Grönland: The Arctic Char Trail
Ein Reisebericht von Sven Wolters
Eigentlich wollte ich ja nach Florida...
Da ich aber so meine Mühen hatte einen Mitreisenden zu finden, weckte ein Thread im Fliegenfischer-Forum, in dem ein Mitreisender für Grönland gesucht wurde, mein Interesse, ist ja fast das Selbe...
Vorbereitung
Der ursprüngliche Plan war eine Tour in ein paradiesisches Tal mit unberührter Natur, wilden Moschusochsen und Flüssen voller großer Saiblinge. Nachdem wir die Anreise etc. bereits halbwegs geklärt hatten, stellte sich leider heraus, dass das Tal größtenteils in einem Schutzgebiet liegt und auf der restlichen Tour kaum vernünftige Angelmöglichkeiten vorhanden sind. Schwarzangeln im Schutzgebiet wollten wir nicht, also war das Thema vom Tisch. Die nächste Idee war dann eine Tour vom Flughafen Kangerlussuaq nach Sisimiut. Einige Bäche und Flüsse, sehr große Seen mit stationären Fischen sowie ggf. Angelmöglichkeiten im Fjord. Wir arbeiteten eine schöne Route aus. Irgendwann kam ich auf die Idee, diese mit dem Arctic Circle Trail zu vergleichen, dem bekanntesten Wanderweg Grönlands. Leider waren die Routen auf weiten Strecken deckungsgleich. Da wir beide lieber in eine etwas abgeschiedenere Gegend wollten, war auch diese Option vom Tisch. Martin wollte an diesem Punkt schon aufgeben aber ich hatte mich festgebissen. In stundenlanger Kleinarbeit suchte ich bei Google Earth sämtliche Gewässer im 50km Umkreis um die beiden Städte zusammen, die Fisch beinhalten könnten. Da kam dann doch einiges zusammen und ich konnte auch Martin wieder begeistern. Und so bastelten wir uns eine Route vom Startpunkt Sisimiut, die möglichst viele der potentiellen Saiblingsflüsse abdeckt, in der 
Hoffnung, das zumindest einige davon auch tatsächlich einen Aufstieg haben. Als Alternative sollte auch die Dorschangelei an der Küste möglich sein. Nach einigem Schriftverkehr mit dem Fischereiministerium war sichergestellt, dass wir diese Flüsse bis auf einen (den Camp North Fluss) auch tatsächlich befischen dürfen.

Als die Route geklärt war, ging es an die Ausrüstungsoptimierung: Zelt: Tarptent Scarp, Isomatte: Therm a Rest Neoair Xlite, Schlafsack: Cumulus Quilt 450 (ein unten offener Daunenschlafsack, der fest mit der Isomatte verbunden wird). Ein leichter Gaskocher mit zwei Kartuschen. An Klamotten: eine Goretex Jacke, ein warmer Pullover eine Weste sowie jeweils ein Ersatzshirt, eine Unterhose und ein Paar Socken. An Angelgerät meine #7 Scott Tidal sowie die #7 TFO als Backup, Wathose und Schuhe und zwei Fliegendosen (eine für Saibling und eine für Dorsch). Beim Essen entschied ich mich morgens für Müsli mit Vollmilchpulver, Mittags gab es zwei Flapjacks und Abends eine Trekkingmahlzeit von Travellunch, die einfach mit kochendem Wasser aufgegossen wird. Zur Navigation kamen mein Handy und ein kleines GPS Gerät mit, des Weiteren ein Satellitentelefon (Iridium Go) für Wetterdaten, OK Meldungen nach Hause und natürlich für Notfälle. Und das wichtigste und schwerste Utensil, ein MRS Adventurer X2 Packraft, also ein 2 Personen Schlauchboot mit moderatem Gewicht (4kg).

Tag 1: Anreise nach Kopenhagen

Anfang Juli war es dann endlich soweit. Ich machte mich mit 30 Kilogramm beladen auf den Weg quer durch Hamburg zum Flixbus. Mit diesem ging es Richtung Kopenhagen, wo ich meinen Reisepartner Martin das erste Mal persönlich traf. Wir teilten das Gepäck etwas auf. 20kg aufzugebendes Gepäck und 8kg Handgepäck pro Person, das schafften wir gerade so eben. Danach ging jeder erst einmal zu seinem Schlafplatz. Ich hatte mir für die letzte Nacht noch ein Hotelzimmer gebucht, Martin schlief einfach neben dem Flughafengelände im Zelt.

Tag 2: Kangerlussuaq und Sisimiut

Morgens ging es mit ordentlich Zeitpuffer in Richtung Flughafen, da wir ggf. Probleme beim Aufgeben der schweren und sperrigen Rucksäcke befürchteten. Es klappte aber alles problemlos und so blieb genug Zeit für ein Frühstück und Kaffe, dann ging der Flug Richtung Kangerlussuaq los. Aus dem Flieger konnte man zunächst Südnorwegen, dann den Atlantik und nach 3 Stunden das grönländische Inlandeis bestaunen. Angekommen, checkten wir das Gepäck für den Weiterflug nach Sisimiut ein und warteten ab.



Der Flug wurde einige Male nach hinten verschoben, dies scheint hier aber soweit normal zu sein. Dann ging es endlich in die kleine Propellermaschine auf den Weg in Richtung Sisimiut. Nach einer halben Stunde waren wir praktisch da und der Flieger drehte mehrere Runden. Das fanden wir zunächst toll, denn so konnten wir schon einmal unser erstes Gewässer sowie zwei der Fjord- und Passquerungen von Oben begutachten.

Irgendwann drehte der Flieger dann aber leider (nach einer Durchsage auf Dänisch) komplett um. Meine Sitznachbarin übersetzte, dass der Wind zu stark für die kurze Landebahn sei und morgen der nächste Flug geht. Zurück in Kangerlussuaq gab es dann Essensgutscheine, die wir dankend annahmen und einen Hotelgutschein, den wir ablehnten. Statt dessen wollten wir an einem einige Kilometer vom Flughafen entfernten See unser Zelt aufschlagen. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit machten wir uns auf den Weg durch die kahle Stadt am schlammigen Gletscherfluss und zu einer alten Radarstation.






