Bornholm Tour 2017
oder: „Sehnsucht ist unheilbar“ ...
Ein Reisebericht von Jürgen Bartsch alias „aaron_flat“

Abendstimmung im Sonnenuntergang
Ein Lied, das 1986 veröffentlicht und von Juliane Werding gesungen wurde. Über 30 Jahre danach passt doch gerade für mich dieser Titel wie die Faust aufs Auge zu der Fischerei auf Meerforellen in der Ostsee. Mühen, körperliche Anstrengungen, raue Bedingungen mit Tagen ohne jeglichen Erfolg auf der einen Seite, auf der anderen Seite, traumhafte Landschaften, farbenprächtige Sonnenauf- und Untergänge, unvergessliche Erlebnisse in der Natur und dann der Biss einer Meerforelle mit darauf folgenden Drill – einfach unbeschreiblich. 

Da war es wieder, das Gefühl - „der Drang, der Küste einen weiteren Besuch abzustatten…., in den Wellen stehen, den Wind spüren und die Fliegenrute fest in deiner Hand halten. „Sehnsucht ist unheilbar“...

Und so stand sie wieder an, die Reise an die Küste 2017: 7 Tage Bornholm. Der 15.04. bis 23.04 war fest terminiert, die Hütte im Südosten der Insel strategisch geplant, die Fähre gebucht und die Einkaufsliste wie gehabt für vier Mann abgearbeitet. Erlaubnisscheine für Dänemarks Küsten können vorab online unter www.fisketegn.dk bestellt werden. Man kann zwischen Tages-, Wochen- und Jahreserlaubnisscheinen wählen, wobei die Woche für aktuell 130 DKK oder das Jahr für 185 DKK kaum den Unterschied machen.

Unsere ca. fünfzehnte Meerforellentour nach DK, die dritte nach Bornholm. Mit dem „Meerforellen Eldorado Fünen“ hatte in den 90ern alles mal angefangen... Gut kann ich mich noch an die ersten Gehversuche in Sachen Meerforelle erinnern. Sieben Tag fischen, täglich acht Stunden im Wasser und in einer ganzen Woche null Fischkontakt! Die Anfangszeiten waren echt hart und hätten einen echt zur Verzweiflung bringen können, doch durchhalten war die Devise. Diese Art der Fischerei hatte uns sofort in ihren Bann gezogen und Landschaft, Leute und die erlebte Kameradschaft taten ihr Übriges hinzu. Nun denn, im Laufe der vergangenen Jahre sind wir beharrlich dran geblieben und sammelten so unsere Erfahrungen. Die Vorbereitungen für diese Reise liefen problemlos und man merkt, sich eine gewisse Routine für Reisen mit Ziel DK angeeignet zu haben.

Wir, das sind Andy, Thomas, Uwe und meine Wenigkeit Jürgen, sind seit gut 20 Jahren einmal im Jahr für eine Woche unterwegs zu einer gemeinsamen Urlaubstour in Sachen Fischen. Je näher der Reisetermin rückt, desto interessanter wird natürlich der Blick auf die Wind und Wettervorhersagen im Internet. Und der verhieß erstmal keine idealen Bedingungen just zu dem Zeitpunkt, an welchem wir die Insel erreichen sollten. Nach einer Anfahrt von gut 750 Kilometern kamen wir Samstags Morgen in Sassnitz an.

