Meerforellenfischers Tagebuch: 14 Tage auf Bornholm Ende April 2000. Bericht von Michael Müller

Zunächst einige Inselinfos:
Bornholm liegt unter dänischer Obhut in der Ostsee zwischen Rügen und Schweden. Mit der Fähre ab Sassnitz beträgt die Überfahrt etwa 3,5 Stunden und der Fahrpreis für einen PKW plus 5 Personen hin- und zurück etwa 140 EUR (Stand 2004, Infos: www.bornholmferries.dk oder www.skandlines.de). Die Insel ist etwa 587 km² groß,
hat 140 Kilometer Küste und landschaftlich sowie kulturell eine Menge zu bieten. Im Norden und Osten herrschen felsige Küstenabschnitte vor, im Süden überwiegend Sand und Dünen und im Westen steinige Strandabschnitte, im Inselinneren gibt es u.a. große Wälder. Auf Bornholm gibt es keine richtigen Flüsse, jedoch eine Vielzahl kleinerer Bäche, die von den Meerforellen rege zur Fortpflanzung genutzt werden. Dazu aber in einem anderen Bericht mehr.

links: (einer der zahlreichen, sauberen Laichbäche)

Die Bornholmer Meerforellen sind ein relativ schlanker und wilder Stamm, der nicht aus Besatzfischen wie z.B. Fünen besteht. Schon deshalb ist die Insel schon eine Reise wert. Einige Bornholm-Links gibt es am Ende des Berichtes, nun aber zu meinen diesjährigen Erlebnissen. Die Nummern in Klammern beziehen sich auf die Fischplätze, die im "Sportanglerführer Bornholm" (-unbedingt besorgen-) beschrieben sind.
17.04.2000. 1.Tag: Ich fische überwiegend ab nachmittags, denn natürlich hat die Familie auch Rechte, deshalb wird vormittags etwas gemeinsam unternommen.
Ich nehme mir heute ab 14.00 Uhr Hvidde Odde an der Westküste, kurz oberhalb Rönne (2) (Foto oben) vor, man kann hier sehr leicht auf Sandgrund waten, jedoch liegen große Steine und Tangfelder in guter Wurfweite. Wetter ist sonnig, wolkenlos und wenig Wind, ablandig. Fange halb vier tatsächlich eine herrliche Meerforelle von 74 cm Länge und 3,250 kg Gewicht (Foto links)! Das geht ja gut los, denke ich mir so. Ein bayerischer Landsmann mit Sohn und Schlauchboot hat mich mit dem Fisch entdeckt und lässt sich zu mir ans Ufer treiben, um  mich "auszuhorchen".
2.Tag: Nehme mir heute ab 13.30 Uhr Döndalen an der mittleren Nordküste (9) (Foto rechts) von der Bach- mündung bis rechts zum Naturhafen vor. Sonniges ruhiges Wetter, leichter Südwest, sehr beschwerliches Waten, glitschige große und tangbewachsene Steine, nur mit Watstock "genießbar". Fange 4 Forellen: drei Fische haben zwischen 45 und 49 cm und werden zurückgesetzt, einen Fisch von 54 cm entnehme ich.
Ausserdem habe ich noch einen guten Nachläufer. Für einen Nachmittag ein sehr schönes Ergebnis, finde ich. Kurz vor 18:00 entdecke ich ein Fischerboot, welches ein Netz ab Bachmündung ins Wasser lässt, die ganze Strecke über 500 Meter damit abriegelt und das Netz dann sogar an einem Uferfelsen befestigt! Zudem wird es nicht gekennzeichnet! "So ein Verbrecher", denke ich mir, "ich muß mir unbedingt die Telefonnummer der Fischereipolizei besorgen und das Handy einstecken". Dazu muß man wissen, daß auf Bornholm die Netzfischerei nur mit einem Mindesabstand von 100 Metern zum Ufer erfolgen darf und die Netze mit verschiedenfarbigen Fahnen eindeutig zu kennzeichnen sind. Dies war hier jedoch beides nicht der Fall, also hatte ich es eindeutig mit einem "Schwarzfischer" zu tun. Mir war die Fischerei für heute jedenfalls verdorben.
3.Tag: Wieder sonnig, wolkenlos und steife Briese aus Nord-Ost (Landwind), der mir gelegentlich den Hut vom Kopf reißen will. Nach längeren Telefonat gestern Abend mit Carsten, einem "echten Bornholmer", der für Gäste auch gerne Führungen anbietet, entschließe ich mich, heute erst einmal die 
Küste bei Levka (3) (Foto links) bei Tageslicht zu erkunden. Carsten meinte, dass hier Morgens zwischen 5.00 und 8.00 Uhr gute Fangaussichten bestehen. Ich fische die Strecke heute am Nachmittag zum Kennenlernen durch. Es ist ziemlich flach, wegen der vielen Steine ist ein Watstock hilfreich, um nicht jeden dritten Schritt zum Balanceakt zu machen. Fische kann ich leider nicht ausmachen, also fahre ich gegen Abend noch mal nach Hvidde Odde (2) mit dem Ergebnis, dass ich eine fette und blanke Mittevierziger zurücksetzen kann. Hier scheint wohl immer ein Fisch für mich zu sein ...?
4.Tag: Nach einem Gudjem-Ausflug zur Bonbonkocherei und lecker Räucherfischessen fische ich ab 13.00 Uhr mit Sohn ein Stündchen bei Bolshavn - Yppnasted (12), Nordküste. Der Wind kommt heute wieder aus Südwest und letzte Nacht war ein fürchterliches Gewitter. Ansonsten wieder strahlender Sonnenschein. Habe zwei Nachläufer (zwischen 45 und 50cm), die beim Absacken lassen des Küstenwobblers kurz vor dem Ufer auch tatsächlich noch zufassen, jedoch beide gleich wieder loskommen. Gestern Abend hatte ich ein nettes Gespräch mit einem deutschen Mitbewohner der Ferienhausanlage, dessen Sohn hatte den Tag bei Soseodde (21) tatsächlich eine Mordsforelle mit 89cm und 6 Kilo gefangen. Da sind sie also, die Großen!
Gegen 15.00 Uhr schaue ich mir die Sache mal an und fahre nach Süden, um mir die Strecke zwischen Soseodde und Arnager (21) mal anzuschauen. Unglaublich: Während im Norden die Sonne scheint, ist der ganze Inselsüden von dichtem Nebel eingehüllt. Die Sicht beträgt keine 100 Meter. Dazu erwartet mich bei Sose eine trübe See, die von Tang durchsetzt ist.
Eigentlich ideales Wetter, aber ich bleibe ohne Fischkontakt, treffe aber auf 5 weitere Angler an der einen Strecke und später bei Arnager auf einen Landsmann aus Kahla. Ich beschließe den Abend mal wieder bei Hvidde Odde und habe hier noch eine nette Unterhaltung mit einem älteren Herrn aus der Lübecker Ecke. Nach dem Fischen treffen wir uns wieder, beide ohne Fisch, bei einem einheimischen Angler habe ich wohl Mitleid erweckt und er schenkt mir einen goldfarbenen Toby-Blinker!

