Zwei Gespließte für's FFF-Rutenbauertreffen in Bad Berka
Die Resultate.  Ein Beitrag von Kurt Zumbrunn und Friedrich Scholl
Am 10. Januar 2008 erlaubte ich mir den Input an die Gespließtenfraktion im Forum, doch eine gemeinsame Forumsrute für das Treffen im September zu bauen. Meine ursprüngliche Idee war eigentlich, dass jeder Rutenbauer etwas zu dieser Rute beisteuern könnte, man diese am Forumstreffen hätte versteigern können und damit den Erlös an eine wohltätige Institution hätte vergeben können.
Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass eine gemeinsame Forumsrute, aufgrund der großen geografischen Distanz der einzelnen Rutenbauer, wohl recht umständlich hätte gebaut werden müssen und so einigte man sich auf die Tapervorgabe von Friedrich und jeder sollte eine Rute nach dieser Vorgabe bauen. Die Idee war, dass nur das Taper vorgegeben wurde und jeder Rutenbauer individuell eine Rute gestaltet hätte. Damit wären verschiedene Ruten auf der Basis des selben Tapers entstanden und man hätte die verschiedenen Bauweisen einander gegenüberstellen können.
Obschon ich im Sommer eher weniger zum Rutenbau komme – mich rufen zu dieser Jahreszeit immer die Forellen aus der Werkstatt heraus – gelang es trotzdem, die Rute termingerecht fertig zu bekommen. (Der Lack war noch nicht lange trocken)...
Mit grosser Freude begegnete ich in Bad Berka dem Friedrich und seinem „Schätzchen“. Schon das erste Begutachten von Friedrichs Rute zeigte mir, dass er sich etwas ganz besonderes hatte einfallen lassen. Er baute die Rute als Knotenlose, mit einem eingearbeiteten Magic-Star. Die Rute ist nicht nur wunderschön zum ansehen, nein sie fühlt sich auch in der Hand wunderbar leicht an und ihre schnelle Spitzenaktion ermöglichte ein ermüdungsfreies Werfen auf sämtlichen Distanzen. Das gesamte Erscheinungsbild der Rute ist sehr harmonisch, mit warmen Farbtönen und schönen Zierwicklungen – eben eine echte FS! Schon beim ersten Testwedeln war für uns beide klar, dass aufgrund der unterschiedlichen Bauweisen, trotz identischem Taper, auch ganz unterschiedliche Ruten entstanden sind. Währenddem Friedrichs Rute eher für einen locker-sportlichen Wurfstil prädestiniert ist, präsentierte sich meine Bauweise als eher für den bequemen und gemütlicheren Wurfstil geeignet. Wir waren beide von den Ruten sehr angetan, wohl auch, weil sie eben doch recht unterschiedlich ausgefallen sind und beide ihren eigenen Charakter haben.
Auf jeden Fall war es für uns beide eine schön Erfahrung zu sehen, was für Unterschiede aufgrund verschiedener Bauweisen entstehen können. Einziger Wermuthstropfen war nur, dass wir beide die einzigen waren, welche eine Rute gebaut hatten – wie Interessant wäre es doch gewesen, wenn man noch mehr Ruten zum Vergleich gehabt hätte. Vielleicht ergibt sich ja bei einem nächsten Treffen die Gelegenheit.
Hier noch die Beschriebung der von mir gebauten Rute:
(Fotos 1 bis 7)
Taper gemäss Vorgabe Friedrich: W. Cattanach 7042 Sir D, umgerechnet über die Fläche in meine Bauweise.

Verwendete Materialien:
- Blank:   Bambusart arundinaria pseudosasa (Tonkin)
- Griff:   Birkenrinde, Windingcheck aus Nickelsilber
- Beringung:  Schlangenringe hartverchromt, Führungsring Nickelsilber mit Achatsteineinlage grün
- Hülse:   Nickelsilber
- Rollenhalter:  Edelholz-Spacer, Nickelsilber-Beschläge, mit Birkenrindeneinlage
- Zierwicklungen: Seide, oliv/schwarz
- Lack:   Bootslack
- Leim:   Epoxy 2K von R&G

