Fliegenfischen am Regen - Chamerau
Ein Reisebericht von Michael Müller | Fotos: Jens Golm, Michael Müller

Ende Juni 2010 führte uns fliegenfischereilicher Entdeckungsdrang nach Chamerau, um im Regen zu fischen. Das Landhotel Schwalbenhof bewirtschaftet seit diesem Jahr eine drei Kilometer lange Gewässerstrecke des Regen, mit der Zielsetzung, ein attraktives, ausschließlich fliegenfischenden Hausgästen vorbehaltenes Revier aufzubauen und zu pflegen.


Wie es uns nach unserem ersten Wochenendbesuch erscheint, wird das Konzept der Familie Treml prächtig aufgehen, aus verschiedenen Gründen: Während der Regen in dieser Region eigentlich eher gemächlich fließt und oft tief ist, sowie ein Mischgwässer darstellt, fällt die drei Kilometer lange und beidufrig befischbare Strecke des Schwalbenhof vollständig aus diesem Rahmen. Der hier 30 bis 50 Meter breite Regen weist kühles, klares Wasser mit Güteklasse 1 auf und präsentiert sich ausgesprochen abwechslungsreich: ruhigere, tiefe Züge wechseln sich ab mit Rauschen und strömungsreichen Abschnitten, sowie verblockten Bereichen mit großen Steinen. Die Wassertiefe wechselt von knöcheltief auf den zahlreichen, sauberen Kiesbänken bis hin zu mehreren Metern an den tiefsten Stellen. Die Bewatbarkeit ist fast durchgängig gegeben und durch den harten, kiesigen Flussgrund ausgezeichnet und meist problemlos. Der Flussgrund zeigt über große Partien reichen Pflanzenbewuchs an flutenden Hahnenfuß und weiteren Arten.


Ebenso gut strukturiert und abwechslungsreich wie die Gewässerstrecke gestaltet sich auch die Fliegenfischerei. Neben den im Regen natürlich vorkommenden und auch für das Fliegenfischen sehr interessanten Fischarten (Barsch, Hecht, Huchen, Nase, Zander, Barbe, Felchen, Aal, Karpfen, Nerfling, Rutte, Schied/Rapfen, Schleie, Wels/Waller, Döbel/Aitel und zahlreiche weitere Weißfische) besitzt der Fluss einen guten, gepflegten Bachforellenbestand (wir fingen Fische zwischen 20 und über 50 cm), einen feinen Bachsaiblingsbestand und es beißt auch immer mal wieder die eine oder andere Regenbogenforelle. Derzeit wird untersucht, ob sich ein Äschen-Bestand im dafür eigentlich optimal strukturierten Fluss aufbauen lässt, was, wenn es erfolgreich funktioniert, natürlich eine große Bereicherung für dieses Fliegenfischer-Revier und dessen Fischergäste wäre.


Bei unserem Besuch fanden wir den Regen nach einem gerade abgeklungenen Hochwasser mit in Richtung Normalwasser fallenden Wasserstand vor. Auf den Fotos sehen Sie den Fluss noch ganz leicht "angestaubt", dieser wird bei Niedrigwasser jedoch völlig sichtig und klar, im Spätherbst auch "glockenklar". Einfach war die Fischerei nicht, bei den herrschenden hochsommerlichen Temperaturen, aber besonders morgens und abends war es herrlich am Fluss - und die Fische bissen. Das Gewässer weist einen immensen und vielfältigen Bestand an Köcherfliegen, sowie Eintags- und Steinfliegen auf, auch eine Maifliegenzeit gibt es jedes Jahr. Aus diesem Grund ist die Fliegenwahl weder schwer, noch erfordert sie besondere, auf den Fluss zugeschnittene Muster. Als Fliegenfischer schaut man sich aufmerksam am Fluss um, beobachtet, was gerade passiert in der Insektenwelt und wählt dann das passende Muster aus der Fliegenbox. 




Für die Zeiten, in denen nichts nach der Trockenen steigt, sollten Nassfliegen, Nymphen und Streamer zum Einsatz gelangen. Auch hier ist Ausprobieren angesagt, die Fische sind in der Regel nicht übermäßig wählerisch und spezielle Muster sind kaum nötig. Gerade bei den "nassen" Methoden weiß man als Fliegenfischer eigentlich nie, welche Fischart als nächstes anbeißt! Während am ersten Abend Freund Jens mit Nymphe und Streamer einige Bach- und Regenbogenforellen erwischte, fing ich etwas weiter flußabwärts in einem rasch strömenden Bereich zunächst einen dicken Döbel auf eine 14er Alexandra Nassfliege, danach einen weiteren dicken Döbel auf einen 10 cm langen Koppenstreamer (!) und einige kleinere Bachforellen. Schließlich sah ich in der stärksten Strömung mit Krach und Urgewalt einen Rapfen rauben, präsentierte diesem einen kleinen, weißen Streamer und - rumms - der Tanz konnte beginnen! Was für ein Kampf am leichten 5er Gerät, einfach herrlich !!!



