Meerforellenabenteuer an den Küsten Südjütlands im April 2008 Ein Bericht von Günni Sareyka |
Meine Frau
Gisela und ich wohnen im dicht besiedelten Ruhrgebiet und fischen dort
überwiegend an der hiesigen Ruhr, den Schifffahrtskanälen, der
Lippe, Lenne und anderen nahe liegenden Gewässern mit der Fliege auf
heimische Fried- und Raubfische.
Daher sind für uns die Reisen nach Dänemark zum Küsten-Fliegenfischen auf Meerforellen jedes Jahr die fischereilichen Höhepunkte. Für das Frühjahr 2008 war die Woche vom 14. bis 20. April für unsere Exkursion in unser nördliches Nachbarland vorgesehen. Den Winter über hatten wir uns schon auf diese Tour vorbereitet. Lange saßen wir am Bindetisch und füllten die Fliegendosen mit Imitationen von Garnelen, Tangläufern und Fischchen. |
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Unsere Lieblingsfliegen
für alle Jahreszeiten, die lebhaft und natürlich im Wasser spielenden
CDC-Garnelen (Muster: Günnis-CDC-Garnele) in verschiedenen Farbvarianten
(grau, beige, sandfarben, braun) erhielten sogar eine eigene Fliegenbox.
Die Fliegenschnüre
wurden mit Line-Dressing behandelt und in großen Klängen separat
außerhalb der Rolle aufbewahrt. Die Rollengetriebe wurden gefettet,
die Vorfächer sortiert und optimiert und die Ruten und Rollen gegen
evtl. Korrosion mit Sprühwachs behandelt und poliert.
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Am Morgen
des 14. April 2008 ging es endlich mit unserem kleinen Wohnmobil in Richtung
Norden. In Flensburg besorgten wir uns in einem Angelgeschäft im Ortsteil
Weiche den obligatorischen Staatlichen Dänischen Angelschein (Fisketegn)
und nahmen noch etwas Fachliteratur und Bindematerial mit. Dort stießen
auch unsere netten Angelkollegen Bernd und Jürgen aus Bocholt zu uns.
Bernd hatte vor zwei Jahren bei mir einen Fliegenfischerkursus belegt und
ist inzwischen ein sehr guter und begeisterter Fliegenfischer und lieber
Freund geworden.
Nach herzlicher Begrüßung setzten wir die Fahrt gemeinsam fort. Bisher war das „Meerforelleneldorado“ Fünen unser bewährtes Reiseziel. Dieses Jahr wollten wir den Küsten Südostjütlands einen Besuch abstatten. |
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Am Zielort
eingetroffen, bezogen unsere Freunde am späten Nachmittag ihr Quartier
auf einem gemütlichen alten Bauernhof. Noch am gleichen Abend
ging es zum Strand und rein in die Wathosen. Alle Tourteilnehmer waren,
trotz der einsetzenden Kühle des zu Ende gehenden Tages, wie Bernd
es pragmatisch ausdrückte „heiß wie Frittenfett“. Wir konnten
es kaum erwarten endlich mit den ersten Würfen zu beginnen.
Unsere Fliegenruten
der Klassen 7/8 in den Längen von 9 bis 9,6 ft. mit entsprechenden
salzwasserresistenten Fliegenrollen und schwimmenden Longbelly-Fliegenschnüren
wurden eilig zusammengebaut.
Unser Angelabenteuer auf Meerforellen konnte beginnen. |
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In aufgeregter
Erwartung verteilten wir uns am Strand in einem Abstand von ca. 40 Metern
und begannen zunächst vom Ufer aus den Nahbereich mit der Fliege abzusuchen.
Danach wateten wir etwas ins Wasser und platzierten die Fliegen fächerförmig
über den forellenverdächtigen sogenannten „Leopardengrund“.
Das sind wechselweise Tangfelder, Seegras, Steine, Sand und Muschelbänke.
Nach intensivem Befischen eines Uferbereiches gingen wir jeweils einige
Meter weiter, um erneut die Fliegen auszuwerfen.
