Zwischen Bären und Lachsen
Float-Trip auf dem Karluk River, Kodiak, vom 22.09. – 07.10.2009
Text und Bilder © Urs Wehrli

Da standen wir wieder, wir drei Freunde; diesmal am Ausfluss des Karluk-Lake auf Kodiak Island. Umgeben von sturmgepeitschten, kargen Tundra-Weiten und verschneiten Gebirgszügen, war unsere pure Lust auf das kommende Abenteuer mit beladenem Raft, guter Laune und der frischen Herbstbrise kaum zu beschreiben.
Doch fangen wir von vorne an:

Im März 2009 schmiedeten wir den Plan, zwei Herbstwochen auf der Kenai-Halbinsel zu verbringen und dort jedes Wässerchen zu befischen, was befischbar ist. Aufgrund der immer schlechter werdenden Frühlings- und Sommeraufstiege der King- und Rotlachse in Alaska, rückte der Herbst bei uns dreien für einen nächsten Alaska-Trip immer mehr in den Vordergrund. Auch die Rückmeldungen meiner Angelkollegen, welche im Juli/August diesen Jahres in Alaska unterwegs waren, bestätigten dies erneut.

Leider mussten wir dann im Mai den Plan mit der Kenai-Halbinsel aus diversen Gründen fallen lassen und uns um ein neues Reiseziel bemühen.

Reinhold Schrettl vom Alaska Fishermans Club half kurzfristig aus: Er riet uns dringend ab, um diese Jahreszeit das Festland von Alaska zu befischen, denn da wären die meisten Lachszüge bereits vorbei. Stattdessen wäre es besser, auf Kodiak auszuweichen, denn dort herrsche ein anderes Klima und die Lachse steigen teilweise später auf. Genau richtig für uns. Wir konnten zum Schluss unserer Reise am eigenen Leib erfahren, wie die Fischerei auf der Kenai-Halbinsel sich um diese Jahreszeit gestaltete – wäre nix für uns gewesen, Leichenfledderei gehört nicht zu unseren bevorzugten Freizeitvergnügen. Der Plan war schnell neu geschmiedet:

Flug via Zürich nach Anchorage und direkt weiter nach Kodiak-Island.

3 Tage Roadside-Fishing rund um Kodiak-City
7 Tage Float-Trip auf dem Karluk-River
3 Tage Roadside-Fishing rund um Kodiak-City
1 Tag Transfer von Kodiak nach Anchorage

Raft, Schlafzelte und Camp-Utensilien würden vom Alaska Fishermans Club nach Kodiak transferiert.

Kodiak hat pro km² nur 1.5 Einwohner, die Schweiz im Vergleich 184! 
Das ist doch genau nach unserem Geschmack!

Der 22. September 2009 kam und wir standen frühmorgens mit all unserem Gepäck am Flughafen Zürich/Kloten.

Eine kleine Weckaktion hatte der liebe Matthias für Rolando und mich vorbereitet: 
Beim Einchecken um 6.30 Uhr war sein Pass unauffindbar. Der Schreck war entsprechend groß. Es folgte ein Telefonat an seine Schwester, die sich umgehend auf den Weg in seine Wohnung machte um nachzusehen, ob der Pass möglicherweise noch dort liegen könnte. Notpass für USA-Einreise ist leider keine Option und das Zittern und Warten auf Schwester’s Rückruf begann. Warum auch immer, aber das Gepäckwägelchen mit Mätthu’s Gepäck verschob sich um einige Zentimeter und gab den Blick auf ein wunderschönes rotes Büchlein mit Schweizer-Kreuz frei – „Hey, Mätthu, schau mal nach unten“. Es folgten Umarmungen, Freudenschreie und skeptische Blicke der Flughafenpolizei. Der Schwester wurde Entwarnung gegeben und die Reise konnte nun definitiv beginnen und zwar hellwach.

Auf dem Domestic-Flughafen von Anchorage sahen wir den ersten Kodiak-Bären, welcher uns bereits jetzt ein gewisses Bauchkribbeln besorgte. Er war zwar ausgestopft und hinter einer dicken Glasscheibe, doch seine Größe und Masse war imposant.
OK, das muss ja ein besonders Grosser gewesen sein, sonst wäre der hier gar nicht ausgestellt!“, beruhigten wir uns...

