IRLAND 2000
"TROUT & SALMON" von Joachim Peter
Reisebericht über 2 Wochen Irland Ende July 2000. Teil 1: "IRLAND 2000 Trout am Lake Corrib" |
Vorwort
Vater und Sohn
Wie viele andere, so habe auch ich das Fischen mit der Angel von
meinem Vater gelernt. Und wiederum, wie bei vielen anderen, haben Vater
und Sohn einst den Beschluß gefaßt, einen Lachs mit der Angel
zu fangen. Dieser Beschluß ist nunmehr 20 Jahre her, und wie bei
vielen anderen auch, kam halt immer etwas dazwischen.
Da auch mir (wie bei vielen anderen) kein recht gescheites Geschenk
zum 60-sten meines alten Herrn eingefallen war, habe ich ihm kurzerhand
eine Angelreise nach Irland auf den Geburtstagstisch gelegt (vielleicht
auch, wie bei vielen anderen?). Denn wenn nicht zu so einem Anlaß,
wann denn dann?
Und siehe da, diesmal kam nichts dazwischen.
Die Anreise
Reisevorbereitung
Nach einigem Hin-und-Her kristallisierte sich die Reise als Kombination
aus einer Woche Bed&Breakfast und einer Woche First Class Salmon Fishing
heraus. Der Flug und das Auto wurde als Fly&Drive Reise mit Abflughafen
Hamburg gebucht.
Unsere erste Reise nach Irland und was nehmen wir mit. Natürlich
warme, regendichte Kleidung und etwas leichtes für abends im Pub.
Wie immer war es das Falsche. Doch dazu später mehr.
Der Flug und der erste Abend
Abflug in Hamburg bei Regen, Flug durch den Regen, Landung bei
Regen in Shannon. Beste Voraussetzungen für einen Angelurlaub, der
zumindest was das Wetter angeht, dem entspricht, was Irland erwarten läßt.
Leider dauerte es fast 2 Stunden, bis wir im Leihwagen saßen. Dies
lag nicht am Vermieter, sondern an den Gästen, die schlecht vorbereitet
waren. Eine Kreditkarte ist in Irland bei Autoverleihern ein Muss!
Dann aber los, doch wohin? Erst einmal Richtung Norden. Ich hatte
von einem Ort "Oughterard" gelesen. Jenseits von Galway. Nach 2 Stunden
waren wir jenseits von Galway und das ist ganz schön jenseits des
nachts. Es war Zeit, wir mußten uns so langsam um eine Unterkunft
kümmern. Immerhin war es bereits 11 Uhr abends. Nach zwei B&B
Besichtigungen, entschlossen wir uns, doch die erste Nacht im Hotel zu
verbringen. Entgegen den Erwartungen, die wir aus England mitbrachten,
schließen die Pubs in Irland nicht um 11Uhr. Von wegen "Last Order",
hier wird erst geschlossen, wenn auch der letzte Gast bedient ist. Und
das kann dauern. Natürlich Lifemusic, irische, und Guinness, Guinness,
Guinness unterbrochen von dem ein oder anderen Lager. Unsere ersten Erfahrungen
mit der unglaublichen irischen Gemütlichkeit und Gastfreundlichkeit
und Trinkfestigkeit. Hut ab, Irland.
Die Erste Woche (Forellenfischen auf dem Lough Corrib)
Die Lodge
Von unserer B&B-Suche am Abend vorher war mir eine Hinweisschild in Erinnerung geblieben. Darauf stand B&B und Angling Lodge und Boats for rent. Eine magische Kombination. Das mußten wir überprüfen. Wir fuhren hin und Volltreffer. Nach kurzer Verhandlung hatten wir ein Boot mit Motor und Benzin und eine kurze Einweisung für die Bucht, verbunden mit dem Hinweis, diese bitte nicht zu verlassen, da der Weg aus der Bucht heraus für nicht Ortkundige, ob den Steinen im Wasser, zu gefährlich ist. Ein kleiner Wermutstropfen, aber immerhin konnten wir fischen. Und das Angebot morgen einem dem Inhaber der Lodge, Basil Shields, auf seinem Weg auf den Corrib folgen zu können, linderte die Enttäuschung schnell.
Fremdgegangen
Leider gab es in der Bucht laut Basil nur Hecht. Nun gut, dann eben Pike, wir hatten ja noch eine Woche und es sah nicht so aus, als ob wir noch weiter nach Unterkunft, Boot, etc. suchen mußten.
Also los. Spinnrute raus und rein mit dem Spinner. Erster Wurf
und rums. Ein Hecht, ca. 40cm. Kein Riese, aber immerhin, so schnell hatten
wir nicht dem ersten Fisch gerechnet und es blieb, nein nicht der einzige,
der kleinste.
Über den weiteren Tag ergab sich ein Wettfischen, daß
6 zu 5 ausging und von einem guten 7-Pfünder nach oben abgerundet
wurde. Die Filets schmeckten abends in Butter gebraten ausgezeichnet. Der
Tag fand einen standesgemäßen Abschluß bei einem Schluck
Whiskey im Wohnraum der Lodge, im dem es schwer fällt etwas zu entdecken,
was nicht mit Fliegenfischen im Zusammenhang steht. Und das ist meistens
Fliegenbinden. Ich habe noch nie soviel Bindematerial auf einmal gesehen
und ich war schon in vielen erstklassigen Shops. Ich war beeindruckt. Wir
hatte allem Anschein nach das FliFi-Paradies gefunden. Unser Glück
war perfekt, als wir erfuhren, daß für diese Woche noch zwei
Zimmer in der Lodge frei waren. Ein Blick auf den Belegungsplan zeigte,
daß dies purer Zufall war. Sollte uns das Schicksal tatsächlich
für die gewarteten 20 Jahre entschädigen?
Der Nichtangeltag
Oder doch nicht?! Am nächsten Tag stürmte es derart,
daß an ein Befahren des Corrib mit dem Boot nicht zu denken war.
Naja, zumindest war das Wetter sonnig mit wenigen Wolken, die über
den Himmel flogen. Wir nutzen die Chance, Galway zu besuchen, um 5 Lachsfischer
am berühmten Galway Weir zuzusehen, wie sie ihre Fliegen badeten.
Keiner hatte einen Biß. Später wußten wir warum. Es lohnt
sich halt nur bei den richtigen Bedingungen. Doch dazu mehr. Eine Rundfahrt
durch Connemara rundete den Tag ab.
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Der Corrib
Zweiter Tag am Corrib, endlich ging es hinaus. Der See ist riesig,
glasklar und über 80% seiner Fläche sind zwischen 1 und 4 m tief.
Der lehmige, verblockte Grund in Verbindung mit 365 Inseln bietet ein ideales
Biotop für Insekten und Forellen, das entsprechend gefährlich
ist für Boote und Fischer. Unversehens liegt dort ein Fels, wo eben
noch Wasser war. Und in den vielen Inseln hat man sich schnell verfahren,
insbesondere bei schlechtem Wetter. Daher, bitte als Ortunkundiger niemals
ohne Ghillie. Wir sahen unzählige Maifliegen und noch mehr leere Nymphenhüllen,
und das Ende Juli. Basil erzählte uns später, daß eine
zweite Maifliegensaison mehr als selten vorkommt. Da war es wieder, unser
Glück.
Wir folgten dem anderen Boot über den See, mit einer Fliegen-
und einer Spinnrute im Anschlag. Nach ca. 5 Kilometern Fahrt sahen wir
Basil und Laurence auf der Luv-Seite einer Insel beidrehen, werfen und
noch ehe ich unseren Motor abgestellt hatte, war dort der erste Fisch im
Boot, unglaublich! So ging es weiter, bei Basil und Laurenz. Bei uns nicht.
Doch was war das, auf den 10-ten Drift ein Zucken und die achter Rute bog
sich durch. Unglaublich, was eine gut 30 cm Corrib-Brownie für eine
Kraft und Ausdauer hat. Als ich an die 5-Pfund Forelle in Basils Glaskasten
auf dem Schrank im Wohnraum dachte, bekam ich Angst, ob mein 13-Pfund Vorfach
und meine Knotenkunst so einem Fisch wohl gewachsen sein würden.
