Die perfekten Flitterwochen... Kamtschatka im Sommer 2013 | Ein Reisebericht von Daniela Misteli |
Die Reise ist anstrengend, lang und beinhaltet zwei Flüge, der eine ist wahrscheinlich der längste Inlandflug der Welt (Moskau - Petropavlowsk – Kamtschatka - ohne Verspätung satte 8,5 Stunden), sowie eine nicht enden wollende Autofahrt nach Kozyrevsk. Doch es lohnt sich, denn am Ende wartet ein wunderschöner Helikopterflug zum Paradies für uns Fischer... |
Mit dem riesigen orange-blauen (hinter den Turbinen pechschwarzen) MI8 Helikopter flogen wir eine Stunde über das Land der Vulkane, Flüsse, Seen, Bären und Einsamkeit. Durch die strahlende Sonne leuchtete die Welt unter uns in grün, rot, gelb, blau und unzähligen weiteren Farbtönen. Der Jubel in unserer Reisegruppe brach dann aus, als wir über "unseren" Fluss, den nördlichen Ozernaya, flogen und durch die Bullaugen die Fischschwärme ausmachen konnten. In alle Richtungen flüchteten Sie vor dem Lärm unseres Eintreffens und versetzten uns ins Staunen. |
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Nach
dem gemeinsamen Gepäckausladen durften wir, während die Guides
unsere Boote fertig machten, endlich die ersten Würfe machen. Dank
den Gentlemen in unserer Gruppe durfte ich sogar die ersten überhaupt
machen und beim dritten Wurf war auch schon der langersehnte Saibling am
Haken. Wunderschön gefärbt, feuerrot mit weiß umrandeten
Flossen - der perfekte Auftakt für eine tolle Reise.
Als die Boote bereit waren und jeder seine ersten Fische gefangen hatte ging es los, wir bezogen unsere Plätze und schipperten zum ersten Camp. Nachdem die Zelte aufgeschlagen wurden, servierte unsere Köchin Oxana das Nachtessen, Suppe russischer Art - einfach herrlich! |
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Nach
der ersten klaren und kalten Nacht wurden direkt vor dem Camp traumhafte
Saiblinge, Äschen, Regenbogenforellen, Rot- und schon die ersten Ketalachse
gefangen. Auch der erste Bär ließ sich blicken, beide sind erschrocken,
wobei Mauro durch einen Misstritt schon die ersten Schwimmversuche im Fluss
machte. Dank den Ersatzkleidern kein Problem und nach dem Umziehen zogen
wir mit dem Piratenboot los, die Fahne hatte unser Guide Igor angebracht,
zugegeben er sah auch etwas wie ein Pirat aus. Er ruderte uns gekonnt zu
den Schätzen des Flusses und schickte uns mit den Worten "pa proba"
zum Fischen. Roger Gyr von Russija Fishing war auch mit uns an Bord und
zeigte uns die besten Fliegen und besten Bierdosenhalter auf dem Raft,
so klappte es sehr schnell mit dem Erfolg und es herrschte Ordnung...
Strahlender Sonnenschein ließ das klare Wasser (und den Wodka) glänzen und wir konnten vom Boot aus die massiven Fischschwärme bewundern, beides blieb uns die nächsten sieben Tage fast immer treu - das Wetter und die Fische. Mittags trafen wir uns zum Essen, welches unsere Köchin zubereitete, tauschten Fangerfolge und Geschichten mit den anderen 3 Booten aus. Alle waren erfolgreich und begeistert! Ich war einfach nur glücklich und zufrieden und nach den ersten Ketalachsen, wie Mauro, im Lachsfieber! Echt stark diese Burschen und die grimmigen Gesichter mit den großen Zähnen faszinierten mich. |
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Die
Bisse blieben nie lange aus und es stellte sich immer die große Frage,
was wohl am anderen Ende ist. Äschen verrieten sich mit ihrem Klopfen,
Ketalachse zogen meist sofort sauer davon und die Regenbogenforellen (Mykizha's)
sprangen wild durch die Luft. Das Schöne war, dass man sich auch immer
wieder täuschte und der vermeintliche kleine Lachs doch ein Monster-Saibling
war!
