Tourtagebuch Schwedisch Lappland 2022 - Teil 1/2
Ein Reisebericht von Sven Wolters
Wie fast jedes Jahr ging es 2022 wieder mit meinem Kumpel Nicki in den hohen Norden.

Dieses Jahr hatten wir uns wieder für Schweden entschieden und aufgrund einiger gesundheitlicher Einschränkungen wurde es diesmal auch eine etwas weniger abenteuerliche Tour. Wir ließen die Packrafts dieses Mal Zuhause und planten die Tour so, dass wir nur einen kleinen Teil der Strecke komplett weglos unterwegs sind. Ein erkennbarer Trampelpfad und hin und wieder mal eine paar Holzbohlen über den Sumpf machen das Wandern schon deutlich angenehmer.

An dieser Stelle nochmal eine Entschuldigung, dass wir keine Ortsangaben mehr machen. Der Befischungsdruck durch kommerzielle Veranstalter und individual Reisende wie uns nimmt dort oben selbst in den abgelegenen Ecken spürbar zu und wir wollen nicht dazu beitragen, indem wir die Aufmerksamkeit auf bestimmte Gewässer lenken.
 

Für diese Tour hatte ich mir auch vorgenommen, endlich eine +50cm Bachforelle zu fangen. Dafür habe ich diverse Tandem Streamer nach amerikanischem Vorbild gebunden und mir dieses Mal fest vorgenommen diese auch konsequent zu fischen statt wie sonst nach einigen erfolglosen Stunden auf kleinere Muster zu wechseln.

21.07.

Nach ewiger Vorbereitung und Vorfreude war es am 21. Juli wieder soweit. Um 8.00 Uhr morgens machten wir uns an die über 2000km Autofahrt, die zum Glück durch spannende Hörspiele erträglich gemacht wird. Unser Ziel für den ersten Reisetag ist eigentlich immer, Stockholm hinter uns zu lassen, das hat auch diesmal gut geklappt allerdings trafen wir gegen Abend eine Entscheidung die ich noch tagelang bereuen werde…

Wir kehrten bei KFC ein und „gönnten“ uns den Familien Eimer -> über 1kg frittiertes Hähnchen dazu Pommes, etwas Salat und Softdrinks.
Nach dem Essen fuhren wir noch bis kurz nach Mitternacht weiter parkten auf einem Rastplatz, stießen noch mit einem Bier auf die erste Nacht in Schweden an und legten uns schlafen.

22.07.

Um 05:30 klingelt der Wecker und schon beim Aufwachen ist mir schlecht. Nach einem kurzen Toilettenbesuch und umräumen des Autos geht es um 6:00 wieder auf die Reise. Leider bin ich auch noch mit Fahren dran. Nicki kann also entspannt wieder vor sich hin dösen, während ich fahre und mich gleichzeitig darauf konzentriere, meinen Magen davon zu überzeugen, seinen Inhalt drin zu behalten.
 

Vorbei an einigen ersten Rentieren sind wir um 14:00 schon fast am Ziel. Diese Tour hat eine weitere Besonderheit, ungefähr zur Hälfte der 14 tägigen Tour kreuzen wir eine Straße. Das bietet uns die tolle Gelegenheit dort Vorräte (und ein paar Bier) für die zweite Hälfte der Tour zu deponieren und so mit einem spürbar leichteren Rucksack (dieses Jahr knapp über 20kg) zu starten. Wir packen das Essen in 2 Packsäcken ein und verstecken es einige Meter im Wald in einem kleinen Loch unter einem umgestürzten Baum und machen noch eine Markierung auf dem GPS.

Nicki gönnt sich noch einige Bratheringe die er von zu Hause mitgebracht hat, eigentlich eines meiner Lieblingsessen, diesmal dreht sich dabei fast mein Magen um und ich knabber lieber an einem trockenen Brötchen.

Die letzten 30km Fahrt vergehen wie im Flug. Dann das übliche, alles zusammensuchen, die Wanderklamotten anziehen, was futtern, ein Bier trinken und los. Letzteres muss bei mir leider ausfallen und ich bin auch etwas am zweifeln ob es eine gute Idee ist loszulaufen, da ich bis auf zwei trockene Brötchen den ganzen Tag kaum etwas gegessen habe.

Ich werfe die Zweifel über Board und wir machen uns auf den Weg.

Die Etappe für den ersten Tag ist recht entspannt. Von der Straße aus geht es um einen See, dann über einen kleinen Hügel, 130 Höhenmeter hoch und danach 200m wieder runter ins Tal mit mehreren Seen die mit Bächen miteinander verbunden sind.

Von der Hügelkette aus haben wir schon eine tolle Aussicht auf das Tal und die Vorfreude und das Geh-Tempo steigert sich enorm. Der Plan ist, am Bach genau zwischen den Seen das Zelt aufzubauen.
 

Wir machen aber schon vorher eine kurze Pause an einem der Bäche. Wir haben diesmal nämlich beide unsere Tenkara Ruten dabei, um genau an solchen kleinen Bächen schnell mal ein paar Würfe machen zu können. Die Ruten sind griffbereit in der Außentasche des Rucksacks verstaut und in wenigen Sekunden einsatzbereit.

Der Wind ist leider einen Tick zu stark, so dass man schon ordentlich arbeiten muss, um die Fliege gegen den Wind bachaufwärts zu präsentieren, der Erfolg kommt trotzdem schnell und wir sind schon mal beide „entschneidert“.
 

Dann geht es ein kurzes Stück weiter und wir suchen uns einen schönen Platz, um das Zelt aufzubauen. An einer Stelle bildet der Bach einen etwas größeren Pool und einige Meter entfernt finden wir ein ebenes Stück, um unser Zelt aufzubauen. Schon beim Aufbau kann ich einen steigenden Fisch ausmachen.
Ich versuche gleich mein Glück, bekomme erst eine kleine dran, die „große“, ich schätze sie mal auf zumindest über 30cm, hängt leider nur kurz am Haken und zappelt sich dann frei.

Wir versuchen es noch an den Seen bachaufwärts und bachabwärts aber der große Erfolg bleibt leider aus. Gegen 22:00 Uhr macht sich Nicki ans Abendessen, ich glaube Kartoffelpüree mit Tomatensauce und Würstchen. Ich zwinge mir zumindest die Hälfte meiner Portion rein um etwas im Magen zu haben, mehr schaffe ich einfach nicht. Danach geht es erschöpft ins Bett.
 
 
 
 
 

23.07.

Auf das Frühstücks Müsli hat mein Magen immer noch keinen Bock. Laut Nicki hat er mich noch nie so langsam Frühstücken sehen.

Die heutige Etappe wird mit 6km und nur einigen Hügeln recht gemütlich, wir lassen uns morgens etwas Zeit und machen ein paar Würfe an unserem Haus-Pool. Nicki kann dann recht schnell einen kleinen Fisch landen, die „große“ bleibt auch bei ihm nicht hängen.

