Azoren: Auf der grünen Insel Sao Miguel
Ein Reisebericht von Sven Wolters
Ende August starteten wir unsere Reise, über Lissabon ging es zum Flughafen Ponta Delgada auf Sao Miguel, der Hauptinsel der Azoren. Die Insel ist ca. 60 Kilometer lang und 15-20 Kilometer breit, es herrscht subtropisches Klima mit Temperaturen zwischen 20 und 25°C, allerdings mit recht wechselhaftem Wetter. Sandstrände sucht man auf der Insel fast vergeblich, die Ufer sind von hohen Steilküsten und Felsklippen geprägt.
Die Wettervorhersagen konnte man auf der Insel komplett vergessen, das Gute war, bei Regen musste man meistens nur etwas mit dem Auto fahren und irgendwann hatte man einen Fleck mit Sonne gefunden.
Im Voraus hatte ich mich schon schlau gemacht, dass das Meeresangeln vom Ufer, erst recht mit der Fliegenrute, eine nicht sonderlich erfolgversprechende Angelegenheit ist. Versuchen wollte ich es natürlich trotzdem und packte meine #10er Rute für große Salzwasserräuber und für das Süßwasser noch die #6 Sage Foundation, die ich als Dankeschön für meinen Grönland-Reisebericht bekommen habe. 

Freitag 23.08.
Anreise, Leihwagen abholen, unsere über AirBnB gebuchte Ferienwohnung finden (gar nicht so einfach, wenn die Straße keinen Namen hat...), Wohnung beziehen und im Dorf im winzigen Supermarkt einkaufen. Ich bin froh, mich für einen Renault Clio als Leihwagen entschieden zu haben, denn die Straßen im Dorf sind extrem eng, Bürgersteige gibt es häufig gar nicht. Auch der Parkplatz unserer Wohnung ist eine Herausforderung, meine Freundin muss mich beim Einparken jedes Mal einweisen.

Samstag 24.08.
Wir machten einen Ausflug in die Hauptstadt Ponta Delgada, deckten uns im Decathlon mit einer Schnorchelausrüstung ein und ich stöberte auch etwas in der Angelabteilung. Am Hafen buchten wir eine Whalewatching Tour. Eigentlich wollte ich mir auch noch eine Angelkarte fürs Süßwasser kaufen (fürs Salzwasser benötigt man keine Lizenz), leider hatte die Ausgabestelle am Wochenende geschlossen.
Abends testeten wir dann noch trotz Regenwetter in einer kleinen Badebucht in der Nähe unserer Ferienwohnung unsere Schnorchelausrüstung.
Die Fischvielfalt war unglaublich, große Schwärme von Meeräschen, Meerbrassen und bis zu 40cm langen Goldstriemenbrassen, dazwischen noch einzelne ebenfalls bis zu 40cm lange Papageienfische und Gabelmakrelen.
Abends ging es in ein Fischrestaurant direkt am Hafen, hier konnte man sich direkt den fang des Tages ansehen und zubereiten lassen. Der Papageienfisch schmeckte hervorragend und das Essen war wirklich sehr preiswert.
Sonntag 25.08.

Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf eine Wanderung die Steilküste abwärts zu einem kleinen Dorf. Meine Angel war mit im Gepäck, leider war der Wellengang unten an der Küste doch deutlich härter als es von oben den Anschein hatte. Bei 1,5 Meter hohen Wellen wollte ich nicht auf rutschigen Steinen in der Brandung stehen und so musste ich mich noch etwas weiter gedulden. Die tolle Aussicht sorgte aber dafür, dass wir auch so eine schöne Tour hatten.

Zum Nachmittag fuhren wir dann zum Baden an eine heiße Quelle, die in einen mit dem Meer verbundenen Felsenpool mündet. Direkt in der Mündung ist das Wasser über 40°C warm, zwischen den Steinen steigt Dampf auf. Leider ist das Ganze eine Touristenattraktion und dementsprechend voll.

Nach dem heißen Bad startete ich den ersten Angelversuch im Salzwasser.

Bis auf einige kleine Hornhechte und kleine Gabelmakrelen, die meinen Clouser attackierten aber verfehlten, war die Sache leider erfolglos.

Montag 26.08.
Ab nach Ponta Delgada und die Süßwasser-Angellizenz kaufen. Trotz einiger Sprachbarrieren hielt ich die Karte schließlich in den Händen. Die Lizenz, mit der ich jetzt für 10 Tage ALLE Seen und Flüsse der Insel befischen durfte, kostete unglaubliche 1,07€. Mit der Lizenz in der Hand machten wir uns auf nach Sete Cidades, einem Doppelsee aus dem klarem Lagoa Azul und dem grünlich trübem Lagoa Verde. Bereits vom Kraterrand können wir die tolle Aussicht bewundern.

Unten am See angekommen, habe ich nur noch Augen für die direkt am Parkplatz massenhaft gründelnden Karpfen.
Schnell die Rute montiert und angeworfen, es sollte doch kein Thema sein, einen zu fangen... Falsch gedacht, meine Nymphen die Zuhause bei den Schleien super ankommen, sind bei den Karpfen hier leider nicht so beliebt. Nach 20min erfolglosen Minuten entscheiden wir uns, mit montierter Rute einen Spaziergang um den See zu machen. Ich probiere es natürlich immer wieder, wenn ich einen Karpfen sehe (und es waren viele Karpfen zu sehen)...
Zwischendurch versuche ich es auch mal mit Streamer und fange immerhin einen nicht mal handlangen Barsch. Der anfangs breite Spazierweg verwandelt sich immer mehr zu einem Pfad durch den Dschungel und ich muss die Rute erstmal wegpacken.
Drei Stunden später zurück am Parkplatz starte ich noch einen letzten Versuch und wechsle auf eine grüne Damsel Nymphe, die ich noch nicht probiert hatte. Erster Wurf, die Fliege landet etwa 1m vor dem gründelnden Karpfen, der schwimmt sofort in Richtung meiner Fliege und saugt sie ein. Nach einem kurzen aber heftigen Kampf kann ich meinen ersten Karpfen auf Fliege landen.
Die nächsten beiden Fische, beides Karpfen deutlich über 50cm, verliere ich leider, weil sie sich im Kraut festsetzen, einer schlitzt aus, der andere reißt leider ab. Woraufhin ich ein deutlich kräftigeres Vorfach montierte. Danach geht es Schlag auf Schlag, ich lande innerhalb von einer Stunde 7 oder 8 Karpfen.
Besonders spannend war die Fischerei auf einem knietiefem Sandflat, hier waren die Fische und die Fliege besonders gut zu sehen, man musste aber weite Würfe machen und die Fliege sauber ablegen, um die Fische nicht aufzuscheuchen. So stelle ich mir auch die Bonefish Angelei vor. Schade das ich vorher die falschen Fliegen gefischt habe, bei der Runde um den See waren einige deutllich größere Karpfen zusehen gewesen.
Irgendwann muss ich einpacken und wir baden noch eine Runde im See, leider ist das Wasser so trüb, dass man beim Schnorcheln nichts sieht. Auf der Rückfahrt stehen wir dann erstmal im Stau.
Dienstag 27.08.
Morgens hieß es früh aufstehen und ab nach Ponta Delgada, für den Vormittag stand eine 4-stündige Whale watching Tour an. Gebucht hatten wir eine Fahrt im Schlauchboot mit nur 20 Leuten. Bereits nach wenigen Minuten war ein kleiner Trupp Delfine neben dem Boot.
Nach ein wenig Suchen konnte der Kapitän noch einen größeren Trupp Delfine finden.
Und dann tauchte eine ganze Familie Pottwale auf, ein kleines Weibchen, ein großer Bulle, ein weiteres trächtiges Weibchen und ein Baby.
Um die Tiere nicht zu stören, blieben wir allerdings etwas auf Entfernung.
Den Nachmittag waren wir noch in einer ruhigen Bucht schnorcheln und gegen Abend versuchte ich nochmal für eine Stunde an der Küste mein Glück.
Tolle Aussicht und immerhin ein kleiner Erfolg in Form einiger Gabelmakrelen, die meinen Clouser attackierten. Eine Handlange konnte ich sogar landen, diese blieb leider auch der einzige Salzwasserfisch des Urlaubs. Mit Naturködern wäre ich sicherlich erfolgreicher gewesen aber sowas macht man als gestandener Fliegenfischer ja nicht.

