Man steigt nie zweimal in den gleichen Fluss
Ein Jahr an meinem Lieblingswasser - der Bröl in NRW
Ein Gewässer-Report von Andreas Schmitt
Fotografie: A. Schmitt, D. Pfister, J. Recker, P. Philips

Fliegenfischen in NRW – ein Widerspruch? Wohl kaum, denn gerade im Süden des Landes liegen einige sehr schöne Mittelgebirgsregionen mit hervorragenden Möglichkeiten zum Fliegenfischen. Sicher hat man schon von den vielen schönen Eifelbächen gehört – und es stimmt: Es gibt dort wirkliche Perlen. Aber auch östlich des großen Stroms liegen verlockende Wasser. Das bergische und das Sauerland sind reich an H2O und das fließt nun mal Richtung Meer…

Ich komme gebürtig aus Bonn und die besagten Regionen sind mir nicht fremd. Viele der hübschen Flusstäler in West und Ost habe ich erkundet.

Die Quelle der Bröl: Hier tritt das Wasser zum ersten Mal hervor.

Mein Herz allerdings habe ich an einem kleinen bergischen Fluss verloren, der Bröl. Ich war einige Jahre lang Mitglied im Verein und habe „die Schöne“ mit ihren vielen Gesichtern kennen gelernt. Vor einem Jahr bin ich beruflich bedingt nach BaWü gezogen und konzentriere mich nun auf andere Gewässer. Als nun inaktives Mitglied halte ich zumindest noch ein bisschen die Verbindung zu meinem Lieblingsfluss. 
Die Bröl lässt mir einfach keine Ruhe...
 

<= Eiskalter Januar und die noch junge Bröl in Quellnähe.

Unten: Das Mühlrad steht still, an der alten Holsteins Mühle bei Schloss Nümbrecht.

Eine formale Beschreibung: Die Bröl ist ein rechter Sieg-Nebenfluss. Sie entspringt bei Waldbröl und mündet bei Hennef nahe Siegburg. Dabei legt sie 45 Kilometer Strecke zurück und verliert etwas über 300 Meter Höhe. Ihr wichtigster Nebenlauf ist der Waldbrölbach, der fast am selben Ort entspringt, wie die Bröl selbst. Er verläuft jedoch über mehr als 20 Kilometer in einem anderen Tal, bevor sich die Wasser vereinigen. Oberhalb des Zusammen- flusses wird die Bröl „Homburger Bröl“ genannt, darunter die „Untere Bröl“. Der Flusslauf ist in weiten Teilen vollständig von Auwald umgeben, so dass hier keine gewässer- baulichen Maßnahmen durchgeführt wurden.
Die Bröl besitzt eine außerordentliche strukturelle Qualität und gilt daher als regionale Besonderheit.
Ich lernte den Fluss schon als Kind kennen, als mich Mitglieder meines Jugendvereins zur Forellenanlage Quellengrund in Millerscheid mitnahmen. Die Route verläuft ab Hennef rund 20 Kilometer durchs Bröltal. Jedes Mal, wenn sich die Straße dem Wasser näherte, klebte ich an der Fensterscheibe.

Oben: Die Homburger Bröl bei Herfterath.

An der Bauernschenke, einem sehr schönen Landgasthaus. =>

Eigentlich hatte ich viel Spaß beim Angeln an den Forellenteichen, aber schon damals beeindruckte mich der wunderschön im Wald liegende Flusslauf. Und obwohl ich noch nie mit der Fliege gefischt hatte, wusste ich etwas darüber und stellte mir vor, wie der einsame Fischer durch den Wald pirscht und echte, wilde Bachforellen fischt.
 
 

Der Beierter Steg: ein vergessener Überweg.

Unten: Das Wehr Büchel versorgt die Mühle von Burg Herrnstein.

