Das Kvarken Archipel
Ein Trip zu den baltischen Hechten
Ein Reisebericht von Philipp Pfneisl

Nach erfolgreicher Überredungskunst beim Finanzamt konnte ich 2011 meinen Fischurlaub auf dem Kvarken Archipel in Finnland verbringen. Aufgrund des hervorragenden Hechtbestandes, der schroffen Natur und der Tatsache, das es als UNESCO Welterbe gilt, stand das Kvarken Archipel ganz oben auf meiner Liste der möglichen Angel-Destinationen. Kvarken (finnisch: Merenkurkku) ist Teil des botnischen Meerbusens (Bottnische See) und ist die kürzeste Verbindung von finnischen zum schwedischen Festland, zwischen Umeå in Schweden und Vaasa in Finnland. Der Abstand zwischen Finnland und Schweden liegt an dieser Stelle nur bei 80 Kilometern. Durch postglaziale Landerhebungen wächst die Landmasse jedes Jahr um 100 Hektar, 1 Zentimeter pro Jahr. Teilweise ist dies gut sichtbar an alten Bootshäusern, die über die Jahre hinweg verlandeten und heute als Garagen für Autos nutzbar sind. Die durchschnittliche Wassertiefe in dieser Region beträgt nur 25 Meter, im Inneren des Schärengartens jedoch noch um ein vielfaches weniger, oft nur wenige Zentimeter, was das Navigieren abseits der markierten Wasserwege gefährlich macht. Jährlich verunglücken viele Fischer auf diese Weise. Im Winter friert die bottnische See in diesem Gebiet komplett zu und wird dann auch für allerlei Transporte über das Eis genutzt. Jetzt kommen viele Tiere über das Eis wie z.B. Wölfe, welche in der eisfreien Zeit im Kvarken Archipel nicht anzutreffen sind. Die Artenvielfalt ist dennoch enorm. Es gibt gezählte 300 Seeadler in diesem Gebiet, Elche können sich frei bewegen und Vielfraße kommen vor, um nur ein paar zu nennen. Replot (Finnisch: Raippaluoto) als grösste Insel im Kvarken Archipel zählt 2100 Einwohner und war früher nur per Fähre erreichbar, seit 1997 nun auch durch die Replot Brücke, welche die Verbindung zum finnischen Festland herstellt. Sie ist mit 1045 Metern Länge die längste Hängeseilbrücke Finnlands.
Für meinen Trip quartierte ich mich im Björkö Wardshus in Björköby ein. Das
Björkö Wardshus wird von Pia Lönnbäck & Göran Antila hervorragend betreut. Die Zimmer sind spartanisch aber voll eingerichtet, sauber und gemütlich. 

Die Bewirtung eine wahre Freude. Jeden Abend kommt von Pia nur das beste auf den Tisch: Fisch, Schwammerl, Lammfleisch und vieles mehr. Wer gerne Pilze sammelt, wird hier auch seine Freude haben. Im Sommer werden Massen von Schwammerl gesammelt, was in unseren Breiten nicht mehr oder einfach nie in diesen Mengen möglich war. Hunderte von Kilogramm sind hier keine Seltenheit - an nur einem Tag von 2-3 Personen gesammelt. Unvorstellbar! Dementsprechend viel wird mit diesen Zutaten dann gekocht. 

Das Björkö Wardshus bietet auch die Möglichkeit eines Dampfbades bzw. es stehen zwei Saunas zur Verfügung, welche frei benutzt werden dürfen. Unbeschreiblich, einen kalten, windigen Tag am Wasser in der Sauna mit ein, zwei, drei,.. Bierchen beim netten Plauscherl ausklingen zu lassen.

Der Schiffsverkehr im Inneren des Archipels ist auf den markierten Schiffswegen ohne Gefahr möglich. Die tieferen Kanälen sind markiert mit fest verankerten Pfosten, welche mittels ihrer Farbe anzeigen, ob links, rechts oder besonders umsichtig gefahren werden soll. Jedes Jahr nach der Eisschmelze wird kontrolliert, ob sie noch an ihrem vorgesehenen Platz stehen.

