Elfriede ist tot… 

Elfriede ist tot. Noch vor kurzem konnte sie sich mit ihren Artgenossen auf den weitläufigen Weiden des Hofgutes Wilshaus genüsslich im Schlamm suhlen, doch am vergangenen Wochenende wurde ihrem kurzen Leben ein jähes Ende bereitet. 
Doch von Trauer keine Spur, ganz im Gegenteil, Spaß und Heiterkeit bei denen, die sich anlässlich ihres Dahinscheidens zur Gedenkfeier getroffen hatten. 

Doch von Anfang an: 

Nachdem das gemeinsame Teichfischen von 12 Mitgliedern des Fliegenfischer-Forums im März 2003 bei allen Beteiligten großen Anklang gefunden hatte, war klar: Es muß ein weiterer Event her!

Thomas Mühlhause aus Hamm war es, der die Idee eines Treffens im Brauhof Wilshaus in Hamm/Westfalen im Forum postete. Sein Vorschlag, sich im Herbst zum gemütlichen Essen und Trinken zu treffen und dabei neue Leute kennen zu lernen und alte Freundschaften zu vertiefen, stieß auf durchweg positives Echo im Fliegenfischer-Forum. 

Umgehend machte er sich an die Vorbereitungen. Ihm oblag nicht nur die Reservierung der Räumlichkeiten im Brauhaus Wilshaus, nein, seine wichtigste Aufgabe bestand darin, ein Ferkel auszusuchen, welches als Atzung für die Teilnehmer des Treffens dienen sollte. Stande pede verliebte er sich in das junge Mastschwein „Elfriede“, welche umgehend von Besitzer Wilshaus mit einem Aufkleber des Flifi-Forums versehen wurde. Fortan erfreute sich Frieda höchster Aufmerksamkeit in Pflege und Ernährung. 

Thomas selbst kontrollierte in regelmäßigen Abständen das ordnungs- gemäße Aufwachsen von Elfriede und gab seine Erkenntnisse im Chat bekannt. 

Am Samstag, den 08.11.03 pünktlich um 16.00 Uhr konnte er dann alle 27  angereiste Teilnehmer des Fliegenfischer-Forums im Brauhof Wilshaus begrüßen. Er richtete auch die Grüße von Forumsbetreiber Michael Müller aus, der der Veranstaltung ein gutes Gelingen wünschte. 

Einige der Fliegenfischer hatten weite Anreisen auf sich genommen, um dabei zu sein. Von Wilhelmshaven im Norden bis Stuttgart im Süden waren sie gekommen. Für die weiteste Anreise erhielt Thomas Albat eine kleine Anerkennung. Er hatte aus der Nähe von Stuttgart bis Hamm/Westfalen weit über 400km zurückgelegt. 

Auch aus den Reihen der Ruhrpott- Flyfisher war ein Abgesandter vor Ort, der die Fahne der rührigen Pottler wacker aufrecht hielt.

Einige der Herren (Damen waren leider keine anwesend) kannten sich schon persönlich, andere trafen sich zum ersten Mal. Zu Beginn konnte sich jeder den anderen kurz vorstellen. So erhielten die einzelnen Namen aus Forum und Chat plötzlich ein Gesicht. 

Fliegenfischer kennen bekanntlich keine Berührungsängste und durch das gemeinsame Thema wurde schnell an allen Tischen lebhaft diskutiert, gefachsimpelt und nicht zuletzt heftig gespaßelt. 

Nun stand Elfriedes finaler, gleichwohl schmackhaftester Auftritt bevor. 

Der Koch des Brauhofs hatte seinen alten Steinbackofen vier Stunden mit Buchenscheiten vorgeheizt, dann kam Frieda, handlich in zwei Hälften zerlegt in die Glut. Übergossen mit selbstgebrautem Bier konnte sie nun ihrer eigentlichen Bestimmung entgegen brutzeln. Knusprig und braungebrannt wurde sie anschließend kredenzt. 