Am See wurden wir von einer großen Menge Mücken empfangen. Mit etwas Antibrumm ließ es sich aber aushalten.

Wir versuchten beide noch unser Glück auf Saiblinge (zumindest ein paar Kleine konnten wir sichten), blieben aber erfolglos.
 
 
 
 

Tag 3: Start in Sisimiut

Morgens sind steigende Saiblinge im See zu sehen, die Zeit reicht grade noch für ein paar Würfe, ich habe aber leider keinen Erfolg.


Wir brechen die Zelte ab und machen uns auf den Rückweg nach Kangerlussuaq.


Nach einem ausgiebigem Frühstück geht es dann wieder in den Flieger nach Sisimiut. Diesmal ist es fast windstill, allerdings hängen die Wolken sehr tief. Der Pilot wagt trotzdem den Anflug, diesmal klappt alles und wir laufen zum kleinen Flughafengebäude. Während wir noch Rätseln, wo das Gepäckband ist, werden hinter uns die Koffer per Hand reingetragen...

Wir fahren noch schnell per Taxi in die Stadt und machen die letzten Einkäufe (Gaskartuschen und einige Snacks), trinken eine letzte Cola und dann geht es per Taxi zurück zum Flughafen. Direkt neben dem Flughafengebäude wird das Packraft aufgepumpt und wir quetschen uns zwischen das Gepäck. Platztechnisch ist das ganze leider etwas grenzwertig, geht aber.



Das Wasser ist erst einmal spiegelglatt und wir haben sogar leichten Rückenwind. Wir paddeln direkt um die Landebahn herum und entscheiden uns entgegen des ursprünglichen Plans, nicht den Gebirgspass zu nehmen und den Fjord im Inland zu queren, sondern auf dem Seeweg außen herumzufahren. Nach einigen Kilometern machen wir in einer sandigen Bucht Pause, um uns etwas die Beine zu vertreten, der Wind frischt etwas auf, das Wasser ist für meinen Geschmack schon grenzwertig kabbelig für das Packraft. Martin ist sich aber sicher, dass das Ganze noch safe ist.


Gegen 19 Uhr paddeln wir dann vorbei an einigen desinteressierten Inuit in unseren ersten Zielfluss. Dieser Fluss ist auch, soweit das vorher über Google Earth erkennbar war, der letzte Berührungspunkt mit der Zivilisation (wobei er auch für die Inuit ausschließlich per Boot erreichbar ist. Straßen oder Wege gibt es hier nicht.).

Eine kurze Erkundungstour zeigt, das zumindest vereinzelt Fische im Fluss sind. In einer Reuse der Inuit hängen ebenfalls einige Saiblinge. Wir machen die Ruten fertig und laufen den Fluss hoch. Nach einem kurzen Stück landen wir an einem großen See. Weiter wollen wir heute Abend nicht mehr, also fischen wir wieder langsam abwärts. Ich bekomme einen Biss in einer Rausche. Der ca. 40er Saibling hängt leider nicht.



Nach dem Abendessen stehe ich so gegen 23 Uhr wieder an der Flussmündung und sehe eine Welle auf den Fluss zusteuern. Sieht irgendwie verdächtig aus, also angeworfen und den ersten Biss versaut. Nächster Wurf, nächster Biss und diesmal klappt alles, der erste Arctic Char wird gelandet.
Wir haben ja noch 2 Wochen Zeit, um an der Größe zu arbeiten.

Ich fische noch bis 1 Uhr Nachts weiter, dunkel wird es ja nicht, es kommen immer wieder neue Trupps von Saiblingen an und ich kann noch 3 weitere Fische in derselben Größenordnung landen.

Als ich gerade am Einpacken bin, durchschwimmt noch ein Polarfuchs die Bachmündung und verschwindet am anderen Ufer. Leider zu weit weg, um Bilder zu schießen.

Ziemlich übermüdet geht's ab ins Zelt.



Tag 4: In der Dorschbucht

Am nächsten Morgen ist die Mündung des Flusses voll mit Fisch, ein Schwarm von 40 oder 50 Saiblingen steht direkt in der Strömung. Weiter draußen drehen noch einige weitere Trupps ihre Runden. Wir fangen jeder einige Fische auf pinke Wooly Bugger und schrauben die Bestmarke auf ca. 45cm hoch. Größere Fische sind nicht zu sehen, aber wir haben ja auch noch einige Flüsse vor uns.
Gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Weg und entscheiden uns für eine Abkürzung. Statt 1,5 Kilometer um eine Landzunge herumzupaddeln, gehen wir lieber einige wenige hundert Meter zu Fuß zur nächsten Bucht.



In der flachen, schlickigen Bucht wird das Packraft aufgeblasen und los geht's.


Nach wenigen Minuten fahrt glaube ich in vielleicht 1,5m Tiefe einen Schatten im Wasser gesehen zu haben, dann noch mal. Ich höre auf zu paddeln und beobachte konzentriert. Martin scheint ebenfalls etwas bemerkt zu haben. Wir treiben über Sandboden und auf einmal sehen wir einen Schwarm großer Fische (ca. 50cm++) direkt unterm Boot, ich denke zunächst an Saiblinge, kann die Fische aber beim genaueren Hinsehen als Dorsche identifizieren.
Wir paddeln ans Ufer und in Rekordzeit bin ich umgezogen und habe einen Clouser montiert. Vor mir verläuft eine Rinne zwischen zwei Tangfeldern und ich sehe 10 Dorsche vorbeischwimmen. Aufgrund der Felswand hinter mir missglückt mein Wurf leider. Statt die Fliege einige Meter vor den Fischen zu präsentieren, landet diese neben den Dorschen und wird von den Fischen nicht wahrgenommen. Dann taucht allerdings ein besonders großer Nachzügler auf, schwimmt direkt auf den Clouser zu und nimmt. Strip Strike und der Fisch macht eine 25m Flucht... Ich kann den Fisch, geschätzt 70+ und damit mit großem Abstand eine neue Bestmarke für mich, bis ans Ufer drillen. Beim Versuch, ihn zu landen, löst sich leider der Haken.

Die drei 50er Dorsche und der kleine Saibling, die ich in der nächsten halben Stunde noch erwische, können über den Verlust leider nicht so wirklich hinwegtrösten. Danach geht leider nichts mehr. Wir paddeln mit montierter Rute noch eine Runde durch die Bucht können aber keine Fische mehr spotten.
Da der Wind weiter auffrischt, gehen wir zu Fuß weiter. Ziel ist heute noch die nächste Fjordquerung (mit Rückenwind) zu schaffen. Unterwegs treffen wir auf die Überreste eines Moschusochsen.

Am Fjord angekommen, stellen wir fest, dass gerade Flut ist. Etwas peinlich aber die Gezeiten hatte von uns beiden keiner so Richtig auf dem Zettel bei der Planung, also per Satellitentelefon erst einmal eine Gezeitentabelle von den Kollegen zu Hause angefordert. An die Fjordquerung ist nicht zu denken, in der Bucht drückt das Wasser so stark in den Fjord, das man meinen könnte, an einem Fluss zu stehen.


Wir machen also eine längere Zwangspause und ich versuche nochmals mein Glück auf Dorsch.

Eigentlich ein Spot wie aus dem Lehrbuch, vor mir liegt eine stark abfallende Kante mit ordentlich Strömung, Seetangfeldern und großen Steinen. Ich fische die Kante zwei Stunden lang komplett erfolglos ab und will schon aufgeben. Auf dem Weg zurück spotte ich dann aber doch noch einen Dorsch im knietiefen Wasser über Kiesboden. Ich werfe den Fisch an und er nimmt auch arglos, wenig später sehe ich noch einen weiteren Dorsch und kann auch diesen verhaften. Ich habe nicht nachgemessen, die Fische hatten wohl beide um die 45-50cm.
 
 
 

Irgendwann erreicht die Flut den Höchststand und wir machen uns an die Fjordquerung. Das Wasser ist immer noch etwas unruhig aber wir kommen gegen 19 Uhr sicher auf der anderen Seite an.


Jetzt noch schnell die 5 Kilometer zu Fuß zum nächsten Fluss denken wir uns...
Falsch gedacht, das Gelände ist extrem anstrengend, erst Recht mit den schweren Rucksäcken, unsere topographischen Karten sind auch wenig hilfreich, weil viele der 50m Hügel und Felskämme gar nicht verzeichnet sind.




Gegen 23 Uhr schlagen wir dann unser Lager auf, wir haben es nicht ganz bis zu unserem Zielfluss geschafft, sind aber nur wenige 100m entfernt.

Tag 5: Die ersten "richtigen" Saiblinge

Morgens wache ich auf, da starker Wind an meinem Zelt rüttelt, einige Heringe hatten sich schon ziemlich gelockert.
Martin hat sein UL Zelt schon abgebaut, das hatte dem Wind noch deutlich weniger entgegenzusetzen.
Wir machen uns auf den Weg zur Flussmündung und erreichen diese gegen 11 Uhr. Dort angekommen, klettere ich zunächst mal bewaffnet mit meiner Polbrille auf einen Felsen. Direkt im untersten Pool kann ich bereits mehrere gute Fische ausmachen, also die Rute montiert und los geht's ...



Es dauert auch nicht lange, bis ich die ersten Fische landen kann. Die Durchschnittsgröße ist hier schon deutlich besser als am vorherigen Fluss. Einen sehr guten Fisch verliere ich leider nach einer Flucht bis fast ins Backing.


Die Fische sind alle frisch aufgestiegen und erinnern optisch ein wenig an Meerforellen, haben aber trotz des kalten Wassers deutlich mehr Power.
Flussaufwärts kommt zunächst ein langsam fließender Abschnitt mit großen Eisfeldern.

Darauf folgt ein schnell fließender Abschnitt mit einigen kleinen Pocket Waters.

Und im Anschluss ein langer tiefer Pool, bevor sich der Fluss zu einer Schlucht mit ordentlich Weißwasser aber auch einigen weiteren Pools verengt.


Der Pool unterhalb der Schlucht ist voll mit Fisch.



In der Schlucht selbst habe ich mir allerdings an einem Pool die Zähne ausgebissen, der Pool ist auf dem Bild links an der Felswand und beherbergte mehrere Fische, die ich auf 60+ schätze. Den Pool von oberhalb zu erreichen, ohne von den Fischen gesehen zu werden, ist leider nicht möglich, von unterhalb kam ich auf wenige Meter an die Fische heran, konnte die Streamer aber nicht vernünftig anbieten und Nymphen, Eifliegen o.ä. wollten sie nicht.

Als wir gegen Abend zurück zu unserem Lager kommen, liegt die Flussmündung auf einmal mehrere 100m weiter oberhalb, das Eis ist komplett unter Wasser. War wohl gerade Flut...
Ganz unberührt sind die Gewässer leider nicht, wenn die Saison richtig los geht, werden die Flüsse wohl von einigen Einheimischen mit Netzen und Keschern befischt, entsprechendes Material lag bereits am Gewässer deponiert. Am Wasser ging ein Trampelpfad bis zur Schlucht und wir fanden auch einige weitere Hinterlassenschaften.


Tag 6: Fluss ohne Fisch

Morgens brechen wir die Zelte am Fluss ab und queren den Fluss in Wathose.




