Gerätebesprechung Fliegenrollen
Marlo SteelBoss - Modell 12plus
2018 brachte Marlo Flyfishing zwei neue, moderne Fliegenrollenserien auf den Markt, die als Großkernrollen nicht nur optisch Klasse aussehen, sondern auch technisch ausgereift sind und u.a. durch ihre Farbkombinationen begeistern: die SteelBoss und die MLA2
In diesem, zweiten Test befassen wir uns mit der SteelBoss. Diese Fliegenrollen wurden für härteste Ansprüche verwindungssteif und robust konstruiert. Marlo FF war es dabei u.a. wichtig, dass beim Drill großer, kampfstarker Fische die Bremse auch einfach mal zugedreht werden kann, ohne dass die Spule das Gehäuse touchiert. Alle Alu-Teile wurden aus EN AW 7075 aus dem Vollen gedreht, welches hohe Festigkeit und Korrosionsschutz bietet. Die Oberflächen wurden zudem durch Hartanodisierung vor Korrosion geschützt. Im Rolleninneren sind alle Bremsteile des fein justierbaren und sehr kraftvollen Bremssystems aus salzwasserfestem Edelstahl 1.4404 und 1.4435. Das SteelBoss Bremssystem ist geschlossen, wartungsfrei und torsionsfrei. Die gegen die Edelstahlscheiben laufenden Konter-Bremsscheiben bestehen aus einer langlebigen Carbon/Matrix. Als Schmiermittel werden nur die teuersten gegen Seewasser beständigen Fette mit hohen Standzeiten verwendet. 
SteelBoss Rollen kommen in attraktiven Farben: Moos-Grün, Edelstahl-Silber, Silber-Blau, Titan-Silber, Schwarz und Stahl-Grau matt: jede Farbe ist in jeder Größe erhältlich. Drei erhältliche Größen decken die gängigsten Bereiche für den Einsatz im Süß- und Salzwasser ab:
Verfügbare Modelle:
Marlo SteelBoss 7plus (Schnurklasse 7 bis 9)
Marlo SteelBoss 9plus (Schnurklasse 9 bis 11)
Marlo SteelBoss 12plus (Schnurklasse 12 bis 14)
Unser Testmodell war eine Marlo SteelBoss 12plus in Silber-Blau.
Technische Daten:
(eigene Messungen)
Farbe: Titan-Hell/Hellblau
Gewicht: 253 Gramm (Rolle), 89 Gramm (Spule allein)
Rollendurchmesser: 116 mm
Rollenbreite (ohne/mit Kurbel u. Bremsrad): 42 (74) mm
Spuleninnenbreite: 34 mm
Spulentiefe (nutzbar): 27 (23) mm
Spulenkerndurchmesser: 62 mm
Schnurfassung: WF12F + über 250 m 30 lbs Backing
Schnuraufnahme mit einer Umdrehung bei voller Spule: 33 cm
Lieferumfang: Karton, Neopren-Rollentasche
Garantie: umfassende 25 Jahre Warrenty auf Herstellungs- und Materialfehler für den Erstbesitzer (für Details - siehe Marlo Website)
Seriennummer: nein
Preise: Rolle: 530,00 € | E-Spule: 260,00 €
Beschreibung und Praxistest: Moderne Großkern- Fliegenrolle aus CNC-gefertigtem Aluminium und Edelstahl. Die glatte und reflexionsreduzierte Oberfläche wurde hartanodisiert. Die beidseitig und im Spulenboden durchgehend mit großen und kleinen Löchern versehene Spule läuft solide gelagert auf einem starken Achsensystem und im geschlossenenen Rollenrahmen. Die Spulenaufnahme ist verwindungsfrei, da sie formschlüssig über einen Sechskantplan aufgenommen wird. Der Spulenkern besitzt drei filigrane Doppelstege. Die Gehäuserückseite wurde bis auf einen durchgehenden, langgelochten Steg weitgehend offen gehalten. Der Rollenrahmen wird seitlich von zwei Stegen gestützt: ein schmaler für die Schnurführung und ein breiter für den zweifach von Außen geschraubten Rollenfuß. Durch die toleranzarme Bauweise und den geschlossnen Rollenrahmen ist ein seitliches Entweichen von Fliegenschnur oder Running Line ausgeschlossen. Auf der Spulenvorderseite befindet sich eine gut dimensionierte, leicht und spielfrei laufende Kurbel aus Metall und dieser gegenüber ein rundes, von Innen angeschraubtes Kontergewicht. Die gehäuseseitige Platzausnutzung ist sehr gut.
Im Inneren des Rollengehäuses befindet sich ein kräftiges Marlo STS Scheibenbremssystem auf Basis von Edelstahl- und Carbonscheiben, welches komplett versiegelt wurde. Reguliert wird dieses mit Hilfe eines Bremseinstellrades aus Aluminium (33 mm Durchmesser) auf der Mitte der Gehäuserückseite. Die Bremse lässt sich über rund drei Umdrehungen des Einstellrades ausgesprochen fein von "frei" bis "sehr kräftig" einstellen. Beim Bremskraftverstärken wird die Arbeitsebene des Einstellrades minimal verändert, d.h. dieses wird von Minimum bis Maximum ca. 1 mm im Gehäuse versenkt. Unser Bremsen-Testwert (maximales Abzugsgewicht in Kilogramm bei vollständig geschlossener Bremse und gefüllter Spule) ergibt Werte bis um 6 Kilogramm. Damit ist die Bremse als "ausgesprochen heavy" zu bezeichnen und bietet einen für diese Rollenart- und Schnurklasse in der Praxis weit mehr als jemals benötigten Wert. Ein ruckfreies Anlaufen der Spule und ein sauber und gleichmäßig anliegender Bremsdruck sind bei jeder Bremseinstellung gewährleistet.
Im Praxisbetrieb zeigte unser Testmodell einen sehr gut ausgewuchteten Rundlauf ohne störende Toleranzen, auch bei hohen Abzugsdrehzahlen absolut Schlagfrei. Die ganze Rolle wurde sehr gut verarbeitet, alle relevanten Teile wurden abgerundet, es gibt keinerlei erkennbare Mängel, ebenso kein störendes vertikales oder horizontales Spulenspiel, ggf. ein minimales, also unbedeutendes Spulenkippeln. Alle Zwischenräume und Abstände wurden gering gehalten, scharfe Ecken und Kanten sind an der gesamten Rolle nicht zu Finden.
Die SteelBoss arbeitet beim Einkurbeln mit einem dezenten Klicker-Geräuschpegel (Schnurren) und mit einer leichten Überlaufhemmung. Beim Schnurabziehen ertönt das gleiche Schnurren und es wirkt die eingestellte Bremskraft. Im Praxisbetrieb zeigte das Bremssystem nass und trocken, sowie bei und nach erheblicher Beanspruchung auch im tropischen Salzwasser keinerlei Schwächen. Eine Zuhilfenahme der Hand beim Bremsen ist durch den leicht überstehenden Spulenrand technisch möglich, jedoch wohl kaum nötig. Die Spule lässt sich durch das Lockern der vorderen Spulenmutter sehr rasch und werkzeugfrei wechseln. Die Spulenmutter bleibt dabei durch einen "unsichtbaren" Gummiring in ihrer Führung arretiert, kann also nicht unbeabsichtigt verloren werden. Die Rolle kann von Links- auf Rechtshandbetrieb oder umgekehrt umgebaut werden (Lager umdrehen). Die SteelBoss ist, am Rollenfuß gehalten, gut ausbalanciert, mit einer kleinen Neigung zur Kurbelseite hin. Die Rolle besitzt die vollen, sehr geschätzten Vorzüge von Großkern Fliegenrollen, z.B. einen geringen Anlaufwiderstand, einen stets relativ gleich bleibenden Abzugswiderstand und eine rasche Schnuraufnahme. Optisch, sowie von Gewicht und Größe her passt unser Testmodell optimal zu modernen #10-12er Fliegenruten. Das Schnur-Fassungsvermögen ist für eine Rolle dieser Bauart sehr gut und wird durch den leicht konisch gebildeten Spulenboden noch verbessert: nach Bestückung mit einer #10 Rio Flats Pro Schnur und 250 Meter 30lb Standard Backing blieben noch mehrere mm Platz bis zum Steg.