Erst Jahre später begann ich selbst mit der Fliege zu fischen. Als ich schließlich das Tageskartenspiel leid und auf der Suche nach einem festen Verein war, stieß ich natürlich wieder auf die Bröl. Allerdings klammerte ich das Wasser zunächst aus, da ich Respekt vor dem teils starken Bewuchs hatte und ein offeneres Gewässer suchte. Erst der Hinweis eines Kollegen brachte mich schließlich dazu, meine Meinung zu ändern – eine gute Entscheidung!
 

Gut versteckt liegt die Bröl im dichten Auwald.

Ein Punkt, der mich besonders begeistert, ist die ungeheure Vielfalt, die mir an diesem Wasser geboten wird. Der Verein hat den gesamten Fluss gepachtet und auch die meisten Nebengerinne sind Vereinsgewässer. Die enorme Gewässerstrecke bietet vom kleinen Wiesenbach mit nur 1 – 2 Metern Breite bis zum rauschenden 9 Meter breiten Waldfluss alle erdenklichen Möglichkeiten.
 
 

Ein großer Pool voll „Packeis“ im Unterlauf.

Man fischt z. B. die wunderschöne Homburger Bröl, die im Unterlauf im Schnitt etwa 5 – 6 Meter breit ist, oder fährt nach Belieben stromauf - in immer kleinere Gefilde zum Indianerfischen. 

Die Untere Bröl liegt zum Teil so tief im Wald, dass man durchaus auch größere Wildtiere antreffen kann.
 

Tauwetter an der Homburger Bröl.

Unten: Anfang Februar an der unteren Bröl.

In den Rinnen stehen die Äschen. Die Burg Herrnstein thront direkt über der Bröl.
Unten am Fluss - die Wassermühle der Burg. Schnelles Wasser...
Ende März: Die Forelle ist auf.
Ein Streifzug durch den hohen Farn hin zum dunklen Fluss fühlt sich ein bisschen an wie eine Urwaldsafari. Man kann auch zwei der Nebengerinne befischen, diese sind allerdings klein und wirklich etwas für Indianer.

In jedem Fall benötigt man Jahre, um die vielen Seiten des Gewässers kennen zu lernen – die Strecke ist einfach zu lang.
 
 
 

Mitten im Auwald.

Soweit ich weiß, sind ausschließlich Fliegenfischer im Verein, was ich sehr schätze. Viele praktizieren C+R, so dass eine gute Bestandsentwicklung möglich ist. 

Außerdem werden jedes Jahr rund 100.000 Bachforellen im eigenen Bruthaus erbrütet, um die natürliche Reproduktion zu unterstützen.
 
 

Eine Insel im Flusslauf. =>

Unten: Zunehmend trifft man Freunde am Wasser.

Oben links: Im zeitigen Frühjahr ist das Fischen meist schwierig.
Oben rechts: Eine Geisterfabrik im Tal der Homburger Bröl.

<= Dieser Pool birgt sicher eine Fario.

Unten links: Schöne Rausche und fantastischer Pool !
Unten rechts: Endlich wird es grün an der Bröl.

Weiter unten, links: Am Ufer blühen die ersten Buschwindröschen.
Weiter unten, rechts: Die Kunstfliegen „schlüpfen“.

Die Brütlinge werden in die vielen Nebenläufe der Bröl ausgesetzt. Es ist wirklich eine Freude, dabei mitzuhelfen, die flinken kleinen Fischchen in ihr Element zu entlassen. Diese finden sich sofort zurecht und sind quick fidel. Ein super Erlebnis!
 
 

Das ist die richtige Zeit, um die Forellenbrut auszubringen. =>

Unten: Der Bröltal-Verein hat ein kleines Bruthaus und erbrütet jedes Jahr rund 100.000 Bachforellen.
Das Wasser kommt aus einer nahen Quelle.