Am späteren Nachmittag steuerten wir jeweils einen geeigneten Schlafplatz an, mal zwischen Bäumen, mal umgeben von Blaubeersträuchern, mal in einer Kurve, mal auf einer Kiesbank - jede Nacht was Neues. Aber immer mit guten Fangchancen! Ein paar Mal gingen wir schon vor dem Frühstück auf Jagd, meist erfolgreich... An einem besonders schönen Platz blieben wir für zwei Nächte und unsere Guides stellten uns ein Sauna Zelt auf - wir genossen die Wärme und die Abkühlung im 9° kalten Fluss. Endlich waren wir wieder mal richtig gewaschen, wow fühle ich mich toll mit frisch gewaschenen Haaren! |
Foto: Lukas
Bammatter
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Doch des Guten nicht genug, denn unser neuer Freund Silvan hatte Geburtstag und Roger Gyr ließ sich zu diesem Anlass etwas Besonderes einfallen. Fleißig dekorierte er das Küchenzelt mit Leuchtstäbchen und einer Ballonkette, auch ein Happy Birthday Schriftzug war dabei. Mit viel Champagner und einem warmen Russenzopf stießen wir auf Silis Tag und unsere bevorstehende Hochzeit an, denn das hier waren unsere Flitterwochen! Eine herrliche Feier bis in die frühen Morgenstunden. Ob dies den Bär dazu animierte, am nächsten Tag in unserem Camp vorbei zu schauen? Unsere Guides Igor und Roger hatten ihn aber schnell bemerkt und mit viel Geschrei und Schüsse in die Luft vertrieben. Trotzdem ein imposanter Anblick, wenn ein Kamtschatka Grizzly 20 Meter neben dem Zelt aufsteht, sich umschaut und ein bisschen herumschnüffelt. Mann, sind diese Tierchen groß... |
Foto: Lukas
Bammatter
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Je näher wir dem Meer kamen, desto mehr veränderte sich der Fluss. Er wurde breiter, die Ufer hatten mehr Bäume, Silberlachse ersetzten die Rotlachse und die Regenbogenforellen wurden zahlreicher. So fischten wir immer häufiger mit einer Maus-Imitation um diese Kamtschatka-Leoparden zu überlisten, unglaublicher Weise fingen wir jedoch zu Beginn öfters Äschen. Roger hatte Recht, Äschen lassen sich wirklich mit der Maus fangen... doch es klappte natürlich auch mit den Forellen! Solche Schönheiten so an der Oberfläche zu fangen ist einfach „geil“ und schon etwas anderes als mit einer 14er Klinkhammer. Ich verstehe die große Leidenschaft für diese Fische, sie haben Kraft, fliegen durch die Luft, sind wunderschön gepunktet und gezeichnet... |
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Saiblinge
fingen wir im ganzen Fluss, hinter den Lachsschwärmen standen sie
sogar aufgereiht! Mein Highlight war, dass ich einen wunderschönen
meergängigen Saibling fangen konnte.
Ebenso beeindruckend war Mauro's Silberlachs von derselben Flussecke, kurzerhand haben wir das Tier in Moby-Red umgetauft da der böse Blick und die Größe schon mehr in Richtung Wal als Fisch gingen. Schon am letzten Abend packe mich der Trennungsschmerz vom Fluss, nach sieben vollen Tagen auf dem Wasser, doch wir genossen einen schönen Abend mit unseren guten Guides und verstauten die ersten Sachen zurück in unsere Taschen. |
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Morgens
landete der Helikopter zwei Meter neben uns und unserem Gepäck, schon
erschreckend nahe - aber es zeigte, wie genau die Piloten ihr Gefährt,
den Kamtschatka Chevi wie Roger sagt, im Griff haben. Nix mit dem Märchen
der betrunkenen russischen Piloten!
Der warme Pool im Hotel war nach der langen Rückreise Gold wert, auch für die allgemeine Duftfahne. Am Abend ließen wir uns geräucherten Lachs und Kamtschatka Krabben aufschneiden, welche wir auf dem Markt in Petropavlowsk gekauft haben - saumäßig fein! So waren wir gestärkt für unsere lange Heimreise. Traurig
tippe ich heute in Zürich die Tasten, den es war für uns die
schönste Reise überhaupt - die perfekten Flitterwochen und wir
würden sofort wieder zurück. Danke für die gute Organisation
und den super Service, wie z.B. das Bären vertreiben oder die Wathilfe
von Roger, es war besser als wir uns das vorgestellt haben und den Muskelkater
vom Fisch-Drillen holen wir uns wieder einmal!
Foto:
Lukas Bammatter
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Ein Bericht von Daniela Misteli für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2013. Fotos/Copyright: Daniela Misteli und Russija Fishing. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zu Russland und Asien | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |