Fliegenfischen auf Masheer in Phuket, Thailand
Ein Reisebericht von Dr. David Popp
Lyall, mein Freund aus der Australischen Botschaft und ich hatten diesen Trip nach Phuket schon lange geplant. Für uns beide nur ein Katzensprung von Singapore, wo wir beide als ‘expats’ tätig sind. Für viele Deutsche als Urlaubsziel beliebt mit oder ohne Familie. Beach, Sonne, Inseln, Schnorcheln, Scuba Diving, Dschungel Trecking, Elefanten Reiten oder Nightlife pur…
Aber Fliegenfischen? Geht da was? Und ob!
Nach einem kurzen Flug wurden wir wie vereinbart von Jan am Phuket Airport abgeholt, einem Niederländer, der seit über 30 Jahren in Phuket lebt und den Wandel der Insel von kleinen Fischerdörfern zu einer Touristen-‘Superdestination’ live miterlebt hat und unter anderem nun sein Geld mit solchen Taxifahrten wie unserer verdient. Jan war ein richtiger Typ, hatte viele Geschichten zu erzählen. Es war eine kurzweilige, ca. zwei stündige Fahrt über Landstraßen, vorbei an den zahlreichen mobilen Essenständen nach Norden. Nein verhungern, das tut man in Thailand nicht, außer man ist ‘allergisch’ gegen Chilli. Dann kam endlich ‘Cheow Lan lake’, ein künstlicher Stausee, der in den 80ger Jahren zur Stromgewinnung erichtet wurde, in Sicht. An der Bootsanlegestelle erwartete uns schon Maik, ursprünglich aus Dänemark aber nun tief in Thailand verwurzelt, inklusive heimische Familie und Gummibaum Plantage, der für die nächsten Tage unser Guide sein sollte und der als einer der Experten für Fischen in Thailand generell und das Fliegenfischens dort im Besonderen gilt. Schnell waren unsere Koffer auf dem wartenden ‘Longtail’ Boot verstaut und unser Bootkapitän startete den kraftvollen schweren LKW Motor, der an einem langen Rohr befestigt, den Propeller antrieb, von ihm die ganze Zeit dirigiert werden musste und uns mit etwa 25 km/h durch den Stausee pflügte. Keine einfache Arbeit für unseren Käptn, denn schließlich mussten wir den Stausee durchqueren, weil dort die Flüsse in den See münden, wo wir in den nächsten Tagen den Masheer nachstellen wollten. Es war eine sehr erholsame ca. 1,5 Stunden Fahrt durch eine bizarre Landschaft aus alten Vulkankegeln, wobei der Stausee selbst in etwa dem ursprünglichen Krater entsprochen haben müsste, also fast 40 x 40 km, nicht ganz so groß wie Yellowstone in den USA, dennoch ebenso ein alter sogenannter ‘Super Vulcano’.
Bizarre Vulkankegel hier im Dunst umranden den Stausee. Foto DP
Endlich kam eine ‘Siedlung’ in Sicht, eine Reihe Bambushütten auf schwimmenden Plattformen am Rand des Sees. Eure 5-Sterne Lodge, sagte Maik mit einem breiten Grinsen. Lyall und ich hatten je eine Hütte für uns, mit einem leicht löchrigem Moskito Netz, Matte, Kopfkissen und einer dünnen Baumwolldecke. Wer hier Luxus erwartet, sucht vergebens, Strom gibt es nur abends, betrieben von einem kleinen Generator, der im wesentlichen dazu dient, die wenigen spärlichen Glühbirnen für einige Stunden zum Leuchten zu bringen. Eigentlich handelt es sich um das Ranger Camp, denn hier sind auch die Handvoll Ranger untergebracht, die den Nationalpark überwachen. Und das ist aufgrund der Größe des Gebiets und der Unzugänglichkeit nicht einfach. Cheow Lan Nationalpark ist einer der ältesten Urwalde, der die Erde schon vor Jahrmillionen bevölkerte. Maik berichtete, dass gerade in den letzten Wochen eine Gruppe Wilderer ihr Unwesen getrieben und ihnen etliche Elefanten und Wildkatzen zum Opfer gefallen seien. Deshalb, so sagte Maik wären die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden und jede Gruppe dürfe sich nun nur noch in Begleitung eines Rangers im Nationalpark aufhalten.
Unser schwimmendes 5 Sterne Camp. Foto DP
Lyalls rustikale Hütte. Foto LC
Langsam setzte die Dämmerung ein und mit ihr begann ein wahres ‘Orchester’ von Zikaden zu singen, eine Spezies, die nur etwa eine Stunde vor der Dunkelheit aktiv ist, um einen geeigneten Sexualpartner zur Paarung zu finden. Wenn die Sonne untergegangen ist, wird es so dunkel, dass es schwierig wäre, ohne die paar Glühlampen seinen Weg über schwankende Bohlen zur Toilette oder zurück zur eigenen Hütte zu finden. Dafür sieht man funkelnde Sterne und den mattsilbernen Schleier unserer Milchstraße in einer Klarheit und einem Glanz, wie nur noch ganz selten in unserer zivilisierten Welt. Eine Stirnlampe sollte man hier auf alle Fälle dabei haben, denn der Stromgenerator schaltet um ca. 22:00 Uhr ab, wenn das vorgesehene Benzin für diesen Tag zur Neige geht und der Motor anfängt zu husten. In einer größeren Hütte war des Essensbereich untergebracht und bekocht wurden wir von zwei Thai Ladies. Zur gleichen Zeit waren noch zwei Gruppen Angler anwesend, aus Malaysia und Singapore, und wie sich herausstellte alle ‘Fishermen on the dark side of the force’: Spinn- oder  Köderfischer zu gut Deutsch.
Unser Essen war einfach, Reis, etwas Gemüse, Fleisch und Fisch. Nicht dass mich jemand falsch versteht, das Essen war gut und hat mir sicherlich zu etwas Gewichtsverlust verholfen, was ja auch eines meiner Ziele auf diesem Trip war, aber ich bekam das beklemmende Gefühl nicht los, wenn ich auf die beiden anderen Tische schielte, dass unsere Kollegen aus Singapore und Malaysia erheblich besser bekocht wurden. Na ja, vielleicht bezahlten die ja auch mehr als wir. Ein Hinweis ist vielleicht nützlich: es gibt im Ranger Camp nichts zu kaufen, weder Bier noch Sports Drinks, das sollte man vorher beschaffen und mitbringen, wie unsere Kollegen aus Singapore. Leider wussten wir das nicht, aber Maik hat seine Homepage dahingehend updated. Eis zum Kühlen ist im Camp erhältlich.