Nach 45min Fußmarsch kommen wir an zwei Seen, der Weg führt uns direkt am Ufer entlang, hier fällt direkt eine felsige Kante in unergründliche Tiefe ab. Der See sieht so spannend aus, dass wir erstmal die Rucksäcke zur Seite räumen und unsere Ruten aufbauen. Wathose macht an der steilen Kante wenig Sinn, darum verzichten wir darauf. Während Nicki auf Verdacht eine Trockenfliege anbietet, versuche ich mein Glück in der Tiefe mit Sinkschnur und Booby.
Beide sind wir leider erfolglos und so brechen wir nach vielleicht zwei Stunden ab und machen uns an unser eigentliches Ziel, einen kleinen Fluss, teilweise bis zu 30m breit, der auf den Luftaufnahmen von der Struktur her sehr spannend aussieht. Er hat allerdings einige Merkmale, die mich im Vorfeld schon etwas skeptisch gemacht haben. Er bildet sich aus vielen winzigen Bächen, fließt einige Kilometer durch ein Plateau auf 600m (das ist das Stück, welches wir anpeilen) und fließt dann über mehrere Wasserfälle steil ins Tal. Es gibt auf dem Plateau keine Seen und von unten können keine Fische nachwandern.

Am Fluss dauert es eine Weile einen Zeltplatz zu finden, wir quetschen uns am Ende zwischen einige Bäume in der Nähe einiger sumpfiger Gräben. Aber Hauptsache ebener Boden. Hier sieht man übrigens eine weitere Neuerung, mein vertrauter „Sturmbunker“ Robens Raptor wurde gegen ein fast 2kg leichteres Zelt, ein Tarptent Stratospire 2, ausgetauscht. Das Tarptent benötigt kein Gestänge sondern nur Treckingstöcke. Der Aufbau des neuen Zeltes ist etwas tricky, aber 2kg weniger schleppen ist uns die Sache wert…
 

Meine Zweifel gegenüber dem Gewässer verfliegen, es sieht noch besser aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Nachdem das Zelt stand, ging es also los, Nicki fischte ein Stück flussaufwärts in einer tiefen Kurve ich machte mich auf den Weg abwärts Richtung einer Rausche.

Nach 45 Minuten treffen wir uns wieder und sind etwas ernüchtert, kein Biss, kein Nachläufer und im kristallklaren Wasser kein Fisch zu sehen. Wir fischen zusammen flussabwärts aber selbst im tiefen Gumpen unterhalb eines kleinen Wasserfalls tut sich nichts. Daher vermuten wir, dass der Fluss wohl keinen oder keinen nennenswerten Fischbestand hat, vermutlich weil er im Winter komplett zufriert und die Fische keine Ausweichmöglichkeiten haben.
 



Wir laufen nochmal zurück zum See an dem wir vorher gefischt haben aber auch hier haben wir kein Glück. So gibt es relativ zeitig Abendessen und wir legen uns schlafen.

24.07.

Morgens das erste Frühstück seit Beginn der Tour bei dem mein Magen nicht rebelliert. Ist auch gut so, denn es steht eine etwas längere Etappe an, knapp 10km und 200 Höhenmeter hoch und runter sollen es werden. Zunächst folgen wir dem Fluss aufwärts, überqueren die Wasserscheide und folgen dann einem anderen ziemlich ähnlich strukturierten Fluss abwärts. Der nächste Fluss unterscheidet sich allerdings in einem wichtigen Punkt, er entspringt aus einem See und mündet in einen anderen großen See. Demnach ist meiner Erfahrung nach die Chance auf einen guten Forellenbestand deutlich höher. Bereits beim Frühstück sind wir allerdings am Diskutieren ob wir an den See gehen aus dem der Fluss entspringt oder lieber noch 2km weiter an eine schön strukturierte Stelle des Flusses mit tiefen ruhigen Kurven.

Aber von Anfang an, nach dem Frühstück und Abbau des Lagers, fällt uns auf, dass es absolut Windstill ist. Bei diesen Bedingungen möchte Nicki unbedingt nochmal an den See. Wir laufen die paar hundert Meter von unserem Camp zum kleinen Trampelpfad, legen unsere Rucksäcke ab und Nicki läuft alleine ein paar hundert Meter, bis er den See sehen kann, den wir gestern befischt haben. Der See ist tatsächlich spiegelglatt und er kann einiges an Fischaktivität ausmachen. Er kommt zurück, wir ziehen uns um und laufen in Watklamotten und mit montierter 5er Rute Richtung See.

Leider kommt auf halbem Weg Wind auf und nachdem wir die Situation noch einige Minuten beobachtet haben entscheiden wir das wir diese Gelegenheit wohl leider verpennt haben.
 

Also stapfen wir los, der Pfad ist in Moorgebieten zum Glück mit Holzbalken ausgelegt, auch wenn die teilweise in eher schlechtem Zustand sind. Ansonsten sieht der Pfad eigentlich nicht sonderlich stark begangen aus, teilweise ist er richtig zugewachsen. Allerdings stoßen wir immer wieder auf frische Fußstapfen.


Unterwegs haben wir immer mal wieder eine schöne Aussicht auf den Fluss vom Vortag, da wir aber jetzt davon ausgehen, dass er weitgehend fischleer ist, lassen wir uns nicht ausbremsen.
Nur an zwei Bächen machen wir noch Halt, um es mit der Tenkara zu probieren, allerdings ohne Erfolg.
Nach weiteren Diskussionen entscheiden wir uns für den Fluss und bauen dort dann gegen 18:00 Uhr unser Zelt auf.

Während wir uns noch umziehen sehe ich in der Ferne einen anderen Angler.

Der Wind ist mittlerweile wieder eingeschlafen, dafür sind jetzt die Mücken, die uns bis jetzt noch verschont hatten, sehr aktiv.
 

Schon vom Zelt aus kann ich einen Fisch in einer tiefen Kurve unter einigen überhängenden Bäumen steigen sehen. Wir greifen beide zur 5er Rute und machen uns auf in Richtung Fisch. Um die Standplätze effektiv zu befischen, müssen wir tief einwaten, bei der Wassertemperatur trotz dicker Klamotten eher unangenehm. Die Stelle hat kaum Strömung, daher dauert es immer eine Weile, bis die Fliege am vermuteten Standplatz der Fische ankommt (mittlerweile haben wir noch an 2 anderen Stellen sporadisch Aktivität gesehen). Wir probieren unsere gesamte Trockenfliegenbox durch und auch einige Nymphen und kleine Streamer - aber es tut sich nichts.
Nach einer Weile kommt wieder Wind auf und die Fische stellen ihre Aktivität ein. Wir gehen ein Stück weiter und treffen den anderen Angler, einen Finnen der uns erzählt, dass er hier öfters mit seinem Kumpel herkommt (der noch in 500m Entfernung am Fischen ist). Die beiden sind in der Nacht angekommen und die Strecke von der Straße bis hierher durchgelaufen. Sie schlafen allerdings nicht im Zelt sondern haben eine kleine Hütte in einem Kilometer Entfernung gemietet.