Weiter geht's zum nächsten Fluss. Das Gelände ist diesmal flacher, fester Boden, zur Abwechslung mal sehr angenehm zu laufen.
Wir kommen an einigen Rentiergeweihen vorbei, die wirklich Klasse aussehen. Gerne hätte ich eins für Zuhause mitgenommen, aber zum einen müsste ich das dann die komplette Strecke mitschleppen und zum anderen könnte es Probleme mit dem Zoll geben. Also mache ich nur einige Bilder.





Gegen Mittag kommen wir dann am Zielfluss an und dieser sieht auch echt gut aus, nur eins fehlt leider komplett: Fisch.
Ich folge dem Fluss komplett bis zur Mündung ins Meer, aber nirgends ist auch nur ein Stichling zu sehen. Wir machen trotzdem einige Stunden Pause. Ich schlafe in der Sonne ein und hole mir 'nen ordentlichen Sonnenbrand...






Gegen Abend füllen wir unsere Wasservorräte auf, laufen dann weiter bis zu einer Bucht mit Verbindung zum Fjord und bauen dort die Zelte auf.


Der Plan ist, am nächsten Morgen, solange es noch halbwegs windstill ist, die 3. Fjordquerung anzugehen. Diese ist der kritischste Teil der Tour, da es ca. 2 Kilometer über offenes, eiskaltes Wasser geht. Mit dem Packraft hat man im Schnitt eine Geschwindigkeit von 4km/h, da ist man also nicht mal eben schnell drüben und dass das Wetter hier innerhalb von Minuten komplett umschlagen kann, durften wir einige Tage später erleben.
--> Nicht zum Nachmachen empfohlen!

Tag 7: Fjord im Nebel

Morgens ist es wie erhofft windstill. Also beladen wir das Raft und machen uns auf den Weg.



Wir starten noch bei recht schönem Wetter. Leider bildet sich recht schnell Nebel und die Sichtweite geht auf wenige Meter herunter. Bei einer 2 Kilometer Fjordquerung sicherlich nicht optimal, aber wir haben sowohl GPS als auch Kompass dabei, es ist also machbar. Der Bootsverkehr hält sich hier zum Glück stark in Grenzen, nur einmal höre ich in einiger Entfernung ein Motorboot vorbeifahren.


Statt zu Fuß weiterzumachen, schippern wir an der Küste entlang Richtung Flussmündung. Angekommen, dann dasselbe Vorgehen wie an den anderen Flüssen. Zuerst Ausschau halten, zum Glück sehe ich diesmal sofort einige Fische in der Mündung stehen und so machen wir unsere Ruten fertig. In einem Pool unterhalb eines Abschnitts mit starkem Gefälle stehen 50-60 Fische, es dauert natürlich nicht lange, bis der erste am Haken hängt...



Weiter oberhalb fließt der Fluss etwas ruhiger, aber auch hier zeigt sich dasselbe Bild, alle tiefen Gumpen sind voll mit Fischen und man kann mehrere davon fangen, bevor sie langsam misstrauisch werden (wobei nach einigen Minuten Pause oder einem Fliegenwechsel meist gleich wieder etwas beißt).


Zum Mittag gibt es... Saibling :-)

Nachdem wir uns satt gefischt haben, geht es weiter in Richtung Norden. Da wir für die nächsten 3 Flüsse das Packraft nicht mehr brauchen, deponieren wir es zusammen mit allem anderen, was wir in diesen Tagen voraussichtlich nicht mehr benötigen. Mit dem jetzt mehrere Kilo leichteren Rucksack geht es entspannt weiter. Unterwegs begegnen wir einigen Rentieren.


Das Gelände ist leider wieder deutlich schwieriger. Ausgedehnte Sumpfgebiete und jede Menge Felskämme quer zu unserer Marschrichtung machen uns das Leben schwer. Trotz der leichten Rucksäcke kommen wir nur mit 2,5km/h vorwärts.


Wir schlagen unsere Zelte an einem kleinen Teich auf. Hier sind wir durch einen Hügel recht gut vor dem auffrischendem Wind geschützt. Unser Ziel-"Fluss" ist leider deutlich kleiner als erwartet, eher ein Bach.

Sowohl in dem See als auch im Bach sind zwar zahlreiche Saiblinge zu sehen, die Durchschnittsgröße ist allerdings nur ungefähr Handlang. Ich mache am Abend noch eine 3 Kilometer lange Runde bis zur Mündung. Die größten Fische, die ich sehe, haben ca. 30cm, fischen lohnt sich also leider nicht.
 
 

Tag 8: Saibling satt

Nachts frischt der Wind weiter auf und das Zelt wird ordentlich durchgeschüttelt. Ich habe zum Glück die Heringe sehr fest verankert, sodass ich mir keine Sorgen machen muss, das sich etwas losrüttelt.

Am Morgen ist es windstill. Ich werde aber vom Surren hunderter Mücken geweckt, die sich im Außenzelt versammelt haben. Bei Martin sah es wohl ähnlich aus.

Wir brechen unser Lager am See ab und machen uns auf den Weg durch die karge Landschaft zum ca. 5 Kilometer (sprich 2 Stunden Fußmarsch) entfernten, nächsten Fluss.



Am Fluss angekommen sind wir begeistert, hier MUSS es einfach Fisch geben. Ca. 3 Kilometer von der Mündung entfernt schlagen wir unser Zelt auf und beginnen zu fischen.


Wir haben jeder einige Fischkontakte und Martin kann auch einen guten Saibling landen, insgesamt ist die Fischerei aber eher zäh und so beschließen wir, dem Fluss Richtung Mündung zu folgen. In den teilweise endlos langen, ruhigen Passagen ist, wie es auch bereits an den anderen Flüssen zu beobachten war, kein einziger Fisch zu Sehen.

Flussabwärts stoßen wir auf einen kleinen Wasserfall von ca. 2m Höhe sowie einige Rauschen. Als ich mir den Pool unterhalb des Wasserfalls ansehe, fallen mir fast die Augen heraus, die Saiblinge stehen hier so gestapelt, das man den Boden des Pools nicht sehen kann. Wenig überraschend, das wir hier schnell Erfolg haben.


