Russisch Fernost im Juni 2009:
Koppi River und Nordjapanisches Meer 
Ein Reisebericht von Michael Müller | Fotos von Michael Müller, Gunter Lill, Peter Timm und Heinrich Schmitz

Im Juni 2009 zog es mich zum dritten mal in den fernen russischen Osten, dieses mal, um den etwa 500 Kilometer östlich von Khabarowsk in das nordjapanische Meer mündenden Fluss Koppi zu befischen. Hucho Perryi (Sea-run Taimen, eine großwüchsige und selten gewordene Wanderhuchenart, die aus dem Meer aufsteigt), Kirschlachs (Cherry Salmon, Sima), Kundzha (Salvelinus Arcticus leucomaenis, White Spotted Arctic Char) und weitere interessante Fischarten, allesamt in den herrlichen, völlig naturbelassenen und über 200 Kilometer langen Wildnisfluss aufsteigend, waren unser Lockruf. Wer kann da noch wiederstehen... Hier sind einige Auszüge aus meinem Reisetagebuch und viele, viele Bilder...:
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Donnerstag, 18.06. + Freitag, 19.06.: Reise gemeinsam mit Peter im PKW nach Berlin Schönefeld. Hier parke ich das Auto für die nächsten 15 Tage und wir übernachten im ETAP-Hotel, um am nächsten Morgen nach Moskau zu fliegen. Parken und Transfer vom Parkplatz zum Hotel klappt reibungslos und wie im Vorfeld telefonisch vereinbart. Highlight des Abends: Einkehr in einer Landpension, um märkisches Schwarzbier zu trinken und tolles Riesen-Krustenschnitzel zu essen. Nach (zu) kurzer Nacht im Hotel 06:00 Uhr aufstehen, kleines Frühstück und Fahrt zum Flughafen. Kleines Missverständnis bei der Abholzeit – Fahrer ist zu früh dran, also "Eil-Frühstück" einnehmen. Der Aeroflot-Flug nach Moskau geht pünktlich 09:45 Uhr mit einem Airbus ab und bereits gute 2 Stunden später landen wir in Scheremetjewo 1. Das ist unüblich, da er eigentlich der Inlandsflughafen ist. Reisebegleiter Stefan kommt vom anderen Flughafen herüber, um uns in Empfang zu nehmen. Passkontrolle und Einreiseformalitäten nehmen fast eine Stunde in Beschlag. Die Uhr zwei Stunden vorstellen, nun ist es fast 15:00 Uhr, als wir unser Gepäck entgegennehmen und auf Stefan treffen. Wir müssen zum Flughafen Scheremetjewo 2 wechseln, da die anderen beiden Flüge der Reiseteilnehmer aus München und Düsseldorf hier eintreffen, der eine jetzt und der letzte gegen 18:00 Uhr. Nach über einer Stunde Einreiseformalitäten bei der letzten Gruppe wird die Zeit knapp, denn unsere nun vollständige neunköpfige Reisegruppe muss wieder zum Flughafen Scheremetjewo 1 wechseln - für den Weiterflug in den fernen russischen Osten. Ein chaotischer Flughafen mit unmöglichen, unverständlichen Wartezeiten, aber auch das meistern wir. Der Weiterflug nach Khabarowsk erfolgt pünktlich um 21:30 Uhr. Aeroflot überrascht uns mit einer neuen Boeing 767-300. Es ist das erste mal, das wir nicht mit den gewohnten, aber durchaus nicht unkomfortablen Iljuschin–Maschinen nach Russisch Fernost weiterreisen. Der Service im Flieger ist wie immer tadellos. Während des Fluges kommen weitere 7 Stunden Zeitverschiebung hinzu, so dass wir bei der Landung in Khabarowsk unserer heimatlichen Zeit nun 9 Stunden voraus sind.



Sonnabend, 20.06.: Gegen 14:00 Uhr Ortszeit landen wir nach rund 8 Stunden Flugzeit, mehr oder weniger müde, planmäßig und bei strömenden Regen in Khabarowsk (siehe Foto oben). Dort nimmt uns Olga, unsere ab hier ständige Reisebegleitung des örtlichen Veranstalters, in Empfang und wir erfahren, dass wir einiges an Zeit totzuschlagen haben, da unser Nachtzug, den wir nach Vanino nehmen wollen, erst um 22:00 Uhr abfährt. Also fahren wir zunächst Rubel beschaffen und später in ein Kaufhaus zum Reiseproviant einkaufen. Nach 15:00 Uhr müssen wir aufbrechen – zum weit außerhalb gelegenen Bahnhof. Aus logistisch notwendigen Gründen müssen wir vier Stunden (geplant) mit einem Kleinbus durch die Landschaft fahren, um diesen Bahnhof in einer winzigen Ortschaft zu erreichen, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.

Daraus werden 6 Stunden Regenfahrt und als kleines Highlight haben wir auch noch eine Reifenpanne (siehe Foto oben), die aber vom Fahrer mit tatkräftiger Hilfe von Hans rasch behoben wird. Gegen 21:00 Uhr kommen wir nach einiger Herumfragerei – der Busfahrer kennt sich hier auch nicht so gut aus – in der kleinen Ortschaft und deren Bahnhof an, an dem schon eine Menge Leute auf den Zug warten. Viva Russland! Aber wir haben ja Platzkarten. Pünktlich um 22:00 Uhr kommt unser Schlaf- und Bummelzug. Einsteigen ist nur möglich nach Pass- und Ticket-Kontrolle – also nix für Schwarzfahrer. Der Zug ist nicht das, was wir uns versprochen haben, kein Orient-Express-Verschnitt, kein Zug-Restaurant, nix dergleichen.

<= lustige Begegnung an einer Raststätte...



Wieso konnten wir so etwas auch nur denken, noch dazu in dieser Region? Stattdessen ein schmutziger, in die Jahre gekommener Zug mit vielen Waggons, schlechten Sanitäreinrichtungen und engen, stickigen 4-Mann-Schlafliegen- Kabinen. Aber es gibt heißes Wasser und Tee.... 
Alles in Allem ein besonderes Erlebnis für sich. Aber ob ich das noch einmal haben möchte? Anderes Thema bitte ...
 

Die Zugfahrt geht vorbei an unendlich weiten Landschaften, Bergen, Wäldern, Flüssen und kleinen Ortschaften =>


typische kleine Ortschaft entlang der Bahnlinie... Frühstück im Zug...

eng aber gesellig... Ankunft in Vanino

manche Mitreisende sind echt gut sortiert :-) ... auf der Schotterpiste an den Koppi...

Sonntag, 21.06.: Nach einer kurzen Nachtruhe – einer unserer Kabinenkollegen muss tatsächlich frühmorgens 04:00 Uhr damit anfangen, sein Angelzeug zu sortieren – kommen wir gegen 08:45 Uhr fahrplanmäßig in der nicht sehr einladend wirkenden Hafenstadt Vanino an. Wetter: bedeckt und diesig, aber nahezu regenfrei. Da die ursprünglich vorgesehene und nur 2 Stunden dauernde Schifffahrt ins Koppi-Camp wegen einer Taifun-Warnung kurzfristig ausfallen muss, geht es auf dem Landweg weiter. Drei PKW warten bereits am Bahnhof, nehmen Gepäck und Leute auf und los geht es, zunächst über asphaltierte, mittelschlechte Straßen, dann aber mit halsbrecherischem Tempo über eine schlaglochreiche Schotterpiste, die immer übler wird. Unser Fahrer – ein voluminöser „Mischka-Bär“ – fährt zwar recht geschickt, wohl ist ihm aber der Zustand seines PKW egal, das häufige Stakkato der durchschlagenden Stoßdämpfer spricht für diese Annahme. Aus der prognostizierten Fahrzeit von 1,5 bis 2 Stunden werden 3 Stunden und die Piste auf dem letzten Drittel wirklich übel, eher mit einem trockenem Flussbett zu vergleichen.

Endlich am Traumfluss angelangt. Aber noch liegen mehrere Stunden Bootsfahrt vor uns...

Alles wird in die langen Flussboote verladen und auf geht es in rascher Fahrt den Koppi hinunter...

