Gerätebesprechung - Fliegenruten:
Airflo Airlite Version 2
Ein Praxistest von Eric Arbogast zum Modell Airflo Airlite V2 10'0" #6 4tlg.
Nach 10 Jahren hat Airflo jetzt seine Bestseller-Rutenserie als Neuflage im Programm, welche auf den britischen Inseln seit ein paar Monaten höchsten Zuspruch findet, auf dem Kontinent aber weniger bekannt ist: die Airflo Airlite Version 2. Waren die Modelle der ersten Serie schon wegen ihrer beeindruckenden Eigenschaften bei moderaten Preisen beim Publikum sehr erfolgreich, so bietet das Nachfolgemodell nochmals verbesserte, feinere, leichtere und vor allem 4-teilige Blanks, die für reisende Angler nur Vorteile bieten. Die Aktion ist wie gehabt recht schnell und wiederum kräftig ausgefallen, wurftechnisch aber raffinierter und auch im Drill weiterhin über alle Zweifel erhaben.
Auf Herz und Nieren getestet haben wir ein Einhand-Modell der Schnurklasse 6 in der für mitteleruopäische Verhältnisse eher unkonventionellen Länge von 10 Fuß. Obwohl als «leichte» Stillwasser-Rute gelabelt, verfügt das Teil über sehr beeindruckende Wurf- und Drilleigenschaften, in größeren Flüssen und an der Küste als Streamerrute und als Meerforellenrute ist man sehr gut damit bedient, dazu aber später mehr. 
Die Airlite-Rutenserie verfügt über 6 Einhand-, 2 Switch- sowie über 3 Zweihandmodelle, in für den britische Verhältnisse gängigen Rutenlängen: 9 bis 10 Fuß bei den Einhändern (Schnurklassen 5 bis 8), 11 Fuß bei den Switch-Ruten (Schnurklasse 7 und 8), sowie 13 bis 15 Fuß bei den Zweihandruten (Schnurklassen 8/9 bis 10/11).
Ausstattung und technische Details:
Teilung und Maße
Vierteilige Fliegenrute in 10 Fuß Länge (nachmessen 305 cm) mit vier gleichlangen teilen à jeweils genau 80 cm. Das Rutengewicht beträgt 113 Gramm. Die "männlichen" Hülsenhälften sind gegen ein Eindringen von Schmutz abgedichtet. Stoffutteral. Länge des Transportrohrs: 87,5 cm, welches somit bei Bedarf noch ins Kabinengepäck auf Flugreisen passt.
Ausstattung
Blank: Der leichtgewichtige Kohlefaserblank ist schlicht mattgrau gehalten und unlackiert, alle Teile greifen sauber ineinander.
Beringung: Wie die allermeisten vierteiligen Einhand-Fliegenruten kommt das Handteil ohne Beringung, eine Fliegenöse oberhalb des Griffes gibt es nicht und wäre hier auch fehl am Platz. Das erste Mittelteil ist mit 2 hochwertigen Oxyd-Leitringen ausgestattet, das zweite Mittelteil sowie das Spitzenteil verfügen über Einsteg-Schlangenringe, welche Gewicht sparen und alle sauber in einer Flucht angebracht sind. Sämtliche Wicklungen sind mit schwarzem Wicklungsfaden ausgeführt und ordentlich versiegelt. Beschriftungen und Punktmarkierungen an den Überschüben verkürzen eine erste Ausrichtung der Rute beim Zusammenstecken.
Griff: Full-Wells-Korkgriff, 18 cm lang in recht passabler Qualität aus 15-mm-Scheiben mit Rubberkork-Abschlüssen an beiden Enden.
Rollenhalter: Ein nach oben schließender (uplock) Alu-Rollenhalter mit geführtem Rollenring und zwei Muttern mit sauber geschnittenem Gewinde gibt dem Rollenfuß hervorragenden Halt und ein schwarzer Schaumstoff-Fighting-Butt in für die Schnurklasse perfekten Dimensionen rundet das Bild ab.
Preis: 329,99 €
Nähere Betrachtung und Praxistest (Sommer und Herbst 2017):
Es fällt einem sofort auf, dass sich die Rute als 10-Füßer erstaunlich leicht anfühlt, andere Modelle sind hier nennenswert kopflastiger. Dennoch wurde die Rute beim Test mit einer etwas größeren und schwereren Rolle ausbalanciert, was Vorteile beim Wurfkomfort brachte. Die Vierteilung ist ein ganz klarer Vorteil gegenüber einer Dreiteilung, Einfluss auf die Aktion hat das aber kaum. Die Ausführung der Rute ist optisch sehr korrekt gelungen und die Verarbeitung auf wirklich gutem Niveau.