Bauart/Konstruktion:
- Blank:   Handteil aus 13 Spleissen, mit eingearbeitetem Magic-Star (war keine Absprache mit Friedrich)
- Griff:   ca. 300 Birkenrindenstücke zu 0,6 mm zusammengefügt
Technische Daten:
- - Länge:  213 cm / 2-teilig  |  - - Schnurklasse: # 4  |  - - Gewicht:  134 g
Die Rute ist übrigens die 321ste, welche ich gebaut habe.   Euer Kurt Zumbrunn
Anbei kommen die versprochenen Bilder meiner Forumsrute 2008... Wie oben schon geschrieben, haben es leider nur der Kurt und meine Wenigkeit geschafft, die vorab festgelegte Rute für das besagte Wochenende hinzubekommen. Diese erste kleine Enttäuschung konnte dann aber das Begutachten und anschließende Werfen beider Ruten schnell wieder gut machen. Wie gesagt, war die einzige Vorgabe der Ruten nur das Taper. Schnell war mir klar, dass zwei Ruten entstanden sind, die nicht unterschiedlicher sein konnten. Kurt's Variante war eigentlich schon fast zu erahnen, allerdings überraschte er mich mit einem 13-fach gespliessten Handteil und 6-fach hohlgespliesster Spitze, beides in triagonaler Bauweise. Im Gegenzug war auch mir eine "einfache" hexagonale Bauweise zu einfallslos und so baute ich sie knotenlos.
Das vereinbarte Taper war mir bekannt und von dem wusste ich, dass diese Rute im Prinzip fast jeder werfen kann. Als ich allerdings Kurts Gerte "begrabschte", war mir sofort klar, dass es sich definitiv nicht um die gleichen Ruten handelte, wie von den meisten anfangs angenommen! Mir persönlich erschien Kurt's Variante im Gesamten eher "weicher und gediegener", was nur an der Bauweise liegen konnte. Schon beim ersten Rückschwung musste ich von meiner eher "schnelleren" Variante umdenken, um mich auf den Genuss diese Gerte zu werfen einzustellen. Kurt's Rute würde ich eher mit einer parabolischen Aktion bezeichnen, bei der man mit verbundenen Augen spürte, wenn sich die Schnur begann hinter einem zu strecken.
Über meine Variante möchte ich mir nicht unbedingt ein Urteil erlauben, allerdings finde ich, dass sie "schneller und spitzenbetonter" geworden ist. Bin selbst wirklich kein besonders guter Werfer, komme aber mit Gespliessten Fliegenruten sehr gut zurecht und so möchte ich an dieser Stelle ein Zitat eines Testers erwähnen: "Fische erst seit kurzem mit der Fliegenrute und hab auch noch nie eine Gespliesste in der Hand gehabt... ...aber schau mal hier her wie einfach es ist mit dieser Rute ein paar Meter Schnur in die Luft zu bekommen..." Ich wußte eigentlich von vornherein ganz genau, dass dieses Taper wirklich Jedermann werfen kann und hatte deswegen auch überhaupt keine Bedenken, der besagten Person die Rute in die Hand zugeben. Im Gegenteil, wenn ich mich noch richtig erinnere, drückte ich sie ihm mit einem breiten Grinsen in die Hand :-)))
Für meine Person bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass zwei völlig unterschiedliche Ruten entstanden sind, was auch sicherlich so bei fünf oder sogar mehr Forumsruten der Fall gewesen wäre. Es spielen einfach zu viel Faktoren mit, außer nur dem Taper, wie z.B. die Ringverteilung, die Härtezeit der Spleisse, die verwendeten Kleber und Lacke, und so weiter. Die Qualität des Bambus würde ich sogar an letzte Stelle setzen. Ganz zu schweigen von den angewanden Bauformen. Sicherlich wäre es schön gewesen, selbiges Taper als Quad, mit Bambushülsen oder als dreiteilige Version zu vergleichen. Vielleicht stößt so ein Vorschlag ja nächstes Jahr auf mehr Resonanz?
Euer Friedrich Scholl

Weiterführender Link: (KLICK)

Ein Beitrag von Kurt Zumbrunn und Friedrich Scholl für www.fliegenfischer-forum.de
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