Schließlich erreichen wir die Bootsanlegestelle in der Nähe der Koppi-Brücke. Alles ist da, nur der dritte PKW mit unserem Gepäck nicht. Die folgende halbe Stunde Wartezeit macht deutlich, dass sich Raserei nicht auszahlt, wenn nicht alle Fahrzeuge mitrasen ;-) 
Als schließlich alles verladen ist, geht die Fahrt in langen Holz-Flußbooten etwa 40 Kilometer und 2,5 Stunden lang den Koppi hinunter, bis wir zu unserem Camp in der Nähe der Koppi-Mündung ins nordjapanische Meer gelangen - rund 10000 Kilometer von zu Hause entfernt.


Unser Camp vom Wasser aus: v.l.n.r.: zweigeschossiges Wohnhaus, Aufenthaltshaus mit Küche, Sauna & Waschhaus, Bootsanlegestelle mit Steg. Dahinter liegen die Wohnhäuser der Crew, der Generator und zwei Toiletten.

Wir beziehen unsere Behausung, die für diese Verhältnisse recht komfortabel ist. Das Camp besteht neben dem zweistöckigen Wohnhaus aus einem Gemeinschaftshaus mit Küche, einem Badehaus mit Sauna und warmen Wasser, zwei Toilettenhäuschen (von denen eins tatsächlich ein echtes WC besitzt), mehreren Wohn- und Lagerhäusern für die Crew und einem Bootsanlegesteg. Alle Wege zwischen den Gebäude sind mit Bretterstegen gesichert. Elektrischen Strom liefert ein etwas abseits stehender und relativ leise laufender Generator, der nachts ausgeschaltet wird. Das Camp-Personal besteht aus den drei Guides / Bootsführern Sergej, Boris und Wladimir, sowie aus der Küchenfrau Natalia und dem Mann für alles: Juri. Die Häuser werden täglich kräftig geheizt. Da der Koppi hier unten, nur etwa einen Kilometer vor seiner Mündung ins Meer breit und träge dahinfließt, finden alle Fahrten zum Fischen in der Regel einige bis viele Kilometer stromaufwärts statt. Die Boots-Transfers erledigen die Guides gemäß täglicher Absprache. 

drei motorisierte Fluss-Boote in gutem Zustand und mit Yamaha-Motoren stehen uns täglich zur Verfügung

Nach den vorausgegangenen, tagelangen Regenfällen ist der Fluss wohl 50 bis 80 cm zu hoch, aber noch klar. Logisch müssen wir nach kurzer Stärkung noch bis zum Abend fischen – und fangen unsere ersten Buckel- und Kirschlachse, sowie eine hier häufig vorkommende, barbenähnliche Weißfischart (Redfin), welche auf Lachsfliegen, wie auch auf Trockenfliegen beißt. Highlight's des Tages: Manik’s Todesängste und seine entsprechende Gesichtsfarbe auf der wilden Schotterpistenfahrt. Die lange Bootsfahrt auf dem Fluss und das Kennenlernen des 40 Kilometer langen, unteren Koppi-Abschnittes – sehr interessant und wunderbare Natur! Bestimmung einer für uns unbekannten, neuen Lachsart: Kischlachs und Staunen über die außerordentliche Größe der frisch hereingekommenen, blanken und frühen Buckellachse, welche so überhaupt nicht zu unseren bisherigen Erfahrungen mit dieser Fischart passen wollen. Trockenfliegenfischen auf kampfstarke „Koppi-Barben“, direkt am Camp...

erstes Fischen im Koppi...

Manik im Drill...

Heinz im Drill mit seinem ersten Koppi-Lachs... ... und gelandet...

Abend über'm Fluss... eine fast unwirklich wirkende Stimmung...

Montag, 22.06.: Regen, Regen, Regen... Der in der Nacht eingesetzte Dauerregen wird halbstündlich mit heftigen Platzregen gewürzt. Laut Aussagen der Experten ist der Fluss jetzt wohl schon auf einen Meter oder mehr über normal angestiegen. Während die erste Gruppe wie jeden Morgen schon beizeiten zum Fischen losgefahren ist, warten wir das Gewitter nach dem Frühstück ab und fahren anschließend stromaufwärts. Die Plätze, an denen wir gestern noch gefischt haben, sind heute geflutet, bzw. nicht mehr befischbar. Der Fluss steht schon in den Weiden. Dennoch fängt Peter ein paar Kirschlachse, auch ich kann zwei Kontakte verbuchen.

zweiter Tag am Fluss - er ist weiter gestiegen und kaum noch fischbar... | Unten: wie jetzt: REGEN? Egal - wir gehen Fischen!

Im Dauerregen halten wir bis zum Mittagessen gegen 14.00 Uhr durch. Nach der Mittagspause fahren wir die kurze Strecke bis zur Flussmündung hinunter. Es ist Ebbe und die tiefen Rinnen hier unten im Fluss sollen gut sein für Kundzha und Saibling. Tatsächlich kann ich einen kleinen Kundzha fangen, ansonsten tut sich nichts weiter. Das Mündungsgebiet des Flusses und die umliegenden Strände präsentieren sich absolut wildromantisch. Der Strand besteht aus hellbraunen Sand, überall liegen massenweise Schwemmholz und ganze Bäume herum und zwischen der niedrigen Gras- und Strauch-Vegetation wachsen violett blühende Wicken. Im flachen Wasser tummeln sich Meeräschen, allerdings eine andere Art als die uns bekannten Mittelmeer/Ostsee- Meeräschen. Auch am Ufer liegen zahlreiche tote Meeräschen herum.

Der erste kleine Kundzha... eine wirklich interessante Fischart in Fernost, die auch ganz imposante Größen erreichen kann.

wildromantischer Strand am nordjapanischen Meer...

Am späteren Nachmittag lässt der Regen nach und es wird kühl und neblig, so dass die sich im Süden anschließende Steilküste im Nebel verschwindet. Den Abend lassen wir wieder gesellig in der Lodge ausklingen, gegen 0:30 Uhr werden wir allerdings höflich "rausgeworfen" und kurze Zeit später wird der Generator abgeschaltet. Fazit des Tages: Furchtbares Wetter – aber wundervolle Natur.
Dienstag, 23.06.: Wenn wir gestern annahmen, richtigen Regen erlebt zu haben, waren wir schwer im Irrtum. Die ganze Nacht regnet es gleichmäßig durch, gegen Morgen nimmt die Intensität zu. Der Fluss wird ständig trüber. Nach einigem Zögern entscheidet sich unsere Gruppe (Stefan, Gunter und ich), noch einmal zur Mündung zu fahren und trotz Wind und Regen einige Stunden im Meer zu fischen – auf die am Vortag festgestellten Meeräschen. Alle anderen waren bereits stromaufwärts gefahren. 

Die Meeräschen sind da und die Fischerei ist durch die stark bewegte Brandung ziemlich wild. Man muss aufpassen, um nicht von den durch die Wellen bewegten, treibenden Baumstämmen von hinten überrollt zu werden. Ich habe einige Bisse und kann einen Fisch kurz drillen, Stefan hat mehr Erfolg und landet einen der Fische, die einen ausgeprägt breiten Kopf und ein V-förmiges Maul aufweisen. 
Regen und Sturm nehmen ständig zu, so dass wir noch vor dem Mittag abbrechen und zum Camp zurück fahren. Das untere Flussgebiet verwandelt sich nach und nach in einen riesigen See und die Wassertrübung nimmt jetzt schnell zu.

"Dahin müsst Ihr fahren..." Wir sind nicht die einzigen Bewohner hier. Es gibt zwei weitere, kleine Camps und ein paar Fischer-Behausungen.


Am Camp fischen wir dann auf Koppi-Barben (siehe Fotos unten), die kampfstark sind und am leichten Gerät Spaß machen. Prompt kommt die Aufforderung aus der Küche, die Fische doch nicht wieder auszusetzen, sondern bitte abzuliefern. Insgesamt fangen wir in kurzer Zeit wohl über 20 dieser Fische, ca. 12 davon wandern in die Küche und werden von Natalia zu schmackhaften Fisch-Buletten verarbeitet.

der Autor mit Barbe...

.. die beißen auch auf Lachsfliegen...

Gunter mit Barbe...

...und es schüttet wie aus Kannen...

Nach 13:00 Uhr erreichen Sturm und Flut ihren Höhepunkt, wir bringen uns in trockene Sicherheit. Sturmböen drücken derart stark gegen das Haus, dass die Fenster wackeln. Wir haben die Hoffnung, dass unser Camp aufgrund der Nähe zum Meer nicht überflutet werden kann, aber der Wasserstand ist inzwischen schon bedenklich hoch. An Fischen ist in den hohen, braunen Fluten nicht mehr zu denken, Bootsfahren ist wegen der im Fluss treibenden Bäume gefährlich geworden. Auch die zweite Gruppe kommt frühzeitig vom Fischen zurück, nachdem auch vom Ufer aus Bäume in den Fluss umbrachen. Selbst die dritte Gruppe, bestehend aus den „Dauerfischern“ Hans, Rudi und Bernd, ist bereits vor 14:00 Uhr wieder im Lager. Den ganzen Nachmittag und Abend gehen weiter sinnflutartige Regenfälle nieder, geradezu unglaubliche Wassermassen. Im Camp sagt man, dass es das schlimmste Hochwasser seit mehr als 30 Jahren sei und noch nie eine Gruppe so schlechte Bedingungen hatte. Wir vertreiben uns die Zeit mit Essen, Trinken, Lesen und dem Anschauen einer Koppi-DVD, die bessere Zeiten zeigt... Erkenntnis des Tages: Die Lage des Camps nahe der Mündung wurde strategisch günstig gewählt, denn es ist nahezu Hochwassersicher. Ein Nachteil sind jedoch immer mehr oder weniger lange Bootsfahrten, wenn man flussaufwärts fischen möchte.

der Abend lässt hoffen für den nächsten Tag...

... der nächste Morgen auch... die Frühaufsteher-Gruppe ist schon bei der Abfahrt...

Mittwoch, 24.06.: Heute weckt uns tatsächlich die Sonne – und es dauert einige Zeit, bis dies der Körper nach so langer Abstinenz realisiert und verarbeitet. Der Fluss ist nach wie vor hoch und braun, deshalb nicht befischbar. Wir fahren nach dem Frühstück ans Meer, diesmal links an die Fluss-Mündung, und genießen die raue Natur, die wilde Meeresbrandung und alles drum herum. An ein Fischen ist an diesem Platz heute kaum zu denken, der Fluss drückt trübes, braunes Wasser nach links ins Meer und es gibt hohe, schmutzige Wellen. Im und unter Wasser rollende Baumstämme sind eine Gefahr für Leib und Leben. Trotzdem lassen wir uns nicht lumpen und versuchen einige Würfe. Drei Seehunde beäugen uns regelmäßig. Später entfachen wir ein kleines Strandfeuer, gehen auf Erkundungstour oder machen ein Nickerchen und genießen die wilde Landschaft. 


Heinz im Kampf mit den entfesselten Elementen...


Peter ist bekennender Zweihandwedler...

die raue Landschaft hat auch ihre blumigen Seiten...

Immer gute Laune ist Trumpf !

Na denn: Gute Nacht !

Stellungswechsel... | Unten: Motor will nicht mehr - wir müssen abgeschleppt werden...

Nach dem Mittagessen versuchen wir oberhalb des Camps, eventuell befischbare, klarere Seitenflüsse und Nebenarme zu finden, geben jedoch beizeiten ohne Erfolg auf. Zudem streikt der Motor unseres Flussbootes, so das uns ein anderes Boot zum Camp zurück schleppen muss. Zum Glück war ein Boot in der Nähe...   Später geht es wieder zur Mündung hinab, nun auf die rechte Seite. Beim Fliegenfischen in der Brandung fängt zunächst Heinz tatsächlich einen jungen Hucho Perryi von ca. 85 cm Länge, kurze Zeit später schlägt Stefan zu und erwischt einen weiteren Hucho Perryi von ca. 70 cm. Wir können es kaum glauben – Hucho Perryi in der Brandung zu fangen, wie bei uns zu Hause die Meerforellen, nur das hier reiner Sandgrund und dicke Wellen herrschen, in denen die Fische beißen. Auch wenn es "nur Jungfische" sind – trotzdem große Klasse! Jetzt gibt es natürlich kein Halten mehr und alle fischen voll motiviert und konzentriert weiter. --------------------------- 

voller Einsatz am Strand...

ein strahlender Heinz mit seinem ersten Hucho... und was für'n schöner...

auch Stefan hat zugeschlagen...

das sind wirklich schöne, interessante Fische...

... einmal davon abgesehen, das sie mehr als 1,60 Meter lang und über 40 Kilogramm schwer werden können...

Peter gibt wirklich alles!  |  Unten: kleinerer Rutenwald... wie viele Tausend Euro dort wohl stehen...

Wenig später stößt auch noch die Gruppe der Frühaufsteher zu uns. Weitere Fänge bleiben heute allerdings aus. Kurz vor dem Abendessen präsentieren uns die einheimischen Fischer einen Netz-Huchenfang von sage und schreibe 130 cm Länge und 25 Kilogramm Gewicht. Der Fisch weist schwere Laichschäden und Verletzungen auf, ist aber sehr eindrucksvoll und jedes Fischereimuseum auf der Welt hätte sich sicher gefreut, ein Präparat dieser selten gewordenen Fischart in dieser kapitalen Größe für die Ausstellung zu bekommen. Stattdessen wird der Fisch wohl weggeworfen oder verfüttert werden, eine Schande! Wir lassen den Abend wie immer gemeinsam in der Lodge ausklingen. Wetter heute: stark bewölkt, gelegentlich Sonne, kühl, am Abend Schauer. 

Fazit des Tages: Ich habe heute drei ganz verschiedene Hucho Perryi fotografieren dürfen, eine der seltensten Fischarten der Welt, dazu einen ausgewachsenen Riesen dieser Art live gesehen. Was kann man als bescheidener Mensch noch mehr wollen?
 


Ein wahrer Traumfisch, wer möchte so einen nicht auch mal an der Fliege haben, natürlich in besserem Zustand... 130 cm / 25 kg!


Die Abendstimmung draußen ist heute so traumhaft schön, ich weiß gar nicht, welches Foto ich zuerst zeigen soll (wir haben ja auch eine Menge großartiger Hobby-Fotografen dabei, doch überzeugen Sie sich selbst...):






Donnerstag, 25.06.: Nachdem sich der Morgennebel verzogen hat, wird es sonnig, mit Anzeichen für eine ausgeprägte Schönwetterlage. Der Fluss ist nach wie vor hoch und trübe, da es laut Aussagen der Guides auch gestern den ganzen Tag in den Bergen geregnet hatte. Wir fahren daher wieder alle zum Meer. Die Brandung ist heute etwas ruhiger, aber die trüben Wassermassen des Flusses haben sich nun in der ganzen Bucht verteilt, so dass ein effektives Fischen hier eigentlich nicht aussichtsreich erscheint. Dennoch fischen alle nach Kräften und es werden einige Kontakte und Fänge von Hucho Perryi, Meeräschen, Lachsen, Groppen und Flundern gemeldet. 


Wir laufen die rund drei Kilometer nach Süden bis ans Ende der Bucht, wo ein vergessener Schrottkahn vor sich hinrostet und wo etwas weiter hinten russische Fischer mit mehreren kleinen Schiffen und Booten mit ihrer stationären Netzfischerei beschäftigt sind. Hier wird der Strand sehr steinig und liegt voller Berge mit rundgewaschenen Treibholz. Am Ende, kurz vor der hier beginnenden Steilküste, mündet ein kleiner Bach ein. Sehr idyllisch. Ich bin wieder schwer beeindruckt von der Wildheit und Schönheit dieser Küstenlandschaft. Dank Gunter bekommen wir endlich auch einen Lachs für die Küche, einen ausgesprochen großen und hochrückigen, silberblanken Fisch.


Wir fangen ausgesprochen große und starke Pink Salmon (Gorbuscha) und Kirschlachse (Sima)...

Gunter entpuppt sich als wahrer Lachs-Spezialist...

'n Bier zwischendurch ist auch nicht übel...

Nachmittags verändert sich das Wetter, es wird windig, neblig und zieht sich zu, Regenschauer kommen. Nach dem Essen fahren wir gegen 16:00 Uhr wieder zum Strand. Hier zeigt Gunter seine Meisterschaft und drillt einen Fisch nach dem anderen... Pinkys, Simas, Flundern, Hucho Perryi... Manik, Peter und ich können zunächst nur staunen, später aber auch mit eigenen Fängen nachlegen. Ich fange meinen ersten Hucho Perryi, einen Jüngling von ca. 50 cm, später eine Flunder, welche die pinkfarbene Lachsfliegen mit ihrem kleinen Maul voll nahm, eine furchterregend aussehende Groppe, einen Lachs-Drillaussteiger und schließlich eine Barbe. Mit den Meeräschenschuppen, die hin und wieder am Haken sind, wären das sechs verschiedene Fischarten, einfach Klasse! Peter fängt heute nur Barben, aber davon eine ganze Menge, und Manik nur Flundern...

Ich hab' einen - hurra !!!

Lachsfliege voll genommen... Hierfür ist das Gerät wohl ein bissel überdimensioniert...

Später kommen die anderen aus unserer Gruppe dazu, sowie 6 Russen aus dem anderem Camp, auf einmal sind da 15 Fischer auf engen Raum im Wasser. So etwas wollten wir hier eigentlich nicht erleben – aber man kann es nur mit Humor nehmen:  Massenandrang am Nordjapanischen Meer, auf 100 Meter Strand, und alle werfen Fliegen und Blech ins braune, flache und aufgewühlte Wasser neben der Flussmündung. Es ist nun wohl der am besten abgefischte Bereich des japanischen Meeres ;-). Auch unsere Gruppe 1 hat mindestens drei Hucho Perryi Fänge und andere Fischkontakte vorzuweisen. Eigentlich sehr gute Resultate für einen Tag am Meer mit derart trüben Wasserverhältnissen. Abends gewittrige Schauer und Ausklingen in der Lodge.

Gunter mit Hucho =>


Fazit des Tages: Das nordjapanische Meer bietet phantastische Aussichten zum Küstenfliegenfischen auf Hucho Perryi und andere interessante Fischarten, zu manchen Jahreszeiten auch auf Kundscha‘s! Gar nicht auszudenken, wie gut die Fischerei bei klarem Wasser sein könnte...

Freitag, 26.06.: Dicker Nebel empfängt uns heute morgen. Da der Koppi immer noch hoch und trübe dahinfließt, ist aus reiner Verzweiflung ein weiterer Tag Meeresfischen angesagt. Wir fangen alle wieder diverse Fische, Manik u.a. seinen ersten Hucho Perryi. Nach dem Mittagessen und meinem großen Strandfeuer vergeht der Tag rasch. Am späten Nachmittag kommt für wenige Augenblicke die Sonne durch, dann schwappt der Nebel wieder zusammen und bringt uns novemberhafte, feuchte Kälte.

Unten: Voller Einsatz im Meer | Manik im Drill... und freudig mit Lachs...





Heinz kämpft schon wieder mit den Elementen - aber diesmal auch mit einem Fisch... oder ist es doch ein Baum ?

... nein, es ist ein Lachs. Auf Biegen und Brechen...

So was schönes gibt's in Hessen nicht, stimmt's Peter ?

Die Küchenversorgung ist wieder gesichert...

... nur ein kleines Feuerchen...


Holz liegt ja mehr als reichlich herum...

Brrrrr.... | Man sagt, man kann sie auch essen ...


Manik mit Hucho...

Schon wieder so'ne Flunder... die sind vielleicht was bissig...


Vor der Sauna im Camp gibt es manchmal kurz die Möglichkeit, Handy-Netz zu bekommen. Ich versuche das seit fünf Tagen – ohne Erfolg. So muss meine Liebste zu Hause auf den erhofften Anruf weiter warten. Lassen den Abend wie immer gemütlich mit Essen und diversen Heiß- und Kalt-Getränken in der Lodge ausklingen. 
Fazit / Erkenntnis des Tages: Ein Glück, dass wir so nahe am Meer wohnen...


Samstag, 27.06.: Wieder empfängt uns der Morgen mit dicker Nebelsuppe. Der Fluss ist ein kleines Stück gefallen, auch eine Idee klarer geworden, aber wir geben ihm noch Zeit. Der heutige Plan lautet, mit dem großen Boot ein Stück die Küste entlang zu fahren, um noch nicht vom Fluss eingetrübtes Wasser zum Befischen zu finden. Also alle Mann (und Olga) hinein ins Boot, den Fluss hinunter und einige Kilometer die wild zerklüftete Küste entlang nach Süden. Das Schiff ist mit zwei je 200 PS Yamaha-Motoren mehr als gut bestückt, auch ohne "volle Kraft" macht es unwahrscheinlich Druck. Feine Sache...
Es war vereinbart, das Sergej mit dem Schlauchboot zu uns stößt, um uns an Land zu bringen. Denn ohne Schlauchboot kein Landgang. Nach einer Stunde Irrfahrt bricht unser Bootsmann Boris die Suche ab und fährt ins Camp zurück. Das nennt man erstklassige russische Koordination, zumal im Camp drei Handsprechfunkgeräte liegen... Da liegen sie gut. Wir sind fast wieder am Camp, da kommt uns Sergej doch noch entgegen, von flussaufwärts. Er hatte uns auch gesucht und war dann ohne Ergebnis ins Camp zurück gekehrt. Nach kurzem Schlagabtausch ist ja nun alles klar und wir können zum zweiten mal an der Küste entlang nach Süden schippern.



Die Küste gestaltet sich hier wild und zerklüftet, mit steilen Felsen und nur schmalen Strand-Streifen und kleinen Buchten, die oft grobsteinig sind und voller Treibholz und Tang liegen. Blasentang und Algen, wie wir sie von der Ostseeküste kennen, fehlen im Flachwasserbereich. Ab und zu sehen wir Liegeplätze von Seehunden. In einer langgestreckten Bucht, die links und rechts von Felsen begrenzt wird, gehen wir an Land. Auch hier befindet sich im südlichen Teil der Bucht ein langes Stellnetz zum Lachsfang. Olga und die Guides haben die „mobile Küche“ mitgebracht, schließlich soll es heute Mittag Fischsuppe geben – direkt am Strand gekocht und heiß eingenommen. In Ufernähe ziehen immer wieder kleine Lachs-Trupps vorbei und es gibt riesige Mengen an Meeräschen. Den einzigen Lachs des Vormittages fange ich in der nördlichen Bucht, einen 3-4 Kilogramm schweren, ganz blanken und mit Meerläusen behafteten Fisch. Damit ist auch die Fischsuppe gerettet. Auch die dicken Monster-Groppen beißen wieder. Das ist ziemlich lustig: man führt die Fliege in kleinen Rucken über den Grund. Urplötzlich tut sich ein Loch auf und die Fliege verschwindet....


die neue Bucht des Tages...

Fischsuppe ist hiermit gesichert...


die "Kleinen" finden wir am Strand, die "Großen" bekommen wir abends zu essen...

imposante Zeichnung...

... und fast mehr Maul als Fisch...


die Kombüse dampft schon...

und das sind die leckeren Zutaten...

gegart über dem Strandholz-Feuer und ... gekocht und serviert von Olga...

Einfach köstlich!

Nach dem Essen befischen Stefan, Peter und ich den südlichen Teil der Bucht, auch um das Stellnetz herum. In diesem Bereich stellen wir Unmengen von Fisch fest. Riesige Schwärme von Meeräschen, die manchmal völlig apathisch umherschwimmen und immer wieder Trupps von schnell und oftmals direkt am Ufer vorbei ziehenden Lachsen, absolut aufregend! Um das Netz herum sind mindestens acht Seehunde auf der Jagd. Später kommt ein kleines Fischerboot, um die Netze zu kontrollieren, die Fischer kommen mit vorgehaltenem Gewehr und vertreiben die Seehunde mit einem lauten Schuss. Trotz großer Bemühungen und dem sichtbaren Vorhandensein vieler Fische, gelingt es uns nur selten, einen Lachs oder eine Meeräsche zum Anbiss zu bewegen. Irgendwie haben die Fische Panik, eine Ursache könnte das Vorhandensein des Netzes sein, welches als Ufersperre für die Fische wirkt. Oder die ständige Präsenz der Seehunde. Außenhaker passieren allerdings auch. Dann geht die Post ab, besonders wenn es einer der kampfstarken, meeresfrischen Lachse in bester Kondition ist. Die Meeräschen hingegen kämpfen eher schlapp, ganz entgegen der enormen Kampfkraft, die man den Meeräschen in der Ostsee nachsagt. Allerdings beißen die Meeräschen hier aktiv auf eingestrippte Fliegen... aber nicht immer... Stefan erzählt später, dass er einen großen Kundzha von ca. 85 cm hinten bei den Felsen gefangen und einen weiteren beim Rauben am Netz gesehen hat. Es gibt sie also doch! 

der Bacheinlauf zieht die Fische irgendwie magisch an...

jaaaaaa.....


