Kamtschatka - 05. bis 17. September 2008
Ich bin dann mal am Kolpakova... | Ein Reisebericht und Fotos von Roger Gyr

Kamtschatka, die östlichste russische Halbinsel, ist Flächenmäßig so groß wie Deutschland und Österreich zusammen. 
 

Schon vor einigen Jahren träumte ich davon, einmal auf Kamtschatka zu fischen, und nun war es endlich soweit. Von Zürich ging es über München, Moskau und im 9 stündigen Flug nach Osten. Dann landeten wir in Petropavlosk, welche zugleich die Hauptstadt von Kamtschatka ist. Hier wurden wir von Marina, der Camp-Managerin, herzlich begrüßt. Nach einem russischen Mittagessen
unweit des Heliports ging es mit einem MI-8 Helikopter über die Berge und Vulkane Richtung Westseite von Kamtschatka. Unser Ziel ist der Kolpakova Fluss, ca. 40km oberhalb der Mündung ins Ochotskische Meer, dort sollte unser Zeltlager bereits aufgebaut sein. Sollte? Nun, man hört so manches, betreffend der russischen Organisation. Vorweggenommen, es klappte alles perfekt und ich kann den russischen Organisatoren und Guides nur ein großes Kompliment machen, einfach spitze. Allein dieser Flug war die lange Anreise schon wert. Nach 1,2 Stunden phantastischer Flugzeit landeten wir mitten in der russischen Tundra bei unserem Zeltlager, wo wir die nächsten 9 Tage verbringen werden. Alles war perfekt vorbereitet, einfach aber zweckmässig.

Flug über die Berge zum Camp MI-8 Helikopter
Am Camp angekommen, wurden wir herzlich von den Guides, dem Mechaniker und der Köchin begrüßt. Das Zeltlager bestand aus zwei vierer Schlafzelten. die mit einem kleinen Gusseisenofen beheizt werden konnten, drei kleineren Zelten für die Mannschaft und einem Essen- und Kochzelt. Das ganze Lager wurde um die Feuerstelle, an der wir noch so manchen fröhlichen Abend erleben sollten, aufgestellt. Ebenfalls dabei war ein Hund, der zu Pavel, einem russischen Jäger gehörte und der uns in der Nacht vor den Bären oder Füchsen beschützen und warnen sollte, dazu aber später mehr.
<= Unser Camp in der Tundra
Abendstimmung im Camp Unser Wachhund
Es war nun schon gegen 16.00 Uhr und ich wollte unbedingt den Kolpakova sehen, also begleitete mich unser Guide Sascha an den Fluss, der ca. 200m vom Camp entfernt war. Da mir die russische Sprache nicht fremd ist, unterhielten wir uns auf dem Weg zum Fluss ein wenig. Auf meine Frage, ob dann auch Lachse da seien, antwortete mir Sascha verschmitzt lächelnd; „Wenn Du morgen nach einigen Würfen noch keinen gehakt hast, schulde ich dir einen Wodka„. Einzig die Cohos oder im russischen Kisutsch genannt, seien noch nicht voll am Aufsteigen, da der Kolpakova wenig Wasser führe, jedoch habe es genug und im übrigen seien ja auch noch die Mikischas (Regenbogenforellen), Saiblinge und die einzigartigen, nur auf der Pazifik-Westseite vorkommenden Kundschas (Ostsibirischer Saibling) im Fluss. Am Fluss angekommen, bot sich mir als Fliegenfischer ein Bild, von dem ich immer geträumt habe.
Der Kolpakova, ein urwüchsiger Fluss, ist ca. 20 bis 50 m breit, sehr gut zu bewaten und glasklar, einfach ein traumhaftes Fliegenfischer-Gewässer! Wir gingen langsam zum Camp zurück, wo unsere Köchin auch schon ein herzhaftes russisches Abendessen vorbereitet hatte. Nach dem Abendessen offerierten wir den Guides einen Wodka den sie jedoch mit der Begründung, dass sie während unseres Aufenthaltes keinen Alkohol trinken, freundlich ablehnten. Somit sei auch die verbreitete Meinung, das alle Russen sich täglich mit Wodka vollsaufen, begraben, sie haben 
wirklich während unseres ganzen Aufenthaltes keinen Alkohol getrunken!

Oben, links und unten: Kolpakova Impressionen, weiter unten: unsere Jet-Boote.