Der leichte Wind aus nordöstlicher Richtung bewegte die von der sinkenden Sonne rötlich-gelb erstrahlte Wasseroberfläche nur sanft und warf kleine Wellen an den Strand. |
Die wunderschöne
Natur und die sagenhafte Stille in der Abgeschiedenheit der einmaligen
Küstenlandschaft mit ihren langen Stränden, Steilküsten
und Riffen zog uns sofort in ihren Bann.
Die einzigen
zu vernehmenden Geräusche waren das Rufen der Seevögel und das
leise Rauschen der Wellen.
Seele was willst Du mehr? |
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Wir fischten
noch bis zur beginnenden Dunkelheit, doch eine Meerforelle ließ sich
an diesem Abend nicht betören.
Am nächsten
Morgen begrüßte uns die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel.
Trotzdem konnte sie zunächst die 7 Grad Celsius kalte Luft nicht deutlich
erwärmen.
Da im ufernahen Wasser kaum Fischnährtiere, wie Tangläufer, Garnelen, Stichlinge, Asseln, Grundeln, Sandaale, kleine Heringe etc. auszumachen waren, wirkte unsere Stimmung nicht gerade euphorisch und unsere Hoffnungen auf erfolgreiche Fischtage waren eher gedämpft. |
Sollten die
vergangenen kalten Tage das Aufkommen der Beutetierchen im Uferbereich
verzögert und somit auch die Fliegenfischerei negativ beeinträchtigt
haben?
Etwas skeptisch
machten wir uns auf den Weg zu unseren ausgesuchten Angelplätzen entlang
einer einsamen Steilküste.
Ich wollte
gerade zum Fischen ins Wasser waten, als unsere Fragen überraschend
schnell beantwortet wurden.
War dieser
Fisch so nah am Ufer überhaupt anzufischen ohne ihn zu verscheuchen?
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Erst jetzt
bemerkte ich, dass mehrere Fische in ca. 10 bis 15 m Entfernung vom Ufer
aktiv waren. Immer wieder durchbrachen sie das Wasser und erzeugten Wirbel
im Wasserspiegel. Das waren eindeutige Zeichen, sie jagten!!
Vorsichtig und mit zittrigen Händen brachte ich die Flugschnur aus, platzierte meine Garnelenfliege an den Rand des Jagdgebietes und begann zügig mit dem Einstrippen. Im nächsten Augenblick sah ich eine Bugwelle hinter meiner hoch geführten Fliege und Sekunden später spürte ich ein deutliches „Festhalten“. Mein Straffen der Schnur kam ohne zögern. Der Fisch floh in Richtung des Strandes und mit schnellen langen Schnurzügen |
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begann ich
die Leine aufnehmen, um den Kontakt zum Fisch nicht zu verlieren. „Hat
der Haken wohl richtig gefasst?“ war meine besorgte Frage. Eine große
Meerforelle schoss plötzlich aus ihrem Element, um anschließend
mit hoher Geschwindigkeit die Tangfelder im flachen Wasser zu kreuzen.
“Verliere bloß nicht die Fühlung“ ermahnte ich mich.
Im nächsten Moment drehte der Fisch und strebte beständig vom Ufer fort. Ob er mich gesehen hatte? Mit laut klopfendem Herzen ließ ich die abziehende Fliegenschnur durch meine Finger gleiten und versuchte mit schnellen Kurbeldrehungen die restliche Fliegenschnur aus dem Schnurkorb auf die Rolle zu bekommen. |
Nur so konnte
ich den Fisch bei seinen wilden Fluchten besser unter Kontrolle halten.
„Hoffentlich verheddert sich jetzt nicht die Fliegenschnur“ waren meine
Befürchtungen. Doch meine Aktion gelang ohne Komplikationen und ich
konnte den Drill der kräftigen Meerforelle mit „singender“ Rollenbremse
fortsetzten.
Nach endlos
scheinenden, aufregenden Minuten konnte ich eine silberblanke Meerforelle
von 66 cm Länge in den Kescher bringen.