Auf „Großer Fahrt“ Hafenausfahrt Sassnitz

Von tagelangen, stabilen Temperaturen um die zehn die Grad fiel das Thermometer ab unserem Ankunftstag rapide ab auf 4 Grad. Für die kommenden Tage sollten dies erstmal die Höchsttemperaturen sein, mit Nachtfrost bis minus 2 Grad. Dabei ein ständiges Wechselspiel zwischen strahlenden sonnigen Abschnitten mit tiefblauen, wolkenlosen Himmel und auf der anderen Seite Regen mit tiefhängenden Wolken und vereinzelten Graupelschauern. Alles andere als Ideal, aber was soll’s… es lässt sich nicht ändern, das Wetter muss man nehmen wie es kommt. Natürlich hofft jeder bei so einer langen Anreise und nur einer Woche im Jahr an der Küste, dass sich gerade in dieser Zeit die idealen Vorrausetzungen einstellen, was sich aber nur in den seltensten Fällen dann auch so ergibt. Die dreieinhalbstündige Überfahrt mit der Fähre verlief aber problemlos ebenso die Schlüsselübergabe für die Hütte, welche an der Tankstelle ausgegeben wurden. Sachen ausgepackt, Hütte eingeräumt und …..„erst mal richtig ankommen“ um es mit Udo Schröters Worten zu beschreiben. Mittlerweile was es schon wieder früher Abend und nach 16 Stunden Anfahrt wollten wir nicht in hektischen Aktionismus verfallen. Eine erste Strandbesichtigung ließ die Vorfreude steigen und am nächsten Morgen sollte es mit der Fischerei frisch ausgeruht losgehen.
Ein neuer Morgen…unser Hausstrand bei... |  Unten: ...Gedebak Odde
Meerforellenfischen hat meiner bescheidenen Ansicht nach viel mit Strategie zu tun. Wind, Windrichtung, Wassertemperaturen, Strömung, und damit verbundenes Nahrungs- aufkommen. Wo ist der vermeintlich beste Platz, an dem sich die Forellen einstellen? Diese Faktoren spielen für eine Auswahl des morgigen Angelplatzes immer die zentrale Rolle und so legten wir an jedem Abend den Bereich für den morgigen Tag fest. Eine wirklich gute Hilfe ist uns die Seite des „windfinder“ Punkt com gewesen, wenn das hier erwähnt werden darf. Wann trifft der Wind mit welcher Stärke aus welcher Richtung an die favorisierten Küstenabschnitte. Die Tabellen sind sehr übersichtlich und geben aussagekräftige Infos bei der Entscheidung, wo es denn hingehen soll.
Zum Temperatureinbruch drehte der Wind auch noch komplett von West auf Ost. Also entschieden wir uns, im Süden der Insel von Südwest bis Südost unsere ersten Versuche zu unternehmen. Aber um es vorweg zu nehmen, die ersten zwei Tage war für uns vier nichts zu Machen. Zwei der Freunde sind sowohl mit dem Spirolino, als auch mit der Spinnrute unterwegs und sowohl bei den Fliegen, als auch am Blech gab es außer einigen zaghaften Anfassern und dem einen oder anderen Nachläufer keinen zählbaren Erfolg. Wirklich unangenehm in den ersten Tagen war der Wind in Verbindung mit den Temperaturen nahe der Null Grad. Durch das Einstrippen der Schnur sind die Finger natürlich immer gut nass und wenn der Wind drauf steht, dann kann das echt richtig schmerzen. Zeitweise half es nur, sich um 180 Grad im Wasser zu drehen und dann eben die Fliege „backwards“ auszubringen. Das „nach Hinten“ ausbringen der Leine ist immer wieder notwendig, da sich die ideale Wurfrichtung gerade durch die Bedingungen der Richtung des Windes ergibt. Oftmals steht der Wind nicht auf die Wurfhand, sondern genau entgegen gesetzt. Will man trotzdem am ausgesuchten Abschnitt fischen, hilft es dann ungemein, seine Fliege eben rückwärts auszuwerfen.
Als Gerät für die Küste habe ich zwei verschiedene Ruten in meinem Besitz. Lassen es Wind und Wellen zu, verwende ich eine 3-tlg. Guideline LPXE RS in Klasse #6, bläst der Wind heftiger, dann verwende ich eine 3-tlg. Guideline LPXE RS in Klasse #8. Abhängig von den Wellen und der Tiefe, in der ich fischen möchte, bevorzuge ich als Schnur eine slow-intermediate, oder aber eine floating.