Am Flughafen von Kodiak übernahmen wir unseren Mietwagen und fuhren in unser Quartier für die nächsten 4 Tage, dem Salmon Run Guesthouse (www.salmonrunguesthouse.com). Das Studio war sehr komfortabel und mit jedem erdenklich Nützlichem ausgestattet. 
Nach kurzem Bezug der Zimmer ging’s zurück in die Stadt, wo wir standesgemäss und traditionell für den ersten Tag in weiter Ferne die lokale Küche und Braukünste äusserst akribisch in Erfahrung brachten. Der sich anbietende Round-Trip durch die zahlreichen Bars von Kodiak City wurde jedoch gestrichen – wir wollten ja mit klarem Kopf und ruhigen Händen am nächsten Tag zu den Lachsen.
Doch bevor es zurück ins Studio ging, fuhren wir kurz an den Bushkin-River - einfach ein erstes Mal in den Fluss blicken, ein erstes Mal die Situation begutachten um ein erstes Gefühl zu bekommen. Die positiven Gefühle hielten sich dann doch in Grenzen. 
Zwei Angler trafen wir am Fluss an - der eine war für uns keine Referenz. Die Technik die er anwendete erinnerte mich mehr daran, wie ich jeweils die Flugschnur im Wasser von möglichen Verdrallungen befreie. Der andere Angler war ein "Löffeler", also ein Blechfischer. Der war sichtlich entäuscht und meinte, er warte auf die Flut. Er hätte nichts besseres zu tun, deshalb versuche er es schon jetzt. Beneidenswerter Mensch! Wann war ich das letzte mal am Wasser, weil ich nichts besseres zu tun hatte? Das ist schon lange her.
Der erste Angeltag begrüsste uns typisch für Kodiak: neblig, grau, nass und eine bitter kalte Brise prüfte unsere Windstopper das erste Mal. Scheibenkratzen am Auto ließ Vorfreude auf den heimischen Herbst erwachen. Wir gaben dem Bushkin-River, den wir am Vorabend kurz anschauten, den Vortritt. Der Bushkin ist ein ruhig fließender Fluss, schnell von Kodiak-City erreichbar und führt die Listen mit den größten Silberlachsen auf Kodiak an. Die Laichgründe der Lachse sind im See, der nicht allzu weit vom Meer entfernt ist. Oben an diesem See ist auch die Zählstation der Lachse. 
Kaum war die Autotür geöffnet, stach uns ein beißender Gestank in die Nase. Beim Hinuntersteigen zum Fluss war auch schnell klar, woher der Geruch stammte: verwesende Pink- und Rot-Lachse lagen zu hunderten im Wasser, am Ufer, in der Böschung, auf der Straße, einfach überall. Es war kein schöner Anblick, all diese Leichen zu sehen, und doch ist es der Lauf der Natur. 
Beim genaueren Blick in den Fluss schoss uns das Adrenalin umgehend durch die Adern und der Geruch war schnell vergessen: Silberlachse! Und was für welche!!! Jeder von uns hatte umgehend ein breites Grinsen im Gesicht, feuchte Hände und ein Reißen im Wurfarm. Die großen dunklen Schatten ließen uns nicht lange zögern – „Wer ist schneller am Fluss?“ - und wir servierten die am Abend zuvor bei Mack’s Tackle Shop (www.mackssportshop.com) erstandenen pinkfarbenen Streamer mit unseren 8er Ruten und schwimmenden Schnüren. Die ersten Bisse ließen nicht lange auf sich warten und die Cohos ließen uns ihre Sprungfreude und Kraft umgehend spüren. Es war fantastisch und schon jetzt hatte sich die Reise bereits ausbezahlt.
Am Nachmittag wechselten wir an den Russian-River und fanden einen Spot, der wohl den meisten anderen Fischern zu weit entfernt von der Straße ist. Es gilt in ganz Alaska das Gleiche: ein paar Schritte von der Strasse weg und man ist praktisch alleine am Fluss. Wir fingen unsere Limits (zwei Cohos/Tag/Person), fuhren in der Dunkelheit zurück ins Studio und schlugen die Wolldecken um unsere müden aber sehr zufriedenen Fischer-Seelen. Das war ja schon mal ein toller Beginn!
Am nächsten Morgen gönnten wir uns ein zünftiges Frühstück im Kings-Dinner und besuchten wiederum als erstes den Bushkin-River. 
Ui, das sah schon ganz anders aus. Die Silberlachse waren zickig und wollten nicht so recht. Es war schwierig, die Fische zum Anbiss zu verlocken. 
Gegen Nachmittag wechselten wir an den American-River, welcher voller Pinks war. Trotzdem gelang es uns, ab und zu eine Dolly Varden aus den Pinks rauszufischen, und die hatten teilweise beachtliche Größen. Die Dollies fingen wir mit leichtem Gerät und Ei-Imitationen. Silberlachse waren hier keine zu fangen und wir kehrten ohne große Beute nach Hause zurück.
Am nächsten Tag galt es einige Dinge zur Vorbereitung des anstehenden Floats zu erledigen. Wir statteten als erstes der Koniag Corporation (www.koniag.com) einen Besuch ab. Diese Firma verwaltet unter anderem das Land rund um den Karluk-Lake und –River.
Ich hatte im Vorfeld bereits mit Erin Whipple Kontakt aufgenommen und sie machte uns das Angebot, dass wir beim Start unseres Floats auf dem Karluk die gerade eben neu erstellte Blockhütte am Karluk-Lake benützen könnten. Zudem sei sie selbst die Woche während unseres Floats auch am Karluk bei Portage (ca. Mitte des Flusses) und beaufsichtige eine Gruppe ihres Volunteer-Programms, welche einen Fourwheeler-Trail bis zur Larson Bay erstelle. Sie offerierte uns, bei ihnen vorbei zu schauen und solange wie wir wollten in der dort stationierten Yurte zu bleiben. Hey, das versprach warme, wohlige und trockene Übernachtungsmöglichkeit, inkl. Dusche. Bei unserem Besuch im Office der Koniag bekamen wir die Permits, um das Land am Karluk zu betreten und die Blockhütte am See zu benützen, falls mal ein Ranger kontrollieren kommen sollte.