Der Aufruf „Essen fassen“ wurde von der hungrigen Menge erleichtert zur Kenntnis genommen und in langer Reihe standen die Flifis vor knusprigem Braten, herzhaften Bratkartoffeln, Sahnekartoffeln, selbstgebackenem Brot mit Griebenschmalz und dergl. Köstlichkeiten mehr. Keiner sollte zu kurz kommen, jeder konnte sich Nachschlag holen, soviel er zu essen im Stande war. 

Das selbstgebraute Bier vom Brauhof rundete das Mahl auf das trefflichste ab. 

Nach dem Essen strebte die Veranstaltung einem weiteren Höhepunkt zu. Thomas begann mit der Preisverteilung der ganz exquisit ausgestatteten Tombola. Für die Ausgestaltung der Verlosung gebührt ihm noch mal ein ganz besonderer Dank, hatte er sich doch im Vorfeld unermüdlich bei Händlern und Hersteller um Preise für die Tombola bemüht. 

Alle Teilnehmer hatten zu Beginn eine Losnummer erhalten und warteten nun auf ihre Gewinne. Von wunderschönen Kalendern, Büchern und Gutscheinen reichte das Repertoire über Fliegen, Bindematerialien, Fliegendosen, Fischkörbe, Rollen der Firmen Vosseler und Vision, eine Rute der Fa. Sportex Diamond Fly bis hin zum Hauptpreis, einer Elnetti Stratocaster GTX Rute. Gerry Claasen aus der Pfalz durfte sich über dieses Sahnestück freuen und es seiner Rutensammlung zufügen. Der jüngste Teilnehmer der Runde, Florian Krau, konnte eine Vision 3-Zone Rolle mit nach Hause nehmen. 

Ein Bonmot am Rande: Ausgerechnet Mario Malarczuk aus Marburg, eigenen Angaben zu Folge Fliegenbindejunkie und Inhaber von „Marios Fliegendose“, gewann u.a. ein Streamerset gestiftet von Eckhardt Reich von der Fliegenbindewerkstatt Nordlicht. Ein Disput über die richtige Bindetechnik zwischen den beiden dürfte nun unausweichlich sein. 

Weiter im Abend ging es mit interessanten Beiträgen von Olaf Kurth aus Siegen und Peter Olbrich aus Hamburg. Olaf berichtete von den Bemühungen um die Wiedereinbürgerung des Lachses in Sieg und Nister. Zwei Videos rundeten seinen Bericht ab und zeigten die Erfolge der arbeitsintensiven Maßnahmen im Interesse von Lachs und Meerforelle. Unterstützt wurden seine Ausführungen von umfangreichem Infomaterial.
Peter Olbrich, Vorsitzender der LMS (Lachs- und Meerforellen Sozietät, Fliegenfischer-Gemeinschaft zum Schutz anadromer Salmoniden e.V.) stellte in seinem Vortrag die LMS und deren Arbeit vor und berichtete über die Schwierigkeiten des Lachsschutzes und deren Koordination auf internationaler Ebene. Selbst für alt gediente Fliegenfischer waren viele neue und interessante Aspekte darunter. 

Darüber hinaus betonte er, dass es für ihn in seiner Eigenschaft als Funktionär im Sportfischerverband wichtig sei, sich direkt an der Basis mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Auch hierfür sei das Treffen hervorragend geeignet. 

Der restliche Abend stand dann ganz im Zeichen der Geselligkeit. Um Fliegenmuster, Schnurklassen, Ruten, Rollen, Reiseziele und den ganzen Rest, der die Fliegenfischerwelt so interessant macht drehten sich die Gespräche. Manche Anekdote wurde zum Besten gegeben und einige derbe Scherze sorgten für ausgelassene Heiterkeit. 

Weit nach Mitternacht kam sogar der Bindestock noch einmal zum Einsatz, u.a. zeigte Dirk Janssen aus Wilhelmshaven ein paar seiner Kreationen und Bindetechniken. 

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen war zu erfahren, daß die Letzten der Mohikaner erst in den frühen Morgenstunden singend und scherzend den Heimweg ins Hotel angetreten hätten. 

Ich denke, im Sinne aller Teilnehmer sagen zu können, dass dieses Treffen ganz hervorragend gelungen war und unbedingt wiederholt werden muß. Die Vorbereitungen von Thomas trugen ganz entscheidend zum Gelingen des Abends bei, dafür noch einmal ganz herzlichen Dank von allen.

Last but not least möchten wir uns ebenfalls ganz herzlich bei den folgenden Firmen für die großzügige Unterstützung des Treffens bedanken. 

In alphabetical order: 
Angeldomäne, Alpine-Angler, ASH Flyfishing Hamm, Dr. Uli Beer, Brinkhoff-flyfishing, Elnetti (Herr Pelzer), Fliegenbindewerkstatt Nordlicht, Fisch-im-Netz.de, Rudi Heger, Hurch-Flyfishing, K&HD, Marios Fliegendose, Pro-flyfishing Vosseler, Rolf Renell, Sportex, Steelfin, Gerhard Stenzel. 

Euer
Hartmut „Hardy“ Krau 

PS: 
Ich höre natürlich schon die Einwände: So gesittet wie hier geschildert,  kann das doch gar nicht abgegangen sein. Naja, ein bisschen geschönt haben wir den Beitrag natürlich schon. 

Der wahre Ablauf ist untenstehend verzeichnet. (Aber bitte nicht allzu ernst nehmen!) 

Hier der wahre Ablauf der Ereignisse:

Donnerstag, 6.November 2003, 08.15 Uhr 

Gespenstische Ruhe liegt über dem Hofgut Wilshaus in Hamm/Westfalen. Mit der Morgensuhle beschäftigt, liegt die 10 Monate alte Mastsau Elfriede zufrieden das alte Schweinekinderlied summend:“Es ist Wurst, was aus mir wird!“ grunzend in ihrem Kloben. 

Donnerstag, 6.November 2003, 08.24 Uhr 

Elfriede bemerkt zwar, dass die Stalltür früher als sonst geöffnet wird, ist aber zunächst arglos. 

Donnerstag, 6.November 2003, 08.32 Uhr 

Zwei eher unscheinbare, mit weißen Schürzen und Gummistiefel bekleidete Männer führen Elfriede mit den Worten: „Komm, komm, Fressi, Fressi“ in einen kühlen, deckenhoch weiß gekachelten Raum. Noch bevor Elfriede ihre Dummheit bemerkt, werden ihre Gedanken von den  400V einer Stromzange der Marke „Georg-W-special“, die einer der beiden Männer an ihren Kopf presst, in eine andere Richtung gelenkt. 75 Minuten später harrt Elfriede, nunmehr zweigeteilt und sämtlich ihrer Innereien entledigt, im Kühlhaus ihrer weiteren Bestimmung entgegen. 

Die übrigen Bewohner des Hofgutes Wilshaus bleiben weiterhin arglos. 

Freitag, 7.November 2003 

Nachbarn des Hofgutes Wilshaus werden später aussagen, sie hätten an diesem Freitag nichts Besonderes bemerkt. Das Verschwinden der Mastsau Elfriede wird zwar registriert, aber als durchaus üblich abgetan. 

Samstag, 8.November 2003, 15.56 Uhr 

Aus verschiedenen Richtungen treffen am Parkplatz des dem Hofgut angelagerten Brauhauses mit Bewirtungsmöglichkeit für bis zu 1000 Gäste, unauffällige Kraftfahrzeuge mit Kennzeichen verschiedener deutscher Provinzen ein. Etwa 25 überwiegend männliche Insassen verschwinden schnell in den Gaststuben des Brauhauses. 

Die Mastsau Elfriede hat zu dieser Zeit bereits ihren Aufenthaltsort vom Kühlhaus des Hofguts zu einem wärmeren Platz im Backofen der Brauhaus-Küche verlagert. Daß sie sich dabei von der zweigeteilten in vielfachgeteilte Form verändert hat, ist für die weiteren Ereignisse ohne größere Bedeutung. 

Samstag, 8.November 2003, 16.23 Uhr 

Nach dem hastigen Genuß von 4 Gläsern hochprozentigem „Wilshaus´Stalltrunk“ gerät die Begrüßung der 27 anwesenden Fliegenfischer des diesjährigen Fliegenfischer-Forum-Treffens durch den großen Organisator Thomas M. aus H. etwas länger als geplant. Die Überlebenden werden später zu Protokoll geben, daß Sätze wie „Elfriede geht´s gut“ und „Darf der Lachs ein Salm sein?“ sowie „Sage kannste knicken, da ist Garantie drauf“ zunächst für sie ohne Sinn gewesen seien. 

Samstag, 8.November 2003, 17.01 Uhr 

Vom hinteren Ende des Gastraumes, wo sich etwa 4-5 aus Büchen, Hamburg, Wilhelmshaven und Osnabrück stammende Fliegenfischer um einen einzelnen Tisch zusammengerottet haben, dringen erste Unmutsäußerungen nach vorne. „Hunger...her mit der Sau...wir wollen Frieda...kein Schwein für Puffangler“ sind Wortfetzen, die die anderen Anwesenden später noch in Erinnerung bringen werden. 

Die Beschwichtigungsversuche von Organisator Thomas M. zeigen unter dem Johlen der aufgebrachten Norddeutschen kaum Wirkung. Nur mühsam gelingt es ihm, die Aufmerksamkeit der Fischer auf die bevorstehende Tombola zu lenken. Erschwerend wirken dabei die durch den erneuten Genuß weiterer 7 Gläser „Stalltrunk“ hervorgerufenen Sprachschwierigkeiten des Organisators. Die dennoch eintretende Ruhe ist nur von kurzer Dauer. 

Samstag, 8.November 2003, 17.43 Uhr 

Der Versuch des Siegerländers Olaf K. aus S., mittels eines Videofilmes über Wandersalme in deutschen Flußauen, die Zeit bis zum angekündigten Schinkenessen zu überbrücken, lässt die Stimmung erneut kippen. Vom Hunger gereizt, bringen die Bilder von 1.20m langen und bis zu 38kg schweren atlantischen Lachsen die Fischer an den Rand des Wahnsinns. Nur mit einem gezielten Tritt in die empfindlichen Weichteile jenseits der Gürtellinie kann Olaf K. Thilo H. aus E. daran hindern, in die Leinwand zu beißen. Seinen 4000 Euro teuren Videobeamer muß er bei dieser Aktion für einen Moment unbeaufsichtigt lassen. Diese Nachlässigkeit wird im weiteren Verlauf des Abends noch fatale Folgen zeitigen. 

Samstag, 8.November 2003, 18.29 Uhr 

Daniel H. aus M. und Thomas A. aus S. dringen unter dem Vorwand, die Toilette zu suchen, von den übrigen Anwesenden zunächst unbemerkt, in die Küche des Brauhauses ein. Gezielt blenden sie den völlig überraschten Koch mit der 600W hellen Projektionslampe des von ihnen mitgebrachten Videobeamers der Marke Datoflux 600XXL. 

Bevor sich der Maestro von den grellen Lichtblitzen halbwegs erholen kann, sind die beiden mit einer beträchtlichen Anzahl fertig gebratener Koteletts und Schnitzel unterm Arm, begleitet von den Küchenhilfen Svetlana B. (19)aus Minsk und Jolantha T.(21) aus Warschau bereits in den oberen Räumlichkeiten der Gastwirtschaft verschwunden. Die Ortskenntnisse der beiden illegal beschäftigen Aushilfen erweist sich dabei für Daniel H. und Thomas A. als besonders hilfreich. Ihre Flucht in die Gästezimmer des Brauhauses wird nur kurz unterbrochen, nachdem sie auf einer Seifenspur, die der zuvor badende Mario M. aus B. ;der sich von seiner langen Anreise durch ein Bad erstmal erholen wollte; hinterlassen hat, ausgerutscht sind. 

Samstag, 8.November 2003, 19.07 Uhr 

Mit einer Fliegenrute der Marke Sportex Klasse #10, 15,4ft lang bewaffnet, steht Organisator Thomas M. vor der mit Devotionalien der Fliegenfisch-Industrie bestückten Tombola und versucht die geifernde Meute von den Preziosen der hohen Kunst fernzuhalten. 

Kann er zu Beginn noch mit gezielten Schlägen in die Kniekehlen der Angreifer einige Erfolge erzielen, wird seine Aufmerksamkeit von der immer heftiger anrennenden Menge mehr und mehr in Beschlag genommen. Einen kurzen Moment der Verwirrung kann der Zivildienstleistende Florian K. aus D. dazu nutzen, unbemerkt zwei Fliegenrollen der Marken Vosseler zu ergreifen und in den Taschen seiner Baggypants der Marke Homeboy verschwinden zu lassen. Die beiden Rollen der Baureihe DC wird er später beim Internetauktionshaus Ebay für 517,- Euro pro Stück, weit über dem eigentlichen Neuwert, an einen Käufer aus dem Raum Niederbayern versteigern. Der Ankauf durch den Freistaatler bestärkt den Zivildienstleistenden in seiner Meinung, dass alle Fliegenfischer irgendwie ein schweres Rad abhaben. 

Samstag, 8. November 2003, 19.13 Uhr 

Unter den Trümmern des leergefegten Tisches, der vor wenigen Minuten noch mit den Gewinnen der Tombola, bestehend aus Fliegenfischgetakle deutscher und ausländischer Herkunft im Wert von über 3.000 Euro bedeckt war, hat Organisator Thomas M. aus H. jegliches Hungergefühl verloren. Der Chefarzt des Krankenhaus Hamm-Uentrop wird ihm später den Grund seiner Apetittlosigkeit, ein durch die Bauchdecke eingedrungener 600 gr schwerer, goldpatinierter Priest der Marke „Bummzackfeddisch“ aus Edelstahl der Güteklasse 1.4305, in einer 4-stündigen Operation aus dem Zwölffingerdarm operieren. Die hieraus abgeleiteten Rentenansprüche seinerseits werden Thomas M. aus H. jedoch von der BFA Berlin barsch abgelehnt. 

Samstag, 8.November 2003, 20.21 Uhr 

Immer noch durch die Blendung gehandicapt, versucht Meisterkoch Johann L. aus Ö. die Türe seiner Küche gegen die seit 10 Minuten anrennenden Fliegenfischer zu verriegeln. Die im Backofen vor sich hin schmorende Mastsau Elfriede nimmt in dieser Zeit eine ins dunkelrotbraune gehende Färbung an wobei der gleichzeitig aus dem Ofen aufsteigende Rauch den aufgebrachten Mob zusätzlich in Rage bringt. Sekunden später erkennt der Koch die Ausweglosigkeit seiner Situation und bringt sich mit einem gewagten Hechtsprung in das salzschwangere Wasser des Pökelbeckens der angeschlossenen Metzgerei in Sicherheit. Das Bersten der Küchentür registriert er durch das Wasser in seinen Ohren nur noch gedämpft. 