Das Abendessen kommt auf den Tisch, hier sitzend Lyall, stehend Maik. Foto DP

Frühstück ist um 6 Uhr morgen früh, sagte Maik, als Lyall und ich uns früh verabschiedeten, um nach einer guten Nachtruhe gerüstet für den nächsten Tag zu sein. Seltsame Geräusche von jagenden Geckos und bellenden Fischen begleiteten mich langsam in einen unruhigen Schlaf. Im übrigen, die Sorge wegen Schnaken, und das war unsere große Sorge vor dem Trip, nicht nur wegen der zahlreichen Dengue Fieber Fälle in Singapore, und ich glaube Lyall hatte extra auch eine Malaria Prophylaxe genommen, war unbegründet. Auch die Einnahme von Vitamin B Tabletten hilft gegen Schnaken, da diese den Geruch nicht mögen. Fakt jedoch ist, dass weder ich noch Lyall in unseren 4 Tagen im Nationalpark eine Schnake gesehen noch von einer gestochen wurden. Andere Blutsauger sind jedoch in größerer Zahl vorhanden, mehr darüber später. Meist brauche ich keinen Wecker, um aufzustehen und die sachte hereinkriechende Kälte der frühen Morgenstunden hatten mich langsam aber sicher aus dem Tiefschlaf gerissen. In den ersten fahlen Fetzen von Licht legte ich meine Ausrüstung bereit. Erstaunlich wie es im Dschungel abkühlt, das hatte ich nicht erwartet. Watstiefel oder Wathosen sind hier zum Fischen nicht angesagt, denn unter Tags ist es ca. 35 °C warm und die Wassertemperatur der Flüsse beträgt ca. 25 °C. Eine leichte lange Synthetik Hose, wie man sie auf Bonefish in den Flats trägt, Watstiefel mit guter Profilsohle, eventuell mit Spikes wegen der schlüpfrigen Kiesel beim Waten, sind angesagt. Maik gab uns medizinische Strümpfe, die wir über die Socken und dann über die Hose stülpten und die sich sehr bewährten gegen Blutegel-Attacken. Zumindest konnte so der ‘Feind’ beim hochrobben leicht ausgemacht und entfernt werden.
Morgennebel über dem See. Foto DP
An der Flussmündung vertäuen wir unser Boot. Foto DP
Als wir das Longtail Boot um ca. 6:30 Uhr bestiegen war es kühl, vielleicht um die 22 °C und als wir den einmündenden Flüssen zubrausten, zogen Nebelschwaden über die ‘Totempfähle’ der verbliebenen Baumstümpfe, die vor der Zeit stammten, als der Stausee geflutet wurde. Noch war der Regenwald ohne Leben, als wir die Flussmündung erreichten. Unser Bootsmann vertäute das Boot an einer Baumwurzel und wir zogen los. Unsere Ranger hatte eine halbautomatische Waffe dabei, falls es zu einer unliebsamen Begegnung speziell mit Elefanten kommen sollte. "Wenn ihr einer Wildkatze oder Schlange begegnet, verhaltet Euch still, aber wenn ihr einen Elefanten seht, dann rennt", instruierte uns Maik. Am Anfang nutzten wir einen dieser verschlungenen Elefanten Pfade, die diese Riesentiere auf natürliche Weise entlang des Flusses angelegt hatten. Der Fluss kam mir ungemein vertraut vor, mit vielen schnellen flachen Rieselstrecken, einigen tiefen Zügen und vereinzelten Pools, wie ich das von vielen Forellengewässern in den Gebirgszonen Österreichs oder den USA her kannte. Nur die Umgebung, die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit erschienen anders, aber das waren Lyall und ich ja aus Singapore gewohnt. Da ich Links- und Lyall Rechtshänder ist, einigten wir uns, dass wir abwechselnd Züge oder Pools befischen würden, je nachdem für wen die Wurfverhältnisse günstiger erschienen.