So, nun war es an der Zeit, das erste mal die Feldbetten und den Schlafsack zu testen und wir legten uns schlafen. Um 07.00 Uhr erwachten nach und nach alle, außer unsere Köchin: sie war schon um 05.00 Uhr aufgestanden und war an der Zubereitung des Frühstücks: Blini mit
Rotem Kaviar und Tee oder Kaffee. Gestärkt für unseren ersten Tag am Kolpakova, bereiteten wir unsere Fliegenruten vor und wanderten zusammen mit den Guides ans Wasser.
Am Flussufer standen schon unsere drei mit Jetmotor angetriebenen Gummiboote bereit. Je drei Angler in ein Boot, was bei unserer Gruppe mit acht Fischern super passte. Nun brachten uns die Guides an verschiedene Kiesbänke und gaben uns noch einige Tipps.
Danach ließen sie uns fischen und warteten bei den Booten.
Mein Kollege Ronald, genannt Duck, und ich diskutierten noch kurz über die Fliegenwahl und entschieden uns für eine einfache Marabou Fliege Grösse 4, Duck in weiss ich in rot. Nun erinnerte ich mich wieder an Saschas Versprechen von Gestern betreffend ein paar Würfen und dem versprochenen Wodka. Erster Wurf stromab und eingestrippt, nichts. Zweiter, dritter vierter Wurf und immer noch kein Biss, mein Wodka verdunstet langsam, jedoch beim fünften Wurf spüre ich einen starken Biss den ich sofort mit einem Anschlag quittiere. Der Haken sitzt und nach einigen wilden Fluchten und Sprüngen lande ich meinen ersten Silberlachs vom Kolpakova auf Kamtschatka (siehe unten).
Bis zum Mittag haben wir einige Silberlachse, Saiblinge und Regenbogenforellen gefangen. Um 13.00 Uhr trafen sich alle Fischer auf einer zuvor bestimmten Kiesbank, um zusammen Mittag zu essen und zu berichten was wer wo erlebt hatte. Alle waren vollauf begeistert und konnten es nicht abwarten, nach dem Essen wieder ans Wasser zu gehen. 
Mittagstisch... ... mit Lachs
Geselliges Beisammensein... Unten: männlicher Saibling | weiter unten: Mikischa
Die folgenden Tage fischten wir ab- wechslungs- weise auf Lachs, Mikischas und Saiblinge. Einen der schönsten Momente am Kolpakova erlebte ich, als ein männlicher   Saibling mein
mit der 6er Sage Rute tief geführtes Lachsei- Imitat nahm, nach einem heftigen Drill, konnte ich einen wunder- schön gefärbten 54er Saibling  landen.
Natürlich setzte ich diesen nach einigen Fotos wieder schonend zurück.
Nach neun Tagen intensivem Fliegenfischen wurde es Zeit, an die Rückreise zu denken, so brachen wir das Camp ab und warteten auf den bestellten Heli, der auch pünktlich am Horizont erschien und uns wieder nach Petropavlosk brachte. Am Heliport angekommen, wurden wir mit einem Bus zum Hotel Kamtschatki gebracht, wo wir vor unserer Heimreise noch eine Nacht verbrachten. Das Hotel verfügt über einen Außenpool, welcher mit Thermalwasser, bis 40 Grad warm, gespeist wird. Herrlich, nach 10 Tagen Wildnis eine Riesen Badewanne, um zu relaxen.
Hotel Kamtschatki ... ... mit Pool
Da es nicht möglich ist, den gefangenen Lachs selber zu räuchern und diesen mit in die Schweiz zu nehmen, hat jeder Gast die Möglichkeit, am letzten Abend mit dem Taxi in die Stadt zu fahren und sich dort einige Seiten geräucherten Lachs zu kaufen. Das mit der Einfuhr in die Schweiz muss jeder selber regeln, offiziell ist dies nicht erlaubt.

Nach einer kurzen Nacht ging es dann von Kamtschatka via Moskau wieder in die Schweiz.
 

Rechts: mannlicher Saibling
Unten: weiblicher Saibling

Jedem Fliegenfischer, der einmal eine solche Artenvielfalt, eine so grandiose Natur, wie es sie nur noch selten gibt, erleben will, der muss nach Kamtschatka. Und noch ein Tipp von mir: macht es jetzt, solange es noch bezahlbar ist. Ich bin jedenfalls im September 2009 wieder am Kolpakova auf Kamtschatka.
Und nochmals auf die vielen Bären zurückzukommen, wir haben keinen gesehen! Die Kamtschatka Braunbären sind so scheu, dass sie den Kontakt zu Menschen meiden. Auch ziehen sich die Bären wegen dem Lärm der Bootsmotoren in die Wälder zurück. Dies soll aber nicht heißen, dass man sich unvorsichtig in der Tundra und im Wald bewegen soll. Nur zur Info, auf Kamtschatka leben schätzungsweise 16'000 Grizzlys!
Kundscha =>
 
 

Meine Ausrüstung:

Für Lachs: eine Sage XP 9fuss Länge, Schnurklasse 8. Orvis Rolle mit gekürzter Teeny 300. Marabou Fliegen, Größe 2-6 in Rot, Weiss und Schwarz.

Für Forellen und Saiblinge: Sage TCR 9Fuss, Schnurklasse 6. Loomis Rolle mit WT6, bei Bedarf mit Sinking Vorfach bestückt. 
Wooly Bugger Streamer, Größe 6, in den Farben Rot, Weiss, Schwarz. Egg Sucking Leech in Weiss und Schwarz, sowie Lachsei-Imitate in Rose.

Oben links: Duck im Kampf mit einem Ketalachs...

Oben rechts: Man(n) will ja nicht immer nur Fisch essen...

Links: Kundscha
 
 
 

Sollte jemand Interesse haben, stehe ich unter: roger.gyr_flyfishing
@bluewin.ch gerne und jederzeit zur verfügung. Näheres erfahrt Ihr auch im Netz unter: baikal-reise.de


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