Monats-Fliegenspezial 05/2004:

Die Köcherfliegenlarve: Vom ersten bis zum letzten Bindeschritt.

Ein Spezial von Ulli Bussmann

Die Materialien: Sand, Blätter, Schrumpfschlauch, Dachshaare,... ...Uhu-Komponenten-Kleber, Blätterstiele und als Hilfe einen Pfeifenreiniger.
Schrumpfschlauch in Köchergröße naturgetreu zuschneiden, Sandhäufchen zurecht legen.
Möglichst Sand aus dem jeweiligen Gewässer...
...verwenden. Hier Sand aus der Passer/Südtirol. Danach das eine Ende des Schrupfschlauches mit einer Flamme leicht verjüngen.
Nun den Kleber zu gleichen Teilen vermischen. Nachdem ich mir mehr Kleber auf die Finger geschmiert hatte, als auf den Schlauch, habe ich eine bessere Lösung dafür gesucht und entdeckt,  ...dass ein Pfeifenreiniger gute Hilfe leisten kann. Man führt ihn in die große Öffnung ein, hat nun die richtige Distanz zum Kleber und das Röhrchen sitzt fest auf dem Pfeifenreiniger.
Man dreht nun am Pfeifenreiniger und verteilt den... ...Kleber und den Sand gleichmäßig auf dem Röhrchen.
So kann man sich verschiedene Köcher aus unterschiedlichen Materialien bauen. Den Köcher  kann man anschließend leicht... ...mit der Dubbingnadel vom Pfeifenstopfer schieben. Nach kurzer Trockenzeit kann er weiterverarbeitet werden.
Nun kommen wir zur Larve:
Zunächst benötigen wir Kupferdraht, kleine bunte Indianer-Perlen und einen Dremel (Akku-Dreher). Die kleine Perle wird aufgefädelt, dann knicken wir eine Schlaufe, an deren Biegung die Perle mit Zeigefinger und Daumen gehalten wird. Die Gesamtlänge ist etwa 8cm. Nun spannen wir... ...beide Enden in den Dremel ein, halten die Perle schön fest und stellen den Dremel an, bitte auf die kleinste Stufe. Nun kommt das kleine Wunder: der Kupferdraht reißt unmittelbar am Bohrfutter ab und Sie haben einen schönen, stabilen Grundstock zum weiteren Bearbeiten des "Werkstückes".
Wir spannen das kleine Wunderwerk in den Bindeschraubstock... ...und können mit dem Erstellen der Larve beginnen.
Wir fädeln ein Stück monofile Angelschnur ein und flammen das erste Ende mit einem Feuerzeug so lange an... ...bis eine kleine Verdickung entsteht. Dies wird die Äuglein darstellen. Das machen wir auf beiden Seiten.
Danach fädeln wir ein etwas steiferes, schwarzes Plastikstäbchen (Nature Legs) in die Perle ein, um später die Beißwerkzeuge am Kopf damit zu formen. Das machen wir mit einer angewärmten Nadel.  Vorsicht: nicht zu heiß, sonst trennt man den Strang durch. Anschließend sichern wir mit einem winzigen Tropfen Sekundenkleber den Arbeitsgang ab.
Zunächst binden wir unser fertiges Köpfchen mit dem Kupferdraht so ein, dass der Kopf zum Hakenbogen zeigt. Er sollte etwa 1cm überstehen.  Nun spannen wir ihn wieder so in den Bindestock, dass wir am Köpfchen arbeiten können. Haken:  Partridge, Streamer, Gr.8
Nun einen 5 mm langen Streifen Latex aus ein Gummihandschuh schneiden und am Hakenbogen einbinden. Nun formen wir einen kleinen Larvenkörper, der zum Schluss eine Rippung mit der Bindeseide erhält.
Nun dubben wir den Faden mit Eichhorndubbing Krystal... ...und winden einen kleinen Kragen hinter der Perle.
Jetzt kommt wieder die Injektionsnadel zum Einsatz - wie bei meiner Maifliege. Wir fädeln nun wieder das Nature Legs oder einfach eine 35er... ... geflochtene Angelschnur in den Gummikörper ein und erreichen dadurch einen guten Halt, da sich das Gummi wieder zusammen zieht.
Mit einer erwärmten Nadel knicken wir die Fäden  zu kleinen Krabbelbeinchen.
Am Ende des Larvenkörpers binden wir noch einen gelben oder grünen Dubbingstrang ein, um damit einen Abschluss am Köchergehäuse zu erreichen. Wir drehen wir den Streamerhaken wieder mit dem Öhr nach vorn in den Haken und belegen den Haken mit Latexgummi bis zu einer Dicke, bis das Köchergehäuse stramm aufgezogen werden kann.
Der Köcher wird angepasst, evtl. vor der Öffnung klebende Steinchen entfernen.  Und nun probieren wir erst einmal, ob sich der Köcher gut aufschieben läst.
Es scheint alles zu passen, die Länge des  Köchers ist so angepasst, dass das Öhr frei liegt.
Es wird der aufgebundenen Gummistrang mit Sekundenkleber benetzt und das kleine Wunderwerk ist fertiggestellt. Ich glaube, man kann es genau so leicht nachbasteln wie meine Maifliege, oder ?
Großen Erfolg hatte ich mit dieser Köcherfliegenlarve an der Passer und an der Etsch in Südtirol, aber auch in meinen heimischen Gewässern an der Leine, Söse und in kleinen Bächen wurde dieser Superhappen gern genommen. Ich führe ihn gern stromauf und lasse ihn leicht über den Grund hoppeln. Man sollte den Köder auch mal einen Moment auf dem Grund liegen lassen und ab und an mal wieder in Bewegung versetzen. Das scheint den Appetit der Schuppenträger zu vergrößern.

Links: Ulli mit einer Regenbogenforelle aus der Etsch

So meine lieben Fliegenfischerfreunde ich habe mein Versprechen gehalten und hoffe, dass es Euch gefallen hat. Im nächsten Monat werde ich das Imago der Köcherfliege präsentieren, natürlich auch wieder Schritt für Schritt an die einzelnen Arbeitsabläufe heranführen. 
Am Ende möchte ich noch auf meine Bindevideos hinweisen, ideal für den Anfänger. Erstellt wurden bisher drei Stück:
Teil 1: Werkzeugkunde
Teil 2: Materialkunde
Teil 3: Insektenkunde 
Im Anschluss an jeden Hauptteil binde ich drei verschiedene Fliegenmuster vor. Zu beziehen und bestellen bei: Fahrschule- Bussmann@t-online.de oder www.bk-FLIEGENFISCHEN.de
Noch ein kleiner Hinweis, im Fliegenfischer Forum, Rubrik "Reise und Report" können Sie etwas über meine Reisen nach Alaska und Südtirol in Bild und Text anschauen. Laufende Nummern der Berichte: 75 und 53.
Nun, liebe Fliegenfischer und Fliegenbinder, bin ich am Ende und wünsche Euch eine erfolgreiche Angel- und Bindesaison. Ich würde mich freuen, wenn Ihr beim Nachbinden meiner Fliegen Freude empfunden habt.