Fährt man abseits dieser Markierungen, sollte man wissen, wo man fährt oder man fährt auf Sicht. Es gibt keine absolut sicheren Zonen abseits der Markierungen. Überall liegen Felsen direkt unterhalb der Wasserlinie und wer hier
gedankenlos unterwegs ist, kann schnell Schiffbruch erleiden. Gerade bei Windstille sieht man die Felsen aus der Ferne wenig bis gar nicht. Oft erst dann, wenn es zu spät ist.
Die Fischerei mit der Fliege ist aufgrund der geringen Wassertiefe in direkter Umgebung zu den Inseln und Felsen sehr angenehm mit schwimmenden und maximal Intermediate- Fliegenschnüren zu bewältigen. Der Gewässergrund ist felsig-steinig und man erleidet mit zu tief geführten Fliegen schnell gnadenlose Hänger, welche aber meist leicht lösbar sind, da die Fliege in fast allen Fällen nur zwischen den Steinen klemmt.
Um die Fischerei im Kvarken Archipel besser kennen zu lernen, heuerte ich Simon Graham (Foto rechts) an, welcher als Koryphäe für die baltische Fliegenfischerei gilt. Ohne zu übertreiben - aber wer gerne die Hechtfischerei erlernen möchte im baltischen Meer, ist bei Simon genau richtig aufgehoben. Überaus bekannt ist er ohnehin über seinen Blog "Pikeflyfishing Articles". Simon, der aus Durban (Südafrika) stammt, arbeitete lange Zeit als Wildhüter, verliess das Land allerdings einige Jahre zuvor aufgrund der starken Kriminalität Südafrikas. Er arbeitete später in London bei einer Londoner Bank, von der er schliesslich über ein siebenmonatiges Survival Training nach Finnland übersiedelte und hier sesshaft wurde. Simon war also mein Mann für die nächsten 6 Tage fischen.
Den ersten Tag verbrachten wir im Gebiet um die äusseren Inselgruppen des Kvarken Archipels. Entgegen aller Wettervorhersagen war das Wetter gleich von Anfang an ein Traum. Vielleicht war der strahlende Sonnenschein nicht optimal für die Fischerei - aber es tat in der Seele gut. Die Wettervorhersagen, welche ich in Österreich verfolgte, waren desaströs, Regen, starker Wind und sogar Schnee. Simon baute von Anfang an eine grosse Spannung auf, so als würde im nächsten Moment der Meterhecht beissen. Ganz so
war es dann leider nicht - aber der erste Biss liess wirklich nicht lange auf sich warten.
Allerdings stellte sich die Fischerei für mich als jemand, der zwar schon viele Tage beim Hechtfischen verbrachte aber noch nicht das Vergnügen hatte, viele Fische zu haken, als eine extreme Härteprüfung dar. Fische zum Anbiss zu überreden war nicht schwer, sie zu Haken jedoch um so schwerer. Ich hatte einen unglaublich starken Anschlagreflex über die Rute, was mich 70% aller Fische verlieren liess. Vielleicht lag es auch an meinem System mit den Tubenfliegen aber ich machte beim Anschlag definitiv alles falsch. Ganz mit leeren Händen beendete ich diesen Tag dann doch nicht :-) 
Da Simon sehr auf das wohl der Hechte Wert legt, gab es nur alle heiligen Zeiten ein kurzes Foto.
Zu den Hechten in diesem Gebiet wäre noch zu sagen, dass sie nicht standorttreu sind. Ortet man einen schönen Hecht, sollte man ihn sofort fangen, denn am nächsten Tag steht er an einer anderen Stelle, welche durchaus weit entfernt sein kann. Die Hechte hier bewegen sich durch die teils starke Strömung zwischen den Inseln oft kilometerweit. Dazu wurden schon Hechte markiert, um so ihre Wanderungen zu verfolgen. Es heisst aber nicht, das es hier ein reines Glückspiel ist. An guten Standorten kann man eigentlich immer mit schönen Hechten rechnen, nur halt nicht mit immer den gleichen Fischen. Dennoch ist die Fischerei stark von den Gezeiten und Windrichtungen abhängig. An manchen Tagen fängt man an einer Stelle 10 - 20 Hechte und am nächsten Tag steht dort kein einziger Fisch mehr.
Zu den Fliegen sei gesagt, das die Farbe hier durchaus einen entscheidenden Faktor darstellt, was jetzt aber natürlich nichts Neues ist bei der Hechtfischerei. 