Nach einigen Fischen bis ca. 50 cm schnappt sich größerer Saibling meine Fliege und steuert zielstrebig auf die Rausche am Ende des Pools zu. Ich mache mir eigentlich keine Sorgen, bis jetzt sind die Saiblinge immer in ihrem Pool geblieben, blockiere aber sicherheitshalber trotzdem die Rolle mit der Hand und belaste das 0,30er Vorfach auf äußerste, um den Fisch zu stoppen. Der Saibling hat leider andere Pläne. In der vollen Strömung unterhalb des Pools kann ich den Fisch erst recht nicht halten und so reißt es mir immer mehr Schnur von der Rolle. Ich muss dem Fisch folgen und zwar schnell.
Ich stolpere über glitschige Steine flussabwärts, der Fisch ist bereits ein ordentliches Stück im Backing und 3 Pools weiter unten. Die Schnur hat sich hinter einigen Steinen verhakt, aber der Fisch hängt weiterhin. Ich springe ins Wasser um die Schnur zu lösen, es ist deutlich tiefer als erwartet aber es bleiben zum Glück noch 10cm Puffer bis zum Rand der Wathose.
Ich quere den Fluss und kann den Fisch in einem ruhigen Bereich landen.

Hier sieht man es ganz gut, gebissen hat der Fisch ca. 20m oberhalb, die Flucht ging bis zu der sandigen Abbruchkante im Hintergrund. Um den Stein vorne vor der Rausche und den Steinhaufen weiter hinten hing die Schnur.

Martin entschloss sich, ohne Rucksack weiter Richtung Norden zu laufen, ca. anderthalb Stunden Fußmarsch entfernt ist noch ein weiterer Fluss. Ich entschließe mich zu bleiben, die Fischerei ist gut und eine kleine Pause auch mal etwas Schönes.
Ich fische weiter und kann noch einige gute Saiblinge landen, irgendwann setzte ich mich an den Wasserfall und beobachte die aufsteigenden Saiblinge.


Martin ist zurück und war von dem anderen Fluss wenig begeistert. Zu einem Teil sehr breit und langsam fließend und dann geht er in eine Schlucht über, diese war ihm allein zu gefährlich zu befischen.



Auch an diesem Fluss gab es Trampelpfade und Müll.


Martin begegnete hier außerdem einen Inuit, der die Netze für die kommende Saison vorbereitete. Dieser erzählte ihm, das wir eigentlich viel zu früh dran seien und z.Z. noch kaum Fische in den Flüssen sein (dann möchte ich nicht wissen, wie voll die Flüsse zur Hauptsaison sind...). Außerdem erzählte er, das der Fluss, den ich zu dem Zeitpunkt befischte, demnächst ein weiteres Angelcamp beherbergen soll, was ihn ziemlich ärgert, da dadurch auch die Netzfischerei verboten wird.

Tag 9: Gefährliche Fjordquerung 

Morgens wache ich auf weil es im Zelt ziemlich warm wird. Die Mücken haben das auch mitbekommen und sind sehr aktiv.



Mir wird bewusst, dieser Fluss war der nördlichste Punkt unserer Reise, ab hier geht der Rückweg los. Wir sind zwar sehr gut im Zeitplan, da uns aber noch insgesamt 3 Fjordquerungen bevorstehen und diese nur bei guten Wetterbedingungen machbar sind, planen wir lieber einige Reservetage ein. Ich mache noch ein Abschiedsfoto vom Fluss und auf geht unsere Tour zurück in Richtung unseres Depots.

Der Weg zurück zum Depot geht mit den jetzt ziemlich leichten Rucksäcken recht flott. Danach noch mal ungefähr die gleiche Entfernung, aber jetzt wieder voll beladen und durch schwieriges Gelände, ist dagegen richtig anstrengend.
Gegen Nachmittag kommen wir an einer kleinen Seitenbucht des Fjordes an und beratschlagen, wie wir weitermachen. Der Wind ist nicht gerade schwach, kommt aber direkt von hinten und so entscheiden wir uns loszupaddeln. Leider kommt auf dem offenen Fjord der Wind nicht mehr von hinten sondern von der Seite, zurückpaddeln gegen den Wind wäre ebenfalls sehr schwierig geworden und so entschieden wir uns für "Augen zu und durch". Kurs halten war allerdings nicht einfach und mehrmals schwappten Wellen ins Boot.
In solch einem Moment denkt man schon über die eine oder andere Lebensentscheidung nach, vor allem solche, die dazu geführt haben, das man in einem wackeligen Einkammer-Schlauchboot über einen Kilometer weit vom nächsten Ufer entfernt durch eiskaltes Wasser paddelt. Es ist dann aber doch alles gut gegangen, wir steuerten eine windgeschützte Bucht an und wurden mit einem gigantischen Ausblick entschädigt.




Direkt am Strand wurde das Zelt aufgebaut und der Tag ausklingen gelassen.



Tag 10: 2 Flüsse 

Morgens ist es ziemlich am Regnen. Ich lasse mir mit dem Aufstehen etwas Zeit. Irgendwann kommt dann doch die Sonne heraus und der Fjord liegt windstill vor uns. In der Nähe sind zwei Flüsse, die durch eine lang gezogene Bergkette voneinander getrennt sind. Der eine Fluss, der ca. einen Kilometer entfernt ist, sieht bei Google Earth eher klein und unscheinbar aus, der andere, ca. 5 Kilometer entfernte, deutlich größer und interessanter.

Wir entscheiden uns, das Lager aufgebaut zu lassen und stattdessen erst eine Weile vom Packraft zu fischen und dann zu dem großen Fluss zu paddeln.