Anschließend besuchten wir Island Air, das Buschflug-Unternehmen, um das Material zu begutachten, dann zu Walmart, um zusätzliches Material zu kaufen (Küchenzelt, Boxen, Bärenspray, Signal-Raketen und Proviant) und es war schon fast Abend.
Zum Abschluss nochmals kurz am Russian- und Bushikin-River vorbei und wir erreichten knapp die Limits an Silberlachsen.
Im Studio ging’s ans Float-taugliche Packen. Auf der Veranda kam ich ins Gespräch mit Ron Dupuis, einem Nachbarn von uns. Ich erzählte ihm von unserem bevorstehenden Float auf dem Karluk und er fing sofort Feuer und beneidete uns für das bevorstehende Abenteuer, doch war er auch kritisch und fragte mich nach den Bären, im Stil von „Are you crazy, man? You are going to bears-paradise!!!
Meine Antwort auf seine Frage bzgl. unseres Waffenarsenals, welches wir mit uns führen würden, ließ ihn definitiv zum Schluss kommen, dass wir suizid-gefährdet wären. Pfefferspray und Signalraketen wären in seinen Augen zwar nette Mittel, doch für seinen Geschmack fehlte da etwas wesentliches, nämlich der nötige Donnerbalken mit angemessener Durchschlags-Kraft.
Er fragte mich, ob wir nicht seine Shotgun mitnehmen wollten. Uff, fiel mir ein Stein vom Herzen. Der Deal war USD 150.- als Miete der Flinte und mein Pass als Rücklage bei ihm. Es barg für mich zwar ein gewisses Risiko, aber im Hinblick auf ruhige Nächte mit einer treuen Flinte an der Seite ließ mich einschlagen. Weiter beruhigte mich die Tatsache, dass er der Assistent des hiesigen Richters ist und auch ein entsprechendes Auftreten hatte.
Nach kurzer Nacht war der Tag, dem wir schon so lange entgegenfieberten, endlich gekommen: der Float-Trip begann nun wirklich! Zuerst ließen wir den geputzten und gefrorenen Lachs nach Anchorage zur Alaska-Sausage via Luftfracht verschicken und fanden uns dann bei Island Air ein. Die frisch gewartete Beaver wurde beladen und zum Wasserflugplatz transferiert. Die allgemeine Krise zeigte auch hier ihre Auswirkungen und wir waren seit längerer Zeit wieder mal eine Gruppe zum Ausfliegen. Mit frischem Motorenöl, vollen Tanks und ausgeschlafenem Piloten hoben wir Richtung Karluk-Lake ab.
Nachdem alles entladen und verstaut war, wurden natürlich umgehend die Ruten ausgepackt und es ging an den Ausfluss des Sees. Beim ersten Blick den Fluss hinunter bewahrheiteten sich Mätthu’s Sehfähigkeiten und die Felsen waren zünftig lebendig. Zwar waren es nicht sieben, aber drei waren da.
Wir hatten nicht wirklich große Erfahrungen mit Bären in der freien Wildbahn. Einige Male einen in einem Nationalpark gesehen; auf 40 Meter maximal. Hier standen sie aber direkt vor uns, grimmig wie es uns schien und mitten in dem Fluss, den wir am nächsten Tag runterfloaten sollten. „Schau `mer dann morgen, vielleicht sind sie ja dann weg"
Jetzt war erst mal Fischen angesagt. Schwärme von Rotlachsen zogen in den See hinauf, dazwischen Dolly Varden und Arctic Chars. Die Rotlachse waren alle schon sehr gefärbt und lieferten entsprechend nicht mehr die Kämpfe, die wir vom letzen Jahr am Stuyahok gewöhnt waren. So montierten wir kurzerhand auf die 5er und 6er Ruten um. Mit Beads oder Glowbugs, einem Bissanzeiger und schwimmender Schur fingen wir Dolly auf Dolly. Die Beißfreudigkeit war riesig und die Kämpfe waren hart. Die Dollys standen immer hinter den Lachsschulen und so war es ein Einfaches, diese gezielt anzufischen, ohne andauernd einen Rotlachs am leichten Gerät drillen zu müssen.
Die Bären flussabwärts nahmen zwar Notiz von uns, ließen sich aber bei ihrer Fischerei nicht stören. Ab und zu gesellte sich ein weiterer dazu, dann zog wieder einer davon. Wir merkten rasch, dass die Bären sehr gut auf unsere lauten Rufe reagierten. Kam einer hinter uns aus dem Gebüsch, verzog er sich nach kurzem aber lautem Gespräch wieder und suchte das Weite. Je länger wir mit den Bären zusammen waren, je beruhigter wurden wir und empfanden die Nähe dieser großen Tiere nicht mehr als unangenehm oder gar störend. Jeder ging seinen Interessen nach und ließ den anderen in Ruhe. Einzig galt Aufzupassen, dass man nicht den Überblick verlor und immer ungefähr wusste, wo sich der nächste Bär befand. Dies war manchmal gar nicht so leicht, war man doch permanent von den Kämpfen mit den Dollies abgelenkt.