Samstag, 8.November 2003, 21.37 Uhr 

Nach dem Verzehr der Mastsau Elfriede kurzzeitig beruhigt, haben sich die Teilnehmer des Fliegenfischer-Treffens an die Vernichtung einer Monatsration Starkbier der Marke „deadmen“  aus der Hausbrauerei des Hofguts Wilshaus gemacht. In mehreren Reihen belagern sie die aus dem 14. Jahrhundert stammende, aus dunklem Edelholz mundgemeißelte, mit Elfenbeinintarsien versehene Theke des Etablissements. Die Kühlung der Zapfanlage läuft nach einer halben Stunde brüllend weit jenseits ihrer Belastungsgrenze. Derweil durchsucht der als „Redvine Pope of Hamburg“ gefürchtete Peter O. aus H. die Kellerräume des Brauhauses nach edlen Weinen verschiedener Proviniencen. Da er den Lichtschalter nicht gefunden hat, versucht er sich tastend durch die stockdunklen Räume des Bier- und Weinlagers zu bewegen. Mit ohrenbetäubendem Lärm bringt er dabei einen Turm zum Abfahren bereitstehender Bierfässer aus Aluminium zum Umfallen. Ein Faß trifft dabei die Gasleitung an ihrer empfindlichsten Stelle. 

Samstag, 8.November 2003, 21.39 Uhr 

Durch das laute Poltern der Fässer im Keller alarmiert, begibt sich Wirt Heiwi W. aus H. zur Kontrolle in sein Bierlager. Das Klicken des Lichtschalters ist das letzte Geräusch, das seine Ohren ans Hirn weiterleiten. Millisekunden später erbebt das Gebäude des Brauhaus Wilshaus unter der Detonation einer gewaltigen Gasexplosion. Trümmer des Daches sowie einzelne Einrichtungsgegenstände aus den oberen Stockwerken des Gebäudes; darunter ein Bett mit den verkohlten und ineinander verschlungenen Überresten von vier ehemals humanoiden Lebewesen ;von der Autobahnpolizei Dinslaken später als 2 Männer deutscher und 2 Frauen osteuropäischer Herkunft identifiziert; werden später auf der Überholspur der Autobahn A2 in Richtung Hannover dem dänischen LKW Fahrer Tjörben B. aus O., unterwegs mit einer Ladung lebender Fische, für den Angelteich „Lake Platsch“ in Mecklenburg-Vorpommern bestimmt, zum Verhängnis. Nachdem sich, zerstört von einem Teil brennender Dachpappe, alle Reifen auf der linken Seite seines LKW der Marke Daimler Benz in Gummifetzen aufgelöst haben, walzt er auf einer Länge von 4 km die Mittelleitplanken nieder um sich danach in einer semiparabolischen Kurve über die Standspur in den verschlammten Abwassergraben längs der Autobahn A2 zu verabschieden. Stunden später kann er, halb erstickt unter einem 7 Tonnen schweren Berg toter Störe, aus seinem zerborstenen LKW geborgen werden. 

Samstag, 8.November 2003, 21.40 Uhr 

Der sächsische Äschen-Guru Mario M. aus B., nach dem Verzehr von 800 gr gegrilltem Schweinefleisch sowie diverser heißer Kakao-Milch-Mischgetränke kurz in einem Schaumbad der Marke „Pontius Pilatus“ relaxend, wird durch die Wucht der Explosion mitsamt der Wanne der Marke „Kaldewei bahamabeige“ in einen fulminanten Steigflug Richtung Gelsenkirchen-Buer geschossen. 

Durch Schaum in den Augen kurzzeitig der Sicht beraubt, begreift er nicht ganz den Ernst seiner Lage und versucht mit dem Ausruf „Ei vabbischt, gann mol eena de Dier wieda zumachen?“ seiner Verwunderung über den plötzlichen kalten Luftzug Ausdruck zu geben. Später wird er von drei Mitgliedern der Ruhrpott-Flyfisher, die unweit von Mintard an der Ruhr Plötzen fischen, in einem schaumwassergefüllten, 4m tiefen Krater, bewusstlos aber sonst unverletzt, gefunden.

Samstag, 8. November 2003, 21.45 Uhr 

Durch die rauchenden Trümmer einer Mondlandschaft taumeln rußgeschwärzte Menschen. Orientierungslos tasten sie sich durch die Überreste des ehemaligen Hofguts und Brauhaus Wilshaus. Menschen, nein, Fliegenfischer wie du und ich. Die sich einfach mal zu einem lockeren Fliegenfischer-Forums-Treffen zusammen setzen wollten. 

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