Wildwasser wie in Österreich. Foto Maik
Typisches Flussprofil. Foto DP
Unser Zielfisch, der Masheer, ist der umfangreichen Karpfenfamilie zugehörig, die exakte Spezies ist jedoch Barbus Tor, also eine Barbenart. Der Name Mahseer hat seinen Ursprung in den Hindu-Wörtern maha (groß) und sír (Kopf) und bedeutet demnach “Großkopfbarbe”. Der Masheer, vor allem ein Fisch der reißenden, klaren Flüsse des indischen Himalayas, ist jedoch auch weiter südlich verbreitet, über Thailand bis nach Indonesien. Diese Barbe kann gigantische Größen erreichen, in Henry Sullivan Thomas Buch: ‘The Rod in India’ von 1881 berichtet er von Masheer, gefangen mit Rute und Rolle, von 60 kg und mehr. Über die Fressgewohnheiten der Masheer schreibt Thomas, dass sie neben Algen aller Art, Samen von Bäumen in der Größe von Taubeneiern, Süßwasserkrabben, kleine Fische und jede Art von Insekten fressen. Tatsächlich konnte ich einige kleine Steine von hoch oben im Dschungel in einen der tiefen Pools werfen und etliche Masheer kamen umgehend angeschwommen, um die Situation zu begutachten. Wir begegneten Fischen mit unterschiedlicher Färbung, unsere Masheer waren entweder bräunlich mit Flossen der gleichen Färbung oder mit grün-bläulichen Flossen, demnach zwei unterschiedliche Subspezies von Barbus Tor.
Autor mit Masheer in brauner Färbung. Foto Maik
Masheer mit blau-grünlichen Flossen. Foto DP
Masheer sind sehr scheu und es ist nicht einfach, sie zum Nehmen der Fliege zu verleiten. Zu Anfang waren Lyall und ich recht erfolglos und wir fingen an zu grübeln, wo denn all die Fische, von denen Maik uns vorgeschwärmt hatte, nur geblieben waren. In einen der Pools, in dem kein Fisch auf meine Fliege stieg, watete ich direkt hinein. Ich war schockiert, da waren vielleicht 20-30 Fische, welche in alle Richtungen auseinander stoben. Im nächsten Pool 20 Meter weiter oberhalb ebenso, ich war eben einfach zu nahe an sie heran getreten...
Man muss vorsichtig heran Waten, eine niedrige Silhouette halten und möglichst weit werfen, wie schon von Thomas beschrieben. Wenn man mit der Trockenfliege stromaufwärts fischt, sollte zuerst das untere Ende eines Pools angeworfen werden. Wenn nach zwei Würfen kein Fisch steigt, etwas weiter waten und die Fliege einige Meter oberhalb absetzen. Wurde ein Fisch gehakt, folgten immer einige andere Masheer seinen Fluchtversuchen. Wahrscheinlich setzt der gehakte Fisch eine chemische Substanz frei, wie zuerst von Karl von Frisch, dem berühmten österreichischen Verhaltensforscher, 1938 beschrieben und von ihm ‘Schreckstoff’ genannt wurde. Die anderen Masheer im Pool werden dadurch vor Gefahr gewarnt und stellen das Fressen für längere Zeit ein, wie wir beobachten konnten.
 