Gunter hat auch wieder zugeschlagen... das sieht tatsächlich doch aus wie ein... (*)

Gegen 18:00 Uhr lassen wir uns von Sergej zurück an die Koppi-Mündung bringen. Hier herrscht heute fast gar kein Wellengang und ich darf meinen zweiten Hucho Perryi fangen, den ich aufgrund eigener Dämlichkeit leider abreiße. Auch die Barben beißen wieder, nicht jedoch die aufsteigenden Lachse. Diese ziehen gelegentlich kurz vor den Füßen vorbei oder buckeln und springen in voller Länge aus dem Wasser, ignorieren jedoch alle angebotenen Fliegen. Erkenntnis des Tages: Das nordjapanische Meer ist unheimlich fischreich!


ein neuer Tag bricht an...


Sonntag, 28.06.: 05:30 Uhr sieht es gut aus Draußen, ein schöner Morgen mit Morgenrot bricht an. Beim späteren Aufstehen kurz vor Acht sieht die Lage anders aus – wieder bedeckt und Nebel. Während eine Gruppe den immer noch hohen und angetrübten Koppi anschauen und evtl. befischen will, beschließen Stefan, Heinz, Peter und ich, wieder ans Meer zu fahren. Sergej bringt uns in Schlauchboot an verschiedene Buchten, einige Kilometer südwärts die Küste hinunter. Auch an unserer neuen, von zackigen Felsen eingerahmten, steinigen Bucht mit klarem Wasser gibt es größere Meeräschenschwärme und ziehende Lachse. Während ich gleich zu Beginn einen dicken, blanken Lachs für die Küche abliefern kann, bleibt der Rest des Vormittages und des frühen Nachmittags für Peter und mich fischkontaktfrei. 




Stefan und Heinz stoßen zur Mittagsrast aus der Nachbarbucht zu uns, anschließend versenkt der fischwütige Heinz seinen Zweihand-Schusskopf für immer & ewig und wir anderen erklimmen einen Felsen, um von oben eine Fotoaussicht auf einen Liegeplatz von 20 bis 30 Seehunden zu erlangen. 
Die aus guten Gründen scheuen Tiere erspähen uns schnell und verschwinden fast ebenso schnell, um uns anschließend aus sicherer Entfernung misstrauisch zu beäugen. Für einige Fotos reicht es jedoch. 
Verblüffend ist, dass die karge Vegetation auf den Küsten-Felsen auf engen Raum doch mindestens sechs oder mehr verschiedene Blumenarten aufweist.







Wir fahren zurück an die Mündung. Es ist kurz nach 16:00 Uhr, die Flut läuft auf und ich kann kurz nacheinander tatsächlich drei Hucho Perryi von ca. 67, 60 und 50 cm auf einen Tungsten beschwerten schwarzen Woolly Bugger der Fa. WURM fangen, dazu eine Barbe, eine Flunder und eine Groppe – eine Klasse Mischung! Auch die anderen Fische haben den großen Bugger voll genommen. Peter hatte heute noch keinen Fischkontakt und man merkt ihm eine leichte Frustration an, obwohl er ja sonst über solch niederen Gefühle erhaben ist. Ich fische mich langsam in die Flussmündung sowie weiter flussaufwärts und kann immer wieder einzelne hereinziehende Lachse sehen. Unterhalb des unteren Camps stehen zwei kleine Stellnetze im Wasser. Immer wieder gibt es dort Krawall, wenn ein Lachs beim aufwärts ziehen auf das Netz stößt und mit lautem Geplansche versucht, einen Durchgang zu finden, was den Fischen zumindest hier wegen dem schadhaften Netz meist gelingt. Ein Seehund ist stets in der Nähe und wartet auf seine Chance. Zurück bei Peter hat dieser einen schönen Kirschlachs gefangen und ist wieder gut drauf, ein Glück. Der Abend klingt wieder gesellig in der Lodge aus. Alle hatten einen guten Tag und haben schöne Fische gefangen. Es ist jedoch festzustellen, dass das abendliche Durchhaltevermögen beim "Gelage" täglich sinkt: heute sind bis auf vier Mann gegen 22:30 Uhr schon alle verschwunden. Erkenntnis des Tages: Das Meer hat uns wieder einmal den Tag gerettet. Und: Wie gut, dass manchmal ein einziger Fisch ausreicht, um die Gemütsverfassung eines Menschen um 180° zu drehen. Zum Guten natürlich :-)))

der so genannte "Möven-Baum"... ;-)



Alle Hucho Perryi's werden schonend zurück gesetzt - auf das sie groß und stark werden...



Montag, 29.06.: Nach einer regenreichen Nacht begrüßt uns ein diesiger Tag mit leichtem Nieselregen. Also mal wieder alle dicken Sachen anziehen, die zur Verfügung stehen. Zum Frühstück gibt es heute Grießbrei-Kascha mit Butter, Marmelade und kleingeschnittenen Birnen – das kommt gut am Morgen und gibt Kraft für den Tag. Während die Hauptgruppe wieder ans Meer zum Fischen fährt, beschließe ich, heute Vormittag am „Home Pool“, gleich oberhalb der Lodge zu bleiben und zu fischen. Hier ziehen immer wieder einzelne, frische Lachse im flachen Wasser durch, unübersehbar durch Schwalle, dicke Bugwellen, Buckeln und Herausschauen der Fische. Nach kurzer Zeit fange ich einen blanken Lachs für die Küche. Weitere Lachse zeigen sich im 5 bis 10 Minutentakt, sind aber nicht zu fangen. Später bringt unsere Köchin einen Hucho Perryi von rund 15 Kilogramm Gewicht und 1,10 Meter Länge an den Bootssteg, um das Fleisch für ihre Mutter zu verarbeiten. Der ziemlich angeschlagene Fisch mit zahlreichen Bissverletzungen durch Artgenossen war bei Fischern im Netz hängengeblieben und entweder vorher schon tot oder dort verendet, das Fleisch ist aber noch verwertbar. Mordsfische hat dieser Fluss – Mann oh Mann... Fotografieren darf ich den Fisch leider nicht. 

Oben: die gibt's auch, 
aber in überschaubarer Anzahl...


Fischen im "Home-Pool"...

Später will ich mit Stefan und Sergej flussaufwärts fahren, um eine Stelle zu finden, wo die Lachse kurz ruhen und deshalb vielleicht besser beißen. Das Wasser wird immer trüber, je weiter wir den Fluss hinauf fahren, deshalb brechen wir den Versuch bald ab. Auf der Rückfahrt finden wir jedoch an einer Landspitze auf der anderen Flussseite eine Stelle, an der sich Lachse zeigen. Dort fischen wir ein halbes Stündchen, ich fange einen schönen Lachs und meinen sechsten Hucho Perryi, mitten im krautigen und schlammigen Flachwasser... und wieder auf eine pinkfarbene Lachsfliege.


Nach dem Mittagessen begeben wir uns wieder ans Meer. Hier hatte die Vormittagsgruppe ordentliche Fänge zu verbuchen. Die kräftige Brandung ist wieder da und es herrscht eine recht turbulente See. Neben den hohen Wellen, die einem ständig gegen die Kniescheiben (und andere Körperteile) schlagen, bilden sich regelrechte Strömungsrinnen und schaumbedeckte, größere Wasserflächen, in denen wir alle unsere Fische fangen. 
Ich fange meinen siebten Hucho Perryi, zwei schöne Lachse, eine Flunder und eine Meeräsche. Peter, unser Sima-König, landet u.a. einen weiteren Fisch dieser Art. Auch bei allen anderen läuft es gut.

Unser Camp-Hund ist fast immer und überall mit dabei. Übrigens ein ganz toller, sehr aufmerksamer und bestens erzogener Kerl !!! Er weiß auch immer genau, wenn noch nicht alle Mann im Camp zurück sind. Dann sitzt er ganz vorn am Bootsanlegesteg und wartet.




da ist doch schon wieder was Lebendiges am Leinenende....

aha - ein Baby Perryi...

Heinz mit dickem "Küchenlachs"... d

schöner Pinky...

was für ein Brummer...

und es wird wieder Abend...