Mittwoch 28.08.
Am Mittwoch ging es nach Furnas, der Ort ist berühmt für seine vielen heißen Quellen, überall dampft und blubbert es und Schwefelgeruch hängt in der Luft.

Wir machten einen Spaziergang um den See "Lagoa das Furnas", diesmal ohne Angel, meine Augen waren aber trotzdem öfters aufs Wasser gerichtet.
Der See sollte einen guten Bestand an Hecht, Zander, Barsch und Karpfen haben, zu sehen war allerdings kaum etwas.
Eigentlich war der Plan, im Anschluss ein Tretboot zu mieten, leider zogen Regenwolken auf, da hatte Meine Freundin Jule dann keine Lust mehr auf Tretbootfahren.
Habe dann mein Glück vom Ufer versucht, einfach mit Badeschuhen und Shorts rein ins Wasser und diverse Streamer durchprobiert. Leider alles erfolglos, nur einige Karpfen zeigten sich weiter draußen an der Oberfläche. Zwischendurch wird das Wasser öfter mal sehr warm.
In einer Bachmündung kann ich 2 Hechte um die 70cm entdecken, die beiden sehen mich aber leider auch und machen sich aus dem Staub.
Habe danach eigentlich schon aufgegeben, sitze mit Jule am Kiosk und trinke eine Maracuja Limonade, da schwimmt ein dicker Karpfen direkt am Ufer entlang. Rute geschnappt, Fisch leicht überworfen und die Fliege langsam ins Sichtfeld gestrippt, alles lief perfekt nach Lehrbuch. Der Fisch steuert sofort auf die Fliege zu und saugt sie ein, ich schlage an und ziehe ihm die Fliege wieder aus dem Maul.
Der Fisch dreht sich verwirrt im Kreis und sucht nach seiner vermeintlichen Mahlzeit, ich reiße mich zusammen und werfe den Fisch erneut an, er nimmt, der Anhieb sitzt. Ungefähr 10 Sekunden später flitzt der Backingknoten durch die Ringe und der Fisch denkt nicht mal daran, zu stoppen, obwohl ich voll gegenhalte. Erst mit locker 60m Schnur draußen dreht der Fisch langsam bei und schwimmt parallel zum Ufer. Die nächsten Minuten geht es hin und her, irgendwann kann ich ihn dann aber unter Applaus von mehreren Touristen, die sich mittlerweile hinter mir versammelt haben, landen.
Donnerstag 29.08.
Zum Angeln leider viel zu stürmisch, also mit dem Auto und zu Fuß die Insel erkundet.
Freitag 30.08.
Am Freitag ging es unter anderem an den naturbelassensten See der Insel, den Lagoa do Fogo. Mit dem Auto ist der See nicht zu erreichen, stattdessen muss man die 200 Höhenmeter zum See runter zu Fuß zurücklegen. Deshalb ist oben am Aussichtspunkt auch recht viel los, herunter zum See kommen aber nur deutlich weniger Leute.
In diesem See sollte es nach meiner Onlinerecherche viele Regenbogenforellen und einige kleine Schwarzbarsche geben. Bereits beim Abstieg konnte ich die ersten Fische sehen, dementsprechend wurde natürlich unten am See sofort die Rute montiert und ich stürzte mich ins Wasser. Mein kleiner Wooly Bugger fand allerdings keine Abnehmer, ein gar nicht mal so kleiner Schwarzbarsch folgte ihm zwar, drehte aber dann desinteressiert ab. Was ich von oben für Forellen gehalten hatte, waren tatsächlich gigantische Rotaugen und einige eher kleine Karpfen, letztere sollte es hier eigentlich gar nicht geben. Diverse Köderwechsel später entschieden wir uns dann, (mit montierter Rute) am Ufer entlang zu wandern. Aber nur 20m weiter sah ich den nächsten Schwarzbarsch. Köderwechsel auf einen fingerlangen, naturfarbenen Minnow, angeworfen, Anhieb versaut, den selben Fisch noch 6 mal angeworfen und das Spiel jedes Mal wiederholt, irgendwann blieb er dann endlich hängen.
Ab da konnte ich in regelmäßigen Abständen Schwarzbarsche spotten und meistens auch (nach diversen Fehlbissen) fangen.
Nach vielleicht einer Stunde kamen wir an einem kleineren Teich an, der vermutlich bei hohem Wasserstand mit dem See verbunden ist.
Dieser Teich war deutlich trüber, daher konnte ich bei der Bugwelle, die sich über eine leicht überschwemmte Wiese zog, auch nicht genau erkennen, um was für einen Fisch es sich handelt. Trotzdem angeworfen, den Streamer ein paar Mal gezupft und dann stehen gelassen. Die Bugwelle steuert genau auf den Streamer zu und bleibt stehen, ich hau an, und denke erst an einen großen Bass. Es handelte sich aber um einen räuberischen Karpfen.