Zurück in der Blockhütte, bereiteten wir unser erstes Abendessen vor. Im Gegensatz zum letzten Jahr entschieden wir uns, bei diesem Float so wenig Gewicht wie nur möglich mit zu nehmen und die ganzen Koch- und Campaufwände auf ein Minimum zu reduzieren, um die kurze Zeit die wir für den Float hatten, hauptsächlich dem Fischen widmen zu können. Somit waren Trockennudeln asiatischer Herkunft unser Grundnahrungsmittel. Grillparty’s und Lagerfeuer-Exzesse waren aufgrund der Flora und des fehlenden Brennholzes am Karluk sowieso nicht möglich. Die Beschaffung des Trinkwassers machte uns anfänglich Sorgen. Das Wasser im Karluk war zersetzt mit Leichen-Teilen der sterbenden Lachse. Mit langem Abkochen würde man das Wasser sicher irgendwie keimfrei hinbekommen, doch auf „Bouillabaisse“ hatten wir alle drei nicht besonders Lust – vor allem nicht im Kaffe. Zum Glück entdeckten wir später einige lachsfreie Zuflüsse des Karluks, die uns mit frischem und klarem Wasser versorgten.
Der darauffolgende Morgen hielt Sonnenschein für uns bereit und der Bodenfrost war schnell verschwunden. Das Raft wurde beladen und wir schritten voller Ungewissheit Richtung Ausfluss. Was wird uns dort erwarten? Können wir überhaupt starten?
Die Situation am Fluss hatte sich zum Vortag leicht verändert: fünf Bären standen bereit – die Frage war nur: für uns oder für die Lachse? Wir fanden es schnell heraus. Glücklicherweise zeigten sie wie am Vortag kein großes Interesse an uns, beäugten uns zwar, doch war ihre Lust auf die durchziehenden Lachse um einiges größer. Da der Karluk sehr wenig Wasser führte, war ein „schnelles Durchpaddeln“ auch keine Option. Es hieß zu Fuss das Raft über die Steine hinunter zu zerren, mitten durch die fischenden Bären hindurch. 
Näherte man sich den Bären auf 20 Meter und gab Paddel-Zeichen, verzogen sie sich ans Ufer und warteten bis wir passiert hatten. Alles ganz entspannt und geschmeidig. Trotzdem, die Flinte lag immer oben auf dem Raft und jeder von uns hatte den Bärenspray auf sich, doch war nie Anlass gegeben eines der beiden zu benutzen. Wir gewöhnten uns wiederum schnell an diese Situation und entspannten uns merklich. 
Mal gab es eine Passage, da stand nur ein Bär, mal waren zwei Mütter mit ihren Babys am Fischen, mal erwarteten uns hinter der nächsten Kurve sieben Bären – und je genauer man hinschaute, je mehr Bären entdeckte man auch im hohen Gras. Wir fotografierten und filmten in aller Ruhe und waren stark beeindruckt von diesen Tieren. Wir drei verstummten und genossen den Moment - das war nun so ein Zigaretten-Werbungs-Moment. Wir waren uns in diesen Augenblicken gar nicht recht bewusst, was für ein Glück wir eigentlich hatten, so viele Bären so nah anzutreffen, andere Touristen reisen extra nach Alaska, um Bären zu sehen und gehen leer aus.
Nur einmal kam es zu einer brenzligen Situation: Während des Floatens passierten wir eine Bärenmutter mit einem Jungen am linken Ufer und entdeckten kurz darauf, wir waren praktisch schon auf gleicher Höhe mit der Mutter, am rechten Ufer ein weiteres Junges. Vollbremse war angesagt. Die Mutter gab dem Jungen zu verstehen, dass es den Fluss überqueren soll, was dieses dann auch umgehend machte. Wir setzten uns ins stehende Boot, tranken ein Budweiser und ließen den Bären ihre Zeit. Wir beobachteten Rangeleien und Zweikämpfe um die besten Fangplätze, Sprints auf ziehende Lachse, sahen die unterschiedlichen Jagdtechniken der Bären (der Taucher, der Hüpfer, der Unsichtbare, der Leichenbegutachter, usw.). Es war wie wir es aus etlichen Bärendokus am TV bereits kannten, nur war es real und wir mitten drin – ein Wahnsinn! Die riesigen Schulen von Rotlachsen, die spritzend den Fluss aufstiegen, wenn sie sich über seichte Passagen drängten, ließen unsere Fischerseelen zusätzlich staunen.
Der Karluk River ist vom Ausfluss des Sees bis zur Karluk-Lagoon, also an seiner Mündung ins Meer, ca. 30 Kilometer lang. Portage liegt ungefähr in der Hälfte. Aufgrund des niedrigen Wasserstandes und der fehlenden Pools im oberen Teil des Flusses floateten wir an diesem ersten Tag direkt bis zur Yurte. Erin, Alex und die ganze Gruppe von Volunteers begrüßten uns herzlich und nahmen uns mit einem Topf Chilli und Harry Potter auf DVD in Empfang. Wir befreiten uns von unseren unzähligen Schichten an Thermo-Wäsche, Kappen, Windstoppern und Regenjacken, genossen die warme Dusche und gesellten uns zu der Gruppe. Die Leute erklärten uns voller Stolz, dass sie mittels Plastik-Platten einen Fourwheeler-Trail erstellten, bei dem Plastik-Platte an Plastik-Platte festgeschraubt wird. Tönt sehr anstrengend und mühsam, doch merkten wir bald, dass die Truppe auch sehr viel Spaß hatte. Es wurde uns dann auch klar warum. Es handelt sich, wenn ich mich recht erinnere, um eine 7 Meilen lange Strecke. Dies war das vierte Jahr, wobei pro Jahr eine Woche daran gearbeitet wird und die bis jetzt „geschraubte“ Strecke beträgt rund 2 Meilen. Also Stress ist das nicht. Das Programm basiert ja auf freiwilliger Arbeit und so kann Erin auch nicht allzu stark mit der Peitsche knallen. Bushmills (einer der Jungs war ein Ire) und Glenfiddich (von uns) wurde aufgestellt, wir machten Witze, foppten einander über unsere jeweiligen Interessen am Karluk-River und hatten einen ausgelassenen Abend.