Dunkle Schatten der Masheer in einem Pool. Foto Maik

Weite Würfe sind angesagt. Foto Maik
In der historischen Literatur von Thomas sowie von Skene Dhu ‘The angler in India” von 1923 sind die einzig beschriebenen Muster schwarze Nassfliegen, die wohl Kaulquappen darstellen sollten. Thomas beschreibt sein Muster genauer und nennt es ‘The Blackmoor’. Im wesentlichen ein tag aus Gold Tinsel, das für etwas Glitzer sorgt, einen mit schwarzen Hecheln umwundener Körper aus Pfauenfedern und Krähenfedern als ‘Flügel’. Gefischt wurde klassisch flussabwärts und Querüber. Interessant, dass ‘flash’ keine wirklich neue Idee ist, wie uns etliche zeitgenössische Fliegenbinde-Literatur vermuten lässt.
Noch in Singapore banden wir also einige schwarze Kaulquappenmuster als Goldkopf Variante, jedoch verriet mir ‘Onkel Amin’, eine lokale Fliegenfischer-Größe in Singapore, der oft in Malaysien und Indonesien mit der Fliege unterwegs ist, dass der Masheer auch ganz gut auf eine Trockenfliege steigt, Hauptsache groß. Und so banden wir große, gut schwimmende Muster, wie Royal Wullfs, Humpys oder ‘Foam Flies’. Denn Maik, unser Guide, hatte uns trotz Nachfrage keine Information über gängige Fliegen mitgeteilt. Die kleinen Geheimnisse der Zunft eben...

Typische Trockenfliegen für Masheer. Foto DP

Wir hatten Glück mit dem Wetter, es war Anfang November und die Regenzeit in Thailand gerade vorüber, die Flüsse noch etwas hoch aber klar, die besten Bedingungen, um den Masheer nachzustellen. Obwohl Lyall und ich keineswegs Trockenfliegen-Puristen sind, banden wir beide doch zuerst eine große Trockenfliege ans 5-7 kg Vorfach, alles darunter garantiert praktisch den Vorfachbruch, nach Maiks Erfahrungen. Unsere Maxim war: das Vergnügen, Masheer zu fangen, würde am größten mit der Trockenfliege sein und wenn da nichts ging, würden wir auf Nymphe, Nassfliege oder Streamer umsteigen.
Um es Vorweg zu sagen, das Fischen mit der Trockenfliege war fantastisch, jedoch konnten wir anfangs viele Fische nicht haken. Man darf beim Masheer-Fischen absolut keinen ‘slack’ in der Leine lassen, da diese Fischart die Fliege extrem aggressiv attackiert und ebenso schnell das ‘unnatürliche Futter’ wieder ausspuckt. Die Trockenfischerei war so spannend, dass wir weder Nymphe, Nassfliege noch Streamer in unseren zwei Tagen am Wasser ausprobiert haben. Maik jedoch sagte uns, dass eine Goldkopf-Kaulquappen Nymphe oder große, dunkle Nassfliege oft gute Ergebnisse liefert. Ebenso ein Streamer in goldener oder kupferner Farbe, der querüber gefischt und zusaetzlich beschleunigt wird, ähnlich wie beim Fischen auf Rapfen.
Lyall mit seinem größten Fisch von ca. 2 kg, der auf eine Royall Wulff hereinfiel. Foto DP
Das Fischen ist in der Regel catch und release, so wie es sich für einen Nationalpark geziemt. Aber das kann natürlich in vermeintlich korrupten Ländern wie Thailand durch etwas Geld an der richtigen Stelle leicht umgangen werden, wie unsere Kollegen aus Malaysischen und Singapore zur Genüge bewiesen. Die verspeisten nicht nur etliche gefangene Fische, welche die Küche zubereitete, sondern auch eine riesige ‘Snapping Turtle’, die irgendwie an den Haken ging, als Schildkrötensuppe, für diese Volksgruppen eine Art Viagra Ersatz. Schade, dass in Asien meist die Mentalität vorherrscht ‘alle Fische die man kann erlangen, müssen in den Kochtopf wandern’. Für Lyall und mich galt natürlich Lee Wullfs Vorsatz: ‘Ein Sportfisch ist zu wertvoll, um nur einmal gefangen zu werden.’
 