Nach einem kurzen Gespräch in dem wir Fotos einiger sehr gute Forellen aus diesem Fluss zu sehen bekommen machen sich die beiden auf zur Hütte um ein paar Stunden zu schlafen, während wir weiter fischen.

Es tut sich leider eine ganze Weile nichts, bis Nicki in einer Rückströmung in ca. 1m tiefem Wasser und nur wenige Zentimeter vom Ufer entfernt einen steigenden Fisch ausmacht. Der Fisch steigt so vorsichtig, dass ich an eine sehr kleine Forelle glaube, Nicki versucht sein Glück und nach einigen Würfen gelingt die perfekte Drift mit der kleinen Caddis - und die Forelle nimmt. Daraufhin geht ein wilder Tanz los, der Fisch ist ganz sicher nicht klein, eher so 40-45cm, leider löst sich nach einigen wilden Fluchten der Haken.

Danach tut sich leider nichts mehr und wir entschließen uns zurück zum Zelt zu gehen. Wir laufen auf dem Rückweg von der anderen Uferseite aus genau auf die tiefe Kurve zu. Dort stehen wir auf diesem Ufer deutlich höher und können gleich mehrere Fische ausmachen, eine Forelle von 50-60cm sowie zwei Stück im 40er Bereich patrouillieren hier hin und her. Leider stehen wir mitten im Gebüsch und ich verheddere mich mehrmals beim Werfen oder hänge meine Fliege in die Bäume. Irgendwann sind die Fische aufgeschreckt und wir geben erst mal auf um etwas zu essen.

Nach dem Essen schläft der Wind ein und wir versuchen weiter unser Glück. Ich kann einen steigenden Fisch ausmachen, der Fisch steigt ähnlich unscheinbar wie der den Nicki dran hatte ich brauche mehrere Präsentationen und einen Fliegenwechsel auf eine kleine Eintagsfliege bis der Fisch nimmt. Leider ist er wirklich so klein wie es beim Steigen den Anschein hatte.

Wir fischen noch bis Mitternacht weiter, bekommen aber keinen Fisch mehr zu sehen.
 


Auf dem Rückweg zum Zelt begegnen wir wieder den Finnen, die jetzt gerade wieder starten wollen und tauschen uns noch etwas mit ihnen aus.
Im Zelt schmieden wir dann noch Pläne für den nächsten Tag. Eigentlich ist geplant, an einige über 1000m gelegene Bergseen weiterzuziehen, das heißt aber 8km, 400 Höhenmeter hoch (und damit ~4° kälter) und weite Strecken über Blockfelder. Der Wetterbericht sagt für den nächsten Tag Sturm, Regen und nur 4-6°C voraus, nicht grade schöne Bedingungen, um mit schwerem Gepäck über rutschige Blockfelder zu stolpern, und die Fischerei an Seen ist unser Erfahrung nach umso besser je weniger Wind weht. Die Alternative wäre, den Fluss an dem wir jetzt sind weiter abwärts zu folgen und dann statt über die Berge entlang eines sehr großen Sees, der auf den Luftbildern wie eine Art natürlicher Stausee aussieht, zu unserem nächsten Ziel weiterzugehen. Schlussendlich treffen wir keine Entscheidung sondern wollen erst mal abwarten wie das Wetter tatsächlich aussieht.

25.07.

Morgens ist es zwar noch trocken aber schon ziemlich windig, ein Blick nach draußen lässt aber wenig Zweifel daran, dass die Wettervorhersage zutreffen wird. Schweren Herzens entscheiden wir uns gegen den Trip durchs Fjell und für unsere Alternativroute am Fluss und weiter am großen See. Zuerst aber versuchen wir es am Flussabschnitt beim Zelt, diesmal starten wir etwas weiter Flussaufwärts und fischen uns mit Streamern flussabwärts. Einige große Fische haben wir ja am Vortag gesehen da müsste eigentlich was gehen. Entgegen unseren Erwartungen tut sich aber garnichts und wir bekommen diesmal auch keinen Fisch zu sehen.

Unser Plan ist bis zur Mündung zu laufen, dort einen etwas geschützten Zeltplatz zu suchen und dann den Fluss wieder etwas hochzulaufen und einige markante Rauschen abzufischen. Die 4km bringen wir dann schnell hinter uns, bevor der Regen losgeht.
 


Am Ziel angekommen ist die Zeltplatzsuche leider schwerer als erwartet, der Boden ist mit Büschen überwuchert, an freien Stellen abschüssig oder feucht. Der einzige Platz den wir finden können ist leider alles andere als geschützt, wir geben uns diesmal also besonders Mühe alle Abspannpunkte des Zelts bombenfest zu setzen.

Danach ziehen wir flussaufwärts, Nicki ist optimistisch und hat die 5er Rute dabei ich denke mir Trockenfliege kann bei dem Wind eingepackt bleiben und ziehe mit der 7er und großen Streamern los.

Kurz vor der Rausche an der wir starten wollen, sehen wir dass die beiden Finnen aus der Hütte auch den Marsch hierher gewagt haben und ebenfalls auf die Rausche zusteuern, wir sind aber zuerst da =) 
Nach einem kurzen Gespräch erzählen die beiden uns, dass sie gestern Nacht erfolglos waren und sie heute Abend wieder abreisen müssen.
 

Ich starte in der Rausche zu fischen und kann nach wenigen Würfen eine 25er Forelle landen, die sich mutig den großen Streamer geschnappt hat. Die nächsten 3 Bisse kann ich leider nicht verwerten, nach einem Streamerwechsel hängt der Fisch aber beim ersten Wurf, leider steigt er nach 1-2min Drill wieder aus, ohne dass ich ihn zu Gesicht bekomme, über 40 wird die Forelle aber auf jeden Fall gehabt haben.

Motiviert durch den schnellen Erfolg geht es weiter und es läuft ….. nicht.

Absolut fassungslos erleben wir, wie sich in den tiefen Kurven, Rinnen mit großen Felsen und tollen Rauschen einfach gar nichts tut. Fische sehen können wir im glasklaren Wasser ebenfalls nicht.
 


Nach Stunden entdeckt Nicki in einer kleinen, recht flachen Ausbuchtung mit ruhigem Wasser steigende Fische. Ich tippe wieder darauf, dass es nur kleine sind, Nicki hält sie für zumindest über 30cm und startet einen Versuch. Wir verbringen hier bestimmt 30-40min und Nicki präsentiert den sporadisch steigenden Fischen diverse Fliegenmuster aber bekommt keine Reaktion.

Wir fischen bis 21:00 Uhr, aus den Bergen kündigt sich mal wieder eine Schlechtwetterfront an.
 