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Der Mageninhalt
der Meerforelle zeigte uns später, dass sie mehrere Garnelen und Tangläufer,
eine Sandgrundel und einen Seeringelwurm erbeutet hatte.
Es waren entgegen unserer Beobachtungen also doch genügend Beutetiere im Wasser vorhanden. Wir haben sie anscheinend nur nicht wahrgenommen. In den nächsten
Tagen wurde es durch die konstant scheinende Sonne kontinuierlich immer
wärmer. Die Lufttemperaturen stiegen bis auf 14 Grad an. Die Temperatur
des Wassers erreichte im Uferbereich die 11 Grad Marke.
Der Wind wehte in der gesamten Woche nur schwach bis mäßig aus nordöstlichen, südlichen bis südwestlichen Richtungen und behinderte uns beim Fliegenwerfen nicht. Auch blieb bei diesen Windrichtungen das Wasser im Uferbereich überwiegend klar. |
Als der Wind
am Ende des letzten Tages unserer Urlaubswoche merklich auffrischte und
auf Ost drehte, trübte das Wasser am Ufer schnell ein und eine effektive
Fliegenfischerei an den von uns überwiegend befischten Stellen war
nicht mehr möglich.
Jeder von uns
konnte in dieser äußerst erfolgreichen Woche mehrere schöne
Meerforellen an die Fliegen bringen. Darunter befanden sich Fische über
60 cm Länge, so dass wir eine erstaunlich hohe Durchschnittsgröße
erreichten.
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Auffallend
war, dass viele größere Fische, obwohl silberblank und mit losen
Schuppen, relativ schlank waren. Ob diese Fische erst spät aus
den Laichbächen ins Meer wanderten oder im Meer in der vergangenen
Zeit relativ wenig Nahrung fanden, konnten wir nicht eruieren.
Da jedoch die gefangenen kleinen „Grönländer“ (noch nicht laichfähige Meerforellen bis ca. 45 cm Länge) gut genährt und in sehr guter Kondition waren, vermuteten wir, dass viele Laichforellen möglicherweise wegen des langen kalten Frühjahres verzögert mit dem Abstieg aus den Auen begonnen hatten. |
Alle auffallend
schlanken Fische und Forellen unter 50 cm Länge wurden zurückgesetzt.
Der größte Fisch unserer Woche, wahrscheinlich ein „Überspringer“, brachte 3,4 kg auf die Waage (siehe Foto unten). Er konnte, wie viele andere Meerforellen auch, „Günnis-CDC-Garnele“ nicht widerstehen. Es war für uns immer wieder faszinierend und spannend, wenn in der fast unendlichen Weite der Ostsee unsere angebotenen kleinen Fliegen von den Fischen entdeckt und attackiert wurden. |
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Zweifellos
waren wir uns darüber im Klaren, dass wir hinsichtlich dieser optimalen
Wind- und Wetterbedingungen eine große Portion Glück hatten.
Wie uns einheimische
Fliegenfischer erzählten, ist es aber immer wieder möglich, schöne
Fänge zu allen Jahreszeiten an den Küsten in Süd- und Ostjütland
zu erzielen.
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Uns hat dieser
Ausflug an die Küsten im Süden Jütlands mit ihren schönen
Stränden sehr gut gefallen.
Allgemein bietet
die Fliegenfischerei an den Gestaden der Ostsee, insbesondere für
uns „Stadtmenschen“, die Möglichkeit, weit ab von Hektik, vom Trubel
und Verkehrslärm, einen Ansatz von Freiheit und Individualismus und
vor allem Ruhe und Beschaulichkeit zu erleben.
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Ein hilfreicher
Ratgeber war uns der „Angelführer Südjütland“ ISBN 978-3-937868-10-3
aus dem Verlag „Die Rapsbande“ www.der-angelfuehrer.de.
Für Fragen
zur Meerforellenfliegenfischerei und zu fängigen Fliegen stehe ich
gerne zur Verfügung.
Copyright:
Fliegenfischerschule-Ruhrgebiet, Bochum
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