Graupelschauer nahe der Null, sowohl Temperatur als auch Fang

„Stampen“ im Süden der Insel  |  Unten: „Im Landeanflug“
Eine Episode von diesem Tag möchte ich euch nicht vorenthalten. In der Nähe des Flughafens von Bornholm befindet sich ein Angelplatz, der sich „Stampen“ nennt. Ein feiner Platz, an dessen vorgelagerter „Nase“ sich ein Besuch immer wieder einmal lohnen kann. Scheinbar war es an diesem Ostermontag so, dass die Flugschule Bornholm Lande-Übungseinheiten auf den Plan hatte. Die Landebahn befindet sich erhöht eben kurz hinter dem Angelplatz und der Pilot kommt vielleicht mit gerade mal noch so geschätzten 75 m Abstand zum Wasser heran geflogen. Um die Mittagszeit kam die Maschine ca. 20 Mal im drei bis vier Minuten Takt zum Probelandeanflug über mich rüber gerauscht. Im Wasser stehend, hatte ich das Gefühl, das der Pilot mich als Anhaltspunkt nahm, da er zig Male genau über meinen Kopf hinweg zum „Lufthavn“ einflog. Was für ein Gedröhne, aber zugleich auch doch sehr beeindruckend. Und wie erwähnt, gebissen hat dort dann leider auch nichts.
Am dritten Tag sollte sich aber der Erfolg einstellen. Der Wind kam immer noch aus Ost, die Temperaturen immer noch knapp vier Grad, sonnige Abschnitte wechselten sich immer wieder mit Schneegestöber ab. Einfach herrlich, wie vielfältig die Natur an der Küste doch sein kann, man muss eben nur offen für alle Wettersituationen sein ;-) Scheinbar hatten sich auch die Forellen an die Wetterumstellung angepasst. Immer noch an der Südküste unterwegs, fanden wir einen Abschnitt, an dem die Temperatur mit 6,5 Grad um ca. 1,5 Grad höher war, als an vielen anderen Stellen. Die Position im Wasser war gut gewählt, die Wolkendecke riss auf und die Sonne ließ ihre Strahlen ungehindert auf uns hernieder. Der Flatwing wurde schleunigst durch das Wasser eingestrippt, als der erste Ruck durch die Rute ging. Ahh Mist, nicht hängen geblieben, schnell wieder ausgeworfen, bestimmt ist die „Gutste“ ja noch in der Nähe. Und dann nach dem dritten oder vierten Wurf kam endlich der ersehnte Kontakt……
Flatwing in grau – iceblau
„Biss“ und hängt…. und hängt noch immer ….
Der Bann war gebrochen und nach kurzem Drill konnte die erste Meerforelle erfolgreich gelandet werden. Manchmal ist es so, dass, wenn der Fisch gefunden wurde, es zu mehreren Bissen hintereinander kommen kann. Und so auch hier, Flatwing erneut ausgeworfen und keine 15 Minuten später wieder Biss… Und hängt, allerdings war der Wiederstand um einiges geringer und vor den Füßen zeigte sich eine Forelle, die noch deutlich Wachstumspotenzial hatte. Also Leine locker lassen und einige Augenblicke später konnte diese „long line“ releast werden. Die Konzentration sollte ja zu jeder Zeit möglichst hoch gehalten werden aber wenn man weiß, dass der Fisch in der Nähe ist, dann steigert sich das Ganze doch noch eine Spur weiter. Also weiter auf eine enge Schlaufe geachtet, die Leine ausgebracht und wieder zügig gestrippt. Keine zehn Minuten später…..rumms und die Rute ist wieder krum. Dieses Mal ist der Wiederstand schon heftiger und ein spannender Drill entwickelt sich. Wiederum ist das Glück dem Fliegenfischer hold und er freut sich wieder über eine Ü50 Forelle. Einfach herrlich dieser Moment - keine noch so materielle Sache könnte diesem Vergleich Stand halten.