Abends haben wir dann noch ein unvergessliches Highlight ganz besonderer Art: wir sind bei Sergej und seiner Tochter zum Abendessen eingeladen. Aber nur zwei bis drei Leute, da Sergej’s Haus sehr klein ist. Also fahren Stefan, Peter und ich kurz nach 20:00 Uhr ein paar Hundert Meter flussabwärts zu Sergej’s Haus. Uns erwartet ein netter Gastgeber mit einer noch netteren Tochter anfang 30, ein absolut schmackhaftes Abendessen aus gebackenen Lachs, Sima-Kaviar, eingelegten Räucherlachs-Happen, speziellem Algen-Gemüse etc.. Sergej’s Haus kann man als „rustikale Einraumwohnung“ bezeichnen, in dem hölzernen Raum ist alles zum Leben vorhanden, was man braucht: 2 Betten, ein Ofen, Tisch und Sessel, ein kleines "Büro", ein Gasherd, eine Spüle und eine Waschgelegenheit. Strom liefert ein Generator. Für's echte Leben unnötige Dinge wie Fernseher oder PC sind nicht vorhanden. Dank Stefan als Übersetzer erwartet uns ein interessantes Gespräch, über die Jagd, die Fischerei, soziale und politische Verhältnisse in der Region und das Leben von Sergej und seiner Tochter Natascha mit ihrer natürlichen, frischen Art. Sergej ist einer der wenigen Menschen, die ganzjährig hier leben. Da er nur eine Mini-Rente vom Staat bekommt, ist er im Grunde auf jeden Hinzuverdienst angewiesen. In diesem Jahr arbeitet er als Boots-Guide im Angelcamp. Daneben ist er aktiver Jäger, besitzt einige Zuchtpferde („Speisepferde“) und versteht es, Fisch zu ganz hervorragenden Delikatessen zu verarbeiten. Neben einer Menge weiterer, interessanter Dinge erfahren wir auch, dass man Bären an einem Futterplatz gezielt anfüttern kann, um sie zu beobachten und dass in den Dörfern in der Nähe alle paar Jahre wieder mal ein Amur-Tiger auftaucht. Die Tiere reißen die Hunde und werden dann in der Regel von Einheimischen abgeschossen. Auch in der Bucht am Meer, in welcher wir gefischt haben, hat Sergej früher schon Tigerspuren gefunden.

bei Sergej und Natascha

Später schauen wir uns Bilder eines ausgewachsenen Hucho Perryi vom letztem Jahr (Mai 2008) an: der ungeheuer gewaltige, kugelrunde Fisch wog 40 Kilogramm und maß 1,60 cm. Sergej kann uns auch sagen, wann und wo sich welche Fische im Koppi befinden. Uns wird schnell klar, dass wir in Sergej einen der besten und erfahrensten Kenner dieses Gebietes vor uns haben. Diese wichtige Erkenntnis nehmen wir in der Nacht mit uns, als uns Sergej in völliger Dunkelheit den Fluss hinauf zurück ins Camp bringt. Erkenntnis des Tages (und die vielleicht wichtigste der Reise): Einladungen der einheimischen Guides sind – egal wo auf dieser Erde – immer hoch interessant und daher anzunehmen.

Schlechtes Foto, da im Dämmerlicht von Papierfoto abfotografiert - aber ein Wahnsinnsfisch!!!

Dienstag, 30.06.:
Der Regen hat uns wieder und es schüttet wie aus Kannen. Der letzte Fischtag unserer Reise ist angebrochen. Wir haben gestern mit Sergej vereinbart, heute etwas zu trollen, also tief zu schleppen mit großen Wobblern. Ungefähr zwei Stunden fahren wir zu viert langsam den immer noch (oder wieder) trüben Fluss hinauf und herunter und schleppen dabei drei dicke Rappalas in unterschiedlichen Tiefen. Der Erfolg bleibt jedoch aus, eigentlich auch kein Wunder bei der trüben Suppe, denke ich. Nach dem Mittagessen beschließe ich, den Trip für mich allein und in aller Ruhe ausklingen zu lassen. Ich bitte Sergej, mich wieder an der Landspitze oberhalb am gegenüberliegenden Ufer auszusetzen und mich nach drei Stunden wieder abzuholen. Hier ist es trotz Regen herrlich: großartige Natur, mit einem tollen Rundumblick flussauf- und flussabwärts. Hereinziehende Lachse zeigen sich im Fünfminutentakt und beim Anwerfen mit bunten Lachsfliegen gelegentlich auch Interesse. Es ist eine anstrengende und doch spannende Fischerei, denn im Grunde kann bei jedem Wurf ein dicker Lachs einsteigen - und dann geht die Post ab. Was in diesen drei Stunden auch drei mal passiert, Super-Klasse! Die besten Erfolge habe ich schließlich mit einer kleinen, 10er Pinky-Nymphe. Die drei blanken Lachse nehme ich für Sergej mit, der mich exakt zur vereinbarten Zeit abholt. Absolut zuverlässig, der Mann! 

Unser Camp einmal aus anderer Perspektive... Man sieht deutlich, dass die Sauna schon angeheizt wird...

Einer der letzten Lachse dieser Reise. Auf Nymphe!

Bei einigen, letzten Würfen im Homepool bekomme ich noch zwei weitere Lachse, dann mache ich Platz für Heinz, der gesehen hat, das ich Fische fange und nun hinter mir vorbei durchs Wasser platscht... Heute ist der letzte Abend im Camp, an dem die gesamte Gruppe eigentlich komplett zusammensitzen sollte, um den weiteren Reiseablauf zu besprechen, die Trinkgelder für die Crew festzulegen, diese einsammelt und gemeinsam mit allen Camp-Leuten eine gelungene Tour und den Abschied feiert. Stefan fuhr allerdings 18:00 Uhr mit Sergej zur zweiten Trolling-Runde hinaus und ist noch unterwegs, erst nach 22:00 Uhr kommen sie zurück. Dennoch war die Trolling-Tour erfolgreich: es konnten ein Hucho Perryi von etwa 1 Meter und einer von 50 cm Länge gefangen werden, außerdem ging ein großer, auf 1,30 Meter geschätzter Fisch im Drill im Treibholz verloren. Nun aber wird gefeiert und gesungen bis kurz vor eins. Mein Schnupfen ist heute voll ausgereift und macht mir ordentlich zu schaffen. Erkenntnis des Tages: Fünf blanke, hart erkämpfte, wunderschöne Lachse können mehr Erfüllung und Zufriedenheit für einen Tag verschaffen, als 50 Lachsdrills am Band...

Einige Camp-Eindrücke:   Waschhaus & Sauna Toilette
... mit WC ! Freiwaschgelegenheit mit tollem Ausblick
Schlafsaal im Obergeschoss Schlafraum Parterre

Blick in die Küche dito...
Waschhaus und Sauna dito...
Restaurant eine der sehr leckeren, täglichen Vorsuppen...

Steg / Stillleben mit Lachs... Das heimliche Motto dieser Reise ?

Mittwoch, 01.06.: Nach einer regenreichen Nacht regnet es auch am Abreisetag weiter. Ein "wunderbares" Wetter für eine gut dreistündige Bootsfahrt den hochwassertrüben Koppi hinauf. Aufbruch, Verabschiedung und Gepäckverladung verlaufen problemlos. Wir reisen in Watklamotten und haben darunter noch alles angezogen, was verfügbar ist. Dennoch kriecht die feuchte Kälte irgendwann durch. Während der nicht enden wollenden Fahrt zeigt uns der Fluss eindrucksvoll, welche Naturgewalten das kürzliche Hochwasser hier entfesselt hat. Riesige Bäume wurden umgeworfen und zu Kleinholz gemacht oder liegen als Baumleichen zerstückelt am Ufer oder mitten im Fluss herum. Neue Seitenarme sind entstanden.

eine nicht ungefährliche Flussfahrt...


Wir meistern auch diese, auf dem hochwassergetrübten Fluss nicht ungefährliche Fahrt ohne Probleme und werden nach dem Umziehen und einen kleinen Imbiss in drei geräumigen Jeeps nach Vanino gefahren. In diesen Autos ist die Fahrt über die Holperpiste wesentlich angenehmer als in den Kisten auf der Hintour. Nach zwei Stunden werden wir zum Zwischenaufenthalt und zum Essen und Trinken in einen ehemaligen Nachtclub eingeladen, zu dem offenbar noch weitere Gewerbezweige gehören... Es wird kräftig aufgetafelt und eingeschenkt und obwohl mehr als genug Zeit ist, verpassen wir fast den rechtzeitigen Aufbruch zum Bahnhof, denn bis dahin haben wir noch eine Stunde Fahrzeit vor uns. Also wird schließlich gerast, was das Zeug hält, um den 18:15 Uhr abfahrenden Zug zu erreichen. Wir schaffen es gerade so, nicht aber das Auto mit unserem Gepäck. Wieder mal. Das Zugpersonal lässt sich auf keine Verhandlungen ein, der Zug muss absolut pünktlich losfahren, und entweder wir steigen jetzt ein, ohne Gepäck oder bleiben draußen und warten auf den nächsten Zug (am nächsten Tag ?). Keine große Auswahl, also einsteigen. Da der Zug jedoch ein Bummelzug ist, holt uns das Gepäckauto bereits an der nächsten Station ein und der Abend ist wieder gerettet. Die engen Quartiere werden bezogen und nach kurzem Schwatz und einem „Feierabendbier“ versucht jeder, ein paar Mützen Schlaf zu bekommen. Zugabe: Ich lerne endlich, wie man in den engen Zugtoiletten richtig Wasser aus dem Hahn bekommt (danke Peter). Erkenntnis des Tages: Lass niemals Dein Handgepäck zurück, wenn es in einen anderen Fahrzeug reist als du selbst...



müde Krieger...

Donnerstag, 02.06.: Kurz vor fünf Uhr heißt es „raus aus den Federn“, denn wir kommen in Kürze an dem gleichen abgelegenen Bahnhof an, der uns schon von der Hinfahrt her bekannt ist. Es herrscht noch Halbdunkel, als wir den Zug verlassen und dieser langsam aus dem Bahnhof rollt. Alles klar – nur von unserem Fahrer nebst Bus keine Spur... In aller Verzweiflung riecht ein örtlicher Taxifahrer seine große Chance und versucht uns klarzumachen, das wir alle 10 Leute plus Gepäck in sein Fahrzeug passen würden. „Müssen probieren...“. Nee - besser nicht. Schließlich taucht unser Fahrer auf. Ein Missverständnis – er hat auf der anderen Seite des Bahnhofes gewartet... Alles wird gut. Nach fünfstündiger Busfahrt – diesmal ohne Reifenpanne – und einer Frühstückspause kommen wir gegen Mittag in Khabarowsk an und beziehen unser schön zentral am großen Platz gelegenes Hotel. Wetter: sonnig und sehr warm. Nachmittags ist Stadtrundgang und langweilen angesagt... Die Mädels in Khabarowsk sind immer noch eine Augenweide und auf dem zentralen Platz löst eine Hochzeitsgesellschaft die andere ab, hier ist immer was los. Wir gönnen uns eine kleine Amur-Flussfahrt, viel gibt es dabei aber nicht zu sehen, es wird daher eher eine Schlaf-Fahrt. Wie schon in früheren Jahren schlägt mir das feuchtwarme Klima in dieser Stadt schwer auf den Kreislauf, die Erkältung tut ihr übriges dazu. Zum Abendessen um acht entführt uns Olga in eine Brauerei mit zweistöckiger Gaststätte. Die reservierten Plätze stehen nicht zur Verfügung – Russland eben – aber wir bekommen andere Plätze, oben im Rauchersalon. Die Musik ist (zu) laut, das Essen aber gut und günstig und das Bier kühl und lecker, nachdem es endlich da ist. Nach einer nächtlichen Runde über den Zentralplatz und einem Abschlussbier aus der Dose geht es ins Bett.

Einige Eindrücke aus Khabarowsk:





unser Hotel...

tolle Aussichten...

am Amur...

eine dufte Truppe...

Amur-Kreuzer...





Freitag, 03.06.: Heute soll es nun in Richtung Heimat gehen. Nach Frühstück und Auschecken starten wir 09:40 Uhr mit dem Bus in Richtung Zentralmarkt. In einem riesigen Gebäude sind zahllose Stände untergebracht, an denen Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse und viele andere Dinge meist von adrett bekittelten Damen feilgeboten werden. Lippenstift und Spiegel sind immer griffbereit :-). Diese Markthalle ist wirklich ein Erlebnis und bei weitem nicht nur die halbe Stunde wert, die uns heute dafür zur Verfügung gestellt wird, sehr schade... Zu mehr als zwei Fotos komme ich leider nicht, dann untersagen uns die Sicherheitsleute das Fotografieren. Russland eben... Auch im Außenbereich um die Halle gibt es hunderte von Ständen mit Gemüse, Blumen, Gewürzen, Trockenfrüchten, Bekleidung, Eisenwaren, Fischereibedarf etc. etc. Die Fahrt geht weiter und wir treffen bereits kurz vor Mittag am Flughafen ein. Unser Flug nach Moskau geht erst 14:15 Uhr ab, deshalb bleibt eine Menge Zeit. Anschließend Verabschiedung von Olga, planmäßiger Flug über achteinhalb Stunden, Eintreffen in Moskau Scheremetjewo 1. 15:35 Uhr Ortszeit, Bustransfer vom nationalen Flughafen Scheremetjewo 1 zum internationalen Flughafen Scheremetjewo 2 und den Nachmittag mit viel Warten verbringen, da die Weiterflüge nach Frankfurt, München und Schönefeld erst am späten Abend abgehen. Verabschiedung, alles klappt reibungslos, komme nach zweieinhalb Stunden Flug im Airbus gegen 23:00 Uhr wieder in Berlin Schönefeld an, Transfer zum Parkplatz, Übernachtung im Etap-Hotel. Am Sonnabend, 04.07., problemlose Heimfahrt in 2 Sunden, 20 Minuten.

in der riesigen Markthalle...



Zusammenfassung: Insgesamt war die Reise zwar für uns nicht optimal gelaufen und mitunter strapaziös - aber wunderbar! Wer in die Wildnis und zum Fischen an einem naturbelassenen Fluss aufbricht, weiß von vornherein, dass eine solche Reise natürlich stark wetterabhängig ist. Für Dauerregen, Hochwasser und sonstige Naturereignisse kann niemand etwas – es muss einfach einkalkuliert werden, dass die Reise aufgrund ungünstiger Wetterverhältnisse auch komplett in die Hose gehen kann. Wir haben den eigentlich großartigen Koppi selbst leider nur ansatzweise befischen können und unsere fischereiliche Rettung war die Nähe des Camps zum Meer und die Möglichkeit, dort zu fischen, ganz klare Sache. Ansonsten hätten wir die Reise wohl abbrechen müssen. Die dennoch gute Stimmung in unserer neunköpfigen Gruppe lag sicher auch daran, dass sie aus durchweg angelreiseerfahrenen Leuten bestand und dass die Angelmöglichkeit im Meer sich als recht gut erwies. Denn das Meer hat uns eine überraschend gute Fliegenfischerei 
beschert - mit zehn, teilweise seltenen Fischarten - Hucho Perryi, Sima, Gorbuscha, Kundzha, Dolly's, Meeräschen, Barben, Groppen, Flundern und Äschen. Im Schnitt hat jeder unserer 9-köpfigen Fliegenfischer-Gruppe in den 10 Angeltagen neben vielen anderen Fischen auch 5 bis 10 Hucho Perryi gefangen, meist im Meer. Die Längen betrugen meist zwischen 50 und 90 cm, mindestens 2 metrige Fische waren auch dabei. Der Nachwuchsbestand scheint also nicht schlecht zu sein. Momentan scheint es so, dass man am Koppi noch manchen guten Fang machen kann. Nicht die Fischerei(güte) scheint rückläufig, sondern eher der Besuch durch Fischergäste. Russische Gäste kommen nicht oft, die Japaner boykottieren derzeit wegen den schikanösen Verwaltungs-Quereleien und Fern-Touristen wie wir sind selten. Warum das wahrscheinlich auch so bleiben wird, dass können Sie sich anhand meiner Reisebeschreibungen selbst zusammenreimen. Wir waren erst die zweite Gruppe in diesem Jahr und vermutlich für Monate die letzte. Das Hauptproblem liegt in der Größe des Flusses (über 200 Kilometer), seiner Abgeschiedenheit und seiner schweren, durchs Wetter bestimmten Erreichbarkeit und Fischbarkeit. Ist natürlich gut für die Fische, bzw. für das Überleben derselben. Die russischen Angler schlagen immer noch jeden Huchen von über einen Meter als Trophäe tot, furchtbar! Die Huchen stehen zu verschiedenen Monaten an verschiedenen Abschnitten des Flusses, oft ist es schwer, genau zu sagen, wo und wann, auch für die Locals. Im Herbst kommt es zu einem Laichaufstieg, über den Winter bleiben die Fische in verschiedenen Bereichen im Flusslauf und über den (Früh-)Sommer wandern sie wieder Richtung Meer und in die unteren Fluss-Teile (deshalb unser Termin dort). Ein Teil der Fische bleibt aber immer im Fluss und ein Teil immer im Meer. Auch die stets dort lebenden Fische im Mündungsbereich wären zu erwähnen - auch mitunter wahre Riesen. Und nicht zu vergessen die Kundzha-Fischerei im Mündungsgebiet und im Meer. Insgesamt birgt die Region ein hohes "Sucht"-Potential. Die Lage des Camps ist eine strategisch geschickte Lösung, denn bei Hochwasser abgesoffene Camps, aus denen Leute evakuiert werden müssen, sind ja leider nichts unbekanntes. Das kann hier nicht passieren. Von der Versorgung und der Nutzung der Möglichkeiten haben die Veranstalter und die Leute im Camp ihr bestes getan – ein großes Kompliment, auch und ganz besonders an die Küche! Wir wissen jetzt auch, dass die Art unserer An- und Abreise im Grunde das Optimum für eine auf den Tag genau durchführbare Logistik bei jedem Wetter darstellt. Alle anderen Varianten – mit dem Heli, bzw. mit einer neuen örtlichen Fluglinie mit kleinen, alten Maschinen bergen hohe Nebenkosten und (nicht nur) wetterbedingte Unsicherheitsfaktoren. Bei dem während unseres Aufenthaltes vorherrschenden Wetter hätten höchstwahrscheinlich gar keine Flüge stattgefunden...