Sehr gut hat bei mir Purlpe & Black, Purple & White aber auch Pink funktioniert. Die Fliegen waren durchaus einfach gebunden (Replot Stinger). 2-3 Schlappenfedern in jeder Farbe, ein paar Strähnchen Glitzer und als Körper Finn Raccoon Zonker - ein paar mal umwickelt. Immer alles gut sichern, denn die Fliegen bekommen sehr oft Zahnkontakt. Dementsprechend sahen die Fliegen auch aus nach einem Tag fischen. 

Abends mussten alle Fliegen mit Süsswasser gespült werden, da sie ohne Ausspülen noch stärker litten als ohnehin schon.

Am darauffolgenden Tag fischten wir im Inneren des Archipels, was aus meiner Sicht die landschaftlich schönere Fischerei bot. Unzählige Buchten mit dichtem Schilfbewuchs, in denen sich die Hechte nur so tummelten. Der Tag
begann wie der vorherige endete. Mit unzähligen Drillaussteigern aufgrund mangelhaft gehakten Fischen. Irgendwann nimmt man die Situation als lustig hin. Man redet sich während dem Heranstrippen des Streamers durchgehend zu:
"Bei Widerstand LINESTRIKE, dann Rute heben und nix anderes" und trotzdem tut man's wieder falsch. So gegen 10, halb 11 befischten wir eine wunderschöne Bucht. Wir platzierten das Boot mitten im spärlichen Schilf und fischten mit
den Streamern auch eben direkt in diesem. Hänger hat man so einige aber wer gut fangen will, muss viel riskieren. Obendrein lassen sich solche Schilfhänger leicht lösen. 
Ich probiere herum, wie ich den Anschlagreflex unterdrücken kann, klemme die Rute unter die Achsel, sodass ich gar nicht anschlagen kann. Ich strippe ein. Strip, Strip, Pause, Pause, noch länger warten, Strip, Strip, langsamer Strip, Pause, Strip und Hänger. Der Linestrike saß, diesmal nur halt ein Hänger, doch nach einigen sehr langen Sekunden explodierte das Wasser förmlich auf einer Fläche von gut 3 - 4 m² und der Hänger entpuppte sich als Fisch, als grosser Fisch! Man konnte kurz die tellergrosse Schwanzflosse sehen und Simon schrie wie am Spiess: "Big fish... Big fish... Fuckin big fish!". Mit der Ruhe war's nun schlagartig vorbei. Der gehakte Hecht suchte sein Heil in einer Flucht quer durchs Schilf. Die Flugschnur ratterte dabei über den kompletten Schilfgürtel und mir wurde Angst und Bange, je mehr der Hecht ins Schilf zog. Widerhaken gab's keinen und jeder Fehler hätte den Verlust des Fisches zur Folge gehabt.
Simon fuhr das Boot aus dem Schilfgürtel ein paar Meter nach ausserhalb. Der Fisch liess sich ebenfalls dorthin dirigieren. Noch ein paar kräftige Fluchten ins gar nicht mal so seichte Wasser und der Hecht konnte gelandet werden. Unglaublich, was für eine Spannung von mir abfiel, als der Fisch im Boot war. Danach ging alles ganz schnell. Das Massband angelegt, 112 cm, Fisch in die Kamera gehalten für ein Foto und wieder zurück ins Wasser. Ein tolles Gefühl, so einen Fisch wieder schwimmen zu lassen. Auch Simon war zufrieden schliesslich stellt so ein Hecht die Grundlage eines erfolgreichen Trips dar. Dieser Fisch und viele kleinere wurden an diesem Abend gebührend bei ein paar Bierchen in der Sauna gefeiert.
Grundsätzlich muss man zu den Ausfahrten mit Simon sagen, dass es kein klassisches Guiding war, bei dem der Guide sagt, wirf da hin oder dort hin. Worüber ich auch sehr froh war, denn ich hätte keinen Zuschauer gebraucht, der mir bei jedem Wurf auf die Finger schaut, hier werfen, da werfen .... für mich uninteressant. Er hat genauso gefischt, so als wären wir als Freunde zusammen fischen. Es war mehr eine Art Training. Simon war sehr bemüht, mir sein Wissen anzulernen, so dass ich selbstständig in der Lage, war gute Stellen auszumachen, anzuwerfen und zu fangen. Auch die Handlandung stand gleich auf dem Lehrplan, so dass ich meine Fische selbstständig landen konnte.
Die Tage waren in Finnland nicht allzu lang, ähnlich wie bei uns, vielleicht ein wenig kürzer. Sonnenaufgang war um ca. 7:45 - 8:00 und Sonnenuntergang gegen 18:00 Uhr herum. Man sollte aber tunlichst zusehen, dass man noch vor der Dämmerung wieder im Hafen eintrifft, denn bei schwindendem Sonnenlicht kann man kaum etwas im Wasser erkennen und da wird es dann gefährlich. Die tägliche Fischzeit kam also auf 8 - 9 Stunden, ohne die Fahrzeit gerechnet. 

Die Mittagspause wurde entweder am Boot oder auf einer Insel gemacht. Simon sorgte für die
Verpflegung, bestehend meistens aus Schwammerlsuppe und Sandwichs. Die
Schwammerlsuppe war ein Gedicht. Da hab ich anfangs mit dem Schlimmsten gerechnet, als er sagte, er habe die gekocht - aber so eine Schwammerlsuppe hatte ich noch nie gegessen.

Gegen Nachmittag des zweiten Tages setzte Regen gepaart mit starken Wind ein. In den Buchten war man vom Wind recht verschont, allerdings zwischen den Inseln spielte es sich recht lebhaft ab. Da der Tag ohnehin schon sehr erfolgreich war, beschlossen wir, heute früher Schluss zu machen und so ging es in Richtung Hafen. Mir hat der Ritt über die Wellen zwar grundsätzlich Spass gemacht aber es war auch nicht mein Boot. Felsen konnte man jetzt keine mehr sehen. Die Wellen waren gut einen dreiviertel Meter hoch, also eigentlich kein Problem für das Boot. Der Wind hatte hier gut 17-18 m/s. Auf halber Fahrt entdeckte ich einen grossen Vogel, der über einer Stelle kreiste. Ohne Frage antwortete Simon: "Seaeagle". Mit einem fetten Grinser im Gesicht meinte ich, ob wir dem nicht folgen könnten, für ein Foto. Simon winkte ab, der Adler flog natürlich in unbekannten Gewässern und das wäre echt lebensmüde gewesen bei dem Wellengang ohne Sicht auf die Felsen. War ohnehin eine Schnapsidee.
Interessant wurde es dann erst als wir aufs offene Meer kamen, also das kurze Stück vor dem Hafen. Hier haben die Wellen freie Fahrt und können sich stärker aufbauen als zwischen den Inseln. Da waren dann Wellen von gut 2 Meter dabei. In unserem kleinen Dingi ein Erlebnis. War aber nur halb so schlimm, denn wir konnten mit den Wellen in Richtung Hafen gleiten. Gegen solche Wellen anzufahren, wäre schwierig gewesen. Auf dem Foto trügt der Schein etwas.
Der nächste Tag blieb unverändert, allerdings ohne Regen. Da ein Rausfahren mit dem Boot nicht in Frage kam, beschlossen wir nach Panike zu fahren, um dort watend den Hechten nachzustellen. Hier gibt es eine Brücke als Kanal,
durch den das Wasser hin und her gedrückt wird, abhängig von der Windrichtung. Das ist für die Hechte wie ein Festmahl, denn die Nahrung wird direkt zu ihnen getragen. Leider für uns schlecht, denn der Wind hatte die falsche Richtung und so wurde das Wasser von uns weggedrückt. Ein Wechsel auf die gegenüberliegende Seite stand nicht zur Auswahl, da wir hier nicht vom Wind geschützt waren und ein Werfen gegen den Wind bei >20m/s nicht möglich war. Dennoch gab es den einen oder anderen Fisch für uns. Das Waten war hier auch ein Abenteuer für sich, denn hier im Kanal war das Wasser deutlich tiefer. Die Wathose bis zum Hals und versuchen, ohne zu Schöpfen den Felsen zu erreichen und dann noch zu erklimmen. Leider war ich hier durch meine Grösse etwas "limitiert" und so beschlossen wir, den angebrochenen Tag nach ein bisschen Sightseeing mit ein paar Selbstgebundenen ausklingen zu lassen.
Das Wetter in den nächsten Tagen besserte sich deutlich, aber es wurde auch deutlich kälter. In den Nächten hatte es bis zu -6 Grad Celsius, tagsüber aber wieder freundliche 4 - 6 Grad. Wir gestalteten die Fischerei vermehrt im Inneren des Archipels, welches mir am besten gefiel. Oft war die Fischerei in den Buchten nicht so produktiv wie zwischen den Inseln, durch die es teils eine starke Strömung gab, was den Hechten gefiel, denn hier wurde deutlich mehr Futter transportiert. Hier konnte man wirklich Sternstunden haben. An einer Stelle hatte ich drei Hechte bei nur 3 Würfen. Keine Riesen aber das machte mir nichts aus. Den zweiten Riesen hatte ich am letzten Nachmittag des Trips. Der Tag war auch ein Desaster, nachdem wir den Elektromotor und den Anker verloren hatten. Dazu später! 
Wir ankerten in einer schattigen Bucht und fischten Richtung Schilf.
Ich konnte allein in dieser Bucht 8 Hechte zum Biss verleiten, aber nur 2 davon landen, da bekam Simon einen heftigen Biss, welchen er auch nicht verwerten konnte. Er meinte, wir sollen das Fischen für 10 Minuten einstellen, den Hecht fangen wir noch. Mittag war ohnehin schon und so machten wir eine Pause. Nach gut 15 Minuten ging es weiter. Wir waren also wieder an allen Stellen um den Fangplatz, machten unzählige Würfe und ich hatte schon meine Zweifel, ob der Hecht so dumm ist und nochmals an den Haken will. War er schließlich, aber nicht an seine, sondern an meine Fliege und wie bei einem Hänger ging die Schnur beim Strippen auf Blockade. 
Der hängt, man sieht kurz das weit aufgerissene Maul. Aber was macht der Hecht: er schwimmt mit vollem Tempo auf uns zu! Aus gut 20 Meter Entfernung - direkt auf uns zu. Ich strippte die Schnur ein, so schnell es ging - aber keine Chance. Der Hecht war schon unter uns hindurch, da hatte ich vielleicht gerade einmal 5 Meter eingestrippt. Der Rest der Schnur lag als riesiger Schnurbauch im Wasser. Als ich die Schnur eingeholt hatte, war kein Widerstand mehr zu spüren. Mit Widerhaken hätte ich ihn vielleicht halten können aber so ist es nun mal...
Den Elektromotor hatten wir verloren, als wir von einer Insel zur nächsten mit dem Benzinmotor fuhren und vergessen hatten, das der Elektromotor noch im Wasser, also dem Wasserdruck direkt ausgesetzt war. Man hörte nur ein kurzes rumpeln, da war er schon weg. Wir sahen uns noch um, ob alles da war, konnten auf den ersten Blick nichts finden, was fehlte. Bei der nächsten Insel, als sich Simon mit dem Elektromotor anschleichen wollte, war es dann offensichtlich. Also da rostet jetzt ein E-Motor im Kvarken Archipel vor sich hin...

