DRY FLY HEAVEN
Am Etrachsee | Ein Gewässer-Report von Philipp Pfneisl

Wer hat schon einmal erlebt, dass jeder Wurf einen Fisch bringt. ICH! :) Dazu muss man nicht einmal bis ans andere Ende der Welt reisen, sondern nur nach Krakauhintermühlen, genau genommen an den Etrachsee, nahe der Steirischen - Salzburgerischen Grenze. Dieser kleine, idyllische Bergsee liegt irgendwo in den Bergen zwischen Murau und Tamsweg, tief in einem kleinen Tal, auf 1400 Meter Seehöhe. Der Schnee vergeht hier erst Ende Mai, dementsprechend kurz ist der Sommer und umso größer der Hunger der kleinen Saiblinge, die im See wohnen, der wunderschön und schnapsklar ist. Nicht allzu tief, maximal 3 Meter, mit der Tendenz, langsam aber sicher zu versanden. Angeblich war er früher einmal 18 Meter tief, aber das muss schon sehr lange her gewesen sein. Und sehr kalt ist das Wasser des Sees...
Sonnenuntergang am Etrachsee
Spiegelglatt...
Die Fischerei ist im Grunde sehr simpel. Man nimmt eine feine Fliegenrute, Klasse #3 abwärts, ein 9' Vorfach mit 10er, max. 12er Spitze und Fliegen nach gerade aufkommenden Schlupf. Es schlüpft und fliegt immer irgend etwas und wenn einmal nichts herumfliegt, dann tut es auch eine simple Elkhair Caddies. Die kleinen Saiblinge nehmen alles, die Größeren sind da schon deutlich wählerischer. Die Größe der Fische reicht von 5 bis 70 cm. Es gibt auch ein Turbinenauslassrohr, davor steht eine mindestens 70er Bachforelle, der man sogar zuschauen kann. Sie nimmt aber nur Futter, welches aus der Röhre kommt! Im See wurde angeblich schon mal eine 16 kg schwere Forelle gefangen und ein nicht ganz so großes Exemplar hängt im Frühstücksraum der Herberge, geschätzt auf 80 cm. Freilich bekommt man so eine Forelle nicht an die Trockene - aber die Fischerei mit Streamer an so einem schönen Trockenfliegengewässer wäre ein Hohn. 
Ganz ehrlich, auch wenn die Chancen, hier einen großen Fisch zu fangen, mit einem Streamer astronomisch höher wären, ist doch der Spaß, den man hat, einem kleinen Saibling eine Trockene zuzuwerfen und zu sehen wie er plötzlich empor schießt und sie nimmt, einfach unvergleichlich!

Was gibt es im See? Seesaiblinge, Bachsaiblinge, Bachforellen in geringer Stückzahl und ein wenige Regenbogenforellen. Alles naturgewachsene Fische, die sich hier auch reproduzieren. Alle Fische stehen gut im Futter und kämpfen für ihre Größe wirklich gut. An einer #3er Gerte wird einem nicht fad. Man könnte noch delikater Fischen, das geht auch. Eine #1er oder #2er - damit würde man auch die etwas Größeren rasch landen können.

Oberlauf
Zu erwähnen wäre noch, dass der See einen Zufluss und einen Abfluss hat welche 4 Kilometer flussab- und flussaufwärts bis zur Quelle befischt werden können. Eine unheimliche Kraxelei, über gefühlte hundert Stacheldrähte muss man klettern, entlang des wilden Baches. Alle paar Meter ein Tumpf oder ein Kehrwasser, wo man die Fliege vorsichtig präsentieren kann. Werfen ist bis auf eine Handvoll an Stellen unmöglich. Hier bräuchte man eine 1,5 Meter lange  Rute und 50 cm Vorfach, selbst dann wäre eine richtige Werferei fast unmöglich. Aber es macht auch so Spaß. Und in jedem Pool ist ein Fisch, einer schöner als der andere!
Wildenkarsee, Einlauf
Wenn man den Zufluss hinauf klettert bzw. auch dem Wanderweg folgt, teilt sich dieser auf halben Weg und folgt man nun dem linken Zufluss, erreicht man einen weiteren See: den Wildenkarsee. Auf einer Distanz von ca. 5 Kilometer fällt hier das Wasser 600 Höhenmeter teils über kleinere Wasserfälle. Es ist ein noch viel schönerer See, mit allen Farben, die ein klarer Bergsee nur haben kann. Tiefblau in der Mitte des Sees, kalt und nochmal ein "Eizl" klarer. Fische sucht man hier Anfangs vergeben, er sieht recht "leer" aus aber ich konnte zumindest einen Fisch am Einfluss beobachten. Es dürften also ein paar Saiblinge geschafft haben bis hier herauf. Fischen blieb mir leider nicht vergönnt, der See gehört einem anderen Pächter. Aber ich komme wieder :)
Wildenkarsee, Auslauf
Zurück zum Etrachsee. Abends im Sommer, wenn er Windstill im Schatten des Berges liegt, sieht der See aus, als ob er kochen würde. Hier steigt wirklich alles, was Flossen hat. Ein unglaubliches Schauspiel. Jetzt schnell noch eine größere Forelle oder Saibling fangen und sich dann beim Abendessen servieren lassen. Übrigens, die Forellenstation, betrieben vom Erich, ist allein schon die Reise wert. Es gibt eine Tageskarte, eine Menükarte und auch sonst bekommt man alles, nach was man gerade Lust hat. Das Essen ist exzellent und der Schmäh unübertrefflich.

Ausrüstung: Fliegenrute: #3er oder wer mag auch niedriger | Fliegenschnur: zur Rute passend, schwimmend (z.B. eine Rio Trout LT) | Fliegenrolle: leicht, mit oder ohne Bremse ist egal (Backing: a bissl was halt) | Vorfach: ca. 9 Fuß lang, 5x, 0,10 oder 0,12er Tippet | Zum Streamern: #5er Rute, Intermediate Sinktip, 9 Fuß Vorfach 2x
Kontakt: www.etrachsee.at

Weitere Bild-Impressionen:

Ein Monster von einem Saibling, dick wie ein Karpfen

So klein und schon so gefräßig
Oberer Zulauf kurz vor dem Etrachsee

Wildenkarsee

Wer findet den Fisch? Wildenkarsee, Einlauf





Ein Beitrag von Pflipp Pfneisl für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2013. 
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