Also machen wir Schluss und essen zu Abend.

Ich lege mich satt und erschöpft in den Schlafsack, aber Nicki, der heute noch keinen Fisch am Haken hatte, zieht nochmal los und kann dann kurz vor Mitternacht noch eine Forelle landen, zwar leider nur ca. handlang aber immerhin nicht geschneidert.

26.07. 

Der Tag startet mit einer Glanzleistung von Nicki, er verzieht sich nach dem Frühstück für ein großes Geschäft und kommt nach einigen Minuten sehr wütend wieder. Während er beschäftigt war hat sich seine Klopapierrolle selbstständig gemacht und ist in einen kleinen Bach gerollt und langsam abgetrieben. Dabei hat sie sich natürlich komplett mit Wasser vollgesaugt. Gut das jeder von uns eine Rolle dabei hat, so muss ab jetzt wohl etwas rationiert werden ;-)

Das Wetter sieht schon wieder etwas besser aus, dafür steht heute eine etwas längere Etappe an, ca. 8km am großen See entlang und dann noch 2km querfeldein zu mehreren kleinen Seen die mit einem Bach verbunden sind. Im Nachhinein bereue ich etwas, dass wir nicht an der Flussmündung gefischt haben, aber ich war einfach etwas ernüchtert vom vorherigen Tag.
 

Am großen See selbst sind wir ohne Angelpausen entlang gewandert. Unsere Erfahrung ist einfach, dass Gewässer in dieser Größe ohne Ortskenntnisse nur schwer zu befischen sind. Der Wind war zwar nicht mehr so stark wie am Vortag, aber stark genug, dass man steigende Fische nicht hätte ausmachen können.

Auf der anderen Seite des Sees liegen einige kleine Hütten mit zugehörigen Booten. Es sind zwei Bootsangler auf dem See unterwegs, einer scheint zu schleppen, der andere fischt vom treibenden Boot mit der Fliege. Auf diese Entfernung können wir nicht ausmachen ob sie was fangen.
 


Ohne großartige Ablenkungen und auf dem relativ guten Trampelpfad kommen wir schnell voran, um 15:00 Uhr erreichen wir unser Ziel und schlagen das Lager an einem der kleinen Seen auf. Noch beim Aufbauen sehe ich einen Fisch direkt am Ufer steigen, ich mache natürlich sofort die Rute fertig und schleiche mich ans Wasser. Zwei Mal schaffe ich es, die Fliege direkt in die Bahn des am Ufer patrouillierende Fisches abzulegen, leider interessiert er sich nicht dafür und ich kann nicht ausmachen, wonach er steigt. Mein 3.Wurf scheint ihn dann zu verschrecken, danach steigt er leider gar nicht mehr.
Schnell das Zelt aufgebaut, dann machen wir uns auf den Weg zur Mündung des Baches in den See. Ich ignoriere meinen Plan, nur große Streamer zu fischen und greife stattdessen zu einem kleinen creamfarbenen Wooly Bugger.

Hier hat sich direkt eine tiefe Rinne gebildet, es geht recht steil auf ~4m runter. Eigentlich riecht es nach einer dicken Forelle, ich kann aber nur zwei 20cm Fische landen. Immerhin entschneidert…

Nicki kann im Bach selbst einige kleine Fische in größeren Pockets hinter Steinen erwischen. Weiter oben kommt dann ein sehr breiter, fast stehender Bereich, der sich nach 100m wieder zu einer tiefen, schneller fließenden Rinne verengt. Der Wind ist mittlerweile fast eingeschlafen und einige Fische beginnen zu steigen. Ich starte im ruhigen Bereich und Nicki geht weiter zur Engstelle. Mir gegenüber am anderen Ufer ist ein Fisch im 30 Sekunden Takt am Steigen. Ich muss ein paar Meter reinwaten und nach einigen zu kurzen Würfen gelingt es mir tatsächlich, die Fliege sauber in die Drift zum über 20m entfernten Fisch abzulegen. Noch etwas Geduld bis die Fliege beim Fisch ankommt und er nimmt ohne zu zögern. Nach kurzem Drill kann ich die bis jetzt größte Forelle landen, knapp unter 30cm -.- .

Nach 2 weiteren kleineren Forellen gehe ich zu Nicki. Er hat zumindest die 30cm Marke geknackt und ebenfalls einige kleinere Fische erwischt. Ein Fisch der deutlich größer wirkt ist auf der anderen Seite am Steigen, allerdings in der ruhigen Rückströmung und alle unsere Versuche eine Fliege dort zu präsentieren werden von der starken Hauptströmung die wir überwerfen müssen zunichte gemacht.
 

Eine Möglichkeit den Bach zu queren gibt es leider nicht.

Irgendwann geben wir auf und kochen unser Abendessen. Frisch gestärkt starten wir dann wieder am See vor unserem Camp, steigende Fische sind nicht mehr zu sehen daher wechseln wir wieder zum Wooly und die Fische lassen nicht lange auf sich warten. Ich kann 7 oder 8 Forellen erwischen, die meisten entlang der steinigen Abbruchkante. Bei Nicki läuft es nicht so gut, er hat nur 2 und über 30cm kommt leider keiner der Fische.
 

Weiter geht es zum Auslauf des Baches, hier kommt ein Stück mit starkem Gefälle und vielen schönen Pockets, danach wieder ruhigere Abschnitte. Wir fischen noch bis Mitternacht weiter, haben aber kein Glück mehr. Als sich selbst an einem sehr fischig aussehendem Totarm des Baches nichts tut, geben wir auf.

27.07.

Heute soll es endlich an einer der beiden großen Flüsse gehen, die wir auf dieser Tour befischen wollen. Vorher hat Nicki aber noch eine Idee, wie wir das verlorene Klopapier ersetzen könnten.

Wir machen einen kurzen Abstecher zu den Hütten am See. Auf dem Weg werden wir von starken Regenschauern überrascht, zum Glück halten unsere Klamotten dicht.
 

Bei den Hütten bekommt Nicki tatsächlich Ersatz und einige Infos. Die beiden Schweden in der Hütte haben gestern vom Boot wohl einige schöne Saiblinge und Forellen gefangen, bereitwillig geben sie uns einige Infos zu anderen interessanten Gewässern. In einem Zelt neben der Hütte schlafen wohl zwei weitere Schweden, etwa in unserem, Alter die heute auch noch an den Fluss wollen.

Wir machen uns auf den Weg an den Fluss und folgen für einige Kilometer einem Pfad, der ~600m  vom Fluss entfernt verläuft flussaufwärts. Als wir in Flussnähe eine Stelle ausmachen die für ein Camp geeignet sein könnte zweigen wir ab und laufen Richtung Fluss. Tatsächlich einen Platz zu finden, der eben UND trocken ist, ist leider leichter gesagt als getan. Während wir noch auf der Suche nach einem Zeltplatz sind, sehen wir zwei Gestalten vom Weg abzweigen, als sie uns entdecken drehen sie um und steuern wieder auf den Weg zu. Vermutlich die beiden Schweden aus dem Zelt.

Nachdem wir einen Zeltplatz gefunden haben, bauen wir unsere Ruten auf und laufen flussaufwärts. Etwa 2km entfernt fließt der Fluss durch einen See, hier wollen wir starten. Kurz bevor wir ankommen, sehen wir wieder die beiden Schweden, sie steuern vom Pfad aus auf den See zu, entdecken uns und drehen wieder um.

Als wir den See sehen sind wir richtig begeistert, hier muss es endlich mit den großen Forellen klappen.
 

Wenige Schritte später folgt die Ernüchterung. Auf einer sandigen Düne sehen wir hunderte Fußspuren und beim näheren Umsehen finden wir weitere Hinweise auf ein großes Camp, z.B. einen vorbereiteten Stapel mit Brennholz. Hier scheint also ein beliebter Platz zu sein, wo die Heli- Firmen ihre Kunden abladen.

Dementsprechend läuft es dann auch und wir fischen mehrere Hotspots ab, Nicki kann einige kleine Forellen mit Trockenfliege an der Tenkara Rute landen aber ansonsten tut sich wenig.

Ich entdecke, dass man den fast 100m breiten Seeauslauf queren kann, wir entscheiden uns aber dagegen und bleiben an unserem Ufer, auch wenn hier teilweise ein dicker Trampelpfad zu sehen ist.

Der Fluss ist hier größtenteils recht schnellfließend, zahlreiche große Felsen bieten aber ausreichend ruhige Taschen, die wir abfischen können. Ich folge wieder meinem Vorsatz und bin mit der #7 Rute und großen Tandemstreamern unterwegs, Nicki fischt lieber mit der #5 und kleineren Zonkern. Erfolgreich sind wir leider beide nicht, bei mir tut sich gar nichts, Nicki hat zumindest ein paar Attacken von handlangen Forellen.
 



Noch zweimal wiederholt sich die Szene mit den beiden Schweden, jedes Mal können wir sie aus der Ferne aufs Wasser zusteuern sehen und sobald sie uns entdecken drehen sie ab. Wären sie mal näher gekommen, hätte man sich eventuell austauschen können, wer wann wo fischt …

In der Nähe unseres Zeltplatzes erreichen wir eine Rausche, mit einer 20m langen ruhigen Rinne auf unserer Seite. Nicki fischt hier zuerst und hat direkt beim ersten Wurf einen kräftigen Fisch dran. Die Mitte 30er Forelle schafft es mehrmals in die Hautströmung zu flüchten, nach etwas zittern landet sie aber im Kescher.
 

Endlich der erste Fisch fürs Abendessen. Ich mache den nächsten Wurf in die Rinne und kann es kaum glauben: nach 2 Strips gibt es auch bei mir einen Einschlag und ich kann einen Fisch in der gleichen Größe drillen. An der 7er Rute deutlich einfacher könnte man meinen, leider schüttelt sich die schon sicher geglaubte Beute kurz vor dem Kescher los.

Danach tat sich dann leider nichts mehr, so dass wir abends mit einem Fisch auskommen mussten.
 



28.07.

Morgens hielten wir Kriegsrat, wie es weitergehen soll. Eigentlich sah der Abschnitt schon spannend aus, das Wetter war ungewohnt freundlich, die Sonne kam raus, der Wind schlief ein und es war angenehm warm. Bei den guten Bedingungen wollten wir nicht schon wieder loslaufen, zumal der Befischungsdruck flussabwärts durch die Nähe zu den Hütten nicht weniger werden dürfte.

Wir entscheiden uns, nach oben an den Seeauslauf zu laufen, dort den Fluss zu queren und das Stück nochmals von der anderen Seite zu befischen. Die Querung durch hüfttiefes Wasser mit großen Steinen und ordentlich Strömung ist vermutlich nicht unsere beste Idee. Aber mein Argument, dass die andere Seite vermutlich deutlich weniger befischt ist, überzeugt Nicki. Nach einer längeren Zitterpartie kommen wir beide sicher auf der anderen Seite an.
 

Und tatsächlich, während auf der Camp-Seite ein deutlicher Trampelpfad entlang des Ufers war, können wir hier keine Spuren entdecken.
Die Fischerei bleibt trotzdem zäh. An einer Stelle, an der sich der Fluss in mehrere Arme aufteilt, wird es dann aber interessant. Im Einlauf eines Pools kann ich zwei steigende Fische ausmachen, die Strömungskante ist leider auf unsere Seite, so muss ich um eine vernünftige Präsentation zu haben den Bach queren. Und mich dann mehrere Minuten über die deckungslose Kiesbank langsam an den Fisch heranpirschen.
Ich platziere eine kleine Caddis ungefähr 2 Meter vor dem Fisch. Bei der ersten Drift passiert nichts, aber beim 2.Versuch nimmt der Fisch und ich kann nach kurzem Drill eine knapp über 30er BF landen.
Der zweite Fisch will leider nicht mehr. Anschließend fische ich den Spot noch mal mit Streamer ab, bekomme einen kräftigen Biss aber kann den Fisch leider nicht haken.

50m Flussabwärts findet sich ein weiterer Pool und hier sind zahlreiche Fische am Steigen, allerdings haben sie sich scheinbar auf winzige Eintagsfliegen eingeschossen. Wir probieren unsere halbe Fliegenbox durch, einige der Fische lassen sich überzeugen, andere sind zwar munter am Steigen, haben aber an unseren Mustern absolut kein Interesse. Die Fische, die wir erwischen, reihen sich aber größentechnisch bei den anderen ein, die größten sind knapp über 30cm.
 



Gegen 15:00 Uhr sind wir zurück beim Zelt und können beobachten, wie ein Heli flussaufwärts landet, vermutlich genau an dem Campplatz. Wir entscheiden dass es keinen Sinn macht hier zu bleiben, wir bauen alles ab und marschieren los.

Unser Ziel ist ca. 11km entfernt. Wir laufen wir zurück zum Pfad und dann geht es den Weg den wir gekommen sind und weiter flussabwärts vorbei an den Hütten. Dort landet bereits ein weiterer Heli, aus dem eine bereits komplett in Simms Watklamotten gekleidete Familie aussteigt. Etwas weiter sehen wir auch noch ein großes Tipi Zelt.

Nach 6km mündet der Fluss in einen seeartigen, mehrere hundert Meter breiten Bereich. Nicki möchte hier unbedingt fischen und ich lasse mich überzeugen, obwohl ich mir denke, dass dieser Spot bestimmt ebenfalls stark frequentiert ist.
 


In der Eile vergesse ich leider mir die dicken Woolpowersocken anzuziehen und so habe ich in meiner UL Wathose mit Kautschukfüßlingen schnell extrem kalte Füße. Der Fluss rauscht hier in einem kleinen Wasserfall in den seeartigen Bereich. Ich werfe etwas demotiviert meinen dicken Streamer ins Weißwasser und spüre auf einmal Kopfschläge. Der Fisch fühlt sich recht groß an, nachdem ich ihn aber aus der Strömung navigieren konnte merkte ich schnell das er doch nicht viel größer war als unsere restliche Beute, immerhin 35cm und damit für mich der bis jetzt größte Fisch der Tour.

Nicki fischt währenddessen eine Abbruchkante im ruhigeren Bereich ab und bekommt ebenfalls einen kräftigen Biss, sein Fisch scheint aber wirklich größer zu sein, an der 7er Rute gelingt es ihm trotzdem mehrere Meter Schnur zu nehmen. Unsere Freude schlägt aber schnell in Ärger um, als der Fisch sich verabschiedet. Ich bin mittlerweile ziemlich ausgekühlt und so verlassen wir den Spot und ziehen wieder unsere Wanderklamotten an. Hier zeigt sich dann leider eine ordentliche Schwäche meines Schuhkonzepts: Ich nutze leichte Wanderschuhe ohne Membran und dafür wasserdichte Socken. Die von außen nassen Socken sind jetzt natürlich gut abgekühlt und meine eiskalten Füße wärmen sie von innen auch nicht mehr auf. 

Nach 3km auf dem immer schlechter werdendem Weg sind wir schon ziemlich fertig und warm wird mir leider nicht mehr. Als ich auf einer kleinen Landzunge einen trockenen Hügel sehe, der sich perfekt als Zeltplatz anbietet, geben wir unser Tagesziel auf und errichten lieber dort unser Camp. Die Landzunge verengt an dieser Stelle den Fluss so, dass wir eine Rausche direkt am Camp haben. Eigentlich sieht der Spot gut aus, die Sonne kommt auch raus, aber Fischaktivität ist leider keine mehr zu sehen.
 

Nachdem das Zelt steht und ich mich in trockenen, warmen Klamotten und mit einer warmen Mahlzeit wieder aufgewärmt habe, fischen wir zumindest nochmal den schnelleren Bereich ab, bekommen aber nicht einen Biss und es sind keine steigenden Fische zu sehen.

29.07.

Der Morgen bietet uns einen sehr ungewohnten Anblick: Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und Windstille. Nicki lässt es sich nicht nehmen, ein paar Würfe zu machen, er hat aber wieder keinen Erfolg. Ich beobachte währenddessen den spiegelglatten See und kann immer noch keinerlei Fischaktivität ausmachen.
 

Unser Plan ist einfach, zum Ziel von gestern zu laufen, dort das Zelt aufbauen und weiterfischen. Die 2km legen wir in etwas mehr als 30min zurück, leider gibt es in dem von uns angepeilten Bereich keinen vernünftigen Zeltplatz und so müssen wir einen Kilometer weiterlaufen bis wir im Gebüsch auf einem kleinen Hügel eine ausreichend große und ebene Stellfläche finden. Neben dem Aufbau des Zeltes ist es nach fast einer Woche mal Zeit die Klamotten zu waschen so baut Nicki das Zelt auf und richtet das Lager ein während ich mich an die Wäsche mache.

Selbst frisch gewaschen haben meine Socken wohl immer noch ein spezielles Aroma…


Um halb 11 hängt die Wäscheleine, die Schlafsäcke sind in der Sonne wieder gut geloftet und das Zelt steht. Sprich die nächsten 10 Stunden haben wir Zeit für das eigentliche Ziel des Urlaubs, große Forellen =).

Wir laufen den km zurück zum Auslauf des Sees und schon aus 100m Entfernung kann ich die ersten steigenden Fische ausmachen. Die Aktivität konzentriert sich auf zwei Bereiche, einmal direkt am Auslauf, wo die Strömung zunimmt und einmal 100m oberhalb in einer ausgedehnten flachen Kurve.

Zu meiner Überraschung entscheidet sich Nicki für die Kurve und ich darf den Auslauf befischen, aus meiner Sicht eindeutig der bessere Spot.
 

Ich pirsche mich also an meinen Spot an und kann sofort 4 oder 5 steigende Fische ausmachen. Am dichtesten dran ist ein Fisch, vielleicht 6m vom Ufer entfernt, direkt neben einem großen Felsen, der knapp vom Wasser überspült wird. Die anderen Fische stehen weiter draußen im eher ruhigen Bereich. Aufgrund des kristallklaren und spiegelglatten Wassers und der schon recht hoch stehenden Sonne entscheide ich mich für eine sehr feine Montage. Ich nehme ein 3m langes Vorfach mit 0,17er Spitze und verlängere es noch mit knapp einem Meter 0,14 Fluocarbon Tippet.

Insekten sind mit vielen unterschiedlichen Arten auf dem Wasser, der Fisch vor mir nimmt aber auf jeden Fall Caddis und so entscheide ich mich für eine kleine Foam Caddis auf 14er Haken. Ich brauche 3 oder 4 Würfe, bis ich die richtige Drift erwische, dann kommt der Fisch endlich hoch und schnappt sich die Fliege. Ich merke sofort, ganz klein ist der Fisch nicht, ich muss die Tragkraft des Vorfachs schon gut ausreizen, um ihn von Fluchten entlang der Steinkante abzuhalten. Der Fisch steuert auf das schnellere Wasser flussabwärts zu, es gelingt mir aber ihn Richtung Ufer zu navigieren und in den Kescher zu bugsieren. 38cm, endlich ein vernünftiger Fisch!

Ich setze mich kurz hin und beobachte, wo Fische aktiv sind. Auf der abgewandten Seite vom Felsen an dem der erste Fisch biss ist noch eine weitere am Steigen. Von der Größe her schätze ich sie ähnlich ein, vielleicht etwas kleiner. Meine beste Möglichkeit ist den Fisch von flussaufwärts anzuwerfen, ich schleiche vorsichtig am Ufer in Position, mache einen kurzen Wurf in die richtige Strömung und füttere ca. 10m Schnur nach bis die Fliege die Position erreicht wo ich den Fisch das letzte Mal gesehen habe.

Die Fliege verschwindet in einem kleinen Ring, ich hebe die Rute und hänge fest !?!? Nein jetzt spüre ich ein kraftvolles Bocken am Boden und dann heult die Bremse auf und der Fisch steuert auf mehrere Felsen weiter draußen im Fluss zu. Ich halte die Rute im flachen Winkel zum Fisch und versuche so viel Druck zu machen, wie es der dünndrähtige Haken und das 0,14er Vorfach zulässt. Aktuell entscheidet der Fisch wo es hingeht. Die einzige Chance die ich sehe ist der Fels neben dem der Fisch eben noch stand, wenn ich es schaffe da heil draufzukommen müsste ich das Vorfach in einem so steilen Winkel halten können das nur ein kleines Risiko besteht das der Fisch es irgendwo an den vielen Steinen durchscheuert.

Einfacher gesagt als getan, vor dem Fels ist eine Rinne, ich stehe schnell bis zur Oberkante der Wathose im Wasser und dann muss ich ja noch irgendwie auf den Felsen rauf und nicht baden gehen. Mit einem anderen Stein als Tritt komme ich aber rauf, verliere fast die Balance kann mich aber noch fangen und schaffe es von hier aus den Fisch etwas besser zwischen den anderen Steinen zu kontrollieren. Bis jetzt denke ich immer noch an eine Forelle im 40er Bereich.

Nach mehreren Minuten bekomme ich den Fisch endlich zu sehen und falle beim Anblick fast vom Stein, der Fisch ist riesig. Er ist noch längst nicht am Ende und macht eine 25m Flucht Flussaufwärts, jetzt muss ich leider wieder runter vom Stein und ihm folgen. Wieder schaffe ich es wie durch ein Wunder nicht baden zu gehen. Dann ist er langsam bereit für den Kescher. Beim ersten Versuch mobilisiert er nochmal die Kraft für eine lange Flucht, auch beim zweiten Mal kann er dem Kescher noch entfliehen aber beim dritten Versuch landet er endlich im Netz. Kaum ist die Schnur locker löst sich schon die Fliege aus seinem Maul.
 

Mein Freudenschrei ist vermutlich Kilometerweit zu hören. Nach so vielen Angeltagen hier im Norden liegt endlich meine erste Forelle über 50cm (52cm um genau zu sein) vor mir. Nicki ist leider zu weit weg, so mache ich schnell zwei Fotos bevor ich den Fisch wieder schwimmen lasse.

Danach brauche ich 5 Minuten Pause, bevor ich die Fische die noch weiter draußen aktiv sind in Angriff nehme. Eine weitere ende 30er und eine 45er kann ich landen, letztere kommt fürs Abendessen mit. Flussaufwärts von mir wird das Wasser deutlich ruhiger, dort sind auch Fische am Steigen, reagieren aber deutlich empfindlicher auf eine schlechte Präsentation.

Nach einer Weile mache ich mich auf zu Nicki, er fischt in einem deutlich ruhigerem Bereich, bei ihm sind viele Fische aktiv, teilweise nur wenige Meter von ihm entfernt, leider sind sie genau wie bei mir im ruhigen Wasser eher vorsichtig. Er hat bis jetzt noch keinen Fisch landen können da er einen aufgrund eines gerissenen Tippets verloren hat (Was sich im Laufe der Tour leider noch mehrmals wiederholen wird, irgendwas stimmte mit seinem FC Tippet nicht) und ein weiterer guter Fisch ist ihm ausgeschlitzt.

Weiter draußen, leider deutlich außerhalb unserer Wurfweite, sind mehrere Fische am Steigen und Buckeln, die sehr groß wirken, bestimmt im 50er Bereich. Leider zieht etwas Wind auf und die Aktivität wird weniger. 

Wir entschließen uns den Kilometer zum Zelt zurück zu fischen. In der Rausche unterhalb vom meinem Platz kann Nicki auch endlich seinen ersten Fisch des Tages erwischen.
 

Ab hier wechseln wir wieder auf Streamer und fischen Pockets und große Pools im deutlich schneller fließenden Wasser ab. Die Fischerei ist leider im Vergleich ernüchternd. Wir bekommen zwar vereinzelt Attacken, es sind aber alles eher kleinere Fische. In einigen großen Pools die förmlich nach großen Forellen riechen, tut sich nichts.

Gegen 18:00 Uhr kommen wir am Zelt an, die Wäsche ist schon gut durchgetrocknet, kann also abgehängt werden, dann ziehen wir unser Abendessen vor, damit wir in die „Nacht“ reinfischen können.

Gegen 20:30 Uhr sind wir wieder am Platz. Der Fluss liegt spiegelglatt vor uns und die Fischaktivität nimmt mit jeder Minute zu. Zuerst fische ich wieder mit der Foam Caddis und kann damit eine Mitte 30er landen. Dann bemerke ich aber immer mehr Caddies Pupas, die an der Oberfläche schwimmen und dabei ein kleines V an der Oberfläche erzeugen. Die Forellen scheinen sich darauf einzustellen und ignorieren mein Muster, zum Glück habe ich aber etwas Passendes dabei und das leichte Furchen lässt sich einfach imitieren. Mit dieser Technik erwische ich noch 3 weitere Forellen, eine davon über 40cm. So einen guten insektenschlupf wie diesen Abend hatten wir so weit im Norden selten (mal abgesehen von den Bibios im Vorjahr aber da waren wir einige hundert Höhenmeter niedriger).

Gegen 22:30 Uhr verschwindet die Sonne komplett hinter den Bergen und von einer Minute auf die andere ist die Oberflächenaktivität vorbei. Zwar sind immer noch Insekten da aber die Forellen scheinen ihren Hunger gestillt zu haben. Wir sitzen noch eine viertel Stunde am Wasser und warten ab, es tut sich aber nichts mehr außer das die Temperatur spürbar abfällt und so machen wir uns auf den Weg zurück zum Zelt.
 


30.07.

Sonnenschein, fast windstill und angenehm warm - was will man mehr. Wir lassen es morgens ruhig angehen, nutzen das Wetter um uns mal gründlich zu waschen und genießen unser Frühstück in der Sonne.

Anschließend geht es wieder an den Seeauslauf, hier ist heute leider nicht mehr ganz so viel Aktivität wie am Vortag zu sehen. Wir teilen uns wieder auf, Nicki geht an seine Stelle von gestern, ich wandere etwas weiter runter, da an meinem Spot vom Vortag keine Aktivität zu sehen ist. Unterhalb der ersten Rausche in einem langgezogenen Pool fische ich dann meine Caddies auf Verdacht durch.

Die ersten Bisse lassen hier nicht lange auf sich warten, leider nur kleine Forellen. Ich lasse meine Fliege bis ans Ende des Pools durchtreiben, dann beginnt sie durch die Strömung zu furchen. Ich will schon zum nächsten Wurf ansetzen, da stürzt sich eine Forelle mit lautem Platsch auf die Fliege, verfehlt diese aber leider. Bei den nächsten Würfen wird die Fliege ignoriert.

Ich wechsle auf ein anderes Muster, eine größere Caddis und lasse diese wieder genau auf den vermuteten Standplatz zutreiben. Der Fisch kommt hoch und diesmal sitzt der Anhieb. Ich tippe erst auf einen Fisch über 40, bin etwas überrascht als der Fisch im Kescher liegt und nur ca. 35cm hat.
 

Als Nächstes mache ich mich auf zu dem Stein, den ich am Vortag als hohen Standplatz im Kampf mit der großen Forelle genutzt habe. Von dort aus kann ich perfekt den gesamten Auslauf abfischen. Das klappt soweit ganz gut, vom Stein aus kann ich noch eine weitere Mitte 30er Forelle landen, mehr tut sich leider nicht. Beim runterklettern rutsche ich diesmal aber ab und bekomme einen ordentlichen Schwall Wasser in die Wathose.

Ich stiefle zu Nicki, hänge meine nassen Klamotten zum Trocknen auf, stelle meine Fliegenboxen in die Sonne und schaue ihm etwas beim Fischen zu. An seinem Spot sind deutlich mehr Insekten und einige Fische aktiv.

Nicki hat die Zeit genutzt, einige der Insekten als Bindevorlage für unsere nächste Tour zu fotografieren.
 

Die Fische wollen aber nicht so richtig und Nicki ist weiter vom Pech verfolgt. Beißt doch mal ein Fisch, geht der Anhieb daneben, der Fisch schlitzt aus, oder das Tippet reißt. Erst als ich ihn überzeuge auf eine meiner Fliegen zu wechseln, bleibt ein Fisch hängen und endlich kann er seine erste ü40er Forelle der Tour landen, die wir uns fürs Abendessen sichern.
Anschließend ist unser Plan, weiter Flussabwärts zu laufen, interessante Spots zu fischen und schon mal den Weg für den nächsten Tag auszukundschaften.

Die Strömung nimmt hier wieder deutlich zu, es gibt sogar den einen oder anderen kleinen Wasserfall, unter denen sich schöne Pools gebildet haben. Leider haben wir hier wieder nur sehr wenig Fischkontakte.
 


In einem großen Pool sehen wir am anderen Ufer einen Spinnfischer und beobachten ihn einige Minuten aber auch er scheint erfolgreich zu sein. 

Bei der Hitze sind leider viele Blutsaugende Insekten unterwegs, neben den üblichen Mücken und Gnitzen werden wir auch noch von großen Bremsen attackiert.

Zumindest unsere Erkundungsmission ist erfolgreich, der vermeintlich einfache Weg, eine Schneemobilpiste, ist durch hohes Gras und sehr weichen feuchten Boden recht beschwerlich zu laufen. 200m parallel verlaufend gibt es aber einen kleinen Trampelpfad durchs Gebüsch, der mit schwerem Rucksack deutlich einfacher zu begehen sein wird.

Zurück am Camp ziehen wir das Abendessen auf 19:00 Uhr vor. Es gibt Kartoffelpüree mit Speck, frischen Pilzen und dazu gebratene Forelle.
Den Abend lassen wir am Hotspot ausklingen und diesmal sind die Fische wieder richtig aktiv. Beide können wir einige schöne Fische landen. Als Fliege hat sich wieder die Caddis Pupa bewährt, der mit ganz leichten Bewegungen Leben eingehaucht wird, so dass sie ein kleines unauffälliges V an der Oberfläche erzeugt. Genau wie ihr lebendes Vorbild, von denen hunderte über den spiegelglatten Fluss schliddern.


31.07.

Schweren Herzens verlassen wir den Hotspot und ziehen weiter. Unser Plan ist, 8km bis zur Mündung unseres Flusses in einen großen See zu laufen. Ungefähr auf halber Strecke ist ein Spot, der von der Struktur her sehr ähnlich zu unserem Hotspot ist, hier wollen wir eine längere Pause verbringen.

Der Weg ist hier streckenweise nur zu erahnen, trotzdem kommen wir gut voran, der Rucksack ist ja nach einer Woche unterwegs und kurz vor unserem Versorgung Paket sehr leicht geworden.

Nicki hält plötzlich an und zeigt in die Büsche, er hat tatsächlich einen Elch entdeckt, der nur ca. 30m von uns entfernt ist und keine Anstalten macht, vor uns zu fliehen. Ich mache ein paar Fotos und wir beobachten ihn noch für einige Minuten und ziehen dann weiter.
Bereits gegen 10:00 Uhr kommen wir an unserem vermeintlichen nächsten Hotspot an, sind aber schwer enttäuscht, als wir hier mehrere Zelte und insgesamt 8 Angler entdecken. Da der Befischungsdruck weiter Flussabwärts durch die Erreichbarkeit von der Straße aus eher noch zunimmt, werfen wir unseren Plan über den Haufen und entscheiden uns für einen Gewaltmarsch, zu den ursprünglich geplanten 8km kommen weitere 14 km hinzu. Entlang des großen Sees in den unser Fluss mündet zur Straße, wo unser Nachschubpaket liegt und dann weiter entlang eines anderen Sees zum nächsten Fluss.
Entlang einiger großer aber leider bestimmt totgefischter Pools machen wir uns auf den Weg zum See. 

Hier nehme ich bei sommerlichen Temperaturen ein Bad, während Nicki den Empfang nutzt, um seine Freundin anzurufen. Beim Schwimmen entdecke ich 20m weiter einen steigenden Fisch am Ufer. Also schnell die Rute aufgebaut, die Fliegenbox in die Unterhose gesteckt und an den Fisch herangepirscht. Ich kann 2x die Fliege in seiner Nähe ablegen, leider kommt kein Biss und danach hört er auf zu Steigen.

Nach der erfrischenden Pause geht es weiter. An einer Bachmündung machen wir halt und fangen jeder mit der Tenkara Rute einige handlange Forellen. Zumindest entschneidert …
 

Um 16:00 Uhr kommen wir bei unserem Food Drop an und müssen einige Minuten durch den Wald laufen, bis wir unser gutes Versteck wiedergefunden haben. Mit einem kühlen Bier und einigen Snacks setzen wir uns an den See und lassen die Füße im Wasser baumeln. Hinter uns auf einmal eine deutsche Unterhaltung, ein Wohnmobil hat uns nicht bemerkt und genau hinter uns geparkt, um sich das Frauenfußball-Spiel  England – Deutschland anzusehen.
Zum Start des Spiels um 18:00 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg, 8km stehen eigentlich noch vor uns, wir sind aber trotz der Pausen und durch die jetzt wieder schwereren Rucksäcke ziemlich fertig. Als sich dann noch Regen ankündigt, steht für uns fest, das geplante Ziel erreichen wir nicht ganz, aber immerhin gut 18 km haben wir geschafft, als wir unser Zelt direkt an einem kleinen Bach aufschlagen, uns noch schnell eine fertige Treckingmahlzeit zubereiten und uns schlafen legen.

Fortsetzung folgt!
 


=> In Teil 2/2 dieses Lappland-Reiseberichts geht es weiter mit den spannenden nordischen Wildnis- und Angelabenteuern von Sven und Niklas! (hier Klicken)


Ein Bericht von Sven Wolters für www.fliegenfischer-forum.de - Sommer 2023. Fotos/Copyright: Niklas Nebel, Sven Wolters. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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