Für die Fischerei vom Boot wählten wir eine sehr spezielle Technik die eng mit dem Czech Nymphing verwandt ist. Hierbei wird eine stark beschwerte Fliege am langen Vorfach (Vorfachlänge ca. doppelte Wassertiefe) möglichst direkt unter der Rutenspitze und weitestgehend grundnah geführt. Durch leichte Auf- und Abbewegungen der Rutenspitze wird der Fliege zusätzlich Leben eingehaucht. Den Biss muss man dabei entweder erfühlen oder an einem Wegziehen der Schnur erkennen.

Hier noch mal ein Bild zum besseren Verständnis:



Bei absolutem Ententeich und herrlicher Kulisse ließ der erste Biss auch nicht lange auf sich warten.


Allerdings fingen wir nicht wie erwartet Dorsche, sondern farbenprächtige Seeskorpione und einige Plattfische.



Von den Platten durften 2 fürs Abendessen mit.
Ziemlich abrupt kam Wind auf und in wenigen Minuten wechselte es vom Ententeich zu Wellen mit Schaumkronen, fahren war nur noch mit dem Wind möglich. Zu unserem Glück ging der Wind genau in Richtung unseres Ziels und so erreichten wir den 5 Kilometer entfernten Fluss in Rekordzeit. Leider stellt sich heraus, dass der Fluss extrem eingetrübt ist. Nun könnte man natürlich im trüben Wasser trotzdem fischen, Fische hat es auch da sicherlich genug. Wenn man aber am Tag vorher noch in kristallklarem Wasser fischen konnte, dann fehlt einem dazu allerdings irgendwie die Motivation.


Wir machten also eine Stunde Pause, packten das Packraft zusammen und machten uns auf den Rückweg. Unterwegs nochmals ein kurzer Halt an dem anderen Fluss. Dieser war wie erwartet sehr schmal und vor allem extrem Schnellfließend.
Das Wasser war aber klar und wir konnten auch einige Saiblinge spotten, also versuchten wir unser Glück, blieben aber erfolglos.


Der Wind frischte immer weiter auf und so langsam machten wir uns Gedanken um die Zelte, also Abmarsch zum Lager. Mein Scarp war selbst ohne zusätzliche Abspannung von den Windböen eher unbeeindruckt, Martins ultraleichtes Zelt drückte es dagegen ordentlich platt.

Zu Zweit schafften wir es zum Glück, das Zelt ohne Zwischenfälle abzubauen. Wir machten uns auf den Weg, für den Resttag war nur eine kurze Etappe angedacht, einfach den kleinen Fluss 3 Kilometer hinauf bis zu einem See. Weiter oben wurde der Fluss dann auch ruhiger und breiter und mehrere Pools waren voller Fisch.


Gegen 21 Uhr schlugen wir unser Lager unterhalb des Sees auf, fingen jeder noch einige Saiblinge, dann gab es Essen und wir legten uns voller Vorfreude auf den nächsten Tag schlafen.

Tag 11: Im Saiblingsparadies

Wir haben unsere Zelte zufällig am besten Gumpen des Flusses aufgebaut.



Morgens ist es auch diesen Tag wieder halbwegs warm, ich krabbele in Unterwäsche aus dem Zelt, widme mich kurz der Körperpflege und mit Zahnbürste im Mund fällt mein Blick auf den Fluss und die fertig montierte Rute ... Opsss ..

Ungefähr 5 Minuten später mache ich ein kurzes Foto vom bis jetzt größten Saibling der Tour.



Danach erstmal angezogen und ausgiebig Gefrühstückt und dann ging es wieder ans Fischen. Ich mache es mal kurz. wir fingen einen Saibling nach dem anderen, der Drill der Fische war an der #7 wirklich heftig. Anfangs fischte ich noch mit 0,25er Tippet, wechselte aber recht schnell auf 0,30er, um mehr Druck aufbauen zu können. Aber selbst mit dem 0,30er Tippet rissen mir noch 2 Fische ab, allerdings durch eigene Dummheit. Einmal stand ich auf der Schnur und ein anderes Mal hatte sich diese beim Wurf um die Rolle gelegt und ein Fisch biss, bevor ich reagieren konnte. Ich experimentierte mit unterschiedlichen Fliegen. Mit Abstand am fängigsten waren auch hier einfache pinke Wooly Bugger. Auf größere Streamer fing man weniger, aber dafür oft die größeren Fische. Mit Foam Fliegen lief es nicht ganz so gut, aber man bekam immer noch genug Bisse und die Fischerei war sehr aufregend (Bugwellen hinter der Fliege, spektakuläre Bisse).




Der Fluss selbst war landschaftlich auch ein Traum...




Zum frühen Nachmittag waren wir wirklich satt gefischt, selbst die Aussicht, das nur noch ein weiterer Fluss auf unserer Tour lag, war in dem Moment egal. Alles was wir uns hier fischereilich erhofft hatten, war schon in Erfüllung gegangen und so machten wir uns wieder auf den Weg. Da wir so schön Rückenwind hatten, schipperten wir erstmal die 3 Kilometer mit dem Packraft über den kleinen See.
Dann kamen ein paar Kilometer Landweg bis zu einem weiteren, deutlich größeren See. Leider verschlechtert sich das Wetter immer mehr.


Rechts im Bild sieht man im Hintergrund am anderen Ufer schon eine kleine Einbuchtung in den Felsen, da sollten wir durch, also wieder ins Packraft. Die Einbuchtung entpuppte sich als kleiner Hafen und von hier aus führte sogar eine befestigte Straße vorbei an einem Bergwerk (?) runter zum Fjord.

Wir hatten da wirklich Glück, ohne die Straße hätten wir durch ein Steinfeld gemusst, das extrem schwer passierbar aussah. Die vielen dicken Steine auf dieser scheinbar regelmäßig befahrenen Straße wirkten aber auch nicht Vertrauen erweckend.

Leider nimmt der Regen immer weiter zu und so bauten wir bei der erstbesten Möglichkeit unsere Zelte auf und hofften darauf, dass es am nächsten Tag wieder besser wird.