Um halb acht am nächsten Morgen machte sich die Gruppe wiederum an die Trail-Arbeiten und hinterliess uns ein reiches Frühstück, welches wir dankbar aßen. Alex gab mir am Vorabend noch einen seiner „Geheim-Streamer“ mit und verriet uns ein paar Hotspots weiter unten am Fluss. Er macht auch Guiding am Karluk und war mächtig im Zwiespalt zwischen „mit den Schweizern fischen zu gehen“ oder „Plastik-Platten schrauben“ - er ging Plastik-Platten schrauben – Erin’s Peitsche zeigte doch Wirkung. 
Wir liefen ein ganzes Stück den Fluss hinunter und befischten die erwähnten Hotspots, welche zu den besten am Karluk für Steelheads gelten. Dritter Wurf, Biss! WAU, was für ein Fisch!!! Ein großer Steelhead hatte Alex’ Streamer genommen und kämpfte mächtig an meiner Rute. Doch leider schlitze er nach kurzer Zeit aus, grrr! Es ging jedoch nicht lange und bei Rolando bog sich die Rute. Leider erging es ihm nicht besser als mir zuvor. Aber Mätthu schaffte es und fing den ersten Steelhead unseres Floats. Bravo! Leider war’s das aber auch schon. Wir fischten den ganzen Vormittag und hatten praktisch keine Bisse mehr.
Das Wetter wurde ungemütlich, sehr starker eisiger Wind, dazu waagrechter Nieselregen liess uns wieder zur Yurte zurückkehren. In meinem Hinterkopf hörte ich daurend den Song: "I'm nothing but a tin man, don't feel any pain - I'm rusted from the rain" von Billy Talent.
Wir aßen etwas, tranken einen heißen Kaffe und ließen die Köpfe hängen. Ein kurzer „Nap“ später und der Gedanke „das kann doch nicht sein!“ ließen mich zu neuen Kräften kommen und ich machte mich nochmals auf die Pirsch. Rolando und Mätthu winkten ab und verzogen sich in ihre Schlafkojen.
Im Gegensatz zum Morgen versuchte ich es jetzt gleich direkt bei der Yurte abwärts, wo der Fluss eine beachtliche Breite und Tiefe hat. Es ging nicht lange und der erste Biss erfolgte. Eine mittlere Regenbogenforelle zeigte Interesse an Alex’ Streamer. Kurz darauf ein zweiter Biss und die ersten Schwanzschläge ließen mich auf einen größeren Fisch schließen. Nach heftigen Fluchten und spektakulären Sprüngen konnte ich eine schöne Steelhead-Forelle um die 80cm landen. „Aha hier im ruhigen und tiefen Wasser haltet ihr euch versteckt!“ Während des Drills kehrte die Schrauber-Truppe zurück und johlte mir zu. Kurz darauf waren natürlich Mätthu und Roland auch wieder im Wasser.
Wir fingen weitere Steelheads, Regenbogenforellen, Dolly Varden und ich konnte sogar noch einen frischen Rotlachs, silberblank aus dem sogenannten Late-Run, landen, welchen wir als Beilage zum Abendessen beisteuerten. 
Am nächsten Morgen beschlossen wir, Erin und ihrer Truppe „Lebewohl“ zu sagen, da wir diesen Teil des Karluks nun kannten und wir ja eigentlich zum Zelten gekommen waren und nicht den ganzen Urlaub in dieser überhitzten scheusslich komfortablen Yurte mit all dem vielen grässlich leckerem Essen verbringen wollten!
Ab Portage führt der Karluk einiges mehr an Wasser und es gab etliche Pools auf unserem Weg flussabwärts, die wir ausgiebig befischten. Wir fingen wiederum unzählige Dollies, Chars und Rotlachse, ab und an auch eine Regenbogenforelle oder eine Steelhead. Das Nachtlager schlugen wir an einem der schönen Pools auf. Dolly auf Dolly und wir kriegten immer öfter den Verdacht, dass wir ab und an den gleichen Fisch mehrmals fingen. Dieser Verdacht bestätigte sich, als ich eine Steelhead mit einem sehr markanten Mund fing. Kurze Zeit später gesellte sich Rolando neben mich und ich erzählte ihm von meinem Fang. Wiederum ein Biss und erneut eine Steelhead an meinem Haken. Ich musste lachen, als ich die Forelle in die Hand nahm: dieselbe wie zuvor, gleicher ausgeprägter Mund. Also dieser unheimliche Stress, den die Fische beim Fangen erleiden sollen, wie uns hier zu Hause erzählt wird, den scheinen die AK-Forellen nicht zu kennen, resp. stecken diesen viel lockerer weg als unsere heimischen.
Ein Bär gesellte sich zu uns und angelte sich seine Rotlachse. Dieser Bär bereitete mir auch meine erste „Nah-Bär-Erfahrung“ wie folgt: Er entdeckte im flachen Wasser einige Rotlachse und jagte diesen flussabwärts hinterher, mit voller Konzentration auf seine Beute. In seiner Jagd vergaß er meine Anwesenheit und hätte mich beinahe umgerannt, hätte ich nicht kurz vor dem Aufschlag heftig zu rufen und zu schreien begonnen. Er stoppte umgehend seine Verfolgungsjagd und kehrte um. Mein Adrenalin-Spiegel brauchte einige Minuten um sich wieder zu normalisieren. Auch dieses Erlebnis zeigte wiederum, dass die Bären absolut nicht an uns Menschen interessiert waren und sehr respektvoll mit uns umgingen.
Das vorzügliche Nachtessen, traditionelle asiatische Nudel-Küche… war der Hit und wir spülten ordentlich mit den Resten unseres Whiskey-Bestandes. 