Von den drei 10-Fuss-Ruten der Serie verfügt die 6er über die feinfühligere Aktion, Power ist aber in allen Belangen im Übermaß vorhanden. Demnach geht die Schnurwahl logischerweise in Richtung höher gewichteter Keulen, gerne ab 13 bis 15 Gramm bei Längen ab etwa 9 bis 15 Meter. Als Stillwater-Rute kommt die Airflo V2 natürlich sehr gut mit Intermediate- und auch "schwereren" Sinkschnüren bis S7 klar. Die «Testfahrer» beeindruckte die Rute besonders bei der Bootsfischerei «Loch-Style» in Großbrittanien sowie als Streamerrute in Grönland.
Britische «Reservoirs» verfügen teilweise über einen unglaublich guten Bestand an (qualitativ hochwertigen) Forellen (besetzt, teils auch wild oder verwildert); eins dieser Reviere ist Farmoor-Reservoir in Oxfordshire, mit hervorragender Wasserqualität und beeindruckenden Forellen, kaum unter zwei Pfund und alle mit perfekten, wohlgeformten Flossen, wie man sie sonst nur von echten Wildfischen her kennt.
Je nach Vorgabe wurde mit Schwimm- und Intermediate-Schnüren gefischt, mit 2 bis 4 Fliegen an längeren Vorfächern von etwa 6 Meter Gesamtlänge und Vorfachspitzen um 0,20 bis  0,22 mm, wobei die mittlere Wurfdistanz bei etwa 15 Metern lag, eigentlich absolut keine Anforderung an die Rute. Da nach Einstrippen der Fliegen die Schnurspitze vor dem nächsten Wurf dann einfach liegen/sinken gelassen wird, um danach senkrecht langsam aus dem Wasser gehoben zu werden (fishing the hang) und etwaige Nachläufer zum Biss zu verführen, sind die 30 cm Mehrlänge im Vergleich zu einer Standardrute vom 9 Fuß sehr hilfreich, da der Aktionshebel länger ist und die Kontrolle der Schnur so besonders gut gelingt. Im Drill spielt die tolle Aktion der Airflo dann aber ihre Trümpfe aus: die relativ weiche Spitze verhindert Vorfachbrüche, während das solide Rückgrat bis ins Mittelteil über jeden Zweifel erhaben ist und den Angler auch stärkere Forellen sicher ums Boot herum kontrollieren lässt. Da wir uns über den ganzen Tag in den Booten abwechselten und untereinander die Ruten austauschen und viele beeindruckend kampfstarke Forellen bis etwa 7 Pfund landen konnten, waren wir uns abends alle einig: die Airflo Airlite war unter allen mitgebrachten Ruten (sehr namhafter Hersteller) diejenige mit den weitaus besten Drilleigenschaften bei diesen Vorgaben, was uns wegen des Konzeptes eigentlich nicht überraschte.
In Grönland konnte die Rute dann ihre ganze Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Gefischt wurde auf arktische Saiblinge im Fluss sowie auch vom Seeufer aus, unter klimatisch guten Bedingungen wie auch bei stärkerem Wind. Die Wurfpower der mittelschnellen Aktion ist schon beeindruckend, Würfe überkopf bei Bedarf bis weit ins Backing gelingen mit der richtigen Schnurwahl schon fast mühelos und beim Dauerdrill der extrem starken Saiblinge bis etwa 8 Pfund leistete die Rute sich keine Patzer. Wasserwürfe aller Art gelingen ebenfalls hervorragend, wobei Schnüre/Schussköpfe mit Keulengewichten um 270 grains/17 Gramm gar nicht fehl am Platz sind.
Fazit: Die Airflo Airlite V2 ist von der Basis her eine längere Rute für Stillwasser-Spezialsten, kann aber ebenfalls hevorragend überall dort eingestzt werden, wo ein Plus an Schnurkontrolle, Wurf- und Drillpower vonnöten ist: Irland-Fahrer (Grilse, Meerforellen), Talsperren-Enthusiasten und Hardcore-Streamerfischer werden mit dieser Rute ebenso viel Freude haben wie die Meerforellen-Spezis von der Küste.
Bezug: Im einschlägigen Fachhandel. Händlerinfo unter: www.elbi.nl
 



Testbericht und Fotos © von Eric Arbogast für www.fliegenfischer-forum.de - Januar 2018
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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