rechts: typischer Südküstenabschnitt mit Steinriff

5.Tag: Karfreitag: Sonne, wolkenloser Himmel und fast windstill, keine allzuguten Voraussetzungen für den 33. Bornholmer Meerforellenwett- bewerb, der heute auf der ganzen Insel stattfindet.

links: Massenandrang bei der Preisverleihung...

Da wegen diesem traditionellen Tag heute ca. 400 Angler aus ganz Skandinavien und Deutschland unterwegs sind, soll Angeln für mich heute mal Nebensache sein.
Vormittags angle ich ein wenig zusammen mit meinem Sohn von den Klippen im Norden bei Sandvig (7) und kann eine schöne und dicke 45er zurücksetzen. Nachmittags versuche ich mein Glück kurz bei Hammerhaven (6) und dann geht es gegen 18.00 Uhr auf nach Rönne, wo im Yachthafen die Auswertung des Wettbewerbes mit Preisverleihung steigt.
Das Ergebnis ist dem Wetter entsprechend recht dürftig ausgefallen, rund 400 Teilnehmer fingen ganze 40 Meerforellen, eine Regenbogenforelle und einen Dorsch. Also nicht mal 11% der Leute (oftmals wirklich Experten !!!) fingen ihren Fisch. Ein Drittel der Fische war nur knapp über dem Mindestmaß von 40cm und hätte meines Erachtens eigentlich fairerweise zurückgesetzt werden müssen. Außerdem waren wieder einige stark gefärbte Fische darunter. Aber egal, es gab ja für jeden Fisch einen Preis! Eine Handvoll guter Fische waren auch dabei, aber wohl keiner über 3,5 kg (an die 80cm) und eine sehr starke Regenbogen.
Abends wollte ich schön Fliegenfischen bei Levka (3), habe jedoch nach einer Stunde entnervt die Rute ins Auto geworfen: der leichte Landwind hatte den Tang in der ganzen Bucht verteilt und nun war die Fliege nach jedem Wurf ein glitschiges Tangbündel, von der Leine wollen wir erst gar nicht reden.
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6.Tag: kurz nach 15.00 Uhr treffe ich - wieder bei Sonnenschein und wolkenfreiem Himmel in Snogebaek (17) (Foto unten) an der Südostküste ein. Hier soll Bornholms interessantestes Revier sein und ich denke nach dem ersten Eindruck - das stimmt wohl. Mehrere flache, gut bewatbare und mit Tangbewuchs überzogene Schiefer-Riffe erstrecken sich weit ins Meer hinein, an manchen Stellen kann man hunderte von Metern weit ins Meer hinauswaten. Es gibt nur wenige tiefere Löcher und Rinnen, auf die man acht geben muß. Meistens tauchen diese gerade dann auf, wenn man sich wieder einmal zu weit hinaus gewagt hat und schneiden mir den Rückweg ab. Es ist Niedrigwasser, ein leichter Ostwind weht von See und kurz nach 18.00 Uhr fange ich meinen Fisch, eine schöne blanke Meerforelle von 50cm. Kurz danach sehe ich zum ersten mal eine Forelle (etwa 45cm) in voller Länge aus dem Meer springen. Leider bleibt die 1. Forelle auch die einzige für heute und so mache ich gegen 21.30 Uhr Schluß, schließich habe ich noch eine gute halbe Stunde Heimfahrt vor mir.
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7.Tag: Ostersonntag = Familientag! Trotzdem kann ich mich nach 16.00 Uhr einige Stunden zum Fischen verdrücken. Ich begebe mich mal wieder nach Rönne / Hvidde Odde (2). Es ist (sau-)warm, so 25 C° und es weht ein ordentlicher Südwind. Am Strand herrscht reger Wanderbetrieb, auch Mitfischer sind bereits unterwegs. Ich platziere mich in der Mitte der kurzen Angelstrecke zwischen zwei Zunftkollegen. Der Angler zu meiner Linken präsentiert plötzlich eine schöne mittefünfziger Forelle am Strand. 
Komisch, ich habe vom Drill gar nichts mitbekommen. 
Wenig später fängt auch der Angler zu meiner Rechten eine kleine Meerforelle und gegen 18.00 Uhr endlich der ersehnte Ruck bei mir !
Leider verabschiedet sich der Fisch gleich beim ersten Sprung wieder. Er war blank und stark und hatte um 55cm.
Sehe gegen 20.30 Uhr weit draußen noch einen Fisch springen, fange heute jedoch nichts mehr.
Unten: Sonnenuntergang bei Levka.
8.Tag: Ostermontag. Die Familie möchte (auf meinen Vorschlag :-) am Strand von Duodde bis Snogebaek wandern, Sonne tanken etc. Das sind gute 6 Kilometer, so habe ich von 12.00 - 18.00 Uhr Zeit, nochmals die Strecke bei Snogebaek (17) durch- zufischen. Wetter ist wie immer, warum erwähne ich es überhaupt noch: Sonne, wolkenlos und wenig Wind aus Südost, also nicht besonders gut zum Fischen. Trotzdem wogt die See so stark, dass es mir gelegentlich die Taschen meiner Watjacke füllz. Den ganzen Nach- mittag habe ich nur einen Biß und einen Nachläufer. Nach dem Abend- brot versuche ich mein Glück noch 'ne Stunde von den Klippen bei Sandvig, es bringt jedoch auch nichts.
9.Tag: Mein Stimmungsbarometer fällt: Sonne, keine Wolken, wenig Wind und warm. Ich bin heute gegen Eins an der Südküste und befische drei Spitzenplätze: 2x Sommerodde (18) und Arnager (21): Absolut Null Kontakt. Abends wieder bei Hvidde Odde. Ich fische zuerst allein, setze eine 45er zurück, die weiter wachsen darf und auf einmal sind wir zu fünft in der Strecke. Habe noch nie so viele Kleinfischschwärme (Tobis etc.) und auch Größere gesehen. Mache um 20.00 Uhr Schluß. Am Parkplatz kommt mir ein sechster Angler entgegen. Scheint wohl Rönnes Feierabendstrecke zu sein ?!
Links: Typischer Nordküstenabschnitt
10.Tag: Heute Abend kommt Carsten zu Besuch. Vorher musste ich unbedingt seinen Tipp mit Levka (3) am Morgen ausprobieren. Ich habe es also tatsächlich geschafft, morgens um 4:15 Uhr aus den Federn zu kriechen und bin 4:50 Uhr am Wasser. Es wird schon hell, der Morgen ist herrlich und ruhig. Gegen dreiviertel sechs der ersehnte Schlag an der Rute und ich kann eine blanke 60er (1,8 Kilo) (Foto rechts) landen. Danach sehe ich noch eine ganze Menge Fische durchs Wasser kreuzen, eine Forelle springt sogar voll heraus. Halb sieben kommen noch zwei einheimische Angler, aber bis Ende gegen 8.00 Uhr wird nichts mehr gefangen. Abends kommt Carsten und ich erfahre eine Menge über Bornholm und die Fischerei.
11.Tag: Ich war so begeistert vom gestrigen Morgen, dass ich mir das gleiche nochmal antue. Bin also wieder kurz vor 5 Uhr am Wasser. Leider hatte ich mich am Abend vorher nicht von der "Netz"-Situation überzeugt (dringend anzuraten) und so finde ich die Küste komplett mit Fischernetzen zugestellt vor, fange entsprechend nur eine handlange Forelle auf Fliege und sehe auch nur einen einzigen Fisch an der Oberfläche zeichnen. Kein Vergleich zu gestern!
Wechsle also die Stelle nach Hvidde Odde, aber dieser Platz scheint Morgens nicht besonders gut zu sein - kurz, ich fange nichts. Am Nachmittag nehme ich mir einen weiteren Tipp von Carsten vor: Die nördliche Salenebucht rund um den gespaltenen Stein (10) an der Nordküste. Die Wellen brechen zwischen den Riffen und dort stehen tatsächlich die Forellen, ich habe viermal Kontakt: einen Biß, zwei Nachläufer und eine kleine Forelle von etwa 25cm. Einer der Nachläufer hatte bestimmt 60 bis 70cm, er folgte dem Wobbler aus einer Rinne, über der sich die Wellen gischtend brachen, bis fast vor meine Füße. An solchen Stellen stehen Sie also!!! Leider ließ sich der Fisch nicht nochmal blicken. Das Angeln war sehr mühsam, nach jedem Wurf Tang entfernen und dann der fürchterlich steinige und glatte Watgrund und die Wärme...
12.Tag: Am Nachmittag nehme ich mir wieder Hvidde Odde (2) vor. Es sind 23 C°, die Sonne knallt und kaum ein Lüftchen weht hier unten. Ich schwitze schon beim in-die-Wathose-steigen! Dicke Tobis folgen dem Köder desöfteren. Geschickt eingefädelt, denke ich: wenn eine Forelle kommt, schießt ihr in alle Richtungen auseinander, so dass nur noch mein Blinker zum Zubeissen übrigbleibt. Aber die Rechnung geht mal wieder nicht auf, ich fange eine Untermaßige von 30cm, das war alles.