5 Minuten später wiederholt sich das ganze nochmal, dann machen wir uns auf den Rückweg.

In einer ruhigen Bucht drückt ein größerer Trupp Schwarzbarsche immer wieder Rotaugen ans Ufer, die Fische sind so im Futterrausch, dass sie meinen Streamer sofort nach der Landung attackieren und einen gehakten Fisch bis vor meine Füßen folgen. Ich fange Fisch auf Fisch in teilweise sehr ordentlichen Größen.

Als die Sonne langsam die Bergkette berührt machen wir uns an den Aufstieg zurück.
Auf dem Rückweg musste ich unbedingt noch ein Foto von diesem Schild machen, so eins steht an jeder Auffahrt zur Schnellstraße ...
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Samstag 31.08.

Wandern (und baden) an einem der Bäche.

Einige kleine Forellen waren in den Gumpen auch zu sehen, die habe ich aber in Ruhe gelassen. Mittags versuche ich mein Glück in einem kleinen Hafen am Meer, leider erfolglos.
Am Nachmittag kamen wir dann zufällig nochmal in Furnas vorbei, neben dem Lagoa das Furnas gibt es hier auch noch einen Bach, der durch die Stadt fließt. Hier soll es auch Forellen geben, ich fand aber die Karpfen spannender, die überall in den ruhigen Buchten standen. Während Jule in einer zahlreichen heißen Quellen, die hier in den Bach münden, ein Fußbad nahm, wanderte ich etwas flussab. Erste Versuche, von der hohen Ufermauer zu fischen, schlugen fehl, also sprang ich einfach in den Bach und fischte mich flussaufwärts. Die bewährten Fliegen funktionierten aufgrund der Strömung nicht mehr, der Wechsel zu einer stark beschwerten Squirmy Worm Fliege mit Tungstenaugen brachte dann aber schnell Erfolg und einen harten Drill in der Strömung.
Als Jule mit ihrem Bad fertig war, hatte ich gerade den zweiten Karpfen am Band. Ich hatte hier vermutlich noch deutlich mehr Bisse, leider konnte man aufgrund des trüben Wassers nur ahnen, wann der Karpfen die Fliege einsaugt und es Zeit für den Anhieb ist. Hier hätte ich gerne noch weiter gefischt, Karpfen bis 60cm waren zu sehen, leider hatten wir fürs Abendessen einen Tisch reserviert und so musste ich leider schlussmachen.

Sonntag 01.09.
Rückreisetag, bis nach Lissabon kamen wir auch, der Flug nach Hamburg wurde allerdings gecancelt. Nach ewig langem Anstehen bekamen wir Hotel- und Essengutscheine und ein Ticket für Montag 18:00 Uhr.

Montag 02.09.
Die Zeit wurde genutzt, um in Lissabon das Oceanário de Lisboa anzusehen, ein gigantisches Salzwasser-Aquarium. Es war leider sehr überlaufen, aber ich kann es trotzdem jedem nur empfehlen, wenn ihr vor Ort seid. Im Hafen drumherrum waren Millionen von Meeräschen zu sehen und dazwischen einige große Wolfsbarsche, leider war die Angel im Koffer. Um 18:30 Uhr ging dann tatsächlich der Flieger und kurz vor 23:00 Uhr waren wir wieder zurück in Hamburg.
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Weitere Infos & Daten:
Verkaufsstelle für die Süßwasser-Angellizenz vor Ort: 
Direção Regional dos Recursos Florestais
R. do Contador 23
9500-100 Ponta Delgada

Allgemeine Infos zu den Azoren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Azoren
https://www.visitportugal.com/de/destinos/acores




Ein Bericht von Sven Wolters für www.fliegenfischer-forum.de - Februar 2020. Fotos/Copyright beim Autor. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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