem Abreisetermin gebunden (siehe unten). Von Hakengröße 8 (Heringe) über 1/0 (Makrele) bis 5/0 für Pollack habe ich verschiedene Farbvarianten vorbereitet. Für unvorhersehbare Gegebenheiten und außergewöhnliche Geschmäcker ist aber auch noch eine „Notbindeausrüstung“ dabei. 
Aufgrund der Erfahrungen beim letzten Einsatz hatte ich mir eine Rute der #10 in 2,7m Länge gebaut, die jetzt erstmals zum Einsatz kommen soll (oben rechts). 
Die #8/9 vom letzten Mal hatte schon richtig zu tun und ich will auf Nummer sicher gehen.
Ich bin fest davon überzeugt das bei 5,5 kg noch nicht das Ende bei den Pollacks erreicht ist und wenn tatsächlich wieder so ein Gigant einsteigt, möchte ich gerne etwas zum dagegen halten haben.
Für die „Kleineren“ ist noch eine #6/7 dabei, jeweils mit Sinkschnüren und „extra fast sinking“ Vorfächern bestückt. Damit lassen sich Tiefen zwischen 8+10m erreichen, je nach Wind und Drift..
Das Suchen der fangträchtigen Stellen entfällt, dank GPS sind die Beststellen noch gespeichert. Bleibt nur zu hoffen das sich die Fische im Frühjahr an den selben Stellen rumtreiben. 
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Am 26.05.03 ist es endlich soweit, es geht Richtung Arendal in Südnorwegen.
Gegen 16.30 Uhr sind wir an der Hütte und nach hurtigem Einräumen bleiben noch 2 Stündchen zum Antesten.
Zuerst geht es zur Pollackecke um uns dort über die Kante treiben zu lassen.
Wie vorher verabredet sind wir beide keine Freunde von schwerem „Norwegengerät“. Unsere Ausrüstung besteht aus Spinnruten bis ca. 60g WG, leichten Multirollenruten derselben Wurfgewichtsklasse und schwererem Fliegenfischergerät, AFTMA 8-10.
Benutzen werden wir Pilker bis höchstens 60g, Blinker aus der „Blinkerschmiede“ und die Erfolgsfliegen aus dem letzten Jahr.
Eine Spinn- bzw. leichte Pilkausrüstung sollte auch der eingefleischte Fliegenfischer dabei haben, denn nicht immer sind die äußeren Bedingungen zum fischen mit der Fliegenrute
geeignet.
Aber ich habe Glück, Wind und Strömung lassen mein Streamergespann auf Tiefe kommen.
Im Vergleich zum letzten Mal fische ich jetzt noch mit einer „Springerfliege“, d.h. großen Streamer am Ende und darüber im Abstand von ca. 50-70 cm noch eine kleine Fliege. Ich denke mir dabei eventl. auch Makrelen zu finden und auch den Futterneid zu wecken.
Der 1. Einsatz ist auch von Erfolg gekrönt, einige kleine Pollacks und auch ein paar Köhler lassen sich überlisten, allerdings beeindrucken sie die Klasse 10 nicht so sehr ;-). Es sei denn eine Köhlerdoublette hat sich die Fliegen gegriffen.
Gefischt wurde/wird meist in Wassertiefen von 4 bis ca. 14 m, zwischen Unterwasserbergen und an steil abfallenden Felsen. Aber auch im Freiwasser über 30 m lohnt immer ein Versuch, hier muss allerdings der Wind mitspielen, damit das Gespann nicht zu hoch auftreibt. 
Zur Taktik ist zu sagen, im flachen Wasser und vor den Felsen kann man oft und viel werfen und dann relativ schnell einstrippen, oder aber man lässt sich treiben, gibt Leine bis man die ungefähr gewünschte Tiefe hat und strippt dann ein. 
Viel habe ich mit Methode 2 gefischt, das aber nicht aus Faulheit, sondern mein Tennis-Ellbogen machte das Werfen nach einiger Zeit zur Tortur :-(
Das Wetter in den 8 Tagen ist phantastisch, sonnig und warm und nur an einem Tag ist es vormittags zu windig für’s Boot.
Die Makrelen sind leider noch nicht da, nur vereinzelte Exemplare fangen wir durch Zufall. Dafür aber reichlich Pollacks, Köhler und auch ein Hornhecht lassen sich fangen.
Insgesamt gesehen waren die Pollacks im letzten Herbst wesentlich größer als jetzt im Frühjahr, liegt vielleicht daran das es ja eigentlich ein Sommerfisch ist!?
Dafür hatten die Köhler ein paar Zentimeter bei der Durchschnittslänge zugelegt.
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An einem Nachmittag hatte ich in allerdings wieder dran, den Urvater aller Pollacks. Wir fischten nah am felsigen Ufer, Wassertiefe ca. 4-6m steil abfallend auf 20m. Ich hatte die weiße Pollackfliege am Ende und einen Biss........; der Fisch ließ sich zunächst wie ein voller Wassereimer etwas heranziehen, ohne sich zu bewegen, er stand quer.
Die 10er Rute bog sich beim heranpumpen bis ins Handteil, das war ein richtig Großer.......!
Aber dann, wie im letzten Jahr auch, der Fisch merkte das sein Abendbrot einen Haken hatte
und schoss plötzlich und unaufhaltbar zum Grund. 
Wer es noch nicht erlebt hat, kann sich nicht vorstellen mit welcher Urgewalt der Fisch die Schnur herunterreißt. Es ging senkrecht nach unten, der Fisch verkeilte sich am Grund und war trotz ewiger Versuche nicht mehr heraus zu bekommen. Schade........aber Ansporn genug es immer wieder mit solchen Riesen zu versuchen.
Ist bei fast allen Pollacks so, zunächst lassen sie sich ein paar Meter völlig ohne Gegenwehr heranziehen und dann geht die Post ab..........; beim wehrlosen Heranziehen merkt man aber meist schon mit wem man es gleich darauf zu tun bekommt........:-)
Die auf den Bildern erkennbaren Dorsche wurden nicht mit der Fliegenrute gefangen sondern
mit Pilker/Blinker, allerdings mit Beifängerfliege.
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So, das war nun der 2. Versuch auf Meeresfische in Norwegen und es hat wieder einigermaßen geklappt. Mit jedem weiteren Mal werde ich dazulernen und bin bereit diese Erfahrungen auch weiter zu geben. 
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Wer Fragen hat oder mir seine Tricks beim Pollackfischen mitteilen möchte, immer her damit, in dieser Richtung fange ich auch erst an: M.Heinze.Angler@t-online.de 
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