links: die östliche Salenebucht

Also fische ich anschließend bei Sorthat (2) und Levka (3) mit der Fliege. Die Sonne versinkt langsam im Meer und ich stehe inmitten von hunderten springender und nach Insekten steigender Smolts. So etwas hatte ich noch nie vorher gesehen, eine richtige Massenwanderung von frisch aus den Bächen hinabgestiegenen, kleinen Fischen.

rechts: die Sonne versinkt - Sorthat

Die Küste steht mal wieder voller Fischernetze, heute schon in zwei Reihen. Fischers-Fritze fragt mich beim aus dem Meer Steigen aus seinem Holzschuppen heraus, ob ich etwas gefangen hätte, was ich verneine. Darauf erzählt er mir stolz, dass er in den letzten beiden Tagen 8 Meerforellen gefangen hat. Mit Netz natürlich... Aber heute hätte er (netterweise) keine Netze gestellt. Was solls, denke ich, dafür haben es seine Kollegen um so wilder getrieben, wo soll er sein Garn denn noch hinstellen, die Küste ist von Sorthat bis Levka voll davon. Nachdenklich mache ich mich auch dem Heimweg... Man müßte auch auf Bornholm den Fischern die Netzrechte abkaufen...
Letzter Tag: Ich nehme mir heute nochmal die Hotspots der Nordküste vor: Erst Döndal (9) - ohne Erfolg, anschließend Salenebucht - gesp. Stein (10) - ohne Erfolg und zum Schluß Yppnasted (12). Hier schenkt mir die Ostsee eine blanke 53er Forelle (Foto links) zum Abschied. Nach dem Fototermin vergesse ich die Angel im Gesträuch, so kommen wir abends noch zu einer schönen letzten "Inselrundfahrt". Aber auf Bornholm kommt nichts weg  - aber ich komme wieder...
Foto unten: die Nordküste bei Yppnasted: hunderte guter Angelplätze...
einige Bornholm - Links:
Bornholm - Fischerei auf Meerforellen und Küstenfliegen (Carsten und Otto)
Bornholm - Ferries (Bornholm - Fähre ab Sassnitz)
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links: Bornholms Wälder: im Frühjahr wie ein weißer Teppich...