Ein Rundstrombecken mit Futterautomat.
Mit mehreren Fahrzeugen werden die Fischchen an 
ihr Ziel gebracht:
... die Nebengerinne der Bröl
Der Steinchesbach. Der Derenbach.
Der Werschbach ist eines der produktivsten Gewässer. Vorsichtig werden die Brütlinge mit Eimern verteilt.
Dann gibt es da noch das Wanderfischprogramm, welches ich mit Interesse verfolge. Man muss die „großen Erfolge“ des Programms natürlich mit etwas Vorsicht genießen, denn von einem selbsttragenden Bestand großer Wanderfische im Rheinsystem sind wir sicher weit entfernt und es wird auch noch ein Weilchen dauern. Andererseits ist die Rückkehr des Lachses ein Symbol für den Wert gesunder Gewässer und Fische, das in den Köpfen der Menschen ankommt. Das ist wichtig!
 

Im Stranzenbachtal.

Jedenfalls stellt die Bröl ein wichtiges Wanderfischgewässer im Einzugsgebiet der Sieg und auch insgesamt dar. In den späten 80ern begann hier der Besatz mit Lachsparrs und 1990 wurde in der Bröl der allererste Rückkehrer im Sieggebiet festgestellt. Seitdem hat es viele Bemühungen gegeben in den Bereichen Besatz, Rückfang, Abstreifen und Aufzucht. Außerdem war die Bröl als Pilotgewässer im Lachsprogramm Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen wie kaum ein anderes Wasser.
 

Am Millerscheider Bach.

Auch der Nachwuchs hilft begeistert mit. Brütlinge im schnellen Wasser…
...des Dreisbach. Auch der Haubach und noch einige weitere Bäche…
... werden mit Bachforellen besetzt.
 

Der für viele vergleichbare Mittelgebirgsflüsse anwendbare Leitfaden zur Sanierung von Salmonidengewässern in NRW ist eines der Ergebnisse (wer sich für das Brölprojekt interessiert, kann sich mal die folgende Seite ansehen: http://broel.aggerverband.de/
sites/broel/default.aspx). 
 
 

Unten: Manch einer bleibt nach der Arbeit noch zum Fischen draußen...

Es ist ja auch ein verlockendes Wasser...
Und ein lohnendes! Entenfamilie in der oberen Homburger Bröl.
Jedenfalls werden nach wie vor jedes Jahr unzählige Smolts und Parrs in der Bröl ausgesetzt und immer wieder werden adulte Lachse, Meerforellen und große Laichgruben gesichtet. Einem Freund gelangen einige beeindruckende Schnappschüsse von Lachsen beim Aufstieg über das Wehr Büchel.
 
 

Ein phantastischer Pool! 

Da geht was... Fisch!
Sie darf zurück! Versteckt zwischen Eichen und Buchen - die Bröl bei Büchel.
Das Totholz bleibt im Fluss und sorgt für Strukturen.
Eingetrübt nach einem Sommerregen Der Herbst kommt ins Bröltal.
Schöne Fario.
Der Herbst kommt ins Bröltal.
Die Zeit der Pilze… ... und Äschen.
Oben: Homburger Bröl | Unten: Viel Laub im Wasser.
Und die Äschen sind da. Manchmal muss man klettern.
Die letzten Blätter fallen. Typische Bröl-Äsche.
Sie darf zurück. Es wird kalt.
Ihr merkt schon, dass ich sehr hänge - an meiner Schönen im bergischen Land. Ich bin ein wenig traurig, dass ich aktuell nicht mehr dort fischen kann. 

Jedenfalls habe ich mich entschlossen, einige meiner Fotos zusammen zu stellen und diesen Bericht zu machen. Ich möchte Euch damit gerne zeigen, wie ich meine Bröl erlebe…
 

Hundewetter, aber wir sind nicht klein zu kriegen...

Der erste Schnee. Das Wasser steigt.
Burg Herrnstein
Das Jahr ist vorüber – die Bröl mündet in die Sieg.


Ein Bericht von Andreas Schmitt für www.fliegenfischer-forum.de
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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