Meerforellenangeln auf Langeland und Fünen
Ein Bericht über unsere Reise zwischen dem 10.10. und 17.10.2010, von Jaromir Knorre
Schon bei unserem ersten Ausflug nach Dänemark, der Insel Barso im November 2009, kamen wir zu der Erkenntnis, dass die Meerforelle in Dänemark der Salmoniden-Fisch Nr. 1 ist. Dort wird sie nicht nur im Meer, sondern auch in den Flüssen intensiv befischt. Um diesem Druck entgegen zu kommen, wird die Meerforelle in Zuchtbetrieben nachgezüchtet und ausgesetzt. Diese Maßnahme hat aber einen Haken: Während der neuesten Untersuchungen hat man festgestellt, dass die Satzfische zwischen die ursprüngliche Population der frei lebenden Fische auch negative Geneigenschaften einbringen. Hierzu zählen die niedrigere Fruchtbarkeit und geringere Überlebensfähigkeit.
Gleich nach unserer Ankunft nähern wir uns einem typischen dänischen Haus, wo unsere Wirtin Randy auf uns wartet. Die Unterkunft ist komfortabel und für dänische Verhätnisse sehr preiswert. Als weiteren Vorteil empfinden wir den Fakt, dass Randy und ihr Mann Henrik außer Deutsch und Englisch auch ein paar Brocken Tschechisch beherrschen und so können sie sich mit meinen Kollegen, die aus Tschechien angereist sind, verständigen.
Erst trinken wir nur schnell eine Tasse heißen Kaffee, weil wir es kaum abwarten können, bis wir anfangen, das Salzwasser der Ostsee mit unseren Schnüren zu peitschen. Langsam steigen wir durch hohes Gras zum Strand hinab und suchen uns eine geeignete Angelstelle, wo wir den Fisch mit unseren Würfen beim Waten erreichen können. Es begleitet uns ein starker Ostwind, der uns die ganze Woche Gesellschaft leisten wird. Wir fangen bei einem weit ins Meer ragenden Ausläufer an. Nach ungefähr fünf Würfen hat mein Kollege Robert den ersten Fisch – eine Meerforelle von ca. 35 cm und mehrere Kontakte mit weiteren Exemplaren.
Unser Begleiter, der Wind, vertreibt uns und so kehren wir zurück zum offenen Kamin, damit wir unsere Körpertemperatur wieder auf Normalstand bringen können. Wir zahlen der Müdigkeit Tribut, die uns nach der langen Anreise überkam und gehen zeitig zu Bett.
Am nächsten Morgen sind wir bei Tagesausbruch am Wasser, diesmal an der Stelle, die uns Randy empfohlen hat. Dabei stellen wir fest, dass das Wasser über Nacht nach dem wütenden Wind sehr trübe geworden ist. Wir gehen weiter bis ans Ende des Sandausläufers, zur Grenze zwischen klarem und trübem Wasser. In der Annahme, hier könnten die Meerforellen vorbei ziehen, werfe ich meine Köder, zwei Nachbildungen der Garnele, aus. In dem Augenblick, als die orangefarbene Garnele am Nebenarm während meiner aggressiven Köderführung die Wasseroberfläche berührt, wird sie kompromisslos von einer mindestens 50 cm großen Meerforelle attakiert. Ich traue dem Frieden nicht so ganz, trotzdem hebe ich die Rutenspitze etwas an und setze den Anhieb.
Der Haken sitzt und der Drill fängt an. Meistens zeigen sich solche kurzem Würfe – es handelte sich diesmal um ca. 15 m – als sehr trügerisch. Zu oft verliert man dabei den Fisch am widerhakenlosen Haken. Ich versuche zwar, die Forelle an einem Tangstreifen vorbei zu lotsen, trotzdem muss ich drei Meter Schnur nachlassen. Der Fisch wälzt sich unter der Wasseroberfläche und versucht, durch Sprünge zu entkommen. Ich will nicht zu hastig reagieren, daher steige ich ins Wasser und wate dem Fisch behutsam entgegen. Mittlerweile habe ich meinen Kescher bereit und die Meerforelle wird glücklich gelandet. Nach dem obligatorischen Foto wandert sie in ihr Element zurück.
Diesem Abschnitt sind wir dann den ganzen Vormittag treu geblieben. Wir werden dafür mit mehreren erfolgreich gelandeten Meerforellen belohnt. Es sind auch ein paar Dorsche und Hornhechte dabei. Milan erbeutete sogar eine schöne Meeräsche. Das Meer duftet sonderlich und angenehm, in kaum 100 m Entfernung kann uns sogar der Blick auf Delfine erfreuen. Eine der Madame hat sogar ihren Kleinen zum Ausflug mitgebracht und uns stolz gezeigt. Wir danken demütig der Natur für diese herrlichen Ereignisse.
Pavel angelte an einer vielversprechenden Stelle mit großen Felsbrocken, wo er auch einige Fische fing. Die Ebbe nahte und der Wind wehte stärker. Wir waren mit dem Angeln so stark beschäftigt, dass wir erst beim Dunkelwerden merkten, dass wir aufhören und nach Hause gehen sollten. Wir bedankten uns noch einmal für den schönen Tag und stiegen bei immer stärker werdenden Wind den steilen Hang nach oben zu unserem Quartier.
Nach einer ergiebigen Mahlzeit zauberte mein Freund Milan den mitgebrachten mährischen Sliwowitz aus der Tasche, der vorrangig dem Meerforellenexperten Henrik geschmeckt hat. Er hat sich diesmal bei den mährischen Obstbauern für die reiche Zwetschgenernte bedankt, so dass er auch von der zweiten Flasche kosten konnte. Am nächsten Morgen haben wir Randy besorgt gefragt, wie es ihm so geht. Sie winkte nur ab. Er schlief neben seinem Bett, weil er selber nicht fähig war, so hoch zu steigen. Zur Freude seiner Hündin, die auf dem gemachten Bettzeug zufrieden schlief und sich durch sein Schnarchen nicht stören ließ.
Mit unserer Angelei ging es uns, bis auf die Folgen von Slivowitzkonsum, die ganze Woche gut. Meistens haben wir die größten Erfolge erzielt, wenn wir vor dem Dunkelwerden während der Flut Stellen zwischen grossen Felsbrocken über dem sogenannten zweifarbigen Grund befischt haben. Dort wechseln dunkle Abschnitte, bewachsen mit Tang und Seegras, mit sandigem Boden und Kieselsteinen ab. In diesen tiefgrünen oder auch braunen Wäldern, die zu den reichsten Biotopen der Küste gehören, sucht die Meerforelle nach ihrer Nahrung. Der Tang beherbergt Tiere wie Krabben, Krebse, Tangläuse und viele Kleinfische. Ein Eldorado für alle Raubfische.
Technik&Taktik:
Vorsicht ist das oberste Gebot beim Verhalten der Meerforelle. Sie ist sehr scheu, wobei sie im glasklaren Wasser jede Bewegung, oder jeden Schatten wahrnimmt. Auf den geringsten Gefahrenverdacht  reagiert sie sofort mit der Flucht. Dementsprechend sollten wir uns auch beim Angeln verhalten.
Erst veruchen wir unser Glück vom Ufer aus, bevor wir uns vorsichtig ins Wasser wagen. Um die Futterstellen der Meerforellen zu erreichen, benutzen wir schwimmende Shooting Head Schnur mit Intermediate Tip, der eine Sinkgeschwindigkeit von 3 - 5 cm/sec hat. Auf die Vorfachspitze aus Fluorcarbon binden wir zwei Köder mit dem „Freien Knoten“ an, damit sie sich im Wasser reizvoll bewegen und die Schwimmbewegung der echten Garnele nachahmen können.
Die schwimmende Schnur fällt nicht zwischen die Steine und auf den Grund, dafür sinkt nur der Intermediate Tip mitten in den Tang.

Viele Angler, inklusive der dänischen, halten die Meerforelle für einen stupidem Fisch, der alles wahllos angreift, was sich bewegt. 
Unsere Erfahrung hat gezeigt, daß die Meerforelle auch sehr wählerisch sein kann. Manchmal trafen wir Fische an, die den Köder erst vorsichtig „angetupft“, bevor sie zugebissen haben.

Unseren Köder führen wir erst langsam bis passiv, weil er die Meerforelle an sterbende beziegungsweise tote Organismen erinnern sollte. Die Geschwindigkeit der Köderführung können wir nach der Beisslust der Fische steigern. In diesem Fall klemmen wir die Rute unter den Arm und ziehen abwechselnd mit beiden Händen schnell an der Schnur. Wie beim Melken. Manchmal stoppen wir kurz, bevor wir wieder anfangen, schnell zurückzuziehen.
Praktisches:

Rute bis 3 m, AFTMA #7

Schnur schwimmend, Shooting Head mit Intermediate Tip

Vorfach wie Rute 2,5 - 3 m

Vorfachspitze Fluorcarbon

Rechts: Milan´s eigene Kreationen: 1 Garnele in den Farben Orange, Grau-Weiss, Rosa, Oliv und Violett, 2 + 3 + 4 Streamer Fred, Polar Magnus und Koberbasen Phantasy.

Alle Streamer werden auf rostfreien Shrimp-Haken 4 – 6 gebunden. Inklusive Nylonaugen, Spey Hahnenbalg, Polarfuchsfell und Pfau-Schwanzfedern.
 

Auskünfte erteilt gerne: Jaromir Knorre
http://www.czech-nymphing.eu



Ein Report von Jaromir Knorre für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2010
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