Russlandreisen – einfach gemacht: Wohl eher nicht - das wird wohl immer im gewissen Umfang kompliziert bleiben. Während auf dem Lande eine tolle Gastfreundschaft herrscht und völlig normal ist, scheint man in den Städten, auf Ämtern, Flughäfen etc. von so etwas wie dem "Service-Gedanken" auch heute noch nicht viel zu halten. Touristen? Ach geh' fort... Überwachung, Registratur, Verbote und "Untätigkeit ohne entsprechende Schmiermittel" scheinen weiterhin normal zu sein und zu bleiben, wir bekamen dies wieder deutlich zu spüren. Deshalb geht für Normalreisende ohne große Russischkenntnisse ohne einen erfahrenen Reisepartner/Veranstalter im fernen Osten eigentlich nur wenig. Russlandreisende benötigen ein Touristen-Visum, Infos dazu hier: Visadienst.de. Alle unsere Flüge erfolgten mit Linienflügen. Zahlungsmittel ist der Rubel, er kann am besten in Russland an Automaten und Banken abgehoben oder umgetauscht werden. Vor Ort kümmerte sich der durchführende Reiseveranstalter um alle Abläufe und stellte uns mit Olga eine ständige, kompetente Reisebegleitung zur Verfügung. Der Verwaltungsbezirk Khabarowsk ist der größte in der russischen Förderation. Das riesige, jedoch fast menschenleere Gebiet besitzt eine Nord-Süd- Ausdehnung von mehr als 1800 Kilometern. Unzählige Flüsse mit unterschiedlichsten Fischarten sind vorhanden, eine Vielzahl von ihnen kann unter Nutzung der örtlichen, darauf spezialisierten Reiseveranstalter befischt werden. Andere wiederum sind so abgelegen, dass sich so gut wie niemals jemand dahin verirrt. Das Tourist-Department von Khabarowsk hat eine spezielle Landkarte und Touristen-Info in englischer Sprache herausgegeben, die einen kleinen, aber guten Überblick bietet (erhältlich bei den Reiseveranstaltern vor Ort). Außerdem gibt es detailliertes Kartenmaterial (in russisch) im Buchhandel vor Ort, z.B. in Khabarowsk. Das Gesamt-Reise-Budget für eine Tour, wie wir sie gemacht haben, muss pro Person mit rd. 4000 EURO angesetzt werden und ist natürlich immer abhängig von der Anzahl der Teilnehmer und den gewählten Transportmitteln. 
Reise-Organisation und Buchung unserer Tour: Salmon Fishing Club. Von diesem werden jedes Jahr mehrere begleitete Touren in alle Welt angeboten und durchgeführt. Ähnliche derzeit anstehende Reisen gehen z.B. nach Russland (2010, Arctic Char in Chukotka) und nach Südamerika (Riesenforellen, Januar-März 2010). Freie Plätze sind noch vorhanden. Da die Website nicht aktuell ist, hier die e-mail Adresse für Interessenten: ramakersw@planet.nl

Gebietskarten unserer Reise:
- (Karte Russland, Übersicht)
- (Verwaltungsbezirk Khabarowsk gesamt)
- (Teilkarte Khabarowsk - Ostküste / Koppi)
- (Karte Koppi Unterlauf)

Gerätetipps für‘s Fischen im Koppi: Wir verwendeten Einhand-Ruten der Klassen #8-9 und um 9 Fuß Länge. Viergeteilte Reiseruten, die mit in den Koffer passen, sind von Vorteil, wenn man kein zusätzliches Rutenrohr mitschleppen möchte. Die besten Schnüre, um im Fluss auf Tiefe zu kommen, sind Teeny TT275 bis T400 Modelle mit schnellsinkender Sinktip-Spitze (alternativ noch eine weitere, eingekürzte Leine für die flacheren Bereiche...), verschiedene Schußköpfe oder etwas in dieser Art. Im Meer und in den flachen Bereichen des Koppi reichte an vielen Tagen #8er Gerät mit einer Schwimmschnur völlig aus. Eine Fliegenrolle mit stabilem Bremssystem ist Pflicht, ca. meterlange Vorfachspitzen aus 0,35er bis 0,45er Stroft GTM geben ausreichende Sicherheitsreserven. Für die gezielte Fischerei auf große Hucho Perryi sollte man allerdings ein 0,60mm-Vorfach verwenden und Einhand-, bzw. Zweihand-Fliegenruten bis #12. 150 Meter Backing mit 30 lb (Bei H.P. besser 50 lb) Tragkraft auf der Rolle sind ebenfalls empfehlenswert und nützlich. Zweihand-Fliegenruten der Klassen #8-10 und bis 14' wurden ebenfalls erfolgreich eingesetzt. Wer die feine Äschen- und Barbenfischerei betreiben möchte, sollte auch eine #5-6er Ausrüstung nicht vergessen, mit großen Sedge-Trockenfliegen, Nymphen und kleinen Streamern. An Fliegen fängt eigentlich alles, was bunt ist und glitzert. Schön spielendes Marabou oder Polarfuchs in dunklem Pink und weiteren kräftigen Farben, mit ein wenig Flash o.ä. waren besonders fängig. Im Grunde gehen alle gängigen Pazifiklachsfliegen. Bewährt haben sich auch die beschwerten Woolly Bugger und die Huchen-Waschl der Fa. WURM, ebenso wie die großen Flash-Streamer von Exori. Alle Fliegen sollten auf stabile Edelstahlhaken gebunden werden, die beim Einsatz im Meer natürlich rostfrei bleiben sollten. An allen Haken haben wir die Widerhaken angedrückt. Für die Großhuchenfischerei kommen schwere Huchenfliegen in Betracht, damit man in Grundnähe kommt, um 15 cm lang und auf Hakengröße 2/0 bis 6/0 oder entsprechende Tuben gebunden. Für die Fluss-Fischerei in der Nacht kommen auch Mäuse, Popper etc. in Frage, da die Hucho Perriy dann an der Oberfläche jagen... Sicher eine besonders spannende Angelegenheit...


Huchen-Wascherl (Tubenfliegen) von Fa. WURM  |  Unten: Woolly Buggers mit Tungsten-Kopfbeschwerung


STROFT ist immer mit dabei! Die Maus nachts ist einen Versuch wert.



Das soll's für heute gewesen sein. Ich hoffe, mein Reisebericht war für Sie interessant und nicht zu lang. Anregungen, Lob und Kritik nehme ich gerne entgegen und für Ihre Fragen stehe ich unter dem Kontakt-Button (ganz unten rechts) ebenfalls gerne zur Verfügung.

Download des kompletten Berichtes im Druck-Format: (Hier Klicken, PDF Datei, 14,8 MB)



Ein Bericht von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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