Basil kam auf 5 Meter heran, sagte, daß wir weiter hinaus
fahren wollten, und merkte zu unserem Fisch an, daß 12" das Mindestmaß
sei. Ich habe den Fisch abschlagen müssen, da er in der Zunge gehakt
war und stark blutete. Über den Tag fingen wir noch 3 weitere Fische,
davon eine Doublette, um die 35 cm und verloren 3 weitere. Nicht schlecht
für den ersten Tag "Loughstyle-Fishing" überhaupt. Zumindest
war das Abendbrot für morgen gesichert.
In der Lodge musterte Basil meinen Fang auf dem Tablett kritisch
und kommentierte ihn mit den Worten, ‚I told you 12" is minimum’. Wohlgemerkt,
unsere Fische waren um die 35 cm und sehr wohl genährt. Ich konterte,
aber er entgegnete ‚12" is minimum, but no-one keeps a fish smaller than
15"’. Ich fühlte mich schlecht. Umso mehr, nachdem ich erfuhr, daß
das andere Boot über 30 Keeper (größer 15") gefangen und
davon 5 behalten hat. Diese Fische waren unglaublich. Der Größte
1 3/4 Pfund.
Als Basil später erfuhr, daß wir die Fische essen
wollten war er schon etwas besser gelaunt. Von seiner Frau erfuhr ich später
warum er so reagierte. Es gibt, insbesondere während der Maifliegenzeit,
viele Angler, die Fische nur fangen, um sie zwecks Trophy-Foto auf den
Rasen zu legen. Die Trophy-Fischer gehen dann in den Pub, essen Connemara-Lamb,
und die Fische vergammeln. Bitte so nicht!
Der nächste Tag brachte einen einzigen Fisch an die Fliege,
die dem Spinner vorgeschaltet war. Es könnte daran gelegen haben,
daß wir ohne Guiding auf dem See waren. Basil war nach "Kylemore",
Lachse fischen. Abends dann die Belehrung. Ohne eine moderate Welle und
Bewölkung ist am Corrib und auch in anderen Gewässern Irlands
kaum ein Salmonide an die Angel zu bringen. Das Wasser ist zu klar zu tief
und die Fische zu scheu und zu selektiv. Daher auch kein Fisch auf Spinner.
Aber dafür reichlich Sonnenbrand hinter den Ohren.
Nachdem wir nun ja wussten worauf es ankam, hatte wir jeden zweiten
Tag einen guten Fang und wenn nichts ging, ein Hecht am Abend gegen den
drohenden Schneider war immer drin. Zudem entschädigte das Wetter
mit reichlich Sonne für entgangene Drills.
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Das Loughstyle-Fishing
Ich will mich hier nicht weiter über diese Art zu Angeln
auslassen, dass steht mir mit nur einwöchiger Erfahrung nicht zu.
Nur soviel, es ist weit mehr als 3 bis 4 Naßfliegen im Abstand von
3 Fuß an eine 2m lange Vorfachspitze (immerhin sind wir schon bei
ca 6m) zu knoten, diese vor dem Wind an einer steifen 3m Rute aus zu werfen
und durchs Wasser zu ziehen.
Immerhin der Corrib gesteht einem auch dann Fische zu, wenn man
es nicht perfekt kann. Nachdem ich zur Feier des Geburtstages meiner Tochter
den ersten Fisch des Tages zurückgesetzt hatte [Das fiel mich nicht
leicht. Immerhin um die 45cm und der bisher Größte], schenkte
mir der See noch drei weitere große Fische. Der größte
immerhin 2.5 Pfund. Und alle auf eine große trockene Märzbraune
mit Rehhaarflügel. In Irland ist die Magie überall.
Trotzdem, wie Lochstyle-Fishing geht oder gehen kann lernt man
am besten in Irland.
Die Fische
Noch ein Wort zu den Fischen. Sie sind schlicht weg unglaublich. Irlandfahrer wissen wovon ich spreche. Nichtirlandfahrer glauben mir sowieso nicht. Daher nur einige Stichworte:
Wer bis hierher durchgehalten hat, herzlichen Glückwunsch.
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In Teil 2 "IRLAND-2000_Salmon" werde ich über eine Woche
Lachsfischen im Screebe-House bei HRH (Hans Rüdi Hebeisen) berichten.
Zudem wird dort etwas über die Unterkunft, Fliegen und Gerät sowie sonstige Anmerkungen zu lesen sein.
Bis dahin
"Tight Lines"
Euer Joachim