Es gab ein ganz besonderes Highlight an diesem Abend: Mätthus Schwester hatte Geburtstag und zur Feier kramte er drei Kubanische Zigarren hervor. Wir kannten diese drei hübschen bereits vom Stuyahok. Geraucht hatten wir sie bis jetzt noch nicht (nein, es lag nicht an Rolando und mir). Glücklich und zufrieden verzogen wir uns zu später Stunde in unsere Zelte und wappneten uns gegen die Kälte. Es gestaltete sich recht einfach – zog man eine der fünf übereinander geschichteten langen Unterhosen aus, hatte man Idealtemperatur im Schlafsack.

Den Rest der Kleidung die man durch den Tag trug, behielt man einfach an, inklusiver der Kappen. Je nach Schlafsack-Güte gab es auch einen, der konnte gar im T-Shirt schlafen – aber ich erwähne aus Rücksicht auf meine Kollegen nicht, welcher von uns dreien das war.
Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch. Nach der morgendlichen allgemeinen Nudel-Entsorgung kam der gestrige Bär vorbei. Er inspizierte kurz unser Camp, hob die Nase und nahm schnurstracks Fährte zu unseren „Haufen“ auf und wälzte sich genüsslich darin. Wieder etwas im Umgang mit Bären gelernt. 
Die heutige Flußstrecke wurde von uns wiederum ausgiebig und erfolgreich befischt. Die Anzahl der Dollies und Chars war wirklich unglaublich und wir waren immer wieder überrascht, dass nach dem x-ten Fang immer noch ein neuer Biss kam. Ein Leerfischen eines Pools war praktisch unmöglich.
Abends nahm der Wind wieder zu, was den Vorteil barg, dass wir unsere gesamte Ausrüstung zum Trocknen in den Wind hängen konnten. Denn war etwas einmal feucht, blieb es dies meist.
Am nächsten Tag galt es bis zur Lagoon zu floaten, da uns am darauf folgenden Tag der Buschflieger abholen kommen würde.
Die Lagoon des Karluk schaut aus wie ein großer See, doch die Bodenbeschaffenheit besteht aus unzähligen Kanälen und Rinnen, in denen die Saiblinge und Lachse stehen. Hier unten gab es auch etliche Bären, die sich wiederum kaum von uns stören ließen. Wir suchten uns einen geeigneten Camp-Platz, luden alles vom Boot aus und waren umgehend wieder am Wasser bei unserer Lieblingsbeschäftigung.
Während des Fischens bemerkten wir, dass hier unten die Bären um etliches frecher waren, andauernd durch unser Gepäck zottelten und sich uns ohne Scheu näherten. Speziell eine Bären-Mutter mit ihren beiden Jungen schien von uns sehr angetan zu sein. Dankenderweise begann Mätthu nach Sonnenuntergang mit dem Campaufbau und wir hörten ihn etliche Male wüste Worte in Richtung Bären-Mamma schicken. Das kann ja eine heitere Nacht werden… Ein wiederum delikates Nudel-Süppchen gab uns die nötige Wohlfühl-Wärme um uns spät in die Schlafsäcke zu verziehen. Die Nacht war bitterkalt, Temperaturen um -7 Grad prüften unsere Schlafsäcke und das ständige Platschen und Schmatzen der fischenden Bären ließ uns nicht tief schlafen.
Geweckt wurde ich von Gerumpel aus unserem Küchenzelt. Ich war der Meinung, das Rolando am Kaffe kochen sei und rief ihm zu, dass ich ihm auch gleich würde. Seine Stimme antwortete nicht wie erwartet aus dem Küchenzelt sondern aus seinem Schlafzelt: „und ich dachte, das wärst Du in der Küche“. Wir waren umgehend hellwach. Mamma-Bär mit ihren beiden Jungen vergnügte sich im Küchenzelt und alle hatten weiße Schnauzen vom geklauten Milchpulver.
Wir vertrieben die Bären aus dem Zelt und begannen mit Aufräumen, doch die Bären waren auf den Geschmack gekommen und kehrten immer wieder zurück. Der Moment war gekommen, den Pfefferspray zu benützen. Die Wirkung hielt sich in Grenzen: eine Ladung voll auf die Möhre vertrieb zwar die Bären, doch kehrten sie kurzer Hand wieder zurück, ganz im Gegensatz zu uns, denn eine leichte Brise ließ uns am eigenen Leib erfahren, wie aggressiv das Zeug ist. In Eiltempo wurde der Kaffe zubereitet, um danach umgehend die Zelte abzubrechen, das war das beste Mittel gegen die „gluschtig“ gemachten Bären.
Anschließend tauten wir die gefrorenen Wathosen, Schuhe, Rollen und Schnüre im Fluss auf und fischten auf Silvers. Leider ohne Erfolg. Doch die Dollies hatten hier unten bis dahin unerreichte Größen.
Ein Boot mit zwei älteren Ladies und einem Native-Guide kam von Karluk City herauf. Die beiden Damen hatten beide eine Top-Fotoausrüstung und machten wie wild Fotos von den Bären rund um uns. Sie erzählten uns, dass wir auf dem „Playground“ der Bären-Mamma und ihren Zöglingen campiert hätten und dass die Bären-Mamma äußerst aggressiv auf Pfefferspray reagieren würde. Das mit dem Playground konnten wir bestätigen, das mit dem Pfefferspray glücklicherweise nicht. Die beiden Damen waren sichtlich beeindruckt uns lebend anzutreffen.
Der Flieger traf mit Verspätung ein und unglücklicherweise mussten wir feststellen, dass der Pilot aufgrund des tiefen Wasserstandes unseren geplanten Anlegeplatz nicht erreichen konnte, was bedeutete, das Gepäck zum Flieger zu transportieren. Freundlicherweise boten sich die Damen als Shuttle-Boot an, ansonsten wäre erneutes Schleppen angesagt gewesen. Nachdem alles verstaut war, startete der Pilot die Beaver und es ging Richtung Kodiak-City zurück. Aus der Luft konnten wir den Karluk-River nochmals geniessen, sahen den Flussverlauf und jeder von uns ließ das Erlebte innerlich Revue passieren: der erste Blick auf den Karluk bei der Anreise, die sieben Felsen darin, all die Bären, all die Fische, die nie endenden wollenden Weiten, die unberührte Wildnis, die Kälte, die Nässe, Erin und die Schrauber-Truppe, usw. Es kam bereits jetzt schon Wehmut auf. Mit diesen Gedanken und der Wärme im monoton brummenden Flieger erlag ich bald einem kurzen Schlaf. Zurück im Studio wurde ausgiebig geduscht, ausgepackt, getrocknet, gewaschen usw. Gegen Abend fanden wir uns im Henry’s ein und speisten wie die Fürsten.
An den beiden verbleibenden Tagen fischten wir wiederum im Roadsystem. Zu erwähnen gilt vielleicht noch der Roslyn-Creek. Ein schmaler Bach, den wir fast in mystischer Stimmung angetroffen haben. Er schlängelt sich zuerst durch moosbewachsene und nebelverhangene Wälder und endet dann im Meer. Absolut alleine konnten wir diesen Bach befischen und fingen einige Silvers, ein weiteres Highlight unserer Reise.
Ein anderer Fluss, der Olds-River endet mit großen Becken, fast Teichen, in welchen sich die frischen Silberlachse aufhielten, im Meer. Es hatte etliche Fischer an diesen Becken, doch schienen die nicht die Geduld zu haben, die richtigen Becken ausfindig zu machen, denn nicht in jedem waren Silberlachse anwesend. Mätthu und ich hatten jedoch die Geduld und Mätthu mit seinen Adleraugen sah in einem etwas abgelegenen Teil Oberflächenbewegung.
Sehr vorsichtig nährten wir uns, warfen sacht unsere Streamer aus und kurz darauf hörte ich von Mätthu “FISH ON !“. Die Explosion im Wasser folgte umgehend. Der Silberlachs kämpfte ungemein heftig, nahm etliche Meter vom Backing, sprang immer wieder, drehte sich und ließ die Fliegenschnur im Wasser pfeifen.
Nach sicherer Landung ging es nicht lange und ich hörte Mätthu wieder „FISH ON“ jubeln. Dieser Lachs war schon leicht angefärbt daraus schlossen wir, dass anscheinend einige Lachse gleich hier unten laichen und nicht weiter den Fluss aufsteigen.
Wir genossen beide diese Momente und nach etlichen Fängen kehrten wir mit strahlenden Gesichtern zurück zu Rolando, der sich knapp oberhalb der Strassenbrücke aufhielt und im Kampf mit einem weiteren Silberlachs war. Es gab da noch einen „von der Brücke drillenden Silberlachs-Angler“, der seine liebe Mühe hatte den gehakten Lachs zu landen. Das Spektakel welches er und der Lachs in dieser Situation veranstalteten, ließ andere Fischer den Kopf schütteln und uns lauthals lachen. Auch hier möchte ich aus kollegialen Gründen nicht erwähnen, wer von uns dieser „Bridge-Snagger“ war…
Danach kam der Rückflug nach Anchorage und im Flugzeug sitzend, langweilend auf die Kenai-Halbinsel blickend, kam mir die Idee, statt den ganzen Tag in Anchorage rumzulümmeln und unnötig Geld für Souvenirs zu verbrennen, statt dessen den Nachmittag und Abend am Russian- und Kenai-River bei den großen Rainbows zu verbringen, was sofort Anklang bei meinen beiden Freunden fand.
Nach der Landung in Anchorage erwartete uns Carmen vom Alaska Fishermans Club und gemeinsam gingen wir zur Autovermietung und anschließend zu Alaska Sausage, wo wir unseren geräucherten Lachs in Empfang nahmen. Danach kurz ins Motel das Gepäck abgeladen, Carmen „Adieu“ gesagt und schon ging’s Richtung Turnagain-Arm und Kenai-Halbinsel.
Mit rauchenden Reifen erreichten wir in Rekord-Zeit den Russian-River Campground. Wir sahen keinen einzigen Wagen auf dem Parkplatz und auch die Camp-Spots waren gänzlich verlassen. Ein ganz anderes Bild als im Juli/August, wo man bereits bei der Einfahrt Schlange stehen muss.
Die Ufer des Russian waren wiederum mit Leichen überhäuft, im Fluss selbst sah man vor sich hin sterbende Silber- und Rotlachse. Von Rainbows keine Spur. Trotzdem gelang es Roland, eine Rainbow zu fangen, doch groß war sie nicht. Leider verlor ich eine etwas größere nach kurzem Drill, doch auch sie hatte nicht das erhoffte Kaliber.
Wir fischten bis zum Sonnenuntergang, Rolando fing noch einen Silberlachs und Mätthu hatte Rutenbruch nach einem Drill mit einem Silber zu verzeichnen. Doch mehr gab der Russian/Kenai nicht her. Reinhold Schrettl’s Aussagen trafen gänzlich zu und wir waren froh, dass wir die ursprünglich geplanten zwei Wochen nicht hier am Kenai verbrachten und festgenagelt waren.