Tag 12: Fjordfischerei 

Morgens liegt das Tal noch im Nebel, dann kommt zum Glück die Sonne wieder heraus.





Der Bach sieht zwar sehr interessant aus, ist aber stark eingetrübt. Nach der tollen Fischerei am Vortag haben wir beide wenig Lust im Trüben zu fischen. Wir machen daher erstmal Waschtag und hängen die Klamotten zum Trocknen auf. Gegen Mittag marschieren wir die 2 Kilometer bis zum Fjord, ab hier geht es mit dem Raft weiter, mit Rückenwind und ablaufendem Wasser fast wie von allein.

Nach einer Stunde haben wir bereits 5 Kilometer geschafft und entschließen uns dazu, in einer kleinen Bucht eine Pause einzulegen. Nachdem wir das Boot gesichert haben, klettere ich auf den nächsten Fels und halte Ausschau nach Fischen und tatsächlich schwimmt genau in diesem Moment ein Schwarm von ca. 30 Saiblingen vor dem Felsen vorbei. Keine Riesen aber Fische bis 45cm sind dabei.
Also die Rute montiert und wieder auf den Aussichtspunkt. Die Saiblinge sind weg, dafür schwimmt direkt vor der Kante ein guter Dorsch vorbei. Angeworfen und nach kurzem aber heftigem Drill steht fest: Zum Mittag gibt's Dorschfilet.


Der Saiblingsschwarm taucht auch wieder auf. Der Clouser Minnow scheint nicht der optimale Köder zu sein, aber ich kann 2 Fische landen.

Dann drehe ich eine kleine Runde entlang der Felsküste und kann tatsächlich noch 5 oder 6 weitere Dorsche und einen Saibling auf Sicht fangen. Die Dorsche haben alle ein ordentliches Format, 50cm aufwärts und schwammen teilweise im nur knietiefem Wasser.


Ich sammle noch ein paar Miesmuscheln als zusätzlichen Snack.

Nach dem Essen geht's dann noch mal 5 Kilometer weiter mit dem Packraft und wir bauen unser Lager anschließend direkt am Fjord auf. Der Platz ist etwas suboptimal, weil sehr schräg und uneben, aber man kann nicht alles haben ...



Tag 13: Dorsch im Flat 

Der Morgen beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein. Im Bereich vor unserem Lagerplatz ist eine ausgedehnte Flachwasserzone, bei Ebbe ist das Wasser hier ca. einen halben Meter tief. Ich überlege kurz, an die Abbruchkante zu Waten um dort zu fischen, habe aber bei den Wassertemperaturen keinen Bock auf Watfischen und bleibe lieber noch etwas liegen.



Nach dem Frühstück montiere ich meine Rute, klettere etwas an den Uferfelsen entlang und schaue, ob ich etwas entdecken kann. Tatsächlich dauert es nicht lange bis der erste Dorsch direkt über dem Seetang in Ufernähe vorbeischwimmt. Mein Clouser landet einem Meter vor dem Fisch und wird arglos eingeschlürft. Nach heftigen Drill kann ich einen ordentlichen Dorsch landen.


Und so geht es dann weiter, ich komme mir etwas vor wie bei der Fischerei in den Tropen, Sichtfischerei auf Dorsche dieser Größenordnung war so ziemlich das letzte, was ich erwartet hätte. Irgendwann drille ich mal wieder einen ca. 60er Dorsch und plötzlich folgt ein weiterer, noch mal deutlich größerer Fisch bis direkt vor meine Füße und versucht dem kleineren die Beute abzunehmen. Habe erstmal schnell ein Foto geschossen. Im Drill ist der Dorsch, von dem man nur den Schwanz sieht...

Ich habe den kleinen dann in Rekordzeit gelandet und releast, der Große schwamm langsam von mir weg in Richtung tiefes Wasser. Mein erster Wurf ging aufgrund der Felsen hinter mir leider voll daneben. Jetzt war der Dorsch schon ca. 20m entfernt und kaum noch zu erkennen. Ich riss noch mal ordentlich Schnur von der Rolle und konzentrierte mich voll auf den nächsten Wurf. Diesmal gelang es mir tatsächlich, die Fliege ca. 4 Meter vor dem Dorsch zu platzieren. Ich lasse die Fliege absinken, den Fisch kann ich mittlerweile nicht mehr sehen: Als ich glaube, in der richtigen Tiefe zu sein, beginne ich mit dem Einstrippen. Erster Strip, zweiter Strip... und Rumms... hängt der Fisch und marschiert mir erstmal ganz gemütlich ins Backing (wohlgemerkt, ich fische mit ca. 10m Schusskopf, einer ungekürzten 30m Running Line und 0,30er Tippet...). 
Nachdem ich die Flucht dann stoppen kann, gelingt es mir, den Fisch nach einigem hin und her so langsam in Richtung Ufer zu bugsieren und zu landen.

Danach fange ich dann noch einige "lütte" bis ca. 60cm. Hier noch mal ein Suchbild, finde den Dorsch ...

Gegen 14 Uhr packen wir langsam zusammen, für heute steht noch eine Passquerung an, 400 Höhenmeter hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Bergauf wird ziemlich anstrengend, den Tag ist es zu allem Überfluss warm und windstill, irgendwann laufe ich, zur Freude der Mücken, in kurzer Hose und Shirt.



Weiter geht es mit dem Packraft über einen See und dann eigentlich noch 2 Kilometer entlang eines Baches bis zur Mündung in den nächsten Fjord.

Es zieht aber eine ordentliche Schlechtwetterfront auf uns zu und so entschließen wir uns, lieber einen Lagerplatz zu suchen. Aufgrund von Martins nicht sonderlich robustem Zelt war die Priorität diesmal weniger, das der Platz bequem ist sondern mehr, das er halbwegs geschützt liegt. Wir schaffen gerade noch unser Abendessen dann geht es los mit Regen und Wind und wir verkriechen uns in unsere Zelte.