Heute ein König…. :-)
Und auch die Freunde hatten Erfolg, drei weitere Meerforellen bis knapp an die 60 cm konnten auf Fliege überlistet werden. Dazu noch einige kleinere, die sich irgendwo um die 40 cm herum bewegt hatten. Um es vorweg zu nehmen, jeder von uns vieren entnahm sich während der ganzen Woche seinen obligatorischen „einen“ oder max. „zweiten“ für sich und die Familie. Alles andere ging vorbehaltlos wieder zurück in das Wasser oder wurde direkt im Wasser released. Was für tolle Stunden – wer die Küste oft genug besucht, weiß so einen Tag wie diesen auch richtig einzuschätzen.
Nur zum Vergleich, es wurden alle Meerforellen ausschließlich auf Fliegen gefangen. Die erfolgreichsten Muster waren der klassische Clouser Minnow, Surf Candys, Flatwingmuster und natürlich der Big Hole Deamon.
Clouser Minnow
Unser Uwe, der als einziger bisher nur mit der Spinnrute unterwegs war, konnte außer zwei Nachläufern leider nichts Verwertbares vorweisen. Beim gemeinsamen Abendessen ließen wir das Erlebte natürlich Revue passieren und waren dankbar für diesen erfolgreichen Tag. Das Fischen und die Erlebnisse am Wasser und in der Natur sind der eine Teil einer jeden Reise, der andere ist aber die gemeinsame Zeit mit den Freunden. Zusammen am Tisch sitzen, gute Gespräche führen, fachsimpeln oder eben bei einem Bierchen den Abend gemütlich ausklingen lassen. All dieses gehört für mich zu Reisen dieser Art unabdingbar mit hinzu und ich möchte es nicht missen. Irgendwann kommt einmal die Zeit, da wird einiges nicht mehr möglich sein und dann ist es gut, möglichst viel auf seiner inneren Festplatte als schöne Erinnerungen abgespeichert zu haben. 
Der vierte Tag bricht an. Wo es gestern so super gelaufen ist, könnte es an diesem Tag auch wieder gut sein, so ist der Plan. Wieder geht es an die Südküste und es wird versucht, die Forellen zu finden. Und tatsächlich konnten wir nach einiger Zeit auch einen Schwarm an der Oberfläche ausmachen. Herrlich anzusehen, die Ringe, welche die Meerforellen an der Oberfläche erzeugten oder diese auch teilweise mit ihrer Rückenflosse durchbrachen. Von der Entfernung für die Fliegenrute gerade noch machbar, kam hinzu, dass der Wind, obwohl aus Ost kommend gemeldet, teilweise böig direkt von Südwest auf der verkehrten Seite der Wurfhand stand. Also wieder „backwards“ raus das Zeug, was aber richtig Arbeit bedeutete. Doch irgendwie waren die Lady’s heute zickig. Sandaalmuster wurden verschmäht und auch der Wechsel auf andere Muster wie der „Translucent_Baitfish“ z.B. brachte bei mir keinen Erfolg, obwohl ich mit Sicherheit oftmals mitten durch den Schwarm fischte.
Translucent Baitfish
Die Freunde hatten mehr Glück, hier konnten drei Meerforellen zum Biss überredet werden. Da deren Größe allerdings „überschaubar“ war, wurde alles vorsichtig im Wasser gelöst und ein anderer Platz gesucht. Außer dem einen oder anderen weiteren Anfasser, der nicht verwertet werden konnte, sollte dieser Tag mit einem traumhaften Sonnenuntergang zu Ende gehen.
 