Rolando versuchte bei der Rückfahrt meine aufgestellte Zeit zu unterbieten. Kurz vor Beluga-Point erhellten blau-drehende Lichter die Strasse. Schei…. !!!

Der Officer verlangte die Papiere und wetterte etwas von 20 Meilen/Stunde zu schnell. Rolando erklärte, dass er den Führerschein im Motel liegen habe (auf Berndeutsch gab er mir zu verstehen, dass der Schein zu Hause in der Schweiz ist) und wir erklärten ihm unsere Situation, quatschten über die schlechte Fischerei am Russian und dass wir am nächsten Tag nach Hause fliegen würden. Er löschte nach einer Weile seine Maglite, wünschte uns einen schönen Abend und eine gute Heimreise und meinte noch „Dudes, don’t drive too fast“. Wau! Auf der Weiterfahrt malten wir uns aus, was alles hätte geschehen können, wo wir wohl die Nacht verbracht hätten, dass unsere Lieben zu Hause uns NIE mehr auf so eine Reise gehen lassen würden usw...
Aber nein, es war nicht so und alles stand wieder auf Plan. 
Der Flieger auf der Heimreise war proppenvoll, da letzter Direktflug Anchorage => Frankfurt.
Wir kamen während den Wartezeiten ins Gespräch mit David Bittner, einem passionierter Bärenliebhaber, welcher wiederum einen Sommer auf Katmai bei „seinen“ Bären verbrachte. Wir hörten seinen Geschichten und Erlebnissen gespannt zu und waren von seiner Art mit den Bären umzugehen mächtig beeindruckt und begeistert. Ich möchte allen „Bären-Verrückten“ seine Homepage: www.kodiak.ch empfehlen und ab dem 6. Januar 2010 startet seine Vortragsreihe in der Deutschschweiz (Termine hier). Zudem ist sein Buch „Der Bär – Zwischen Wildnis und Kulturlandschaft“ frisch erschienen. Bestellung auf David’s Homepage. Auch seine Ansichten und Erfahrungen zum Gewässer- und Fischmanagement im Kanton Bern ließ uns aufhorchen. 
In Zürich/Kloten lief alles glatt und unsere Liebsten erwarteten uns sehnsüchtig. Es war schön, wieder zu Hause zu sein !