Blick auf Lager & Bremssystem

Fazit: Die Marlo SteelBoss erwies sich im Praxistest (wir hatten sie im März 2019 drei Wochen auf den Seychellen im täglichen Einsatz) - ebenfalls wie die bereits 2018 von uns auf kubanischen Flats getestete MLA2 - als eine optisch und technisch ausgesprochen gut gelungene Fliegenrolle, die dazu tadellos verarbeitet wurde und eine enorme Stärke besitzt. Neben diesen Eigenschaften, sowie der kraftvollen Bremse und der uneingeschränkten Eignung für härteste Herausforderungen z.B. im tropischen Salzwassereinsatz, aber auch für Lachs bis Huchen, wie auch mit ihrem attraktiven Preisleistungsverhältnis besticht die schöne Power-Rolle zudem durch die Vielfalt der farblichen Möglichkeiten.
Bezug: Erhältlich im gut sortierten Fachhandel oder bei: www.marlo-flyfishing.de

Oben: eine Marlo SteelBoss 12plus in Farbe "Gunsmoke/Gold" (2018) und unten eine in "Titan/Hellblau" (2019er Modell)

Die Marlo SteelBoss 12plus beim Seychellen-Einsatz an einer Orvis Helios 3D #10 und mit einer RIO Flats Pro #10 Fliegenschnur  - ein Traum !!!
erster GT-Test bestanden ;-)


Testbericht & Fotos ©: www.fliegenfischer-forum.de - April 2019. Fotos: 1 - 7 + 9 und 10 + 11: Fliegenfischer-Forum; Foto 8 (GIF): Marlo FF
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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