 
 

Farbenprächtige Schmetterlinge am Ufer. Foto DP

Tillapia im See neben unserem Camp. Wer abends noch nicht zu ausgelaugt ist, kann es auf sie auch mit kleinen Nymphen versuchen. Foto DP
Wir fischten am ersten Tag bis nach 15:00 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt stellten sich bei mir leichte Wadenkrämpfe ein vom vielen Waten und dem Mangel an Mineralien. Maik sagte, dass wir nun durch den Dschungel zum Longboat zurück marschieren würden. Zum Glück schnitt der Bootskäptn für mich und Lyall einen Wanderstab aus Bambus zurecht. Ohne diesen hätten wir es vielleicht nicht zurück geschafft. Es waren beschwerliche 2,5 Stunden Marsch durch Schlamm, fiese Schlingpflanzen, umklammernden Dornengewächsen und nicht zuletzt einer Unzahl blutsaugender Egel. Unser Ranger sprintete geradezu durch den Urwald, denn das würde die erfolgreichen Angriffe der Blutegel reduzieren. Bleibt man einige Zeit am gleichen Fleck stehen, kann man fast hundert Prozent sicher sein, dass mindestens ein Egel die Hose hochgerobbt kommt. In den Flüssen selbst waren sie jedoch nicht zu finden. Ohne unseren Bootskapitän, der immer in unserer Nähe blieb und uns den Weg vom schlimmsten Unterholz mit seiner Machete frei schlug, hätten wir wohl unseren Weg verloren, oft war nicht klar ersichtlich, wo es weiter ging und wir hätten im Regenwald übernachten und ein Survival Training absolvieren müssen.
Eine der zahlreichen Flussquerungen. Foto DP
Zurück durch dichten Dschungel. Noch lacht er, der Lyall. Foto DP
Jetzt geht's Richtung Camp, das freut unseren Ranger. Sein Gewehr ist rechts neben dem Rucksack. Foto LC
Wo wir beim Thema sind, übernachten im Urwald ist möglich, wenn man es Maik vorher sagt. Das kostet ein kleines bisschen extra, da mehr Vorräte und andere Utensilien wie Hängematten mitgeschleppt werden müssen. Die meisten Flüsse sind sehr lang und man könnte tagelang den ‘Headwaters’ entgegen wandern. Laut Maik wird das Fischen auf Masheer besser und besser, je weiter man die Flüsse hoch geht, schließlich haben die Fische im Oberlauf eine Fliege vielleicht noch nie gesehen. Maik sagte uns, dass wenn die Wasserstände günstig sind, Fische bis zu 8 kg mit der Fliege gefangen werden können. Die besten Zeiten sind nach dem Monsun, etwa von Anfang November bis zur beginnenden Trockenperiode im April, wenn das Wasser in den Flüssen sehr niedrig, die Fische sehr scheu werden und etliche temporär in den See abwandern.
Wir erreichten unser 5-Sterne Hotel vor der Dämmerung, aber sowohl Lyall als auch ich waren ziemlich am Ende unserer Kräfte. Das mag durchaus mit dem Alter zusammen hängen, schließlich sind Lyall und ich beide über 50, sowie unserem Mangel an Training. Wer diese Art von Dschungelfischen gut überstehen möchte, dem empfehle ich deshalb etwas vorab an der Fitness zu arbeiten und vor allem Elektrolyte in Pulverform dabei zu haben.
Auch nach einem entspannendem ‘Bad’ im See hielten die Krämpfe in meiner Oberschenkelmuskulatur die ganze Nacht über an und ich war mir nicht sicher, ob ich den nächsten Tag gut überstehen würde. Zu meiner Überraschung verlief die ‘Expedition’ zum zweiten Fluss gut, vielleicht auch weil ich eine gut dosierte Portion Salz über das Frühstücksei verteilt hatte.
Dieses Gewässer hatte ein geringeres Gefälle wie das vom Vortag und deshalb mehr ruhige, tiefgrüne Pools. Mit unseren überproportionierten Trockenfliegen war durchaus Staat zu machen. Und nicht weit entfernt im Regenwald zog eine große Gibbonfamilie vorbei, die sich lautstark unterhielten. ‘Uh Uh’ hallte es uns entgegen. Ein einmaliges Erlebnis, Fliegenfischen inmitten von Gibbons.
Wie am Vortag genossen wir zu Mittag den gebratenen Gemüsereis, serviert in halbierten Stücken aus Bambus und den Kaffee, gebraut in einem Stück grünen Bambus, der in einem offenen Feuer steckte. Wunderbar. Diesmal überschätzten wir unsere Kräfte nicht und drängten Maik etwa eine Stunde früher, umzukehren. Das ist natürlich nicht leicht für einen Guide, denn er möchte ja schließlich, dass seine Kunden möglichst viele und große Fische fangen und um jede Kurve könnte dieser Wahnsinnsfang lauern.