Mein Fazit: Da 6 Tage Fischen schnell vorbei gehen können, endete auch mein Trip recht zügig. Ich habe extrem viel gelernt beim Fischen als auch beim Binden der Fliegen. Simon war ein guter Lehrer und es wird mich so bald wie möglich wieder an diesen wunderschönen Flecken Erde verschlagen. Insgesamt konnte ich geschätzte 100 - 120 Bisse verzeichnen, mit ca. 30 gelandeten Fischen. Der Rückflug über Helsinki verlief auch ohne Probleme.


Kurze Stichwort-Info-Ansätze und Materialbemerkungen

Anreise und Lage: Anreise am schnellsten per Flugzeug über Helsinki, verschiedene Fluglinien (z.B. Finnair, Lufthansa, Airberlin, Airfrance, KLM, SAS u.a.) fliegen ab Mitteleuropa nach Finnland. 

Kartenmaterial (aufs Bild klicken): 
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Finnland-Infos:
- offizielle Finnland-Information: www.visitfinland.com
- Finnland bei Wikipedia: www.de.wikipedia.org/wiki/Finnland
- Kvarken bei Wikipedia: www.de.wikipedia.org/wiki/Kvarken

Bekleidung: Um diese Jahreszeit, Mitte Oktober, hatte es um die 5 Grad Celsius an Land und vielleicht etwas weniger am Wasser. Der Wind macht die ganze Geschichte deutlich kälter als sie ist und der bläst durchgehend ab der Mittagszeit. Also anziehen nach dem Zwiebelschalenprinzip für Temperaturen um die -5 bis 0 Grad Celsius. Eine gute, regenfeste Jacke ist die halbe Miete. Zwiebelschalenprinzip ist von Vorteil, denn es kann auch schöne, windstille Tage geben. Grundsätzlich braucht man an Bord kein Watzeug, man kann solches aber anziehen, um sich besser vor Wind und Regen zu schützen. Die Watbekleidung sollte man aber trotzdem für den Trip mitnehmen, denn es bietet sich die Watfischerei z.B. bei Starkwind an, wenn die Boote nicht rausfahren können. Bei Watschuhen im Boot natürlich ohne Spikes. Fingerschutz: Wer lange fischt, braucht einen Fingerschutz. Nach den ersten zwei Tagen treten Verschleisserscheinungen an den Händen auf. Die kann man als Mann ertragen oder man schützt die Finger. Wer es vergisst, überlebt es trotzdem...