Abendstimmung


 Der fünfte Tag brachte einen Wechsel der Windrichtung mit sich. Dieser drehte um 180 Grad von Ost auf West. Frischte aber mit 4-5 Windstärken, in Böen bis zu 7-8 auf. Zusätzlich stiegen die Temperaturen auf ca. 8 Grad an, was ja schon irgendwie „Strandfeeling“ aufkommen ließ. Diese Wetterverhältnisse sollten uns dann auch bis zu unserer Abreise begleiten. Ja, jetzt wird das Werfen mal so richtig interessant. Es ist schon ein kleiner Unterschied, ob du mit einer #4 entspannt am Bach deine Nymphe irgendwo ein paar Meter ausbringst oder eben bei diesen Verhältnissen mit ner #8 am Riff von Snoegebaek stehst, wo oben der Wind auf dich einwirkt, am Bauchnabel die Welle klatscht und an den Beinen die Strömung drückt.

Da heißt es, mal richtig arbeiten und die beste Stellung für den ausgesuchten Platz finden. Aber wenn der gefunden ist, dann reist es die Schnur nur noch so durch die Ringe raus… :-) Überhaupt war es diese Woche so, dass die #6 er getrost zu Hause hätte bleiben können, der Wind war meist stärker Präsent und die Momente, wo er mal abflachte, eher gering. Körperlich kostet das natürlich ein einiges an Substanz, aber trotz der üppigen Mahlzeiten und dem obligatorischen Bierchen danach, standen zu Hause glatt zwei Kilogramm weniger auf der Waage. Nicht auszudenken, wenn ich an der Küste wohnen würde…. Essen und Trinken ohne Reue ….:-)

Ja und am Riff selbst gab es für mich wiederum einen Grönländer in der „alten Welle“ und auch Freund Uwe blieb nicht ohne. Hier werden immer wieder schöne Fänge vermeldet, und wenn ich nicht ganz falsch liege, habe ich auch schon mal gelesen, dass dort ein Hecht gefangen wurde. Falls ihr in den nächsten Jahren mal einen Fliegenfischer mit einem Pike Muppet am Riff stehen seht, dann ist der nicht größenwahnsinnig und will die „Big Mama“ der Meerforellen ausfindig machen, sondern dann bin ich es, der gezielt mal einen Versuch wagt, um zu sehen, ob sich da doch tatsächlich der Hecht eingestellt hat.

Nachmittag ging es noch eine Spur nördlicher nach Svaneke, ein wirklich liebliches kleines Fischerdörfchen mit einigen kleinen Lädchen und einer Räucherei. In dieser Gegend fällt das Ufer gleich so richtig steil nach unten in die Tiefe ab. Im Wasser stehen ist meist nicht möglich oder nötig. Auf den Felsen findet sich immer ein geeignetes Plätzchen um auszuwerfen.