Gebratener Gemüsereis, serviert auf ‘Bambus Tellern’. Stehend unser Guide Maik. Links unser Ranger, in der Mitte unser Bootskäpn. Foto DP

Kaffee wird im frisch geschlagenen Bambusrohr, das im Feuer steckt, zubereitet. Foto DP
Am nächsten Morgen ging es zurück über den See und quer über Land in Maiks Pickup Truck nach Khao Lak, um noch zwei Tage an der Küste auf ‘Giant Travally’ (GT) zu fischen. Maik hatte für uns dort ein ‘Longtail’ Boot organisiert. Wir mühten uns redlich, aber weite Würfe mit einer #8 Fliegenrute von schwankenden Schiffsplanken gehen schnell an die Konstitution, zumindest für ältere Semester. Wir fingen ein paar kleine, sehr bunte Fische, aber mit GT’s hatten wir dieses Mal kein rechtes Glück.

Und so ließen wir unsere Urwaldexpedition auf Masheer mit gemächlichem Meeresfischen aber umso deftigeren Thai Curries und einer Menge Singha Bier ausklingen. Rundherum ein wunderbares Fliegenfischen-Abenteuer im Land des Lächelns.

Infos: (Maiks Homepage) | Insgesamt sind 4 Flusssysteme, die in den Cheow Lan See müden und alle gute Populationen von Masheer aufweisen befischbar, sowohl als Tagestouren oder als mehrtägige ‘Treckingtouren’. Die Möglichkeiten einfach mit Maik per eMail besprechen. Zu beachten, Maik spricht Englisch oder Dänisch aber kein Deutsch.
Gerät: Ruten in der Länge von 7 bis 9 Fuß und in Schnurklassen von #3-6 sind für die Masheer im Cheow Lan System ausreichend. Für GT ist eine salzwassertaugliche Rute in Schnurklasse #7/8/9 sowie grün/weiße oder beige/weiße Clouser in Größe #2-6 eine gute Wahl.

Lyall im Longtail Boot mit der Fliegenrute in Aktion auf GT. Das Problem in Thailand um Kao Lak ist, das viele Korallenriffe in schlechtem Zustand sind. Foto DP

Ein farbenprächtiger ‘Grouper’auf  Clouser. Foto DP


Ein Bericht von Dr. David Popp für www.fliegenfischer-forum.de - Juni 2014. Fotos/Copyright beim Autor. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
zurück zu Russland und Asien | zurück zur Übersicht Reise & Report zurück zur Startseite

Copyright © 2014 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt