Mitteilung vom 11. August 2000

Natur / Wanderfischprogramm
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Lachse bald wieder in Südthüringen?
Im Juni dieses Jahres beschloss der Thüringer Landtag, die Landesregierung aufzufordern, ein Wanderfischprogramm ins Leben zu rufen. Durch die Verbesserung der Wasserqualität in unseren Fließgewässern ergeben sich jetzt hervorragende Möglichkeiten für ein solches Programm. Erinnert sei dabei nur an die Werra, deren Salzgehalt von meerwasserähnlichen Zuständen wieder auf normales Süßwasserniveau zurückgegangen ist.

Da unsere Nachbarbundesländer bereits einen großen Teil der Wanderhindernisse in ihren Flüssen beseitigt haben, ist es nun höchste Zeit für Thüringen, den Fischen die Passage in die hiesigen Laichgebiete zu ermöglichen. Gebirgsflüsse wie die Schleuse, die Felda und die Ulster sind nach Expertenmeinung sogar für die Wiederansiedelung des Lachses geeignet. Durch die Beseitigung von Wehren oder den Bau von Fischpässen zu ihrer Überwindung werden diese Flüsse nach und nach für Wanderfische wieder erreichbar.

Diese positiven Aussichten für viele, oft auch im Bestand bedrohte Fischarten können jedoch leicht zunichte gemacht werden. Pressemeldungen über Fischsterben in unseren Flüssen häuften sich in den letzten Monaten. Allein bis zum 05. Juli gab es in Südthüringen in diesem Jahr 33 Fischsterben. Die Ursachen dafür liegen oft in unüberlegtem Handeln einzelner Menschen.

Auf eine mündliche Anfrage des Hildburghäuser Landtagsabgeordneten Tilo Kummer zum Auftreten von Fischsterben in Südthüringen nannte der Umweltminister Dr. Sklenar die Hauptursachen dafür. Es sind die Einleitung oder Abschwemmung von Gülle oder Silosickersaft, die Einleitung von Zementlauge und die Einleitung von gechlortem Wasser aus Schwimmbädern in unsere Gewässer. Nur 40% der in Thüringen seit 1999 aufgetretenen Fälle konnten aufgeklärt werden. Das größte Problem beim Auffinden der Verursacher liegt nämlich darin begründet, dass das vergiftete Wasser schon lange abgeflossen und verdünnt ist, wenn die toten Fische gefunden werden.

Eile ist also notwendig, wenn tote Fische gefunden werden. Am besten füllt man gleich eine Wasserprobe in ein sauberes Glas. So könnte die Aufklärungsrate erhöht werden. Die Angst vor hohen Geldstrafen würde dann vielleicht manche Einleitung verhindern.

Mehr Umweltbewusstsein kann sich auszahlen! Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, in einigen Jahren wieder Fische durch unsere Flüsse ziehen zu sehen, die lange Zeit in ihnen fehlten. Unbedachtes Handeln sollte den Traum vom Werralachs nicht schon im Vorfeld als Illusion erscheinen lassen.

Tilo Kummer
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PDS-Fraktion im Thüringer Landtag, 2000