Am nächsten Tag fingen wir neben Bachforellen und Döbeln eine ganze Reihe wunderschön gefärbter, kampfstarker Bachsaiblinge. Die Bachforellen lassen sich übrigens nicht nur mitten im Fluss ansprechen, sondern gerade auch an warmen Sommertagen unter den Uferbäumen oder direkt nur wenige cm vom Ufersaum entfernt. Deshalb sollte man an einer halbwegs fischverdächtigen Stelle keineswegs achtlos vorbeiwaten. Der Fluss weist übrigens einen immensen Bestand an Brutfischchen auf, ebenfalls gibt es Koppen. Große Bachforellen (und andere Räuber) müssen sich hier fühlen wie im Schlaraffenland.



Nachmittags versuchten wir, im untersten, tiefen Streckenabschnitt Hecht & Co. anzuleinen, natürlich ein ziemlicher Blödsinn bei 30°C und voller Sonne. Aber wir waren ja schließlich nicht zum Spaß hier...

Anschließend ging es wieder auf Rapfen-Jagd - teilweise von Erfolg gekrönt - und am Abend zum "Abendsprung" in den obersten Streckenabschnitt. 

Am letzten, wiederum sehr heißen Tag, gesellten sich noch Barsche zu den von uns gefangenen Fischarten hinzu.




Der Fliegenfischerei kann man zwischen Wiesen und Feldern meist völlig ungestört nachgehen, dennoch ist jeder Abschnitt der Strecke beidseitig mit relativ wenig Aufwand und nur kurzem Fußmarsch zu erreichen. Da die Strecke recht groß ist und der Fluss breit, sowie die Anzahl der Fischergäste begrenzt, wird man meist allein am Wasser sein und wird immer ein schönes Plätzchen zum Fischen finden. Ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass in den Sommermonaten tagsüber eine gewisse "Belastung" durch Kanufahrer auftritt, die aber im Grunde kaum stören. Der Früh- und Abendfischer sollte davon sowieso nichts mitbekommen...





Insgesamt waren wir auf ganzer Linie sehr angetan und zufrieden, mit der lieblichen Gegend, dem schönen Fluss, der tollen Fischerei und nicht zuletzt dem Landhotel Schwalbenhof mit seinen überaus netten und zuvorkommenden Wirtsleuten und seiner erlesenen "erste Sahne"-Küche. Genial am Hang mit Rundblick über den Regen gelegen, lässt es sich hier vortrefflich und preisgünstig logieren, es hat angenehme, saubere Zimmer, ein reichhaltiges Frühstückbuffet, einen Fliegenfischer-Stammtisch, neben dem Innenrestaurant mit mehreren Räumen auch eine Terrasse mit einen Biergarten, u.v.m. 
Wir kommen gerne wieder, das steht fest!



Kleiner Datenblock:

Alles zu Unterkunft und Fischerei: www.landhotel-schwalbenhof.de

Infos zum Regen-Fluss: http://de:wikipedia.org/wiki/Regen_(Fluss)

Infos zu Aktivitäten in der Region Chamerau / Bayerischer Wald (ein ideales Umfeld übrigens auch für die nicht fischende Begleitung): www.chamerau.de | www.cham.de

Geräte-Tipps: Als Fliegengerät empfehle ich 9 Fuß lange Fliegenruten der Klasse 5 bis 6, bestückt mit einer passenden Schwimmschnur. Außerdem, wenn es gezielt auf Rapfen, Zander, Hecht o.a. gehen soll, eine 7er oder 8er Fliegenrute, ebenfalls 9 Fuß lang, als Einhand- oder leichte Zweihand/Switch-Rute. Eine Schwimmschnur reicht aus, einige einschlaufbare Sink-Polyleader sind oft hilfreich beim Streamern. In den ganz tiefen Bereichen kann man natürlich auch mit dem Vollsinker angreifen...

Übrigens: Wenn es gerätetechnisch an irgend etwas fehlen sollte, auch kein Problem: ein kleines Sortiment an käuflichen Fliegenfischerartikeln ist auch im Schwalbenhof verfügbar. Harald Treml ist selbst begeisterter Fliegenfischer und kennt den Fluss wie seine Westentaschen.

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Blick vom Zimmer-Balkon über den Fluss (Strecke oberhalb des Schwalbenhof-Reviers)

Dieses Luftbild zeigt einen Teil von Chamerau. Die Strecke vom Landhotel Schwalbenhof beginnt kurz unterhalb der Brücke und führt dann 3 Kilometer stromabwärts. Etwa in der Streckenmitte führt eine weitere Straßenbrücke über den Fluss. Das Hotel selbst können Sie in der oberen Bildmitte entdecken, gleich unterhalb des kleinen, dunklen Punktes auf der Bundesstraße...



Ein Beitrag von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de - Juli 2010 | Fotos: Jens Golm, Michael Müller; Luftbild (1): Fam.Treml; (1): Gast
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