Fliegen: Black & Purple, White & Purple waren die Fliegen des Trips. Meine Fliegen waren mit einem Tungstenhead beschwert, müssten sie aber nicht. Durchschnittlich wird die Fliege auf 30 - 70 cm Tiefe geführt, an den Inselrändern. In tieferem Wasser stehen die Hechte dann so um die 1 - 1,5 m (max. 2 m). Hierfür hilft eine Intermediate Fliegenschnur. Wer bei Simon bucht, hat geschätzte 1 Mio. Fliegen als Backup. Fliegen immer Barbless!!! 

Verpflegung: Simon sorgt hier für alles. Schwammerlsuppe, Sandwichs, Kaffee, Tee, Kekse, alles an Board. Wer Alkohol konsumieren möchte, kann dies tun, allerdings ist das kein günstiger Spass. In der Pension kostet ein Lonkerer (hoffe das schreibt man so), eine Art Alkopop, gute 5 Euro. 

Leihmaterial: Simon hat alles in doppelter Ausführung mit und ist auch inkludiert in seinem Package. Wer alleine loszieht, sollte doch eine Ersatzrute dabei haben und eventuell eine Ersatzrolle mit einer Ersatzschnur in der gleichen Ausführung. 

Rollen: Grosse Rolle, um die Flugschnur schnell bunkern zu können. Backing ist beim Hechtfischen nicht so der Riesenfaktor, man sollte halt ein bissl etwas drauf haben. Das Meer hat einen Salzgehalt von 0,4 - 0,5 % ist also gefahrlos zu befischen. Dennoch sollte man seine Ausrüstung am Abend abspülen. Ist notwendige Pflege und kostet ja nichts. 

Ruten: Einhandruten Klasse #9 oder #10. Eine niedrigere Klasse würde es auch zur Not tun. Das Werfen der Fliegen ist hier nicht so der Faktor - aber eher der Wind. Ich wählte eine Schnurklasse höher, da ich nur zwei 9er Ruten hatte. 

Schnüre: Schnurklassen #9 oder #10, schwimmend UND Intermediate. Vollsinkende oder schnell sinkende Schnüre waren nicht notwendig. Vorfach-(Material): Wie üblich beim Hechtfischen ein ca. 1,5 m langes Vorfach mit Stärke um die 0,35 oder 0,40. Man kann es konisch knüpfen mit einem stärkeren, muss man aber nicht. Stahlvorfächer (Flexonit, etc.) sind meiner Meinung nach unabdingbar, wer auf FC steht, kann es probieren aber es sind schon Fische verloren gegangen damit. 

Zubehör: lange Zangen zum Lösen der Fliegen. Kopfbedeckung (Schirmkappe, etc.) um bessere Sicht zu haben, Polbrille ganz wichtig, Bindematerial wer will, Kamera, Handschuhe als Kälteschutz, gerade bei den Fahrten mit dem Boot. 

Unbedingt: Nach dem Fischen in die Sauna springen mit ein paar Lonkerer und mit Simon den Tag bequatschen. Sehr lässig auch ein Bindeabend mit ihm (inkludiert). Wer möchte kann auch seinen Trip individuell gestallten mit einer Übernachtung auf einer Insel (Campen oder im Cottage). Wer bei Simon bucht sollte Englisch sprechen können. Zumindest Grundbedürfnisse sollte man kommunizieren können, der Rest klappt auch per Hand und Fuss.

Guide-Kontakt: Link: www.balticpiketours.org
Als ideale Vorbereitung sollte man mit Simon via Skype in Kontakt treten und ihn einfach ausfragen. Er beantwortet gerne alle weiteren Fragen, auch wenn's manchmal länger dauert.




Ein Reisebericht von Philipp Pfneisl für www.fliegenfischer-forum.de - Januar 2012.
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