Nachträglich betrachtet, war dieser Float-Trip und das Roadside-Fishing die ideale Mischung zwischen Komfort, Luxus und Wildnis. Auch die Länge des Trips und die Aufteilung waren ideal, obwohl ich während des Schreibens schon wieder bereue, dass wir nicht 2 Monate draußen am Karluk waren. Mit der Kälte und der Nässe hatten wir zu kämpfen, doch meisterten wir auch diese Herausforderung und die Freundschaft von uns dreien wurde durch das Erlebte gestärkt.
Wiederum wurden wir von allen Leuten, mit denen wir in Alaska in Kontakt kamen, sehr hilfsbereit und herzlich unterstützt. 

Der Karluk-River hat, wie bereits erwähnt kein großes Gefälle, somit gestaltet sich das Floaten sehr ruhig und ist ungefährlich. 
Für unseren Geschmack fast zu ruhig. Durch den niedrigen Wasserstand war ein schnelles Vorwärtskommen praktisch nicht möglich, wir mussten das Raft doch etliche Male schleppen. 
Aufgrund des fehlenden Wassers fehlten auch die Silberlachse im Karluk während unseres Aufenthaltes. Zwei Wochen später fing Alex bei der Yurte jedoch etliche.

Das ist wie immer das Risiko bei solchen Trips, aber es birgt auch die Chancen die Fischerei aus so einer Situation auf eine andere Spezies zu verlagern, was wir letztes Jahr mit den Äschen und dieses Jahr mit den Saiblingen und Steelheads gemacht hatten. Und genau diese Erlebnisse sind meist die schönsten. Geht man so ein Trip offen und flexibel an, kann eigentlich gar nie was schief gehen und es kommt nicht zur Enttäuschung.
Bei diesem Float-Trip waren wir wiederum alleine unterwegs und genossen unsere Freiheit sehr. Es ist aus meiner Sicht unnötig, einen oder mehrere Guides dabei zu haben, welche vom Zeltaufbau bis zum Anknüpfen des Streamers alles tun. Das Erlebnis ist so um einiges größer, schöner und um etliches billiger...
Falls jemand Lust auf einen solchen Trip im gleichen Rahmen bekommen haben sollte, dann könnt Ihr Euch gerne bei mir melden.
Ob wir künftig wieder zu dritt oder zusammen mit mehreren Personen einen Float machen, spielt uns allen keine Rolle. Spaß macht es immer und Fische hats auch genügend! Und ob ich die Organisation für drei oder für zehn Personen mache, spielt mir auch keine Rolle. (Kontakt)
Videos auf youtube:
Im Buschflieger zum Karluk-Lake      www.youtube.com/watch?v=fPOB1BgeHTo
Bär beim Fischen                        www.youtube.com/watch?v=4fYfoEWvGPY

Weitere Bilder:

über dem Yukon über Alaska
Skyline von Anchorage
Soldotna von Oben Küste Kenai Halbinsel
Tustumena Lake & Kasilof River - Wer sieht den Indianer? Homer Spit
Küste von Kodiak City of Kodiak
Bushikin River Pinks im American River
Mätthu und Roland im Drill am Russian River erste Kodiak Dolly
am Russian River Pink aus dem American
wir nannten sie Koi's Mätthus Dolly aus dem American River
King's Diner - Es darf sogar noch geraucht werden! Zünftiges Frühstück - mit Karibu-Wurst
es roch fürchterlich ... Silberlachs mit Meerläusen
Unser Studio im Salmon Run Guest House.
Die Beaver in der Wartung. Material Check
Die Robben warten auf die Lachse und sind am Surfen... Konkurrenz am Bushkin-Ausfluss
Aufgabe unserer Lachse für den Weitertransport nach Anchorage. Transfer der Beaver zum Wasserflugplatz
Vollpackung auf dem Flug zum Karluk Lake
steile Linkskurve Karluk-Lake
die Cabin am Karluk-Lake alles schläft und das Öfchen heizt
Frühstück Ready - GO !
Party-Ecke in der Yurte Schlafkoje - das Puff ist nicht von uns ...
Portage Erwin - we say ÄH-HÄÄÄ !
Lachse rammen unser Raft...
unser stilles Örtchen
allmorgendliches Bild: alles mit reif überzogen
und wieder mal beim Chinesen zu Gast Ui, Ui, Ui - böser Whiskey
am Bushkin
Kodiak City Blick auf den Hafen
letzte Momente an der Russian-Kenai-Confluence Denali - der Große
und schon bald wieder heißt es: on the road again !

Weitere Infos und Reiseberichte von Urs Wehrli finden Sie auch unter www.floaters.ch

Ein Bericht von Urs Wehrli für www.fliegenfischer-forum.de.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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