Svaneke
Felslandschaft
Hier schlug nun allerding die Stunde meiner Freunde, die auch mit dem  Blinker fischten. Diese hatten einige Bisse und konnten Forellen bis knapp an die 60 cm zum Biss verführen. Ich selbst ging ohne Biss nach Hause und auch die Fliegen der Freunde blieben gänzlich unberührt. Ich vermute, dass der Blinker einfach tiefer gefischt hat zum einen, zum anderen eventuell hier die Wurfweite eine Rolle gespielt haben könnte. Am Nachmittag stehen viele der Forellen nicht mehr so dicht unter Land wie am frühen Morgen, so sagt man und da der Blinker dann doch eine ganze Ecke weiter fliegt als die Fliegenschnur, so könnte das der Schlüssel dieses Nachmittags gewesen sein.
Ein weiteres idyllisches Plätzchen
Aber Vorsicht wenn die Welle „bricht“
Freund Uwe mit „seiner“ knapp 60er
Sechster Tag, die Kräfte schwinden…… Knöchel an der Hand geschwollen, die Rute schwer wie Blei zu Beginn des Fischertages. Nach zehn Minuten werfen ist die Muskulatur warm, das Gewicht der Rute schwindet scheinbar und alles wird wie gewohnt flüssig. Wir entscheiden uns wieder für die Gegend um Svaneke mit einem Radius von ca. 2 Kilometern Durchmesser. Aber heute gibt es hier für uns nichts zu holen...
Typisch um Svaneke sind die vielen, mit Flechten bewachsenen Felsen
Wir brechen ab und machen einen Abstecher an die Westküste, Hvide Odde. Vom Wellengang ideal, steht aber der Wind frontal drauf. Mit dem Spirolino vielleicht gerade noch machbar, mit der Fliege, tja irgendwie…. Mit Sicherheit gibt es einige Cracks, die Werferisch auch sowas stemmen, für mich war da Ende der Fahnenstange. Wir entschließen uns, zurück zu unserer Hütte zu fahren. Frühes Abendessen ist angesagt, einfach mal eine Zeitlang mehr ausgeruht, um wieder zu Kräften zu kommen.
Balance-akt
Am Abend teilen wir uns auf und besuchen wiederholt die Südküste. Einmal den Hausstrand bei Sömarken, zum anderen die Gegend um den „Rastepladsen“. Diese Entscheidung zahlt sich aus und von den Freunden in Sömarken werden zwei Forellen um die 50 cm gefangen. Am Rasdepladsen gab es einige Anfasser aber leider lieb nichts daran hängen. Und auch heute folgte wieder ein traumhafter Sonnenuntergang. Eine Gruppe Schwäne paddelt keine zehn Meter von mir entfernt. Alles ruhig und friedlich, einfach nur schön, die Seele baumelt. Ich mag gar nicht daran denken, dass zwei Tage später schon wieder alles vorbei ist und das Geätze in der Großstadt den Tag bestimmt.
Ankunft am „Rasdeplatzen“
„Hot Spot“
Abendstimmung in der „magischen Stunde“
Aber noch wollen wir den siebten und letzten Tag genießen. Wir teilen uns auf….. Mich und Freund Uwe zieht es nochmal in den Süden der Insel in Richtung Arnager Lufthavn. Die anderen beiden Freunde wollen sich nochmals im Osten der Insel etwas umsehen. Der Wind kommt immer noch von West, eigentlich verkehrt auf die Wurfhand, aber was soll’s, das Wasser sieht einfach zu perfekt aus, Dann eben mit dem Gesicht zum Strand gestellt und das Ganze wieder „rückwärts“ in Richtung offenes Meer ausgebracht. Doch der Wind ist einfach zu böig und unberechenbar und fährt zu oft in den Wurf hinein, so ein Mist! Nach sieben Tagen intensiven Fischens und den nachlassenden Reserven macht das keinen Spaß mehr und wir wechseln an die Nordostküste in Richtung Svaneke, um uns mit den anderen beiden zu treffen. Aber heute will nichts mehr beißen und so beschließen wir, der Räucherei in Svaneke einen Besuch abzustatten. Hier gab es lecker Fisch und ein jeder von uns kaufte nach seinem Gusto noch etwas ein. Bei mir waren es Makrelenfilets und auch eine ganze geräucherte Makrele. Die Filets sind sehr kräftig, was den Räuchergeschmack angeht. Da war der im Ganzen geräucherte Fisch für mich schon etwas harmonischer im Abgang, sehr, sehr lecker. Den Besuch in einer der Räuchereien auf Bornholm kann ich nur empfehlen. 
So beendeten wir den aktiven Part und machten uns auf den Rückweg zu unserer Hütte in Sömarken. Immer wieder auffallend bei den Fahrten zu den Angelplätzen, dass der Bestand an Wild, insbesondere Fasane Hasen und Rehe, hier auf der Insel deutlich höher zu sein scheint als in unserer Gegend. Und als fleißiger Spaziergänger im Wald und Wanderer in der fränkischen Schweiz, der über 13 Jahre täglich mit seinem Flat Coated Retriever „Aaron“ unterwegs war, denke ich da einen Vergleich ziehen zu können. Auch in Sachen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft habe ich mit den Einwohnern in Dänemark über all die langen Jahre, nur positive Erfahrungen gemacht.

Das Gesamtpaket passt einfach…. und so lange einem die Füße tragen….

Bis zum nächsten Mal an den Küsten Bornholms, denn wie ihr wisst ...

Sehnsucht ist unheilbar
 

Tight lines Jürgen alias euer „aaron_flat“



Ein Bericht von Jürgen Bartsch für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2017. Fotos/Copyright beim Autor. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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