Tag 14: Regen, Regen, Regen 

Von dem Tag gibt es leider nicht viel zu Berichten, es regnet, ist a....kalt und windig. Wir sitzen den Großteil des Tages im Zelt ab. Als es gegen Nachmittag etwas besser wird, machen wir uns auf den Weg runter zum Fjord und bauen da die Zelte wieder auf, da es für eine Querung zu windig ist. Ich halte noch Ausschau nach Dorschen, es ist aber nichts zu sehen, ich suche noch ein paar Seetangfelder mit dem Clouser ab, aber auch hier tut sich heute nichts.





Tag 15: Letzte Fjordquerung 

Morgens liegt der Fjord wieder spiegelglatt vor uns. Ich halte nochmals Ausschau nach Fischen, es ist allerdings immer noch nichts zu sehen.




Wir beladen also das Raft und machen uns an die letzte Fjordquerung. Am Rand der Bucht sehen wir wieder einen Schwarm Dorsche unter dem Boot, entschließen uns aber erstmal weiterzupaddeln. Auf der anderen Fjordseite angekommen, montieren wir die Rute, um es nochmals mit den stark bleihaltigen Streamern auf Dorsch zu probieren. Also 50 Meter rausgepaddelt, Pilker runtergelassen, zack, Rute krumm, erster Dorsch...



Und so geht es dann weiter, das Maximum ohne Biss war, wenn ich mich richtig erinnere, 3 mal Pilken, meistens kam der Pilker nicht mal am Grund an, ohne dass ein Dorsch zuschnappte. Nach einer ausgedehnten Pause in der Sonne machten wir uns an die Passquerung, zuerst einen sehr steilen Hang hoch, danach wurde es etwas angenehmer, die Aussicht auf den Fjord war richtig Klasse.



An einem See, nur noch wenige Kilometer von Sisimiut entfernt, schlugen wir dann ein letztes Mal unser Lager abseits der Zivilisation auf.


Tag 16: Zurück in Sisimiut 

Wir machen uns auf den Weg in Richtung Sisimiut, 2,5 Kilometer bergab, dann suchen wir uns eine Bucht, um den restlichen Weg mit dem Raft zurückzulegen. Vor der Landebahn machen wir noch eine kurze Pause, um sicherzugehen, das kein Flugzeug im Anflug ist, dann geht es weiter zum Ausgangspunkt der Tour.

Weiter geht es dann auf der Straße vom Flughafen nach Sisimiut.




Kurz vor der Stadt führt die Straße über eine Brücke. Unter der Brücke standen bestimmt 50 Dorsche in der Strömung. Das wurde von uns zu diesem Zeitpunkt aber erstmal ignoriert, wichtigstes Ziel war erst einmal der nächste Supermarkt.

Nachdem wir uns mit allen möglichen gesunden und ungesunden Lebensmitteln versorgt hatten, besuchten wir noch das Museum.
Unsere letzte Übernachtung wollten wir auf halber Strecke zwischen Sisimiut und dem Flughafen verbringen. Also wieder zurück über die Brücke. Diesmal hielt ich es nicht aus und machte noch ein paar Würfe. Selbst hier direkt vor der Stadt war fast jeder Wurf erfolgreich, die Dorsche waren zwar etwas kleiner, im Schnitt hatten sie aber immer noch ca. 45cm.
Als wir dann später unser Lager aufgeschlagen hatten, machte ich noch die umliegende Felsküste unsicher und auch hier erlebte ich nochmals eine fantastische Fischerei, zunächst sehr viele Dorsche bis ca. 60cm, die meisten auf tief geführte Clouser an der Sinkschnur, aber hin und wieder konnte ich auch noch mal einen direkt an der Kante auf Sicht anwerfen.


Irgendwann bekam ich dann mal einen Biss beim Absinken direkt nach dem Auftreffen der Fliege. Ich begann beim nächsten Wurf sofort einzustrippen und es kam ein Trupp guter Saiblinge hinter der Fliege her. Direkt vor meinen Füßen schnappte ein silberblanker Mitte 50er zu und riss erst einmal 20m Schnur von der Rolle. Und so fischte ich dann noch bis spät in die Nacht weiter, insgesamt gab es 5 oder 6 Saiblinge und unzählige Dorsche.

Tag 17: Rückreise 

Morgens bleibt nach einem kurzen Frühstück noch genug Zeit für einige Würfe und ich fange die letzten Dorsche der Tour.
Danach machen wir uns noch einmal ohne Rucksack auf den Weg nach Sisimiut, um ein paar Souvenirs zu kaufen. Weiter geht es dann gegen Mittag zum Flughafen.




Gepäck eingecheckt und dann ist auch schon unser Flieger im Landeanflug.

Weiter geht's nach Kangerlussuaq, dort müssen wir dann leider noch einmal 10 Stunden auf den Flug nach Kopenhagen warten. Im Flughafenrestaurant gibt es zumindest sehr leckere Moschusburger (wirklich empfehlen kann ich aber auch den Rentier + Moschus Tortilla).

Kurz vor Mitternacht geht es dann in den Flieger und nach Kopenhagen. Gegen 9 Uhr landen wir in Dänemark. Nach dem ewigen Warten aufs Gepäck verabschiede ich mich eilig von Martin und es geht mit dem Flixbus wieder ab nach Hause und als allererstes unter die Dusche.
Anmerkung der Redaktion:
- Den Autor erreichen Sie für Fragen ganz einfach über den gleichnamigen Thread im Fliegenfischer-Forum- Board: (KLICK)
- Mehr Reiseberichte im Fliegenfischer-Forum zum Thema "Dänemark, Grönland etc." u.v.m. finden Sie auch hier: (KLICK) und (KLICK).


Ein Reisebericht von Sven Wolters für www.fliegenfischer-forum.de - Oktober 2018. 
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